Need for Speed Rivals04.12.2013, Michael Krosta
Need for Speed Rivals

Im Test:

Cops gegen Raser: Dieses ewige Duell kennen wir schon aus unzähligen Filmen, TV-Serien und Spielen. Einmal mehr steht es auch bei Need for Speed Rivals (ab 7,13€ bei kaufen) im Mittelpunkt, dem jüngsten Ableger von EAs erfolgreicher Rennspiel-Serie, mit der man im nächsten Jahr sogar die Kinoleinwand erobern und Fast & Furious Konkurrenz machen will. Warten in Redview Counry erneut aufregende Verfolgungsjagden oder ist nach Hot Pursuit und Most Wanted langsam die Luft raus?

Gesetz versus Freiheit

Sie sind wie zwei Seiten einer Medaille: Auf der einen sind die Raser, die mit ihren getunten Schlitten jede Straße des beschaulichen Redview County in eine Rennstrecke verwandeln, sich ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer ans Limit ihrer PS-Schleudern heran tasten und sich dabei  gnadenlose Duelle mit den Hütern des Gesetzes liefern. Auf der anderen sind es eben diese Cops, die Recht und Ordnung aufrecht erhalten wollen und entsprechend hart durchgreifen. Schon die etwas zähe Einführung macht mich mit beiden Seiten vertraut – selbst wenn ich eigentlich nur eine von ihnen spielen will. Der Mut zum Risiko steht bei den Racern ganz oben auf der Liste: waghalsige Fahrmanöver, Beinahe-Unfälle, spektakuläre Sprünge, das Auslösen von Radarfallen, Meistern von Geschwindigkeitszonen und das Abhängen von Cops – all das treibt den Multiplikator in die Höhe und spült immer mehr Speed Points in die Kasse, die man u.a. in neue Luxus-Boliden wie den Audi R8, einen schmucken Porsche 911 GT3, den Ferrari 599 GTO oder sogar McLarens P1 investieren kann, sobald sie freigeschaltet sind. Da der Level-Aufstieg aber recht zügig voran geht, nimmt die Auswahl entsprechend schnell zu.

Wer sagt, dass nur Tuner in flotten Karren sitzen dürfen?
Wer sagt, dass nur Tuner in flotten Karren sitzen dürfen?
Auch Tuning-Upgrades für eine robustere Karosserie, bessere Kontrolle sowie Steigerungen der Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit wollen mit Speed Points bezahlt werden – genau wie die vorgefertigten Aufkleber, Lackierungen und weiterer optischer Schnickschnack. Bei der individuellen Anpassung des Nummernschilds wird aber klar, dass sich auch die Rebellen der Straße an Gesetze halten müssen, denn „obszöne“ Beschriftungen werden vom System erkannt und umgehend rückgängig gemacht – fuck! Gerade im Tuningbereich wird allerdings zu wenig geboten  – vor allem, wenn man ältere Teile wie die Underground-Ableger oder Konkurrenz vom Schlag eines Forza Horizon als Vergleich heran zieht. Besser ist man bei der Verfolgungstechnologie aufgestellt: Hier hat man u.a. Zugriff auf EMP-Angriffe, Betäubungsminen, Störsender, Schockwellen, ein elektrostatisches Feld oder einen Turbo, wobei man maximal zwei dieser Angriffs- und Verteidigungsmechanismen pro Wagen ausrüsten darf. Der besondere Reiz im Raser-Dasein liegt darin, mit den gewonnenen Speedpoints zu pokern. Treibt man den Multiplikator weiter in die Höhe ein und geht das Risiko ein, bei einer Verhaftung oder einem Totalschaden alles zu verlieren? Oder geht man auf Nummer sicher und deponiert seinen aktuellen Gewinn in einem der zahlreichen Unterschlupfe? Diese kann man neuerdings auch dann betreten, wenn einem die Bullen am Heck kleben – eine enorme Erleichterung, musste man die lästigen Verfolger in den Vorgängern erst abschütteln, bevor man sich in sein Versteck zurückziehen durfte. Selbst andere Veranstaltungen wie Zeitfahren, Standard-Rennen, Hot Pursuits oder Duelle mit Interceptors darf man jetzt im Rahmen einer laufenden Verfolgungsjagd starten.

