Bekannte Defizite und neue Stärken
Problem Ecken: Viel zu viele Tore fallen nach einfachen Ecken. Und das sieht nicht wie hier authentisch, sondern zu statisch aus.
Schade ist, dass man Flatterbälle, Außenristschüsse oder kurze Vorlagen für den eigenen Schuss nicht manuell erzwingen kann - da gibt es nur den Trick, den Ball etwas anzulupfen. Electronic Arts hat an Feinheiten geschraubt, aber es gibt immer noch alte Defizite wie etwa vollkommen unrealistisch überdrehte Flanken oder zu schlaffe Direktabnahmen, bei denen man sich eher Sorgen um den Fuß des Schützen als um das Flutlicht macht – Stichwort: fehlende Explosivität. Zwar kann man jetzt etwas schneller aus der Bewegung heraus schießen als noch in FIFA 13, aber es fehlt mir eine noch konsequentere Weiterentwicklung der Steuerungsmöglichkeiten sowie Physik.
Dafür hat EA das Laufverhalten der KI deutlich verbessert, und zwar sowohl in der Defensive als auch der Offensive. Zwar gibt es bei dem automatischen Spielerwechsel immer noch ärgerliche Aussetzer. Die Verteidiger bleiben jetzt allerdings in der Rückwärtsbewegung näher am Mann und schließen Lücken; lediglich bei Standards und hohen Bällen kann es zu unverständlicher Lethargie kommen, so dass jede Ecke zu einem Zitterspiel mit Pokerflair wird. Das kennt man zwar auch aus der Bundesliga, hallo Dortmund, aber in diesem FIFA 14 fallen zu viele einfache Tore nach Ecken.
Was allerdings richtig Spaß macht, ist das variablere Laufverhalten der eigenen Offensivleute, die sich sogar bewusst aus dem Abseits raushalten und den Kollegen aus dem Rückraum weiter laufen lassen, die wesentlich früher zum Sprint ansetzen und in die Lücken zwischen die Innenverteidiger stoßen. So hat man mehr Möglichkeiten für Pässe in die Tiefe, die man auch gut timen muss, denn die Stürmer behalten ihre Richtung bei vollem Tempo zunächst bei. Schade ist, das man für diese Pässe immer noch kein „Semi“ einstellen, sondern nur zwischen „Automatisch“ oder „Manuell“ wählen kann.
Das alte Spielgefühl lässt grüßen
BVB gegen Arsenal: Dank voller Lizenzbeutel sind alle deutschen Bundesliga-Clubs mit offiziellem Kader sowie zig Teams aus England, Spanien, Italien etc. dabei.
Kaum hat man die Änderungen verinnerlicht und startet online eine Saison (erstmals auch kooperativ als 2-gegen-2 möglich), in der man wieder in Liga 10 startet und sich dann inklusive Aufstieg, Abstieg sowie Pokalturniere hochkicken kann, fühlt man sich nach zwei, drei Matches an das alte Spielgefühl erinnert. Das Gute ist: Der Netzcode ist klasse, wir hatten keine größeren Probleme mit Lags oder Verbindungsabbrüchen - wer sucht, findet sofort eine Partie. Aber wenn man FIFA 13 ein Jahr begleitet und verinnerlicht hat, fehlen einem dieses Jahr abseits kleiner Verbesserungen die kreativen Überraschungen auf dem Platz – der Sprung von FIFA 12 zu FIFA 13 war größer und die Zeit der Eingewöhnung wesentlich länger.
Es ist nicht so, dass sich abseits der Steuerungsänderungen sowie des physikalischen Fortschritts nichts getan hat: Der flache Pass in die Tiefe hat jetzt z.B. mehr Schmackes und sorgt für bessere Tempowechsel. Es bleibt allerdings bei einem recht generischen Ablauf, was die allgemeine Geschwindigkeit und den Rhythmus des Spiels betrifft. Ich vermisse zudem taktische Fortschritte: Man kann lediglich das Wesentliche und Bekannte an Formationen und Verhalten einstellen, aber weder die Viererkette mal eben manuell höher stellen oder abseits der selbst erstellten auch besondere Finten bei Standards aufrufen. Schade auch, dass man die allgemeine Taktik bei ruhendem Ball immer noch nicht anpassen kann.