Darksiders und Batman lassen grüßen
Für seinen Sohn muss Dracula die Scherben eines magischen Spiegels finden. Kann er seine Familie zurückgewinnen?
Abseits der Arenen ist das Spielerlebnis trotz interessanter Ansätze ernüchternd. Obwohl ich es gut finde, dass sich dieses Abenteuer öffnet, verheddert sich das Spieldesign manchmal in einem Patchwork aus allen möglichen Elementen bekannter Action-Adventures, ohne deren Qualität zu erreichen - vor allem
Batman und
Darksiders lassen grüßen. Und ganz wichtig: Es fehlt an Anspruch. Gerade in den ersten Stunden führt Draculas Weg immer recht klar von A nach B, während er kämpft, klettert, sich in eine Ratte verwandelt oder die Kulisse manipuliert, indem er z.B. Wasser vereist oder Hebel beschießt - dabei kann es mitunter auch zu kleinen Bugs kommen; wir mussten an einem Tor z.B. neu laden, damit die Projektile endlich ausgewählt werden konnten. Zwischendurch findet man schwebende Kisten, mit denen man sein Leben oder seine Kräfte erweitern kann, indem man mehrere Splitter findet.
Allerdings werden all diese interaktiven und sammelbaren Elemente viel zu offensichtlich eingesetzt - man fühlt sich bei der Erkundung nicht wirklich frei oder gefordert. Man wünscht diesem teilweise hoch ansehnlichen, aber mitunter hektisch von Arenakampf zu Bosskampf galoppierenden Abenteuer etwas mehr von der epischen Ruhe eines Soul Reaver oder vom geschickten Leveldesign eines Legend of Zelda. Die neuen Stealth-Ansätze entschleunigen das Tempo zwar: Dracula erinnert fast an Batman, wenn er Feinde mit Fledermäusen irritiert, um sich für einen tödlichen Biss anzuschleichen. Er kann sich nicht nur in dunklen Ecken in eine Ratte verwandeln, um schmale Korridore zu erforschen und Kabel zu zerbeißen, sondern auch Besitz von Menschen ergreifen, um in ihrer Haut z.B. Schalter zu bedienen, während Satans bullige Wache blöd zuschaut. Hört sich gut an, aber all das läuft letztlich immer gleich, immer schrecklich linear ab. Das ist Stealth-Action ultralight.
Selbst einfache Feinde sind manchmal gepanzert, nutzen Blocks oder besitzen Immunitäten.
Hinzu kommen die nervigen künstlichen Beschränkungen beim Klettern: Da steht man vor einer recht niedrigen Mauer und darf nur deshalb nicht hoch, weil dort kein Punkt mit Fledermäusen gesetzt wurde. Zwar gibt es auch Areale, in denen man etwas freier kraxeln kann, aber die fiependen Hinweise sind komplett überflüssig und lassen sich leider nicht wie so vieles andere abschalten. Man kann sogar optional alle Kletterpunkte als rot markierte Stellen einblenden. Trotzdem gibt es einige ansehnliche und fordernde Szenen, wenn Dracula z.B. auf einem fahrenden Zug Hindernissen ausweichen und schnell vorwärts klettern muss.
Dracula als Wolke
Zu selten wird die fast automatisierte Akrobatik durch etwas anspruchsvollere Umgebungsrätsel aufgewertet, die auch mal das Kombinieren von Fähigkeiten erfordern: In der Moderne muss man z.B. den Strom einschalten und gegen die Zeit die Fahrstühle aktivieren, um obere Etagen zu erreichen - dabei muss man das Klettern mit Draculas Wolkenfähigkeit kombinieren. Nur so kann er durch enge Gitterstäbe oder Schächte hindurch fliegen, indem er Aufwinde oder Strömungen ausnutzt. Unterhaltsam sind im Ansatz auch die Verstecksituationen, wenn man hinter Schränken oder Gräbern fast Räuber und Gendarm mit seinen Feinden spielt - inkl. akustischer Ablenkungen. Richtig enttäuschend ist wiederum die technisch eindrucksvolle Theateraufführung: So klasse die Puppen aussehen, wird man beim Lektüre-Fragespiel für dumm verkauft. So etwas Dämliches ist mir selten begegnet - das ist der Inbegriff von Perlen vor die Säue werfen, von Artdesign hui und Anspruch pfui. Auch das Plattformrücken zur Befreiung des
Assassin's Creed lässt grüßen: Das Klettern läuft fast automatisiert.
Kobolds ist zu simpel.
Irgendwann gibt es einen Shop, in dem man Gegenstände wie Tränke oder Boosts für den Kampf kaufen kann, sowie eine Karte, von der man sich teleportieren kann. Allerdings ist Ersterer fast überflüssig, denn Dracula findet das Meiste ohnehin unterwegs. Wieso kann ich dort nicht exklusive Sachen erstehen? Und Letztere nutzt man deshalb nicht so häufig, weil das erneute Erkunden nicht spürbar belohnt wird: Dracula hat zu früh nahezu alle Waffen und Fähigkeiten, deshalb bleibt lediglich der Sammelreiz, um Gebiete zu komplettieren. Ähnlich wie in Soul Reaver kann man über Portale auch die Schauplätze wechseln, aber auch das wird nicht für komplexere Rätsel genutzt. Selbst als man mal Koop mit einer Figur unterwegs ist, muss man nur simpelste Aktionen durchführen - sprich: Befehle geben. Viel ältere Action-Adventure wie
Metroid Prime haben es wesentlich besser verstanden, den Spieler intensiver in die Erkundung einzubinden und ihn auch mal vor ein echtes Problem zu stellen.