Drakengard 328.05.2014, Jens Bischoff

Im Test: Blutiger Rachetrip zu Land und Luft

Das von Square Enix hierzulande nur als PSN-Download veröffentlichte Action-Rollenspiel Drakengard 3 (ab 64,20€ bei kaufen) ist in Japan bereits letztes Jahr als Drag-On Dragoon 3 vom Stapel gelaufen. Wie uns das jüngste Werk des Serienvaters und Nier-Schöpfers Taro Yoko gefallen hat, verrät der Test.

Frühes Familiendrama

Trotz der drei im Titel, ist das neuste Drakengard als Prequel zum 2005 erschienenen PS2-Original konzipiert. Darin begleitet man die zu allem entschlossene Zero auf ihrem schonungslosen, einem Countdown gleichenden Rachefeldzug gegen ihre fünf jüngeren Schwestern - der wahren Tragödie dahinter immer näher kommend. Mit im Schlepptau: Drachenjungspund Mikhail, der Zero trotz ihrer herablassenden Art stets treu zur Seite steht. Auch Im Kampf erweist sich der naiv tollpatschige Lindwurm immer wieder als unverzichtbarer Mitstreiter.

Die luftigen Einsätze auf Mikhails Rücken dürften mit ihrer Mehrfach-Zielaufschaltung für Feuerballsalven vor allem Panzer-Dragoon-Fans erfreuen. Neben Abschnitten mit festen Flugbahnen wie in SEGAs Saturn-Klassiker gibt es aber auch freie Flugeinlagen wie in Lair. Die meiste Zeit ist man allerdings zu Fuß unterwegs, wo man von bis zu zwei autonom agierenden Gefolgsleuten Rückendeckung bekommt. Wen man auf welcher Mission dabei haben will, kann man sich im Vorfeld aussuchen. Das Angebot an Mitstreitern nimmt stetig zu, bleibt aber überschaubar.

Fliegende Waffenwechsel

Zeros Waffenarsenal wird ebenfalls immer üppiger, auch wenn sie mit Schwertern, Speeren, Klauen und Wurfklingen, mit denen man wie in den Drachenpassagen mehrere Ziele auf einmal markieren kann, lediglich vier Gattungen beherrscht. Dafür kann sie aber waffenspezifische Kombos nutzen und jederzeit die Waffenart wechseln - zum Teil selbst im Sprung oder mitten in einer Angriffskette.

Die meisten Gegner sind für bestimmte Waffen- und Angriffsarten besonders anfällig, fliegende Waffenwechsel an der Tagesordnung - unsere Komplettlösung gibt Hilfestellungen.
Da die Gegner oft auch noch sehr spezielle Schwächen und Resistenzen haben, ergeben sich im Gegensatz zu reinen Metzelorigen wie Dynasty Warriors und Konsorten angenehm taktische und dynamische Auseinandersetzungen, bei der auch die Defensive eine wichtige Rolle spielt.

Neben schnellen Ausweichmanövern, sollte man auch das Ausdauer fressende Blocken beherrschen, um nicht im falschen Moment ohne Schutz dazustehen. Mit dem richtigen Timing lassen sich sogar Schutzmechanismen durchbrechen und vernichtende Gegenschläge einleiten. Zudem lässt sich, wenn ausreichend Blut vergossen wurde, der so genannte Intoner-Modus aktivieren, der sich ebenfalls als Kontermöglichkeit missbrauchen lässt, aber in erster Linie dazu dient, während einer gesanglich eingeleiteten Transformation kurzzeitig besonders viel Schaden anzurichten.

Alles im Griff?

Per Zielfixierung kann man sich auch auf bestimmte Gegner konzentrieren, was bei besonders großen oder schnellen Widersachern jedoch immer wieder für Chaos sorgt, da die Kamera meist viel zu nah an einem dran klebt und manuelles Nachjustieren bei mehreren Gegnern zwangsläufig zu ungewollten Zielwechseln führt. Auch genaue Sprünge sind aufgrund der nahen Perspektive oft heikel - vor allem wenn die Zeit knapp oder die Abgründe bodenlos sind. Ansonsten ist die Steuerung aber angenehm handlich und schnörkellos.

