Test: inFamous 2 (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



inFamous 2 (Action-Adventure) von Sony
inFamous 2
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
22.06.2012
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ab 4,38€
Spielinfo Bilder Videos
Vom Fahrradkurier zum Superhelden: Cole McGrath hat eine ebenso steile wie gefährliche Karriere hinter sich. Der sportive Glatzkopf mutierte im Vorgänger zum akrobatischen Elektromeister, der mit gefährlichen Blitzen um sich schoss und auf Stromleitungen dahin raste. Nach dem Abenteuer in der nördlichen Empire City entführt das Team von Sucker Punch zwei Jahre später in die wilden Südstaaten. Sorgt die offene Welt erneut für knisternde Unterhaltung zwischen Gut und Böse?


Das Biest im Rücken

Video
Die ersten zehn Minuten des Abenteuers.
Funken fliegen im Wind, ein Holzsteg krümmt sich, wird mit voller Wucht von der Brandung geküsst und Cole versucht schnell vorwärts zu kommen. Überall Schreie, Blitze und im Hintergrund züngeln Flammen vor dem Schatten eines Riesen, der zwischen Wolkenkratzern wütet. Zerstört diese vulkanische Kreatur gerade Empire City? Als tapferer Superheld übernimmt man die Steuerung und stellt sich dem Ungetüm mit blitzenden Händen. Man weicht aus, teilt aus und fühlt sich sofort mittendrin im Chaos. Aber es reicht nicht, man ist einfach nicht stark genug und muss schließlich fliehen – nach Süden, in die neue Stadt New Marais, die dem realen New Orleans in drei großen Vierteln nachempfunden wurde.

Manchmal kann es helfen, mit einem dramatischen Paukenschlag zu eröffnen: Wer die ersten zehn Minuten von inFamous 2 spielt, wird im Stile von God of War unterhalten und bekommt einen Vorgeschmack auf den technischen Fortschritt des Actionspiels. Sucker Punch hat zwei Jahre lang an der Grafikschraube gedreht, um dieses Abenteuer vor allem hinsichtlich der Licht- und Partikeleffekte sowie der Weitsicht heraus zu putzen. Und es gelingt dem Team aus Seattle, sowohl technisch als auch architektonisch mit frischer Kraft zu punkten - auch wenn die Bildwiederholrate in einigen explosiven Situationen schon mal in den Keller kriecht. Man bekommt aber gerade in der ersten Stunde richtig Lust auf die elektrostatischen Ausflüge, wenn man zwischen all dem Rauch und Feuer als rächender Blitz unterwegs ist.

Paukenschlag und Geigenabgang

Cole McGrath: Vom Fahrradkurier zum Superhelden!
Cole McGrath: Vom Fahrradkurier zum Superhelden!
Aber es gelingt Sucker Punch nicht, den Nachfolger auch spielerisch zu verbessern. Denn nach diesem spektakulären Einstieg schleicht sich Stunde um Stunde neben vielen waffentechnischen Déjà-vus aus Empire City auch eine atmosphärische Ernüchterung ein, bevor man nach fünfzehn bis achtzehn Stunden trotz toller Kulisse ein solides, aber keineswegs begeistertes Resümee zieht. Der technisch unterlegene Vorgänger (Wertung:84%) hat mir im Ganzen wesentlich besser gefallen. Ja, es gibt auch immer wieder grell brutzelnde Highlights und spektakuläre Zerstörungen, aber schon die Ausgangslage der Story und die spätere Inszenierung der Gespräche dämpfen den Optimismus. Worum geht es? Da draußen ist ein riesiges Monster, es heißt „Das Biest“, wütet in Empire City, aber kommt immer näher. Cole muss nach Süden fliehen und Batterie-Kerne finden, damit er es irgendwann besiegen kann. Also versucht man Elektro-Rocky zu werden, um Flammen-Drago im Finale eins zu verpassen.

Okay, geschenkt, denn die platte Story knüpft immerhin nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängers an. Ist ja auch ein Superheldenspiel, zumal man als alter Hase seine Spielstände importieren und direkt weiter machen kann – sehr schön. Dieser Übergang ist genauso lobenswert wie das offene Ende, allerdings krankt das Abenteuer spätestens in der Mitte an seinen schwachen Sidekicks, Sprechern und Dialogen. So beeindruckend die urigen Stadtviertel mitunter aussehen, so schlecht wirken die Charaktere - zu oft spukt einem ein "billig" durch den Kopf. Selbst im englischen Original hört sich Cole seltsam fade an, in der qualitativ noch tiefer rauschenden deutschen Version gesellen sich lustlos gesprochene Nebencharaktere mit schweren Mimikproblemen hinzu; lippensynchron oder charismatisch ist fast gar nichts – und Zeke hat als einziger Partner so schwere Probleme mit dem Witz, dass ein Wiedersehen mit ihm zu Beginn der Storymissionen kaum Freude macht. Das kann er zwar später etwas ausgleichen, wenn es zwischen den beiden Kumpeln kriselt, aber im Vergleich zur Charakterinszenierung in Enslaved oder Uncharted ist das ein schauspielerischer Klassenunterschied.

