Dynasty Warriors 7: Empires06.03.2013, Jens Bischoff
Dynasty Warriors 7: Empires

Im Test:

Während sich japanische Metzelfans bereits mit dem frisch zubereiteten Dynasty Warriors 8 vergnügen, tischt Tecmo Koei mit Dynasty Warriors 7: Empires (ab 26,90€ bei kaufen) hierzulande noch den letzten Posten der alten Speisekarte auf. Wie schlecht uns das geschmeckt hat, beschreibt der Test.

Kein fernöstlicher Festschmaus

Mit Dynasty Warriors 7 hatte ich seinerzeit trotz veralteter Technik und Spielmechanik weit über hundert Stunden verbracht - dem motivierenden und auch kooperativ spielbaren Eroberungsmodus sei Dank. Um so gespannter war ich auf den entsprechenden Empires-Ableger mit seinen zusätzlichen strategischen Elementen. Vielleicht gibt es endlich mal einen anständigen Mehrspielermodus, bei dem man mit mehreren Freunden und verkürzten Schlachten um Rohstoffe und Länder konkurriert?

Doch leider enttäuscht das fernöstliche Metzel-Risiko auch dieses Mal in punkto Gruppentauglichkeit. Selbst zu zweit via Splitscreen kann man nur eingeschränkt als Team agieren. Kleinere Geplänkel muss man stets allein bestreiten, während gewisse Entscheidungen den Mitspieler auch mal ohne Vorwarnung komplett arbeitslos machen können. Online kann man nach wie vor auf Spielersuche gehen, allerdings immer nur für eine einzige Schlacht, was den Teamaspekt natürlich völlig verdrängt.

Hinzu kommt, dass Online-Mitspieler stets Akteure zweiter Klasse sind und lediglich mit Standardausrüstung in den Kampf ziehen - nicht einmal auf bevorzugte Reittiere oder festgelegte Zweitwaffengattungen wird Rücksicht genommen. Offline-Gespanne sind von solch Spielspaß verderbenden Einschränkungen glücklicherweise ausgenommen, haben

Grafisch darf man auch dieses Mal kein Feuerwerk erwarten. Allein kämpft es sich aber zumindest sehr flüssig.
Grafisch darf man auch dieses Mal kein Feuerwerk erwarten. Allein kämpft es sich aber zumindest sehr flüssig.
dafür aber immer wieder mit extremen Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen, die man sich höchsten als unfreiwillige Bullet-Time schönreden kann.

Hässliches Entlein

Nichts schönzureden gibt es hingegen bei der grafischen Darstellung: Die Kulissen sind trostlos, die Texturen matschig, die Figuren klobig, die Animationen holprig, die Effekte billig und die Zeichentiefe unter aller Kanone. Da ploppen ganze Armeen wenige Meter vor einem ins Bild oder lösen sich plötzlich in Luft auf. Und von der grausamen Musikuntermalung eines mit Rockgitarren Amok laufenden Synthesizers möchte ich erst gar nicht reden.

Doch auch die Kameraführung ist grauenvoll: Ständig muss manuell rotiert oder zurückgesetzt werden, weil es nach wie vor weder eine vernünftige Automatik, noch Zielfixierung gibt. Auch eine Zoomfunktion ist nicht vorhanden, was angesichts der viel zu dicht am eigenen Charakter klebenden Kamera ein zusätzliches Ärgernis ist. Wenn man blockt, verweigert die Kamera sogar komplett jegliche Justierung...

Immerhin ist das Kampfgeschehen, wenn man allein spielt, angenehm flüssig. Wirklich freuen kann man sich darüber allerdings nicht, da einem sämtliche Gegner völlig hirntot ins nur wenige Aktionen beherrschende Messer laufen. Mit der richtigen Waffe reicht im Prinzip das ständige Wiederholen einer simplen Kombo aus, um jeden Gegner chancenlos in die Knie zu zwingen. Es sei denn, die hinterhältige Kamera oder mitunter

Je nach Ruhmeslevel kann man verschiedene Sonderaktionen (Strategeme) ausrüsten und im Kampf aktivieren.
Je nach Ruhmeslevel kann man verschiedene Sonderaktionen (Strategeme) ausrüsten und im Kampf aktivieren.
abenteuerliche Kollisionsabfrage machen einem einen Strich durch die Rechnung. Aber zur Not gibt's ja noch den auch für Konter geeigneten Musou-Angriff.

