Im Test:
Grenzenloses Heldentum
Iron Man zieht mit Mr. Fantastic los, Spider-Man und Wolverine machen gemeinsame Sache, Storm und der unglaubliche Hulk müssen einander helfen: In Lego Marvel Super Heroes (LMSH) werden die Helden aus nahezu allen bekannten Universen der mittlerweile zu Disney gehörenden Comic-Schmiede zusammengewürfelt. Das ist auch bitter nötig, denn die Bedrohung, die nicht nur dem Schauplatz New York, sondern der gesamten Welt das Licht auspusten möchte, ist nicht auf einen Bösewicht beschränkt. Loki, der Grüne Kobold, Whiplash, Doc Ock, Magneto, Dr. Doom, Red Skull - findige Spieler werden sogar Howard the Duck entdecken und bekämpfen. Alles was auf Schurkenseite Rang und Namen hat, wird sich den Gruppierungen sprengenden Heldentrupps in den Weg stellen. Es gibt über 100 spielbare Figuren, von denen nicht mal ein Drittel über die Kampagne mit 15 Kapiteln freigeschaltet wird. Alle anderen muss man in dem ab einem bestimmten Punkt in der Erzählung frei zugänglichen New York erst finden, ggf. Aufgaben für sie erledigen und/oder mit der typischen Spielwährung in Form von Lego-Steinen freischalten.
Sehr schön: Wenn man keine Lust hat, sich im offenen Big Apple herumzutreiben, kann man mit minimalem Reiseaufwand ein Kapitel der Story nach dem anderen in Angriff nehmen. Zwar entgehen einem dabei viele Kleinigkeiten und spannende Nebenmissionen, doch man hat auch so schon genug zu tun: Man sollte in etwa zehn bis zwölf Stunden für die Kampagne einrechnen. Und will man alle Geheimnisse finden, die in Lego-Tradition erst mit den Fähigkeiten entsprechender Figuren im "Freien Spiel" des Abschnitts zugänglich sind und zu denen auch ein "Stan Lee in Gefahr" (herrlich!) gehört, kann man entsprechend Zeit hinzurechnen. Will man wirklich alle Figuren, Fahrzeuge oder Aufgaben (und damit alle der 250 goldenen Steine) einheimsen, kann man sich mehrere Wochenenden mit den Superhelden beschäftigen.
Lego, wie man es kennt
Hier geht es mir aber nicht alleine um die Auseinandersetzungen mit den Standardgegnern. Vor allem die Bosse sind es, die mich auf hohem Niveau enttäuschen. Abseits des ersten mehrstufigen Kampfes mit Sandman, der mit seinem Partikelwahn und gelungenen Effekten auch beispielhaft für den visuellen Fortschritt der neuesten Legospiel-Generation ist, schöpfen die Endgegner ihr Potenzial nicht aus.
Die zumeist in drei Abschnitten ablaufenden Auseinandersetzungen fordern nur in der ersten Phase, bis man die Angriffsschemata des Gegners und das Zeitfenster für eigene Attacken erkannt hat. In den folgenden zwei Phasen wird nur noch minimal variiert - schade! Bei den Rätseln ist man mir auch zu einsteigerfreundlich.
Offene Welt und leerer Humor
Etwas anders sieht es in der offenen Welt aus: Hier wird man nicht immer angeleitet, was zu tun ist, sondern kann seiner Fantasie bei der Rätsellösung oder Wegfindung (trotz Hilfestellungen) freien Lauf lassen. Dennoch bleibt natürlich festzustellen, dass eine frei zugängliche Stadt oder ein offenes Areal nichts Neues für ein Lego-Spiel ist.
