PlayStation All-Stars: Battle Royale14.12.2012, Michael Krosta
PlayStation All-Stars: Battle Royale

Im Test:

Was Super Smash Bros. auf Nintendo-Systemen darstellt, soll PlayStation All-Stars: Battle Royale für PS3- und Vita-Besitzer werden: Also schart Sony Helden und Figuren diverser Serien von Ape Escape über Metal Gear bis hin zu Uncharted um sich, um sie anschließend in Kampfarenen aufeinander zu hetzen. Ring frei!

Jeder gegen jeden

Wer hätte gedacht, dass ein gestählter Kriegsgott wie Kratos sich mal von dem Cel-Shading-Rapper Parappa windelweich geprügelt wird? Oder dass der knuffige Sackboy auch eine andere Seite hat und es sogar mit Dante aus Devil May Cry oder dem psychopathischen Clown Sweet Tooth aus Twisted Metal aufnimmt? Der Battle Royale der PlayStation All-Stars macht es möglich! Sony hat fast alle Berühmtheiten in den Arena-Brawler gepackt, der auf den eigenen Systemen Rang und Namen hat. In erster Linie kommen natürlich die Hausmarken zum Zug: Da sind zum einen die Hüpfhelden Jak & Daxter sowie Ratchet (und Clank); Abenteurer Nathan Drake lässt sich die Chance für die Prügelei genauso wenig entgehen wie Meisterdieb Sly Cooper und inFamous-Protagonist Cole MacGrath (sowie dessen böses Ebenbild). Selbst die „Fette Prinzessin“ mischt mit, gefolgt von Äffchenjäger Spike und dem wiederauferstandenen Sir Daniel (aus Medievil). Nach ihrem gelungenen Einstand zum PS3-Start ist es zwar etwas ruhig um die Heavenly-Sword-Amazone Nariko geworden, doch meldet sie sich hier genauso aus der Versenkung zurück wie der Helghast-Bösewicht Radec.

Die Arenen sind an PlayStation-Spiele angelehnt.
Die Arenen sind an PlayStation-Spiele angelehnt (hier: God of War).
Doch nicht nur exklusives Personal wurde verpflichtet, auch Ikonen von Drittherstellern sind mit von der Partie: Da stampft der mächtige Big Daddy durch die Arena und die beiden flinken Schwertkünstler Raiden (Metal Gear-Serie) und Dante (Devil May Cry) liefern sich packende Duelle auf Augenhöhe. Abgerundet wird das Aufgebot vom Katzen-Maskottchen Toro und Tekken-VIP Heihachi. Allerdings hat Sony bei der Lokalisierung geschlampt: Dass nicht immer die Synchronsprecher der großen Vorbilder ans Mikrofon gezerrt wurden, lässt sich verschmerzen. Aber wenn einige Charaktere auf Deutsch sprechen und andere beim englischen Original bleiben, ist das schon nervig – vor allem in den wenigen und eigentlich überflüssigen Story-Zwischensequenzen wirken Dialoge zwischen deutschen und englischen Kämpfern bizarr. Immerhin lassen sich deutsche Untertitel zuschalten, bei denen allerdings nicht alles erfasst wird.

Kombo-Manie

Neben den Standardangriffen über die drei Action-Knöpfe verfügt jede Figur über eine überschaubare Anzahl individueller Kombos, die man sich in den langweilig gestalteten Tutorials aneignen kann. Zum Glück legt die Präsentation in den Kampfarenen deutlich zu: Hier duelliert man sich z.B. in kunterbunten Comic-Kulissen aus Parappa the Rapper, LittleBigPlanet oder Patapon, doch düstere Schauplätze aus Resistance, Killzone oder God of War liefern einen prima Kontrast. Hinzu kommt, dass sich die Arenen dynamisch verändern, indem neue Plattformen oder Hindernisse erscheinen. Es kann sogar passieren, dass die Comic-Kulisse im Hintergrund von einem mächtigen Metal Gear eingerissen wird, der  anschließend im Hintergrund wütet und mit seinen Attacken sogar Einfluss auf den Spielverlauf nimmt – ein toller Effekt! Schön auch, dass sich z.B. Ape Escape-Affen im Killzone-Szenario tummeln oder die niedlichen Rhythmusmännchen aus Patapon dem gereizten Hades wie lästige Fliegen um den Kopf herum schwirren. Klasse auch der plötzliche Umbau der Arena ins Buzz-Studio, bei dem der Moderator eine Frage stellt und die Spieler anschließend zur richtige Antwort laufen müssen. Die Arenen wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet und dabei mit passender Musik unterlegt. Meist handelt es sich um Original-Arrangements aus den Vorlagen oder leichte Variationen der Soundtracks.

