Im Test:
Sackboy trifft ModNation Racers
Damit Sackboy keine Fehlstart erlebt, hat Sony ein Team ans Spiel gesetzt, welches bereits Erfahrungen mit Fun-Racern sammeln konnte. United Front Games aus Vancouver arbeitete vorher an ModNation Racers. Statt dem Kart-Baukasten einen Nachfolger zu bescheren, baut Sony diesmal aber auf Sackboys Zugkraft. Der Design-Wechsel war eine gute Entscheidung: Die gehäkelten Sackpuppen sehen mit ihren Knopfaugen um einiges knuffiger aus als die auf cool getrimmten ModNation-Figuren.
Dazu kommen wie immer jede Menge alberne Accessoires, mit denen man sein Alter Ego verkleiden kann. Auch bereits gekaufte Kostüme aus anderen LittleBigPlanet-Spielen soll man bald importieren können. Für die Zwischensequenzen hatte das Team aber kein Händchen. Wenn Figuren wie die Königin lediglich mit dem Kopf wackeln, wirkt das einfach nur billig – vor allem im Gegensatz zu den liebevoll ausstaffierten Filmsequenzen in LittleBigPlanet 2.
Hummerschere und Papier
Da Sackboy & Co diesmal durch drei Dimensionen rasen, wirken die Oberflächen nicht mehr ganz so knackig scharf. Durch den hübschen Oberflächenglanz sehen Materialien wie Plastik, Jeansstoff, Asphalt oder Metall aber trotzdem räumlich aus. Der einzige Schandfleck in der Kulisse ist der Hintergrund in der Ferne: Hinter der Begrenzung des Levels haben die Entwickler einfach nur ein pixeliges Bild an die Wand geklatscht, welches durch einen übertriebenen Unschärfefilter sogar noch hässlicher wirkt.
Fast wie im Mushroom Kingdom
Öfter ins Ziel treffen die Homing-Rakete, ein elektrisches Schockfeld und der riesige Boxhandschuh. Letzterer funktioniert wie die Kanonenkugel im Mario-Kart: Nach dem Auslösen düst man ein paar Plätze nach vorne und räumt dabei alles und jeden aus dem Weg. Der Nachteil an der exzessiven Gewalt ist die Stärke der Wummen. Selbst in perfekt gefahrenen Runden kann es passieren, dass man im Handumdrehen ans Ende des Feldes durchgereicht wird und eine der zahlreichen Abkürzungen verpasst. Oder man mogelt sich
Gesellige Community
Nach einem Rennen stimmt die Gruppe darüber ab, ob sie den gleichen Kurs noch einmal angehen oder zu einem anderen wechseln möchte. Tummeln sich zu wenig Gegner online, kann man auf andere Spieler warten oder erst einmal gegen Bots antreten und sich in der Bestenliste verewigen. Das eingeblendete Ergebnis von PSN-Freunden sorgt schon vor dem Start für Extra-Motivation. Schön sind auch die zahlreichen Such-Optionen, mit denen man Topdown-Rennen, Future-Racer, Jetski-Ausflüge und andere exotische Genres findet. Schon jetzt gibt es zahlreiche gelungene Exemplare unter den gut bewerteten Kursen und den Empfehlungen der Entwickler.
Mächtiger Editor
Die Möglichkeiten sind atemberaubend: Von der Dicke des Materials bis hin zu Schaltern, rotierenden Plattformen, Respawn-Positionen, Microchips und Modi-Details lassen sich Unmengen von Feinheiten einstellen. Sogar eigene Modi wie Tower Defense oder Ausflüge mit einem Helikopter sind möglich. Nach einer Gewöhnungsphase geht die Bedienung der zahlreichen Instrumente gut von der Hand. Im Tutorial-Bereich gibt Robert de Niros deutscher Sprecher wieder jede Menge praktischer Tipps. Schade, dass es diesmal nur Videos zu sehen gibt und keine spielbaren Übungen wie in LittleBigPlanet 2. Besonders viel Spaß macht das Erfinden eigener Waffen: Kühe, Fernseher und andere selbst gebastelte Objekte lassen sich in ein Projektil umwandeln, welches in eigens festgelegten Bahnen über die Strecke zischt und den gewünschten Schaden anrichtet.
Fazit
Das nenne ich eine positive Überraschung: Nach dem Anzocken auf der gamescom habe ich wenig erwartet, doch United Front Games hat sich noch einmal ins Zeug gelegt. Bis auf kleine Ruckel-Einlagen flutschen die Rennen der knuffigen Sackpuppen jetzt flüssig über den Schirm und auch die Internet-Matches laufen rund. Schade, dass es online weder einen Rang noch motivierende Veranstaltungen gibt. Stattdessen geht es im Netz nur um unkomplizierte Duelle. Dank abwechslungsreicher Strecken machen aber auch der Story-Modus und die Splitscreen-Duelle Spaß. Für Frust sorgen lediglich die etwas zu starken Waffen, welche manche Rennen in ein Glücksspiel verwandeln. Ein großer Pluspunkt ist dagegen der mächtige Editor für Strecken und Modi: Vom Wipeout-Klon bis hin zum Spielzeugauto-Duell aus der Vogelperspektive ist fast alles möglich, sogar andere Genres wie Capture the flag oder Tower Defense. Die gestiegene Komplexität macht das Basteln zwar ein wenig komplizierter als in ModNation Racers, doch bequeme Naturen können sich einfach zurücklehnen und im üppigen Angebot von Nutzer-Strecken wühlen. Wer auf turbulente Kart-Racer steht, sollte also ruhig zugreifen – oder noch ein paar Tage abwarten, wie sich die Konkurrenz von Sega und Codemasters im Test schlägt.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation3
Lustige Rennen, mächtiger Editor: Die Kreuzung aus LittleBigPlanet und ModNation Racers ist geglückt - trotz etwas zu mächtiger Waffen.
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