Zu wenig echte Fußballstimmung?
Die Schussphysik wurde leicht verbessert. Abschlüsse, Pässe, Flanke & Co kann man in vielen neuen Minispielen trainieren. Dort beginnt man mit einfachen Übungen auf Bronzelevel und kann sich bis Gold hinauf kämpfen.
FIFA 14 kann bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. die fehlende niederländische Nationalmannschaft aus einem riesigen offiziellen Pool schöpfen, um Spieler und Vereine aus 33 Ligen (neuerdings inkl. Chile und Argentinien) abzubilden, um originale Fangesänge und zig Stadien zu integrieren. All das sind die Vorteile einer voll lizenzierten Präsentation, die natürlich Fans aller Vereine anlockt. Und dieses Jahr wurde das Äußere nochmal poliert, was Menüdesign und Ladezeiten angeht: Alles wirkt knackiger und eleganter. Man kann im neuen Kacheldesign über den Analogstick in Unterbereichen blättern, kann Formationen intuitiver im Auswechselmenü anpassen; hier kann es allerdings zu Verzögerungen kommen, wenn Spielerportraits erst zwei Sekunden nach Auswahl des Spielers angezeigt werden. Ansonsten flutscht alles schnell und die Ladezeiten wurden so reduziert, dass man die vielen neuen Minispiele mit Kartonschießen, Slalomlauf & Co gerade mal anfangen kann.
Trotz der Lizenzstärke und trotz der immer noch guten Präsentation, die zumindest im virtuellen Fußball konkurrenzlos ist, weil man vom Stadionsprecher in Landessprache bis hin zu bewegten Kameramännern ein lebendiges Arenabild bekommt, wirkt vieles noch nicht authentisch genug, teilweise sogar steril bis unrealistisch: Wo sind z.B. die Vorsänger auf den Zäunen oder die hüpfenden Ultras als Stimmungsmacher in der Masse? Wo sind Bengalos und Schmähgesänge in Derbys? Klar dürften die Funktionäre des Fußballs und die Lizenzgeber etwas dagegen haben, aber das Umfeld des Sports wirkt in FIFA manchmal noch künstlich sauber. Es gibt trotz der bisher erreichten Qualität noch viel zu tun.
Man könnte sich in Zukunft vielleicht die Arbeit am stellenweise dämlichen Torjubel sparen: Was man sich da online für einen Zirkus nach einem Treffer ansehen muss! Natürlich jubeln Profis teilweise exzentrisch, aber hier sehen sie aus wie Clowns, zumal sie immer noch wild durcheinander clippen - Spielerarme greifen immer wieder klar durch Körper. Viel wichtiger für die Inszenierung wäre auch eine bessere Präsentation der Trainer am Spielfeldrand: Die sind trotz einiger Gesten noch zu unbeteiligt. Wo sind Diskussionen mit dem vierten Offiziellen? Wo sind Wutausbrüche oder Tonnentritte?
Wenn sich FIFA weiter Richtung Simulation entwickeln will, dann muss es natürlich nicht in erster Linie die Hektik und Spannung neben, sondern auf dem Platz besser abbilden.
Auch wenn die Stadien klasse aussehen, man bei Tag und Nacht, Sonne und Regen antreten kann: Es fehlt echte Fußballkultur in den Arenen - man erkennt z.B. weder Vorsänger noch Ultras.
Aber auch da gibt es Nachholbedarf: Vor allem die Ecken wirken zu statisch - da fliegt der Ball rein und wird teilweise ohne Zweikämpfe aus dem Stand reingeköpft. Das sieht manchmal aus wie beim Training ohne Gegner! Es fehlt das hitzige Hin und Her, das Geschiebe und Gerangel, das Anlaufen von der Linie in den Raum. Natürlich kann man dank des lobenswerten Editors eigene Laufwege etc. kreieren. Aber ich erwarte von einem Spiel, dass es Eckensituationen authentischer abbildet. Was FIFA ebenfalls noch nicht gut genug inszeniert: Das Chaos der letzten Minuten in entscheidenden Spielen, das Gerangel und Getänzel im Strafraum, wenn man nur noch hohe Bälle hinein schlägt.
Zig Spielmodi und Online-Komfort
Aber die große authentische Trumpfkarte für Fußballfans darf man nicht vergessen: Die virtuelle Bundesliga, die am 1. Oktober startet. Der im letzten Jahr eingeführte Modus erlaubt es Spielern, bei gleichen Werten aller Teams für ihren Verein anzutreten – wer Lust hat und in den Ranglisten für seinen Club ganz oben steht, kann auch an offiziellen Turnieren teilnehmen und letztlich deutscher Meister werden; eine tolle Verknüpfung von Privat- und E-Sport. Wer einfach nur online für seinen Club kicken will, sammelt weiter mit allen anderen Fans bei jedem Spiel ein paar Punkte, wobei nicht die Masse, sondern die bessere Quote zählt: So kann auch Fortuna Köln an der Spitze der Tabelle stehen, wenn die 1000 Spieler im Verhältnis siegreicher sind als z.B. die 10.000 Gladbacher.
Spielmodi ohne Ende, offline und online: FIFA 14 bietet von Liga über Pokal bis hin zu Karriere sowie Matches mit kollektiver Punktzählung für den eigenen Verein viel Abwechslung.
EA schöpft bei seinem Online-Service aus dem Vollen, auch was Kommunikation und Austausch angeht: Man kann sich einfach mit Freunden vernetzen, Gegenstände austauschen und wird online mit News versorgt. Hinzu kommt der Matchday, bei demman aktuelle Partien vor- bzw. nachspielen kann. Und all das läuft auf sehr flott und sauber. Wir haben extra den Verkaufsstart abgewartet und auf allen System online losgelegt- wir hatten weder Verbindungsprobleme noch gab es extreme Lags. Der Netzcode von FIFA ist sehr gut.
Weniger gut ist die KI in den Offline-Modi: Wer für sich alleine loslegt, wird selbst auf höheren Schwierigkeitsgraden nicht wirklich von Computergegnern gefordert. Wir hatten bei identischen Einstellungen zum Vorjahr wesentlich mehr Torerfolge selbst gegen spielstarke Teams. Außerdem werden Freunde von Turnieren den offiziellen Rahmen vermissen: Champions League oder Euro League gibt es nicht.