DanceStar Party27.10.2011, Michael Krosta
DanceStar Party

Im Test:

Schon mit SingStar Dance versuchte Sony, auf der derzeitigen Erfolgswelle von Tanzspielen zu reiten, die mit Ubisofts Überraschungshit Just Dance ihren Anfang nahm - die Mischung aus dem klassischen Karaoke-Prinzip und aufgesetzt wirkendem Move-Gehampel konnte allerdings nicht überzeugen. Mit DanceStar Party (ab 9,99€ bei kaufen) wagt man einen neuen Versuch und richtet den Fokus dabei stärker aufs Abzappeln...

Hampelmann

Von der Aufmachung und Spielmechnik hat DanceStar Party viel mit den Tanzspielen aus dem Hause Ubisoft gemeinsam: So tanzen auch hier real gefilmte und mit einem leichten Farbfilter überarbeitete Profis die Choreographien live vor, während der Spieler die gezeigten Bewegungen möglichst in Echtzeit imitieren sollte. Gerade am Anfang ist man dabei völlig überfordert, weil man einfach ins kalte Wasser geworfen und schon auf der niedrigen Stufe mit teils komplexen Bewegungsabfolgen konfrontiert wird. Während man bei einem SingStar einfach das Mikrofon nehmen und ohne große Übung ins Spiel einsteigen kann, bleibt das Erfolgserlebnis hier zunächst aus.

Kleine Hilfestellungen sollen eingeblendete Piktogramme der gewünschten Bewegungsabläufe liefern, doch erfüllen sie ihren Zweck hier ähnlich schlecht wie beim großen Vorbild: Sowohl bei Just Dance als auch Sonys DanceStar Party kann man sich anhand der Grafiken nur schlecht eine Vorstellung davon machen, wie man im nächsten Takt rumhampeln soll. Die neue Trainingsoption im Bereich "Tanzklasse", die man bei SingStar Dance noch schmerzlich vermisst hat, stellt leider keine große Hilfe dar. Zwar lassen sich einzelne Abschnitte jedes Songs üben, doch beschränkt man sich dabei lediglich auf vier Durchgänge der gewählten Passage. Problem: Man kann die Bewegungsabfolgen weder mit einer optionalen Zeitlupenfunktion langsam Schritt für Schritt einstudieren, noch bekommt man gesagt oder angezeigt, was man falsch macht. In dieser Form ist die digitale Tanzschule völlig unbrauchbar.

Fit for fun?

Ähnliches stellt man im Zusammenhang mit dem Tanztraining fest, bei dem das Ziel vornehmlich daraus besteht, Kalorien zu verbrennen. Allerdings habe ich starke Zweifel daran, wie schnell hier die Kalorien purzeln, wenn ich den Aufwand beim Remote-Schwingen mit dem Schwitzen auf einem Cross-Trainer vergleiche - aber gut. Hinzu kommt, dass man das Programm kinderleicht austricksen kann, um den Verbrauch anzukurbeln und die Leiste zu füllen: Anstatt die Tanzschritte zu machen, reicht es, den Controller wild zu schwingen, um das Kalorienziel zu erreichen.

Doch auch unabhängig vom Fitness-Tanzen ist die Bewegungserfassung nur zweitklassig. Genau wie bei Just Dance reicht es oft aus, den Controller einfach an bestimmten Positionen zu halten, um Punkte oder sogar "Perfekt-Wertungen" abzusahnen - ein richtiges Tanzen ist im Gegensatz

Die Spielmechanik leidet unter Schwächen. Echtes Tanzen ist nicht nötig - oft reichen Fuchteln oder das Einnehmen bestimmter Controller-Positionen.
Die Spielmechanik leidet unter Schwächen. Echtes Tanzen ist nicht nötig - oft reichen Fuchteln oder das Einnehmen bestimmter Controller-Positionen.
zu Kinect-Titeln hier nicht nötig. Das mag auch daran liegen, dass nur der Move-Controller, nicht aber der ganze Körper erfasst wird, obwohldie PlayStation Eye-Kamera eigentlich ihren Teil dazu beitragen könnte. So aber werden von der Linse im Rahmen der Performance nur Bilder geknipst oder Videos aufgenommen.

Singen & Tanzen

Bei SingStar Dance waren die Tanzeinlagen nur eine (überflüssige) Beigabe. Bei DanceStar Party verhält es sich genau umgekehrt: Wer will, darf hier optional zu (USB-) oder SingStar-Mikrofonen greifen oder sogar das interne Mikrofon der Kamera benutzen, um die Tänzer mit Gesangseinlagen (oder auch Gegröle) mehr oder weniger zu unterstützen. Braucht man zwar nicht unbedingt, ist aber zumindest eine nette Beschäftigung, wenn man z.B. die Wartezeit zwischen Spielrunden überbrücken will. Obwohl ein Party-Modus für bis zu 20 Teilnehmer geboten wird, dürfen nämlich nur maximal zwei Spieler gleichzeitig das Tanzbein schwingen - der Rest schaut zu oder singt halt mit. Selbstverständlich darf man auch versuchen, wie ein echter Profi gleichzeitig zu tanzen und zu trällern - und das durch den kompletten Song.