Auf dem Bildschirm ist viel los - bei vielen Spielern leidet die Übersicht.
Auf dem Bildschirm ist viel los - bei vielen Spielern leidet die Übersicht.
Problematisch wird es, sobald sich die maximal vier Recken durch die Gegend jagen: Hier wird so stark aus dem Geschehen heraus gezoomt, dass man auf dem Bildschirm kaum noch etwas von der eigentlichen Action erkennen kann. Der chaotische und mitunter effektüberladene Spielablauf trägt seinen Teil dazu bei, dass man zwischendurch den Durchblick verliert und gar nicht mehr weiß, wo sich die eigene Figur in diesem Getümmel befindet. Gegenüber der Vita-Version verbucht die PS3-Fassung aber leichte Vorteile bei der Übersicht, wenn man sich auf einem relativ großen Fernseher prügelt. Zudem fällt es mir hier leichter, die zufällig verteilten Extrawaffen per Schultertaste aufzunehmen anstatt via Touchscreen. So fügt sich die Aktion mit dem PS3-Controller besser in die Tasten-Angriffen, Springen, Blocken und das Ausweichen ein.

Keine Lebensleiste & Superangriffe

Im Gegensatz zu Smash Bros. muss man seine Konkurrenten nicht aus der Arena schubsen, sondern Punkte machen und die anderen Spieler im Idealfall so oft wie möglich auslöschen. Eigentlich kein schlechter Ansatz, doch gibt es gleich mehrere Ungereimtheiten: Zum einen fehlt eine Anzeige für alle gesammelten Punkte, die man für erfolgreiche Attacken bekommt. Eine genaue Abrechnung folgt erst nach dem Kampf. Dadurch hat man keine Ahnung, wer in der laufenden Partie eigentlich gerade in Führung liegt. Klar, das kann am Ende für eine positive (oder negative) Überraschung sorgen, doch hätte ich mir mehr Orientierung gewünscht. So weiß ich dagegen nie, wie ich im Gegensatz zu anderen Spielern da stehe und wer gerade den Ton angibt.

Zum anderen gibt es keine Lebensanzeige. Stattdessen füllt man eine dreistufige Leiste für fatale Super-Angriffe, welche die einzige Möglichkeit für Kills darstellen. Und hier wartet schon das nächste Problem: Zwar hat man theoretisch die Chance, solche „Über-Attacken“ mit gutem Timing zu blocken, doch ist man ihnen meist hilflos ausgesetzt. Hinzu kommt, dass die Superkräfte mancher Charaktere die der anderen bei Weitem übertreffen – eine gute Balance sieht anders aus.

Viele Extras

Wie lautet die richtige Antwort auf die Buzz-Frage?
Wie lautet die richtige Antwort auf die Buzz-Frage im LBP-Studio?
Jede der 20 Figuren steigt separat im Rang auf. Dabei kann man sich nicht nur über eine stetig steigende Zahl neben dem Portrait seines Lieblings freuen, sondern schaltet auch massig Bonus-Gegenstände wie neue Outfits, Hintergrundbildchen oder Minions zum Anfeuern frei. Mehr noch: Auch die Auswahl an markigen Trashtalk-Sprüchen, Siegesmusik sowie Start- und Endanimationen wird mit dem Erreichen höherer Ränge erweitert. So hat man genug zu tun, bis man für alle Kämpfer das komplette Sortiment freigespielt hat.

Überflüssige Story

Der Arcademodus ist allerdings schon nach wenigen Runden gemeistert, wobei die Hintergrundgeschichte jedes Charakters nicht mehr als schmückendes Beiwerk ist. Bis zur Begegnung mit dem einfallslosen Endboss gibt es immerhin noch die eine oder andere Variation im Ablauf: Zum einen steigt die Anzahl der Gegner, zum anderen führt später schon das Erreichen eines Kill-Limits zum Sieg, während normalerweise drei Minuten lang pro Runde gekämpft wird.

Interessant sind die Prüfungen, die für jede Figur einzeln absolviert werden können. Dabei werden die Regeln weiter modifiziert, indem z.B. nur spezielle Angriffe oder Kombos Schaden anrichten, Respawns limitiert werden oder die Aufgabe nur darin besteht, die Attacken eines übermächtigen Gegners zu überleben. Wer dagegen an seinen Fähigkeiten feilen will, ist in den Tutorial- und Trainingsmodi gut aufgehoben. Weitere Karriere- und Arcade-Ziele halten die Motivation ebenfalls aufrecht, sofern man auf das Hochleveln in unzähligen Kategorien steht.  

