Armored Core 529.03.2012, Benjamin Schmädig
Armored Core 5

Im Test:

Seit Jahren gibt es diese grandiosen Videos: Filme, in denen gigantische Kampfmaschinen nicht wie aalglatte Computerkunst ballern, sondern als Teil einer dreckigen Kriegsmaschinerie behäbig durchs Bild poltern. Körniger Staub liegt auf der Kamera, wenn die Goliaths vor winzigen Soldaten Stellung beziehen - dann fliegen schmutzige Patronenhülsen aus turmhohen Maschinengewehren. In den letzten Jahren fand die Faszination nach den kurzen Filmen allerdings ein jähes Ende...

Anspruch und Wirklichkeit

From Software kennt die Nische und legt mit schöner Regelmäßigkeit den Köder aus: Martialische Intros, nach denen sich metallfressende Mecha-Freaks die Finger lecken. Und dann? Dann zischen hyperagile Geschosse durch detailarme Kulissen - als hätte sich eine nietenverstärkte Ausgabe von Metal Sonic in einer graublauen Dreamcast-Kulisse verirrt. Für mich war es jedenfalls so: Die Faszination erlosch in dem Moment, als Armored Core von Film zu Spiel umblendete.

Diesmal nicht. Diesmal geht es noch vor dem Hauptmenü in die erste Mission und ich lenke einen trägen Metallriesen zwischen den Wolkenkratzern einer zerstörten Stadt. Wie seine Vorgänger schiebt ein Boost den Riesen zwar auf Knopfdruck schneller voran, den Hochgeschwindigkeits-Luftkampf des Vorgängers gibt es aber nicht mehr. Endlich: Auch mit späteren Upgrades habe ich in Armored Core V das Gefühl, eine schwere Maschine zu steuern - From Softwares bewusste Umkehr macht sich bezahlt!

Mein Mech, dein Mech

Erweiterungen? Ohne die wird es schnell schwer, in der Welt der Mechs zu bestehen. Denn man wählt nicht einfach "MG oder Raketenwerfer?" Man schraubt den ganzen Mech vom

Neu im Cockpit?

Vorsicht: Armored Core V erklärt erschreckend wenige seiner zentralen Elemente. In den Zusammenbau der vielen Komponenten muss man sich etwa lange hineindenken, bevor man überhaupt sinnvoll loslegen kann. Kern über die Energieverteilung bis hin zum Sensorensystem selbst zusammen. Die einen Beine sorgen für höhere Sprünge, die anderen bieten mehr Schutz. Man kann den Torso sogar auf eine Art Panzer schrauben oder vier spinnenähnliche Gliedmaßen als Unterbau verwenden. Verzeihung, aber: Das ist einfach schweinecool! Es gibt primäre und sekundäre Waffen, unterschiedliche Boosts, etliche Panzerungen für Kopf, Körper und Arme sowie unzählige Waffen vom Laserschwert bis zur Pulse Cannon. Ich mache meinen Mech zur Nahkampfbestie, zum Fernkampf-Schrecken oder zur eisernen Festung. Ich gebe ihm einen Namen, lackiere buchstäblich jedes Einzelteil und klebe meine Plakette auf die stolze Metallbrust. Bezahlt wird mit dem Geld verschrotteter Gegner - also mit im Kampf gewonnenen Punkten.

Und genau da liegt aber das Problem: So wunderbar behäbig sich die Maschinen anfühlen: Spielerisch fällt From Software weiterhin nur blankes Tonscheiben-Ballern ein - pfui! Wenn wenigstens eine amüsante Geschichte dahinter stehen würde; "spannend" erwarte ich ja gar nicht mehr. Aber der zehn Missionen kurze Wirrwarr irgendeines

Spezialwaffen verleihen dem Kampf zwar Pepp - trotzdem herrscht spielerische Langeweile.
Spezialwaffen verleihen dem Kampf zwar Pepp - trotzdem herrscht spielerische Langeweile.
Widerstandskampfes ist der Rede nicht wert.