Mit voller Härte

Die Fahrzeuge lassen sich mit vorgegebenen Designs pimpen.
Die Fahrzeuge lassen sich mit vorgegebenen Designs pimpen.
Das Leben als Cop ist nicht ganz so aufregend, hat aber trotzdem seine Vorteile: Trägt man die schicke Uniform, muss man keinen Cent für die Fahrzeuge zahlen, die zudem in den Variationen Streifenwagen, Undercover und Enforcer zur Verfügung stehen. Und wer glaubt, in Redview County würde man sich mit einem VW Passat begnügen, liegt falsch. Hier verlangt auch das Gesetz Geschosse vom Schlag eines Lamborghini Murciélago LP 670 oder Bugatti Veyron Super Sport, um bei den aufmüpfigen Straßenrowdies mithalten zu können. Dabei genießen die Hüter von Recht und Ordnung absolute Narrenfreiheit und dürfen mit voller Härte gegen ihre Rivalen vorgehen. Tuning ist bei den Cop-Karren weder erlaubt noch nötig, denn die Staatsmacht ist bereits optimal für den Kampf gegen die Chaoten gerüstet. Nur hinsichtlich der Verfolgungstechnologie müssen auch Polizisten ins Portemonnaie greifen und für EMP-Angriffe, Nagelbänder & Co mit Speedpoints zahlen. Und wie verdient man sie sich? Zum einen durch Schnelleinsätze, bei denen man möglichst rasch und unfallfrei vom Startpunkt ins Ziel rast. Zum anderen durch Verhaftungen von Racern oder gar die Zerstörung ihrer Boliden, wobei man sich ihre erbeuteten Speed Points unter den Nagel reißen darf. Mit dem Risiko, alles zu verlieren, muss man sich als Cop nicht herumschlagen. Höchstens mit einem Knacks für die Ehre, falls man von den Pistensäuen wieder mal gnadenlos vorgeführt worden ist. Wer keine Zeit in die Freischaltung von Fahrzeugen investieren will, darf eine Abkürzung wählen, die leider immer mehr in Mode kommt: Zum Glück muss man nicht wie früher jedes Fahrzeug einzeln kaufen, sondern bekommt für seine zehn Euro sofort den Zugriff auf alle Wagen samt optimaler Tuning-Stufe und Ausrüstung. Fährt man online, erkauft man sich dadurch natürlich auch gewisse Vorteile gegenüber den anderen Spielern. Immerhin schaltet man bei EA wieder einen Gang zurück, wenn man dieses Modell mit der DLC-Gängelei von Most Wanted vergleicht.

Sinnlose Listen

Die Spielwelt ist klasse designt und bietet viele abwechslungsreiche Schauplätze.
Die Spielwelt ist klasse designt und bietet viele abwechslungsreiche Schauplätze.
An Veranstaltungen herrscht kein Mangel: Für beide Parteien finden sich auf der Karte zahlreiche Rennen, Verfolgungsjagden und Zeitfahr-Events. Dank Autolog-Anbindung kann man auch gleich sehen, wo die Freunde in der Bestenliste stehen oder bei welchen Radarfallen sie flotter unterwegs waren. Selbst entdeckte Möglichkeiten für Sprünge werden auf der Karte markiert. Das wird besonders dann wichtig, wenn man die zahlreichen Speed-Listen abarbeiten will, deren Sinn sich mir in Kombination mit Bestzeiten auf der Speed Wall aber nicht ganz erschließen will. Ja, es ist schön, dass man in der Regel die Wahl zwischen drei Listen mit unterschiedlichen Aufgaben hat. Diese umfassen Aktionen wie Drift-Ziele, das Erreichen von vorgegebenen Höchstgeschwindigkeiten, Zeit im Gegenverkehr, Medaillen bei Events oder eben Flugzeit bei Sprüngen. Je schneller man diese Aufgaben absolviert, desto höher ist die Platzierung auf der Speed Wall. Allerdings hat man anscheinend nur eine Chance, die gewählte Liste abzuarbeiten. Ist später ein Freund schneller, hat man also keine Möglichkeit mehr, bei einem neuen Anlauf mit einem besseren Ergebnis zu kontern. Zumindest habe ich eine solche Option nicht gefunden. Und das macht das Stoppen der Zeit und die damit verbundene Hektik beim Abarbeiten der Listen  überflüssig.