Zeitdruck gibt es aber ohnehin nur in optionalen Nebenmissionen, die man nach und nach parallel zur Handlung freispielen sowie beliebig oft wiederholen kann. Neben einmaligen Sachprämien und zusätzlichen Erfahrungspunkten, stellen diese Kurzeinsätze aber vor allem eine gute Möglichkeit dar, um die durch Waffen-, Material- und Upgrade-Käufe meist viel zu schnell geplünderte Kriegskasse wieder aufzufüllen. Aufgerüstete Waffen werden aber nicht nur stetig stärker und komboreicher, sondern oft auch größer und schwerer, was durchaus auch negative Auswirkungen wie verminderte Angriffsgeschwindigkeiten mit sich bringen kann.

Hässliches Entlein

Auch der Humor kommt trotz düsterer, sadistischer Grundstimmung nicht zu kurz. Die englische Sprachausgabe ist dabei solide, die musikalische Untermalung hörenswert. Grafisch kann das brachial inszenierte Gemetzel hingegen weniger überzeugen. Vor allem direkt nach dem pompösen Render-Intro sorgt die via Unreal-Engine aufgetischte Spielgrafik für Ernüchterung.

Dank Drache Mikhail kann man gelegentlich auch aus der Luft angreifen - Kamera und Technik lassen allerdings oft zu wünschen übrig.
Egal wie viel Blut man auch auf den Bildschirm spritzt, die blassen und grobschlächtigen Kulissen wirken wie Relikte aus längst vergangenen PS2-Zeiten. Auch viele der Effekte muten geradezu antiquiert an. Hinzu kommt eine von Rucklern und Tearing geplagte Bildrate sowie trotz reiner Download-Fassung zehrend lange Ladezeiten.

Neben einer physischen Veröffentlichung auf Blu-ray wie in Japan und den USA hat man sich leider auch eine deutsche Lokalisierung gespart, während es japanischen Originalton nur als DLC gegen knapp fünf Euro Aufpreis gibt. Einzig Käufer der limitierten, aber ebenfalls disc-losen Collector's Edition werden dafür nicht extra zur Kasse gebeten. Französische Untertitel gibt's hingegen überall für lau - eine wirklich kuriose Sprach- und Release-Politik...

Fazit

Wie die beiden PS2-Vorgänger bietet auch das als Prequel zum ersten Teil konzipierte Drakengard 3 eine Mischung aus bodennahen Hack'n'Slay-Einsätzen à la God of War und luftigen Drachenkämpfen wie in Panzer Dragoon oder Lair. Als erzählerischer Hintergrund dient ein bizarres Familiendrama zwischen sechs stimmgewaltigen Schwestern. Die Inszenierung ist meist derb und brachial, kann aber auch tragisch und komisch sein, während sich die Kämpfe nicht nur aufgrund der fliegenden Waffenwechsel erfreulich dynamisch präsentieren. Auch die Hatz nach immer neuen und effektiveren Tötungswerkzeugen weiß zu gefallen. Der technische Unterbau gerät hingegen immer wieder ins Stocken, die oft viel zu nahe Kamera ins Wanken. Zudem nerven trotz 15 GB schwerer Vollinstallation lange Ladezeiten und kuriose Sprachoptionen. So gibt's französische Texte umsonst, deutsche überhaupt nicht und japanischen Originalton nur gegen Aufpreis...

Pro

interessantes Setting
dynamische Kampfaction
motivierende Upgrade-Hatz

Kontra

zickige Kamera
holprige Technik
zehrende Ladezeiten
Spiel komplett auf Englisch

Wertung

PlayStation3

Brachiale Kampfaction mit durchwachsener Technik sowie fragwürdiger Sprach- und Release-Politik.

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