Im Test:
Die Pixeljunk-Nische
Wer wie in alten Zeiten, aber in neuer Interpretation ballern will, kam bisher um die beiden Pixeljunk Shooter von Q-Games nicht herum. Die Japaner hatten bereits mit dem ersten Teil (2009, Wertung: 87%) bewiesen, wie unterhaltsam ein Shoot’em Up sein kann, wenn man es um physikalische Reize und Rätsel erweitert. Mit dem zweiten Teil (2011, Wertung: 88%) konnten sie diese moderne Mischung erst kürzlich fast perfektionieren. Und jetzt gibt es schon den dritten Teil?
Nein, Pixeljunk SideScroller ist ein eigenständiger Ausflug mit deutlich klassischerer Ausrichtung und wesentlich mehr Retroflair: Letzteres entsteht schon beim grünlich schimmernden Startbildschirm und der Abrundung der Kanten, das die Bildschirmkrümmung alter Automaten oder Fernseher nachahmt und reicht bis hin zu einer dezenten Oldschool-Kulisse, die sich auf wenige leuchtende Farben, klare Linien und geometrische Formen konzentriert – dieser Vektorgrafikstil überzeugt gerade aufgrund seiner Reduktion. Zusammen mit dem Soundtrack entsteht eine enorm stilvolle, jederzeit neongrell pulsierende Arcade-Stimmung.
Sidescroller alter Schule
Das Artdesign setzt auf klare Linien und geometrische Formen. |
Die Rätselkomponente steht im Vergleich zu den beiden bisherigen Spielen weiter im Hintergrund. In der schnellen und anspruchsvollen Action hat man ohnehin wenig Zeit zum Stöbern und muss seine Hand-Auge-Koordination wie in der Spielhalle nonstop beweisen – dass es trotz der Enge manchmal mehrere Routen gibt, die Extrapunkte oder Geheimnisse offenbaren, ist lobenswert. Perfektionisten dürfen sich auf die Suche nach versteckten Emblemen begeben. Im Kampf stehen einem drei auf Knopfdruck aktivierbare Waffensysteme zur Verfügung: schnelle Projektile, durchschlagende Laser und zerstörerische Bomben.
Sehr schön ist, dass man sie strategisch einsetzen und in fünf Stufen für mehr Reichweite und Zerstörungskraft aufrüsten muss, um erfolgreich zu sein. Nur der Laser schießt durch bis zu zehn Feinde auf einer Linie hindurch, nur die Bomben lassen Türme ratzfatz detonieren und nur wer seine Projektile mit eingesammelten Power-ups verstärkt, wird sie irgendwann in alle Richtungen abfeuern können. Ansonsten kann man während des Fluges auch einen temporären Schild aktivieren.
Feuer und Eis
Trotz der Nonstopaction gibt es kleine physikalische Rätsel: Wasser hilft gegen brodelnde Lava. |
Eine Besonderheit gibt es im Kampf: Man kann sein Raumschiff bei längerem Knopfdruck aufladen und damit für eine Rammattacke vorbereiten. Die ist zwar riskant und schwer zu timen, aber bei einem Treffer zerstört man ganze Schwärme oder mehrere Türme – es ist sogar möglich, ganze Abschnitte einzig und allein mit dieser Taktik zu säubern, wenn man dem rasanten Beschuss so lange ausweichen kann. Aber das will genau so geübt sein wie der Einsatz des Rammens in plötzlich abgeschotteten Kammern mit mittleren oder bei den vier eigentlichen Bossen; ist möglich, aber nicht immer sinnvoll.
Kurz, aber knackig
In den engen Korridoren braucht man eine gute Hand-Auge-Koordination. |
Pixeljunk SideScroller ist schon auf „normal“ einigermaßen anspruchsvoll, aber auch überaus fair, was die Speicherpunkte angeht: Entgegen der gnadenlosen Tradition darf man so lange man will innerhalb der Levels weitermachen – selbst wenn man alle Leben verliert. Hat man einen Abschnitt gemeistert, werden die Waffensysteme übrigens nicht in den nächsten übernommen.
Fazit
Ich liebe die Spiele von Q-Games. Zum einen weil sie klassische Prinzipien modern interpretieren. Zum anderen weil sie im besten Sinne das kleine, aber unheimlich feine Spiel verwirklichen. In Pixeljunk Sidescroller wird die anspruchsvolle Tradition der Shoot’em Ups aufgegriffen, stilvoll weitergeführt und dezent bereichert – das neongrell pulsierende Retroflair sorgt zusammen mit dem Soundtrack umgehend für Arcade-Stimmung. Auch wenn Pixeljunk SideScroller nicht so umfangreich und vielleicht auch weniger kreativ ist wie seine Vorgänger im Geiste, spielen auch hier die Elemente zwischen Feuer und Eis eine kleine Rolle zwischen halsbrecherischen Flugmanövern durch gleißende Projektilfächer. Wer seine Hand-Auge-Koordination auf die Probe stellen und im Stile der 80er immer wieder um die Highscore kämpfen will, liegt hier goldrichtig!
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation3
Ein anspruchsvoller Sidescroller mit Retrocharme - ideal für Perfektionisten!
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