Test: Lost Planet 3 (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
30.08.2013
27.09.2013
30.08.2013
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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ab 3,89€
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Vom Abenteurer zum Soldaten

Die große Schwäche des Spiels: Die Abschnitte, in denen man in Schulterperspektive unterwegs ist - zu viel Geballer, zu wenig Spannung.
Die große Schwäche des Spiels: Die Abschnitte, in denen man in Schulterperspektive unterwegs ist - zu viel Geballer, zu wenig Spannung.
Diese Kampfkraft kann man erzählerisch noch nachvollziehen, schließlich muss so ein futuristischer Freelancer mit allen Wassern gewaschen sein und auf Gefahren reagieren können. Nur feuert Jim irgendwann so oft, so eintönig gegen immer gleiche Viecher und später leider auch gegen strunzdumme Söldner aus allen Rohren, dass er doch zu einem Soldaten und Lost Planet 3 leider zum schnöden Shooter mutiert. Vielleicht war es naiv, auf Märsche durch Tiefschnee bei sinkender Temperatur oder kleine coole Überfälle bei Unwetter zu hoffen, die leider zu selten inszeniert werden. Abgesehen davon, dass man manchmal über Stunden kaum noch etwas von der stellenweise schönen Landschaft, sondern nur noch graue Wände, düstere Korridore oder diese Höhlen mit ihren orangen Eiternestern sieht, scheitert die Regie in nahezu allen Innenbereichen am Spannungsaufbau. Capcom versucht sich an so etwas wie SciFi-Horror à la Dead Space, aber es geht schief.

Und das selbst an einem entscheidenden Moment, der ein Wendepunkt hin zu mehr Qualität bei der schaurigen Erkundung hätte sein können: Irgendwann entdeckt Jim im Eis die Reste von Bauwerken, obwohl dort laut NEVEC eigentlich nichts sein dürfte. Die Anlage scheint verlassen und aufgegeben worden zu sein, aber es zischt und summt überall zwischen Toten. Zwar blinken hier und da noch Bildschirme, aber viele Türen sind defekt. Kaum wagt sich Jim weiter hinein, wird er aus der Dunkelheit angegriffen. In dieser Situation erinnert das Spiel zunächst an Ridley Scotts Alien, aber je weiter man vordringt, desto weniger Nervenkitzel bleibt übrig – denn es springt einem alle Nase lang etwas an den Hals. Und man betätigt zwischendurch irgendeinen Knopf oder Schalter, ohne dass es wirklich geheimnisvolle Situationen gibt.

Jim Peyton ist ein sympathischer Held: Als normaler Malocher will er eigentlich nur Kohle machen, aber dann wird er in das Geheimnis des Planeten verwickelt.
Jim Peyton ist ein sympathischer Held: Als normaler Malocher will er eigentlich nur Kohle machen, aber dann wird er in das Geheimnis des Planeten verwickelt.
Man kann zwar über die Dunkelheit sowie Geräuscheffekte so etwas wie mysteriöse bis unheimliche Momente erzeugen, aber viel zu schnell weiß man als Spieler, wann einem nichts passieren kann. Vor allem das Kriechen durch die immer gleich aussehenden Tunnel, bei dem man vor dem Eingang automatisch in die Hocke geht, weder schießen noch Licht anzünden kann, erinnert an ein automatisches Skript. Wie soll da Immersion entstehen? Da huscht etwas die Wand lang! Da zischelt etwas! Na und? Ich krieche ja, also kann nichts passieren – kein Vergleich zur Ungewissheit im letzten Tomb Raider, wo einen auch mal etwas verfolgte oder packen konnte oder wo mal etwas einstürzte. Auch wenn einem die von Abmischungsproblemen, falschen Einsätzen und Wiederholungen geplagte Musik im Stile von Hitchcocks Psycho kreischend Dramatik vorgaukelt, herrscht hier nur Langeweile. Und warum man zu Beginn noch Licht über seinen Thermalanzug machen kann, aber später nicht mal eine Taschenlampe besitzt, ist mir schleierhaft. Erst, wenn man einen dieser Gänge verlässt und sich der Raum öffnet, passiert was? Richtig: Der Kampf beginnt, also schnell nachladen und Feuer frei.