Meine Choreographie

Wer lieber mit seinen eigenen Tanzschritten für Furore sorgen will, kann sich diesen Wunsch dank des "Tanz-Innovator"-Modus erfüllen: Hier erstellt man seine ganz individuellen Choreographien, indem man auf Wunsch zu jedem der insgesamt 40 enthaltenen Hits aus verschiedenen Jahrzehnten eigene Videos aufnimmt - und das sogar wahlweise für den gesamten Song oder eine verkürzte Variante. Diese werden dann neben dem Musikvideo auf dem Bildschirm statt der Piktogramme angezeigt, falls man sich dafür entscheidet, seine eigenen Schritte den mitgelieferten Choreographien vorzuziehen. Leider kann man seine kreativen Werke nicht mit anderen Tanzwütigen tauschen. Immerhin lassen sich aber wie bei SingStar Höhepunkte bei den Darbietungen sowie Fotos hochladen, die anschließend von der Communty bewertet werden oder über Facebook und Twitter auf Wunsch die gewünschte Aufmerksamkeit bekommen. Und genau wie bei SingStar kommt das Angebot auch hier prima bei den Spielern älterer und jüngerer Generationen an, wenn ich daran denke, was für bekloppte, beeindruckende und putzige Filmchen ich bereits entdeckt habe. Hier wird deutlich, dass DanceStar trotz den Schwächen innerhalb der Spielmechanik vor allem in der Gruppe durchaus Spaß machen kann. Direkte Online-Tanzduelle gibt es jedoch nicht - schade.

Fazit

Ich habe meine Zweifel, dass Sony mit DanceStar eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben wird wie mit der SingStar-Serie. War man bei den Karaoke-Spielen damals ein Vorreiter, der das Prinzip zumindest in Europa erfolgreich in den Mainstream überführte, ist man im Tanzbereich nur mehr Mitläufer statt Pionier, der aufgrund der mitunter starken Konkurrenz nur als einer von vielen Herausforderern die Tanzfläche betritt. Vorbild für das Move-Gehampel war eindeutig Just Dance für Nintendos Wii-Konsole: Angefangen bei den digitalisierten Profitänzern über die fehlende Ganzkörpererfassung bis hin zu den wenig hilfreichen Piktogrammen und einfach zu überlistenden Spielmechanik erinnert vieles an den Verkaufshit aus dem Hause Ubisoft. Mit den Community-Features, die offenbar gut von den Käufern angenommen werden, kann man sich allerdings leicht vom Mitbewerber absetzen, während das Erstellen eigener Choreographien und die optionale Gesangseinbindung ebenfalls zu den Stärken von DanceStar gezählt werden können. Die magere Tanzschule ist dagegen ebenso überflüssig wie der wenig aussagekräftige Fitnessmodus. Schön dagegen die dancelastige Songauswahl, die neben halbwegs aktuellen Hits wie "Barbara Streisand (Duck Sauce)", "Party Rock Anthem (LMFAO)", "Born this Way (Lady Gaga)" oder "Rude Boy (Rihanna)" auch Klassiker wie "Mr Vain (Culture Beat)", "Tribal Dance (2 Unlimited)" oder "Upside Down (Diana Ross)" zu bieten hat und mit einer insgesamt gelungenen Mischung überzeugt. Unterm Strich ist DanceStar deutlich besser als Sonys erster Versuch, das Move-Gezappel mit SingStar zu kreuzen. Trotzdem macht das den Titel noch lange nicht zu einem echten Tanz-Star. Den findet man derzeit auf Kinect, wo Harmonix mit Dance Central 2 zeigt, wie man richtig das Tanzbein schwingt.

Pro

ordentliche Songauswahl (40 Songs)
Partymodus für bis zu 20 Spieler
nette Choreographien
eigene Choreographien erstellbar
Community-Funktionen
verschiedene Schwierigkeitsgrade
Tanzen gegen- oder miteinander möglich

Kontra

keine Ganzkörpererfassung
System lässt sich leicht austricksen
keine (brauchbare) Tanzschule
kein Onlinemodus
Tanz-Piktogramme wenig hilfreich

Wertung

PlayStation3

DanceStar Party ist das Just Dance für die PS3 - leider mit ähnlichen Schwächen bei der Mechanik.

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