Weniger gelungen ist der Humor. Dieses Element, das vor allem dann zündete, wenn man sich an Filmvorlagen orientierte (Star Wars, Indiana Jones, Der Herr der Ringe), kommt hier etwas kurz - zumindest zünden bei mir gefühlte 80 Prozent der wohl gut gemeinten, aber letztlich am Ziel vorbei schießenden Gags nicht. Dabei kann es eigentlich nicht daran liegen, dass man hier keine Vorlagen hatte: Sowohl die Comics als auch die populären Marvel-Filme der letzten Jahre hätten trotz einer komplett eigenständigen Geschichte genügend Raum für Anspielungen gegeben. Zumal man sich bei der Charakterisierung der Figuren ohnehin nicht entscheiden konnte, ob man nun den Comicbüchern oder den Zelluloidwerken folgt. Während Tony Stark oder auch Nick Fury eher an Robert Downey Jr. und Samuel Jackson erinnern, scheinen Wolverine oder auch Mr. Fantastic eher aus den Bildergeschichten zu kommen.
Bauklotz-Unterschiede
Man sollte nicht glauben, dass eine Parallelentwicklung auf Systemen, die visuell zumindest theoretisch weitgehend identische Ergebnisse abliefern könnten, derart unterschiedlich ausfallen könnte wie hier. Während sowohl auf PS3 als auch auf 360 als auch Wii U bei dem grandiosen Sprung vom S.H.I.E.L.D.-Heli-Carrier, den ich jederzeit dem komfortablen Teleport bevorzugen würde, in den Big Apple zu keinen wesentlichen Problemen kommt und man auch hinsichtlich der Effekte keine großen Unterschiede bemerkt, sieht es in den Missionen sowie in New York City anders aus. Wobei sich PS3 und Xbox 360 nicht viel schenken. Beide haben mit leichtem Kantenflimmern und Tearing zu kämpfen, wobei Letzteres vor allem in der frei begehbaren Großstadt auffällt.
Das Schöne: Auf der Wii U zerreißt das Bild nicht. Aber dafür flimmert es hier stärker und die Bildrate geht mitunter gewaltig in die Knie. Insofern hätte man hier vielleicht auch den Schalter für die vertikale Synchronisation wieder auf „Aus“ stellen sollen und stattdessen sicherstellen, dass man jederzeit ohne Grafikschluckauf durch die Stadt streunen kann.
Fazit
Sobald sich Traveller's Tales nicht an filmischen Vorlagen entlanghangeln kann, bekommen die Lego-Spiele meist Probleme - vor allem hinsichtlich des Humors. Der Abstecher ins prall gefüllte Marvel-Universum macht da keine Ausnahme. Die Geschichte ist zwar gut konstruiert und führt zu einem gigantischen Crossover-Stelldichein von Helden und Bösewichten, doch der hier eingestreute Humor zündet bei mir nur selten - hier hatte man bei Lego City Undercover auf Wii U ein glücklicheres Händchen. Technisch schwanken die Superhelden auf dieser Generation zwischen beeindruckenden Szenen wie der Partikelschlacht gegen Sandman und Unzulänglichkeiten wie Tearing auf PS3 oder 360 sowie fiesen Bildratenproblemen in Tateinheit mit Kantenflimmern auf Wii U - alles Mankos, die in den Versionen für PS4 und Xbox One hoffentlich behoben sind. Das spielerische Umfeld bietet all das, was man von einem Lego-Spiel erwartet: Die Mischung aus stringenten Story-Missionen sowie offener Welt mit vielen Nebenaufgaben hält einen auch nach der etwa zwölf Stunden langen Erzählung beschäftigt. Der dynamische Splitscreen macht das kooperative Heldendasein zu einem unkomplizierten Vergnügen. Es gibt Unmengen an Figuren und Fahrzeugen freizuschalten. Einzig bei den Bossen und den zu offensichtlichen Rätseln hätte man eine Schippe draufpacken können.
Pro
Kontra
Wertung
360
Unterhaltsames Zusammentreffen der Marvel-Helden im Bauklotz-Stil, das allerdings durch technische Mankos und einen zu niedrigen Schwierigkeitsgrad getrübt wird.
Wii_U
Inhaltlich identisch zu PS3 und 360 sorgen Bildratenprobleme für einen reduzierten Unterhaltungswert.
PlayStation3
Unterhaltsames Zusammentreffen der Marvel-Helden im Bauklotz-Stil, das allerdings durch technische Mankos und einen zu niedrigen Schwierigkeitsgrad getrübt wird.
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