Actionreiche Lichtblicke

Nichts gegen Action, denn die kann Laune machen. Und auch Lost Planet 3 hat seine Momente: Der projektile Unterhaltungswert ist immer dann vorhanden, wenn man nicht gegen Horden kämpft, sondern auf die größeren Kreaturen mit ihren orangen Schwachstellen trifft. Zwar kennt man das Prinzip schon, aber das Ausweichen und Ballern macht im Gegensatz zum öden Dauerfeuer gegen die vielen krabbelnden, watschelnden und fliegenden Akriden durchaus Spaß, weil es Taktik verlangt – oder zumindest eine gut geworfene Granate ins Maul. Ansonsten geht es eher um das schnöde Draufhalten bei unendlicher Munition oder um das schnelle Huschen von Deckung zu Deckung. Und irgendwann heißt es leider auch in manchen Nebenquests "Töte 20 Sepien"- und das, obwohl man schon zig davon gekillt hat. Überhaupt bin ich im Gegensatz zum ersten Lost Planet von der Eintönigkeit der Akriden überrascht, denn es gibt kaum bizarre Formen oder Verhaltensmuster.

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Kommentare

Something_else schrieb am
Das erinnert mich an dieses fürchterliche Aliens Olol Marines. In der Vorschau ist es gut das Spiel ist Scheisse. Sehr Schade hatte mich darauf gefreut.
KingDingeLing87 schrieb am
CryTharsis hat geschrieben:Sehr schade. Hatte gehofft, dass das Spiel an den ersten Teil rankommt. Aber wenn man sich die reviews allgemein anschaut, dann ist das hier eher mäßig ausgefallen.
Das scheint ja wirklich der allgemeine Tenor zu sein, nämlich dass es sich leider nur um ein mässiges Spiel handelt.
Was ich schade finde, denn auch ich habe mir viel versprochen von dem ganzen.
Naja sei es drum.
Ich bin der Meinung kann man machen, also wird es vielleicht mal ausgeliehen, wenn ich Bock drauf habe.
The Prodigy schrieb am
kordel1984 hat geschrieben:Also bei so einem Spielenamen darf sowas doch wohl nicht passieren oder sehe das falsch?

Warum sollst du einen bug falsch sehen sowas darf nicht vorkommen :wink:
kordel1984 schrieb am
Klasse,
habe jetzt knapp 1 Stunde die Solo Kampagne gespielt, auf dem PC und hab nen richtig fetten Bug.
An der Seilbahn an Station 2 muss man sich mit dem Enterhaken hoch ziehen was auch geht, aber danach steht der Character in der Luft und man kann weder vor noch zurück gehen.
Also bei so einem Spielenamen darf sowas doch wohl nicht passieren oder sehe das falsch?
an_druid schrieb am
IEP hat geschrieben:
an_druid hat geschrieben:
IEP hat geschrieben:Ich könnte ja mal wieder eine riesige Hasstirade über die Sinnlosigkeit von Wertungssystemen starten, aber jeder, der denken kann, sieht ja schon an den Beiträgen hier, dass Prozentzahlen an den Haaren herbeigezogener Bullfuck ist.
Keine Wertung der Welt ist zu 100% mit sich selbst vereinbar, es sei den, man hat diese selbst vollzogen. Manche weichen eben mehr ab und manche weniger. Dass Jorg kein leidenschaftlicher Arcadegamer ist, ist nicht zu übersehen, dennoch beschreibt er viele Fackten so gut, dass man für sich selbst rauslesen kann, ob es einem gefällt oder nicht und genau dass macht die Qualität in der Berichterstattung aus.
Ja, gut erkannt. Ich rede ja auch von Wertungszahlen, die ich einfach nicht leiden kann, da man sie nicht berechnen kann und sie frei erfunden sind. Auf die Texte kommt es an, aber das verstehen zu wenige.
Gerade bei den Post's vom FC3-Test wurde doch deutlich sichtbar, wie viele auf zahlen fixiert sind, dennoch denke ich, dass auch viele dann nicht lesen werden, wenn es keine Zahlen mehr zu sehen gibt und doch dann lieber frei nach Schnauze irgend einen vielversprechenden Müll aussuchen. Da gibt es ja inzwischen genug Publisher, die genau auf diese Zielgruppen aus sind. Manchmal kann so eine Zahlenwertung auch neugierig machen, was dann wieder dazu führt mehr zu lesen und vieleicht auch dann selber dazu etwas zu Poesten usw. Deswegen binn ich eher für ne 10er-Scala da hängt man sich weniger mit Zahlen auf und es reicht völlig aus. Es ist doch meistens immer so, das zB zwischen 80 und 85 oft das Bauchgefühl entscheidet.
schrieb am

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