Alle Systeme online

Nur zehn Missionen? Schafft man es in so kurzer Zeit überhaupt, einen starken Mech zusammenzustellen? Nein - aber darum geht es auch nicht. Denn im Vordergrund steht die immer gleiche Schießbudenarbeit in den immer gleichen Schießbuden. Zwar kann ich jederzeit etliche Missionen erledigen, um die Finanzierung meines nächsten Mechs zu sichern. Doch ob ich laut der beliebigen Auftragsbeschreibung Gebäude zerstören oder Daten sammeln muss: Es läuft darauf hinaus, in acht überschaubaren Einsatzgebieten jede Menge Metall zu verschrotten. Und das ist plump und ermüdend.

Es sei denn, ich stolpere über einen der seltenen Onlinepartner. Immerhin darf ich mir für jeden Auftrag Unterstützung suchen, das gilt auch für die Missionen der Kampagne. Ich könnte mich sogar selbst als Söldner eintragen und auf einen Auftraggeber warten.

Im Mittelunkt steht der Onlinekampf um Territorium.
Im Mittelunkt steht der Onlinekampf um Territorium.

Der Kampf um den Globus

Dabei geht es nicht nur um die eigene Glorie, vielmehr dreht sich alles um das Team. So konnte ich gleich zu Beginn einem Clan beitreten oder einen eigenen erstellen. Ich kann jederzeit mit Teammitgliedern Kontakt aufnehmen, um bis zu fünft Aufträge zu erledigen - unter uns oder im Gefecht gegen eine feindliche Gruppe. Für jeden Sieg erhalten wir sowohl Geld als auch Teampunkte und auf die kommt es an.

Das große Ganze ist der Kampf um die acht Gebiete der Weltkarte. Starke Clans halten einzelne Territorien besetzt und die Herausforderung zum Duell kostet Teampunkte. Es ist frustrierend, die Punkte nach einem Verlust zu verlieren - deshalb ist die mühsame Kollekte neuer Punkte auch im Team zermürbend. Im Gegenzug allerdings ist es wieder ausgesprochen cool, einen mühsam zusammengeschraubten Mech im taktisch sinnvollen Zusammenspiel mit anderen Maschinen zu führen!

Fazit

Erst die gute oder die schlechte Nachricht? Die schlechte: Armored Core V ist eine schrecklich einfallslose Moorhuhn-Vision der spielerischen Zukunft. Hier stimmt überhaupt nichts - weder die erzählerisch lächerliche, spielerisch viel zu kurze Kampagne noch die schlimme Tretmühle der wenigen, ständig gleichen Schießbuden. Die gute Nachricht: Es gibt momentan keine besseren Kampfroboter! Der umfangreiche Zusammenbau, die taktischen Möglichkeiten und die behäbigen Bewegungen machen die Mechs zu den derzeit eindrucksvollsten. Teil fünf gelingt es endlich wieder, die Metallriesen auch nach der großartigen Einführung überzeugend in Szene zu setzen - die Gegenwart menschlicher Mitstreiter verstärkt diese Intensität. Weil es aber selbst im Onlinekampf viel zu oft um das Tottreten derselben Tretmühlen geht, bleibt Armored Core in jener Nische stecken, in der es nur unbelehrbare Freaks anlockt. Und die Faszination erlischt einmal mehr zu schnell.

Wertung

360

Spielerisch herrscht in der martialischen Zukunft trotz ständiger Onlineanbindung traurige Monotonie. Nur der taktische Zusammenbau und die schweren Bewegungen befriedigen Mech-Gelüste.

PlayStation3

Spielerisch herrscht in der martialischen Zukunft trotz ständiger Onlineanbindung traurige Monotonie. Nur der taktische Zusammenbau und die schweren Bewegungen befriedigen Mech-Gelüste.

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