Test: Double Dragon Neon (Prügeln & Kämpfen)

von Paul Kautz



Double Dragon Neon (Prügeln & Kämpfen) von Majesco Entertainment
Double Dragon Neon
Entwickler:
Release:
12.09.2012
06.02.2014
19.09.2012
12.01.2021
Spielinfo Bilder Videos
Double Dragon - kennt das noch einer? Einer der Urväter des Sidescroller-Prüglers; ein Genre, das Ende der 80er, Anfang der 90er die Gamepads beherrschte und heute fast ausgestorben ist. Aber eben nur fast.

Genau wie damals, nur in neon

Damit beginnt der Ärger: Marian kriegt wie üblich eine gelangt, Billy und Jimmy müssen sie retten.
Damit beginnt der Ärger: Marian kriegt wie üblich eine gelangt, Billy und Jimmy müssen sie retten.
Da sind sie wieder, Billy und Jimmy Lee: Blond, muskulös, wortkarg, mit vermisster Freundin. Diese Blondine, Marian ihr Name, stand mal wieder die Nägel polierend vor der Werkstatt der beiden, als ein Verbrecher-Trio angelatscht kam, ihr einen mächtigen Schwinger verpasste, sie über die Schulter warf und im Namen des teuflischen Herrscher-Skelettes Skullmageddon entführte. Oder wie es im Double-Dragon-Universum bekannt ist: Mittwoch Nachmittag.

Noch immer scrollt das Spielfeld in mehreren Ebenen von links nach rechts (und gelegentlich von unten nach oben), noch immer werden Argumente per Faust und Fuß vorgebracht. Die Steuerung ist einfach: Schlagen hier, Kicken da, Kombination aus beidem bewirkt nette Manöver. Außerdem kann man sich ducken, was insofern praktisch ist, als dass man dadurch, gutes Timing vorausgesetzt, nicht nur dem feindlichen Angriff ausweichen, sondern daraufhin auch kurzzeitig rot leuchtend und mit doppelter Kraft zurückschlagen darf - etwas, das gerade bei den Bossgegnern hilfreich ist.
Zu zweit kloppt es sich besser: Ein zusätzlicher Spieler darf jederzeit ein- und aussteigen. Leider nur lokal, nicht auch online.
Zu zweit kloppt es sich besser: Ein zusätzlicher Spieler darf jederzeit ein- und aussteigen. Leider nur lokal, nicht auch online.
Zusätzlich gibt es, wie beim Original diverse Waffen, vom Baseballschläger über die Peitsche bis hin zu Sichel, Bumerang oder Wurfmesser. Sowie hilfreiche Magie, dank der man u.a. mit Feuerbällen um sich werfen oder mächtig rotierende Roundhousekicks verteilen kann, die selbst Chuck Norris den Bart aus dem Gesicht prügeln würden.

Die gute alte Kassette

So weit, so gut, aber: Ab hier wird es fummelig. Denn die Steuerung ist nicht nur träge (als Beispiel sei die umständliche Anlaufanimation genannt, die jedes Mal abgespult wird, wenn man rennen möchte), auch ist das Timing des Duckens nie wirklich berechenbar - oft genug habe ich eins in die Fresse bekommen (und dann gleich noch ein paar hinterher), obwohl ich mir sicher war, dass ich mich rechtzeitig geduckt hatte. Was umso blöder ist, weil das Spiel ohnehin schon sehr schwer ist: Zwar ist es kurz (ein Durchlauf dauert kaum mehr als eine Stunde), aber auch oldschool. Was so viel bedeutet wie „Wenn alle Leben weg, dann Level von vorn, bitte“. Und die Leben sind verdammt schnell weg!
Zeit für ein brüderliches High-Five ist immer Zeit, auch und gerade im Angesicht des pausenlos drohenden Todes - hier in Form eines Killer-Hubschraubers.
Zeit für ein brüderliches High-Five ist immer Zeit, auch und gerade im Angesicht des pausenlos drohenden Todes - hier in Form eines Killer-Hubschraubers.


Es gibt mehrere Wege, den verfrühten Exitus so lange wie möglich hinauszuzögern, ohne gleich das ganze Spiel auswendig lernen zu müssen. Zum einen gibt es den prima Koop-Modus, dank dem ein zweiter Prügelknabe jederzeit hilfreich zur Seite springen darf - wenn auch nur lokal und leider nicht online. Zum anderen darf man sich in den seltenen Shops für das mit heftigem Gedresche verdiente Geld zusätzliche Chancen kaufen. Hinzu kommen Verbesserungen der Upgrades: Immer wieder lassen besiegte Gegner verschiedenfarbige Audiokassetten fallen, ab und zu kloppt man die auch aus den üblichen Telefonzellen oder Mülleimern. Mit diesen Tapes kann man die eigenen Werte verbessern, entwickelt so mehr Schlagkraft oder eine höhere Widerstandsfähigkeit. Je mehr Tapes der gleichen Sorte man aufsammelt, desto mehr Energie gibt’s. Und wem das nicht schnell genug geht, der kann im Shop auch zusätzliche Bänder kaufen.