Das Gleiche gilt für die Karriereübersicht, in der man sich zwar einen Überblick über die Listen-Entscheidungen verschafft, aber keine alternativen Listen von bereits abgeschlossenen Kapiteln auswählen darf. Was soll das? Warum verbieten mir die Entwickler, absolvierte Listen für potenzielle Verbesserungen erneut zu spielen und die restlichen Aufgaben der beiden anderen nicht ebenfalls zu erledigen? Okay, manchmal stellt sich die Frage nicht – nämlich dann, wenn sich die drei zur Wahl stehenden Speed Lists nicht voneinander unterscheiden. Was das soll, habe ich auch bis heute nicht verstanden... Früher war alles einfacher: Da schaute man ins Autolog, verschaffte sich eine Übersicht potenzieller Herausforderungen gegen Freunde oder wurde sogar per Nachricht informiert und legte mit einem Klick los. Ähnlich komfortabel wurde auch bei Forza Horizon verfahren. Warum nicht auch hier?

Fahrspaß hält sich in Grenzen

Dank des Tag-/Nachtzyklus ist man auch im Dunkeln unterwegs.
Dank des Tag-/Nachtzyklus ist man auch im Dunkeln unterwegs.
Burnout war ein fantastischer Arcade-Racer. Auch wenn es nur Fantasie-Vehikel gab und die Fahrphysik simpel gestrickt war, reagierte die Steuerung flott und erlaubte präzise Manöver sowie coole Drifts. Rivals hat zwar lizenzierte Boliden, doch was die Fahrzeugkontrolle angeht, fährt man deutlich hinter dem Klassiker und anderen Rennspielen hinterher: Abgesehen davon, dass die Unterschiede zwischen den  Fahrzeugen nicht besonders ausgeprägt sind, reagiert die Steuerung generell viel zu träge – selbst dann, wenn man den Rennmaschinen ein paar Upgrades im Bereich „Kontrolle“ spendiert. Auch das Schlittern durch die Kurven, mit dem man auch die Nitro-Anzeige schneller füllt, fühlt sich nicht gerade umwerfend an. Hier hätte man sich besser an Ridge Racer oder Juiced orientiert, wenn man schon so offensichtlich die Arcade-Schiene fahren will, die in diesem Fall auch wunderbar zum Spielprinzip passt. Dass man es auf der Xbox One nicht mal im Ansatz hinbekommt, die Impulse Trigger ähnlich eindrucksvoll zu nutzen wie etwa Forza Motorsport 5, gerät da schon fast zur Nebensache.

Das reinste Chaos

Auf vielen langen Geraden kann man hervorragend die Höchstgeschwindigkeit der Boliden austesten.
Auf vielen langen Geraden kann man hervorragend die Höchstgeschwindigkeit der Boliden austesten.
Die meiste Zeit enden die Verfolgungsjagden in einem puren Chaos. Dabei spielt es keine Rolle, ob man gerade als  Racer oder Cop unterwegs ist. Irgendwann tummelt sich nur noch eine Blechmasse auf dem Bildschirm, es wird nur noch gerempelt und man verliert völlig die Orientierung. Letzteres passiert übrigens auch, wenn man nach einem Unfall wieder in den denkbar ungünstigsten Positionen auf die Strecke zurückgesetzt wird und gar nicht so recht weiß, in welcher Fahrtrichtung man gerade steht. Und dann kracht es auch schon wieder! Auch die die Routenführung via GPS scheint manchmal arg verwirrt zu sein: Wird der Weg neu berechnet, kommt manchmal ein Vorschlag heraus, der aufgrund riesiger Umwege keinen Sinn ergibt. Da soll ich plötzlich wenden und zurück fahren, obwohl das Ziel eigentlich weiter in Fahrtrichtung liegt?

Die Bedienung des Easy-Drive-Navis ist ebenfalls umständlich: Zwar ist es schön, dass man alternativ zur manuellen Markierung auf der Karte gleich die nächst gelegene Werkstatt zur schnellen Reparatur, die nächste Veranstaltung oder den nächsten Unterschlupf mit dem Digipad auswählen kann. Das alles während einer laufenden Verfolgung machen zu müssen, ist allerdings ein Krampf. Eine Pause-Funktion, bei der man alles in Ruhe regeln könnte, wird selbst im Einzelspielermodus nicht geboten. Da lobe ich mir die Sprachsteuerung via Kinect, auch wenn das System meine Befehle nicht immer versteht und in Kombination mit einem Voice-Chat völlig unbrauchbar wird, da es die Gespräche aufschnappt und falsch interpretiert. So kann es z.B. passieren, dass während eines Plausches plötzlich die Kamera umgestellt oder die Zielführung verändert wird. Apropos Kamera: Hier steht nur jeweils eine Stoßstangen- und Außenansicht zur Wahl. Erstere ist mir viel zu niedrig, Letztere zu unübersichtlich. Schade, dass man nicht wenigstens noch eine etwas höhere Motorhauben-Perspektive als Alternative bietet, wenn man schon auf Cockpits verzichtet.