Wenig Neues

Bis auf den Einsatz so genannter Strategeme hat sich spielerisch nichts geändert. Durch das Anhäufen verschiedener Ruhmespunkte erhält man jetzt Zugriff auf diverse Sonderaktionen, die man ausrüsten und einmalig auf dem Schlachtfeld einsetzen kann. Auf diese Weise kann man z. B. Verstärkung rufen, Hinterhalte legen, Abwehranlagen errichten oder Verletzungen heilen. Die Möglichkeiten sind bei entsprechend hohem und breit gefächertem Ansehen durchaus interessant und vielfältig.

Um das Ansehen zu steigern, wird im namengebenden und einzigen Empire-Spielmodus nicht nur gekämpft, sondern auch Politik, Wirtschaft und Diplomatie betrieben. Man kann je nach Staatsform Steuern erheben, Ernteüberschüsse spenden, Soldaten trainieren, Allianzen schmieden und sogar heiraten. Zudem gibt es alle sechs Monate (Runden) einen Kriegsrat, um bestimmte Aufgaben vorzugeben oder zu erfüllen. Die Möglichkeiten sind zwar überschaubar, die Mechanismen simpel, aber trotzdem macht es Spaß sein eigenes Reich bis zur vollständigen Vereinigung Chinas wachsen und gedeihen zu sehen, während man sich bei Händlern mit neuen Waffen, Tieren oder

Der Ausbau des eignen Reiches kann sowohl mit historischen als auch selbst erstellten Figuren erfolgen.
Der Ausbau des eignen Reiches kann sowohl mit historischen als auch selbst erstellten Figuren erfolgen.
Möbeln eindeckt.

Kreatives Werken

Erweitert wurden auch die Möglichkeiten des Charaktereditors, mit dem man seine eignen Offiziere und Teams erstellen kann. Es ist sogar möglich seine Kreationen online zu tauschen oder historische Persönlichkeiten damit zu ersetzen. Feudale Herrscher in Unterhose und mit Sonnenbrille dürften aber sicher nicht jedermann behagen. Auch eine über die antiken Schlachtfelder Chinas galoppierende Jeanne d'Arc wirkt reichlich albern. Aber egal, der Editor ist ein nettes und durchaus vielseitiges Werkzeug, mit dem man sich dank freischaltbarer Extraklamotten, genauso wie mit Galerie und Enzyklopädie immer wieder beschäftigen kann.

Dass es mit Xu Shu auch einen vorgefertigten Neuzugang gibt, fällt hingegen kaum ins Gewicht. Schwer enttäuscht war ich allerdings von der wenig motivierenden, da nicht dauerhaften Charakterentwicklung - eigentlich einer Paradedisziplin der Warriors-Spiele. Vermisst habe ich auch die Wahl zwischen englischer und japanischer Sprachausgabe. So ist es zwar schön, dem japanischen Originalton lauschen zu können, verstehen dürften den aber nur die Wenigsten und mitten im Kampf hat man auch nur selten Zeit, die englischen Untertitel mitzulesen. Eine deutsche Lokalisierung hat man sich komplett gespart.

Fazit

Als Fan der ersten Dynasty-Stunde stürze ich mich eigentlich gerne in die Massenschlachten - vor allem in der Hoffnung, mal einen kleinen Lichtblick wie z. B. das aus Samurai Warriors 2 stammende Party-Brettspiel Sugoroku zu entdecken. Dynasty Warriors 7: Empires enttäuscht allerdings auf ganzer Linie mit ideenlosem Recycling, schrecklicher Kameraführung und technischem Stillstand. Die größte Überraschung dürfte Jeanne d'Arc auf den antiken Schlachtfeldern Chinas sein. Allerdings ist sie nicht da, um der fast zu Tode gemolkenen Warriors-Kuh endlich den überfälligen Gnadenstoß zu versetzen. Koei selbst macht sich nicht mal mehr die Mühe einer mehrsprachigen Vertonung, deutschen Übersetzung oder Xbox-Umsetzung. Die Charakterentwicklung ist auch nur noch ein Schatten ihrer selbst und die Mehrspielerfunktionen ernüchtern trotz Online-Anbindung. Für mich eines der schwächsten Dynasty Warriors.

Pro

unterhaltsame Machtgeplänkel
neue Spezialmanöver (Strategeme)
erweiterter Charaktereditor

Kontra

vorsintflutliche Technik
monotones Dauermetzeln
grauenvolle Kamera
öde Charakterentwicklung
schwache Mehrspielerfunktionalität
Spiel komplett auf Englisch

Wertung

PlayStation3

Taktisch angehauchtes Schlachtfest, das an technischen und spielerischen Gebrechen sowie akutem Ideenmangel leidet.

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