In einem anderen Laden wartet der „Tapesmith“, und dieser harte Bursche hat keine Verwendung für schnöde raschelnde Scheine - er will nur „Mythril“. Mit diesen nach einem Bosskampf verteilten Steinen, kann man seine Tapes wirksamer machen, wodurch wiederum mehr Geld beim ersten Shop gelassen werden kann. Ein Teufelskreis, aber ein unterhaltsamer.
Nicht nur stehen den Brüdern diverse Waffen zur Verfügung, auch haben sie die Macht der Magie - wodurch u.a. ein dicker Drache für Schrecken unter den Feinden sorgt. Alle Upgrades sind in mehreren Stufen verbesserbar, man muss nur die Augen nach Geld, Kassetten und Mythril aufhalten.
Nicht nur stehen den Brüdern diverse Waffen zur Verfügung, auch haben sie die Macht der Magie - wodurch u.a. ein dicker Drache für Schrecken unter den Feinden sorgt. Alle Upgrades sind in mehreren Stufen verbesserbar, man muss nur die Augen nach Geld, Kassetten und Mythril aufhalten.


I WANNA ROCK!

Die Suche nach Marian führt Billy und Jimmy durch die üblichen dreckigen Straßen, durch asiatische Landschaften und durch eine Raumstation. Der Grafikstil erinnert mit seinen ordentlich animierten Comicfiguren an das letztes Jahr im gleichen Genre grandios gescheiterte Lucha Fury, allerdings sind hier die in mehreren Ebenen scrollenden Levels zweidimensional. Nett, aber nicht spektakulär.

Deutlich interessanter ist da schon der Soundtrack: Da werden alle 80er-Klischees ausgepackt, da jault die Gitarre, da fiept der Synthie, da johlt die Stimme - der Griff zur FCKW-verseuchten Haarspray-Dose scheint unvermeidlich. Sehr witzig sind auch die kurzen Jingles, die eingespielt werden, wenn man durch die Upgrades scrollt - die Texte rund um „Training Wheels“ und „Dragon Power“ sind ebenso absurd wie unterhaltsam. Sehr putzig auch grafische Kleinigkeiten wie der sich an Nintendos berüchtigtem Power Glove orientierende „Hier geht’s weiter!“-Pfeil - oder das herzerwärmende Luftgitarrensolo am Levelende, auf das Bill & Ted sehr stolz wären.