Was in vielen Rennspielen mangels Lizenz fehlt, ist hier dabei: Modelle von Porsche.
Was in vielen Rennspielen mangels Lizenz fehlt, ist hier dabei: Modelle von Porsche.
Was aber richtig nervt ist das unsägliche Gummiband, das man besonders in den Interceptor-Events zu spüren bekommt, bei denen sich die bissigen Cops kaum abschütteln lassen. Wie denn auch, wenn sie einen gewaltigen Rückstand innerhalb weniger Sekunden aufholen können? Schon der Blick auf die kleine Karte zeigt, wie schnell die Hüter des Gesetzes selbst große Lücken schließen. Womit fahren die? Raketentriebwerken? Es ist einfach nur lächerlich. Doch auch in anderen Veranstaltungen sorgt der Gummiband-Effekt dafür, dass Rennen zu einem reinen Glücksspiel degradiert werden, bei denen das fahrerische Können im Prinzip nichts zählt. Ich kann verstehen, dass man spannende Rennen bieten möchte, aber hier übertreibt man es oft mit diesem Kunstgriff.  

Vereinte Raserwelt

Mit dem neuen AllDrive-System wollen die Entwickler einen nahtlosen Übergang zwischen Offline- und Online-Erlebnis ermöglichen. Die Idee dahinter: Wer keine Lust mehr auf reine KI-Duelle hat, loggt sich einfach in ein Spiel ein oder lädt Freunde zu privaten Sitzungen ein, um gemeinsam mit anderen Spielern durch Redview County zu brettern. Dabei kann man auch hier auf Wunsch jederzeit die Seiten wechseln, sich unterstützen oder gegeneinander antreten.

Die Streife lauert auf potenzielle Gesetzesbrecher.
Die Streife lauert auf potenzielle Gesetzesbrecher.
Allerdings leidet das theoretisch gute Konzept an mehreren Problemen: Oft geht es schon am Start los, wenn das Spiel einfach keinen geeigneten Server finden will. Erst gestern habe ich auf der Xbox One wieder knapp fünf Minuten warten müssen, bis ich endlich losfahren durfte. Auch auf PS3 und 360 musste ich teilweise lange Wartezeiten in Kauf nehmen, auf PS4 und PC ging es bei allen Versuchen flotter. Die nervige Serversuche beim Start abzubrechen ist nicht möglich, falls man lieber offline loslegen möchte. Hatte ich endlich Erfolg, kam der nächste Dämpfer: Was? Nur bis zu sechs Spieler gleichzeitig? Ja. Und falls man sich nicht durch Nachrichten oder Sprach-Chat gezielt auf einen Treffpunkt einigt, eiert man meist durch die offene Spielwelt, um sich vom Navigationssystem zu einem der anderen Spieler leiten zu lassen – nur um dann festzustellen, dass er sich mittlerweile in einem Unterschlupf verkrochen oder einen neuen Startpunkt auf der Karte ausgewählt hat. Sollte es tatsächlich doch mal zu einem Zusammentreffen mit anderen Spielern kommen, wünscht man sich unweigerlich ins Offline-County zurück, denn die Lags sind teilweise so heftig, dass man nur noch hüpfende Autos sieht. Ganz toll auch, wenn sich der nicht gekennzeichnete Leiter aus der Session verabschiedet, denn die darauf folgende Host-Migration hat einen vorläufigen Spielabbruch und oft sogar den Verlust bereits gesammelter Speed Points zur Folge. Ganz toll – vor allem, wenn man gerade in Führung lag und das Konto gut gefüllt war. Deshalb meine erste Maßnahme und heißer Tipp an alle, die Frust und lange Wartezeiten weitestgehend vermeiden wollen: Ich habe diese ätzende Online-Anbindung von AllDrive komplett in den Optionen gekappt – und damit auf ein zentrales Element verzichten, mit dem Rivals angepriesen wird. Mit mehr Spielern und einer sauberen Netz-Performance könnte es auch viel Spaß machen. In dieser Form allerdings nicht!