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Kommentare

crewmate schrieb am
Nein Mann.
Die Geschichte und die Charaktere (bis auf Cole selbst) sind großartig. Zeke hat in infamous 2 viel an Persönlichkeit gewonnen und dient nun als moralischer Dreh und Angelpunkt der Geschichte. Sie wird verdammt gut erzählt. Neben den typischen Zwischensequenzen und Voice Overs der Geschichte ermöglichen die optional Sammelbaren Logs an den Satellitenschüsseln, mehr über die Welt zu erfahren. Was Kessler sonst noch so getrieben hat.
In "Festival of Blood" kann man die Verbrechen von Bloody Mary nachhören. Das baut ihren Charakter weiter aus, ohne das man zu langen Zwischensequenzen gezwungen wird.
DU! Für DICH ist die Geschichte nebensächlich.
Sie aber als nebensächlich, also "zu vernachlässigen" zu bezeichnen ist Verleumdung.
WilderWein schrieb am
Story ist eh Nebensache bei inFamous 2, die ist nur mittel zum Zweck. Das Spiel lebt vom Gameplay und das ist einfach nur gut und macht richtig Laune.
Für mich ist der Titel klar eine 90% und hoffe auf ein inFamous 3.
DextersKomplize schrieb am
Einmal angefangen hör ich natürlich nich auf :D
Habs nochmal editiert ...
Wie auch immer. Ich hätte mir wesentlich mehr von Infamous erwartet als fliegende Autos, nen Hammer und generell geile Grafik.
Tetrahedon schrieb am
DextersKomplize hat geschrieben:Ich hab weder Zeit noch Lust darauf einzugehen ... dafür ist das Spiel selber zu unwichtig als das es auch noch solche Diskussionen braucht.
Ich wollte nur kurz und knapp darlegen das es nicht der absolute Megaüberkracher ist als den du es darstellst, da es spielerisch keine Weiterentwicklung gibt, die neuen Skills teilweies nutzlos sind, Story schwach wie im 1. Teil und das Moralsystem, tja, alberner und atmosphärezerstörender gehts wohl nicht.
Und die Nebenmissionen sind auf Dauer genau so langweilig wie in Teil 1.
Der neue Hammer ist auch kein Pluspunkt, zu stark und wird nur durch billiges Buttongemashe eingesetzt.
Es hat sich wirklich NUR die Grafik weiterentwickelt.
Aber wenn dir das reicht, isses ja ok.
Da sind wir schon zwei, was die Zeit angeht. Dennoch thanks fürs Antworten. :) bb
DextersKomplize schrieb am
Ich hab weder Zeit noch Lust darauf einzugehen ... dafür ist das Spiel selber zu unwichtig als das es auch noch solche Diskussionen braucht.
Ich wollte nur kurz und knapp darlegen das es nicht der absolute Megaüberkracher ist als den du es darstellst, da es spielerisch keine Weiterentwicklung gibt, die neuen Skills teilweies nutzlos sind, Story schwach wie im 1. Teil und das Moralsystem, tja, alberner und atmosphärezerstörender gehts wohl nicht.
Und die Nebenmissionen sind auf Dauer genau so langweilig wie in Teil 1.
Der neue Hammer ist auch kein Pluspunkt, zu stark und wird nur durch billiges Buttongemashe eingesetzt.
Es hat sich wirklich NUR die Grafik weiterentwickelt.
Achja, Umgebung nutzen, machen die Menschen mehr ausser weglaufen und dich vollsülzen wie toll/böse du bist?
Klar isses witzig Autos in die Luft zu schmeissen und irgendwas einkrachen zu lassen, große Explosionen zu erzeugen, aber du kannst doch eigentlich überhaupt GAR NICHTS machen ... nur kämpfen. Und die neuen Skills, tja, davon is die Hälfte unbrauchbar. Also sag mir nicht das die alle so überragend toll sind. Und die Kämpfe laufen auch meistens nach Schema F ab, da man ja eh nur begrenzt Skills und Energie hat.
Ab und an muss man dann was Anderes machen um Skill XYZ freizuschalten, nur um festzsutellen das sich die Gegner am besten doch mit Skill A und B töten lassen.
Klar, man kann Gegner in der Luft schweben lassen und sie gezielt abschiessen, aber wenn rundherum x Leute auf dich schiessen, wirst du sicher nich in "Ruhe" dahingehen und dir die Mühe machen irgendeinen "gut aussehenden" Skill zu benutzen der aber eher unprkatisch ist. Besser ist immer auf Gebäuden die Schockwelle, dazu Granaten und der normale, verstärkte Schuss.
Man kann anders spielen, aber das Balancing stimmt nicht.
Huch, hab ich ja doch mehr geschrieben .... naja ...
schrieb am