Kommentare

Lord Helmchen schrieb am
Keine Ahnung wie dämlich sich der Tester dieses Berichts beim Spielen gestellt hat, aber scheinbar hat er nie Spiele wie Scott Pilgrim gespielt. Das Spiel mag am Anfang zwar schwer sein, aber man sollte auch erstmal die ersten beiden Level um die 10 mal spielen, so bekommt man ein Gefühl fürs Spiel und man sasmmelt Geld um somit seine Skills aufzuwerten. Und schwups, schon kloppt man sich in Level 3 wie durch Butter. Ich hab das Spiel in 3 Stunden durchgehabt, weil ich erstmal ordentlich gelevelt hab und einiges Trophies geholt. Nun bin ich schon bei 5 Stunden, weil ich noch den Rest holen will und alles aufleveln.
Das Spiel ist einfach super. Aber auch ich habe in den ersten 20min geflucht. Wie gesagt, länger als 30min spielen, aufleveln und schon machts spaß. Manchmal ist es sogar zu einfach xD
Ich hatte einmal sogar 7 Leben, ka wieso also der liebe Tester so schnell abgekratzt ist. Scheinbar denkt er das man heutige Spiele einfach locker in einem Lauf durchspielen kann. Leveln ist das Zauberwort.
Chwanzus Longus schrieb am
X-Live-X hat geschrieben:
Chwanzus Longus hat geschrieben:Die Mega Drive PS3 Sammlung hab ich, nur sammel ich gern Trophaeen.. :lol:
Aso, naja geht mir nicht anders - nur deswegen habe ich Streets of Rage dann doch mal durch gespielt und es war halt nicht mein Ding. Vielleicht bin ich aktuell auch deswegen etwas in Sachen PS+ angenervt, weil es diesen Monat DD Neon und Scott Pilgrim zeitgleich gab. Schlechtes Timing zwei so ähnliches Titel nicht etwas weiter zu streuen, letzteres wäre aber vielleicht noch was für dich...
Ja, das hab ich mir bei Youtube angesehen, lustig, aber man merkt, dass sie mit Krampf einen auf Retro machen und der Geist bzw. das Handwerk nicht mehr existiert. Das ist so, als wenn sich heute die Menschen in ne Ritterruestung zwaengen und Ritter spielen, die Zeiten sind einfach vorbei, bzw. hat man das Handwerk verlernt. Die Moeglichkeiten fuer ein 2D Spiel sind heute unbegrenzt, anscheinend macht das alles kaputt. Einzig Plants vs Zombies konnte mich als 2D Titel grandios unterhalten.
Sagt Dir das Amiga Spiel Moonstone etwas? Warum man das nicht nochmal als Multiplayertitel aufbereitet....?
X-Live-X schrieb am
Chwanzus Longus hat geschrieben:Die Mega Drive PS3 Sammlung hab ich, nur sammel ich gern Trophaeen.. :lol:
Aso, naja geht mir nicht anders - nur deswegen habe ich Streets of Rage dann doch mal durch gespielt und es war halt nicht mein Ding. Vielleicht bin ich aktuell auch deswegen etwas in Sachen PS+ angenervt, weil es diesen Monat DD Neon und Scott Pilgrim zeitgleich gab. Schlechtes Timing zwei so ähnliches Titel nicht etwas weiter zu streuen, letzteres wäre aber vielleicht noch was für dich...
Chwanzus Longus schrieb am
X-Live-X hat geschrieben:
Chwanzus Longus hat geschrieben:
X-Live-X hat geschrieben:Das ist nicht Dein Ernst, oder? Du bist mit ner PSX aufgewachsen? Das Spiel ist von 92 und schlaegt viele Arcadesachen seiner Zeit. Technisch ne Glanzleistung fuers Mega Drive und der Track von Koshiro, Du hast keine Ahnung, sorry. Da geht so gut wie kein Pruegelscroller drueber, ist einfach so.
Ja, bin bereits mit Gameboy, Amiga und NES groß geworden und genau deswegen weiß ich, das die Zeiten sich ändern und es HEUTE weit bessere Arcade-Spiele gibt und deshalb will ich es nicht über Plus haben.
Bedenke bitte, dass es unterschiedliche Sichtweisen / Interpretationsmöglichkeiten gibt, bevor du von "Ahnung" redest.
Aber beim Thema Ahnung, mache ich dir trotzdem bzw. genau deswegen gerne eine große Freude: Schau dir mal SEGA Mega Drive Ultimate Collection für die PS3 an, da gibts die Teile 1-3 zusammen mit massig anderen SEGA Titeln - ein weiterer Grund warum sowas PSN+ zumüllt. Gibts nämlich da für < 1 Euro pro Spiel, da brauchs ich nicht "gratis".
War vielleicht etwas frech von mir, sollte auch nicht boese gemeint sein. Auf dem Neo Geo gibts nichts hochwertiges in der Richtung, auf dem SNES nur 2 bis 3, die es wirklich mit Streets of Rage aufnehmen koennten, Ghost Chaser oder Iron Commando, und da wuerde ich auch Streets of Rage vorziehen. Final Fight ist Schrott, zumindest die SNES Sachen, Rival Turf noch muelliger und Turtles bietet 1000 gleiche Feinde in 3 verschiedenen Farben. Ich hab unzaehlige dieser Dinger gespielt, auch die Double Dragon Teile, hab hier zum Beispiel Teil 2 fuer die Turbo Duo liegen. Man kann zumindest Steuerung, Sound + Grafik und Kampfmechanik vergleichen, da spielt sich so manches Spiel einfach klasse und ist abwechslungsreich, das andere hoelzern und dudelt mir die Ohren mit Quaksound voll (FF2). Fuer mich lebt ein 2D Spiel vom Sound und der Steuerung, wenn die Grafik dann noch passt... :D
Die Mega Drive PS3 Sammlung hab ich, nur sammel ich gern...
an_druid schrieb am
Ich finde die Wertung gerechtfertigt. Habe die Classicversion für den DS und habe bei nem Kumpel NEON gezockt und muss erlich sagen: Ein Remastering wäre besser als dieses billige Remake wie z.B Final Fight D.I. für PS3/360. Die Animationen wirken irgendwie unschön/abgehackt und die Lichteffekte zu grell und aufdringlich.
schrieb am