Alleine oder im Team?

Die Spezialattacken haben es auf höheren Stufen in sich!
Die Spezialattacken haben es auf höheren Stufen in sich!
Über das PSN nimmt man an Ranglistenkämpfen bei, wobei eine Saison in der Regel mehrere Tage umfasst und aus diversen Turnieren besteht. Dabei werden die Spieler automatisch per Matchmaking zusammengewürfelt – alternativ darf man auch Freunde einladen und sogar gemeinsam als Zweier-Team antreten. Wer auf den Druck verzichten kann, bittet entweder in einem schnellen Spiel zum Turnierkampf oder lädt bis zu drei Freunde zu einem lokalen oder Online-Versus-Spiel ein, bei dem man die Wettbewerbe stärker den eigenen Vorlieben anpassen kann. Nicht nur Spiel- und Zeitlimit lassen sich manuell festlegen – auch Kartenhindernisse, das Anzeigen von Punkten oder welche Objekte erlaubt sind, obliegt der Entscheidung des Session-Leiters.

In den Online-Kämpfen wird man positiv vom stabilen Netzcode überrascht, der einen flüssigen Schlagabtausch garantiert – krasse Lags oder gar Abbrüche traten nicht auf. Das Problem der Unübersichtlichkeit bleibt aber natürlich auch hier bestehen, sobald sich mehr als zwei Figuren in den Arenen gegenüberstehen. Sollten gerade keine Freunde in der Nähe sein, lassen sich übrigens jederzeit KI-Kämpfer hinzufügen.

PS3 und Vita vereint

Battle Royale ist einer der Titel, der sich die Cross-Plattform-Funktionen von PS3 und Vita zunutze macht: Dank Cross-Play treten Besitzer der mobilen Fassung online gegen ihre PS3-Kameraden an und umgekehrt. Da der Spielstand im PlayStation Network synchronisiert wird, steht er sowohl auf der Konsole als auch der Vita zur Verfügung. Wer sich die PS3-Fassung kauft, bekommt sogar die Vita-Fassung kostenlos dazu. Leider gilt das nicht umgekehrt, sprich: Kauft man sich das Spiel für die Vita und hofft auf die PS3-Version als Dreingabe, wird man eine böse Überraschung erleben.

Fazit

Der Versuch, mit Battle Royal ein Gegenstück zu Nintendos Smash Bros-Titeln zu realisieren, ist Sony gelungen: Die bunt gemischte Auswahl an Charakteren kann sich neben den schicken Kulissen sehen lassen und auch die Mehrspieler-Duelle zählen dank des guten Netzcodes sowie plattformübergreifenden Kämpfen zu den Stärken des All-Star-Ensembles. Alleine verliert man trotz vieler Aufstiegsmöglichkeiten und Freischaltkram aber schnell die Lust an den Prügeleien und den belanglosen Story-Fetzen. Das Kampfsystem ist zwar verglichen mit großen Prügelspielen wie Tekken eher rudimentär,  punktet aber trotzdem mit individuellen Kombos für jede Figur. Das größte Problem ist die Übersicht: Wenn sich vier Kämpfer in den interaktiven Arenen tummeln, wird es nicht nur extrem chaotisch, sondern man verliert auch schon mal den Durchblick. Das gilt vor allem für die Vita-Version, die beim vergleichsweise kleinen Bildschirm des Handhelds einen Nachteil gegenüber dem PS3-Pendant hat, das dank Dualshock-Controller auch von einer besseren Steuerung profitiert und im direkten Vergleich die bessere Version darstellt. 

Pro

tolle Auswahl an Charakteren aus verschiedenen Spielserien
wunderbar designte Kampfarenen
sauberer Netzcode
spaßiger Onlinemodus & lokale Duelle
rudimentäres Kombosystem
Cross-Play-Funktion
viele individuelle Match-Anpassungen möglich
massig Freischaltbares
gelungener Sountrack

Kontra

alleine eher langweilig
unvollständige Lokalisierung
bei vier Figuren arg unübersichtlich
keine Lebens-/Punkteleiste
manche Figuren zu stark
langweilige Tutorial-Level
oft chaotischer Spielablauf

Wertung

PlayStation3

Die PS3-Version ist etwas übersichtlicher als der kleine Vita-Bruder und steuert sich besser.

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