Die Stadtbesuche im Retrostil sind wesentlich ansehnlicher als die tristen Dungeon-Ausflüge.
Das in
Trinity Universe noch taktisch geprägte Aufspüren versteckter Schätze ist auch im dritten Neptunia nur mehr ein hirnloser Button-Mash-Schatten seiner selbst, die neue Hüpffunktion reiner Selbstzweck, um die ebenfalls neuen Mini-Hindernisse zu überwinden sowie das Recycling von ganzen Levelgrafiken und -strukturen, zum Teil über mehrere Spiele hinweg, nach wie vor ein kreatives Armutszeugnis.
Bissiger Humor
Dabei hat man bei den mit zynischen Anspielungen und Seitenhieben auf die Spielindustrie gespickten und oft auch selbstironischen Dialogen doch auch jede Menge Einfallsreichtum an den Tag gelegt. Der Humor ist sogar wieder deutlich bissiger als im eher zahmen zweiten Teil. Egal ob Microsoft, Nintendo, SEGA oder Sony, Retro-, Hardcore- oder Casual-Gamer - jeder bekommt sein Fett weg.
Zwar werden auch wieder regelmäßig platte Sprüche geklopft und voyeuristische Klischees bedient,
Auch im interaktiven Nep TV wird immer wieder kräftig vom Leder gezogen.
aber eben auch herzhaft über miese Launch-Lineups, Hardware-Flops und Grafikhuren gelästert, über Cheats, Spielesucht und Raubkopien sinniert oder auch mal die Langweiligkeit der eigenen Spielfigur beanstandet.
Die meiste Zeit wird aber einfach nur verbal herumgebitcht und sich gegenseitig aufgezogen. Die komplett von Dialogen getragene Rahmenhandlung hätte allerdings etwas weniger langatmig serviert werden können, da der Spielverlauf auch ohne ständiges Geplapper schon recht zäh ausfällt. Ein Grund dafür ist das öde Missionsdesign: Sammle dies, töte das, erbeute jenes - und das immer und immer wieder, nur damit sich die Einflussbereiche der auftragsgebenden Lager im Konsolenkrieg zu verändern.
Solides Fundament
Dabei sind Charakterentwicklung und Individualisierungsmöglichkeiten gar nicht mal von schlechten Eltern.
Man kann vieles personalisieren - auch der Kombo-Baukasten ist wieder mit von der Partie.
Allein die Option, persönliche Bonusfertigkeiten auf ausrüstbare Datenträger wie Kassetten oder CDs zu schreiben, verdient Anerkennung und auch das kapitelweise Bewerten des Spielers in vierköpfiger Famitsu-Tradition via spieleigenem Fernsehkanal bringt einen immer wieder zum Schmunzeln.
Darüber hinaus können auch spielinterne Erfolge verdient, Kolosseumskämpfe bestritten, Quize absolviert und unzählige Enzyklopädien gewälzt werden. Auch das Festigen von Beziehungen oder Experimentieren mit unterschiedlichen Gruppenformationen sorgt für Motivation. Mit dem Aussenden von Scouts gibt es sogar ein neues Feature, das einem nicht nur bei Sammelarbeiten unter die Arme greifen, sondern auch neue Orte erschließen oder bekannte vorübergehend verändern kann.