Wenn Coolness peinlich wird

Das Gummiband hält das Fahrerfeld meist künstlich beisammen.
Das Gummiband hält das Fahrerfeld meist übertrieben künstlich beisammen.
Aber es gibt noch mehr Kleinigkeiten, die mich an Rivals stören: Wo ist z.B. die Option, ein neues Spiel zu starten? Für den Fall, dass ich eine frische Karriere mit anderen Listen absolvieren will? Gibt's nicht. Na gut, dann lösch ich halt einfach meinen Spielstand und fange neu an. Was auf 360, PS3 und PC ein Kinderspiel ist, wird bei der Xbox One zu einem echten Problem, da man hier bekanntlich keine Übersicht zu seinen Spieldaten bekommt und Speicherstände automatisch in die Cloud geladen werden. Hier hilft dann wohl nur die komplette De-Installation des Spiels, gefolgt von einer langen Neu-Installation und dem Start bei gezogenem Netzwerk-Kabel, damit der alte Spielstand nicht aus der Cloud geladen wird. Ganz großes Kino...

Was man sich bei der Story und Inszenierung gedacht hat, will sich mir auch nicht ganz erschließen. Meine Güte: Wer denkt sich bloß solche unterirdischen Zwischensequenzen mit Pseudo-Youtube-Videos und dämlichen Texten aus? Das tut ja schon weh! Noch mehr Schmerzen bereiten allerdings die lächerlichen Oneliner bei der Auswahl von Listen. Das soll vielleicht cool wirken, ist aber einfach nur peinlich. Bleibt zu hoffen, dass das Drehbuch für den Kinofilm im nächsten Jahr zumindest einen Hauch besser ausfällt, aber nach dieser Leistung hier befürchte ich das Schlimmste.   

Neue gegen alte Generation

Ich war besonders gespannt, wie sich Rivals auf den neuen Konsolen gegenüber PS3 und 360 schlagen würde – und wurde zunächst bitter enttäuscht: Zwar sah die Kulisse auf Xbox One mit knackigen Texturen, schicken Wettereffekten und Hochglanz-Boliden deutlich besser aus als das grobe Redview County der alten Konsolen mit seiner starker Kantenbildung, Tearing und fiesen Pop-ups, doch die Performance glich noch einem Dauer-Geruckel. Mittlerweile hat sich die Lage aber etwas gebessert – Patches sei Dank: Zwar geht die Performance vor allem in Kurven und bei hohem Verkehrsaufkommen auf PS4 und Xbox One immer noch in die Knie, doch insgesamt läuft das Spiel auf den neuen Konsolen runder als auf ihren Vorgängern, wo Ruckler noch häufiger auf der Tagesordnung stehen und heftiger ausfallen. Wie schon bei Need for Speed: The Run wird auch hier wieder klar, dass die Kombination aus neuer Frostbite-Engine und betagter Hardware nicht harmoniert. Auf den neuen Konsolen verbucht die PS4-Version einen leichten Vorteil gegenüber dem Xbox One-Pendant und läuft einen Tick flüssiger. Einen ordentlichen Rück-/bzw. Innenspiegel bekommt man aber immer noch nicht hin. Wahrscheinlich wäre die Engine dann endgültig überfordert, wenn sie jetzt schon so dermaßen ins Schwitzen kommt.

Auch gegen andere Raser lässt sich Technik wie EMP-Angriffe oder Schockwellen einsetzen.
Es wird mit harten Bandagen gekämpft: Neben Rempeleinlagen werden auch EMP-Angriffe oder Schockwellen eingesetzt.
Der PC ist wie immer fein raus: Hier gibt es die meisten Details zu bestaunen und die wenigsten Bildraten-Einbrüche zu beklagen. Allerdings ist es ein Unding, dass Ghost Games die Grafikperformance auf 30 Bilder pro Sekunde beschränkt, wo potente PCs doch zu sehr viel mehr fähig sind und hier künstlich eingebremst werden. Das Design der Spielwelt kann sich allerdings auf allen Plattformen sehen lassen, auch wenn sie ruhig etwas größer hätte ausfallen können: Trotzdem bietet sie mit Wüsten, Schneegebirgen, dichten Wäldern, ländlichen Gegenden mit weiten Feldern und Strandpassagen eine schöne landschaftliche Vielfalt - das nachgebildete Colorado aus Forza Horizon gefällt mir trotzdem besser und muss sich grafisch nicht hinter dem PS4- und One-Auftritt von Rivals verstecken. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass die Fahrzeuge im Open-World-Racer von Playground Games besser aussehen als hier. Zieht man die 360-Fassung von Rivals als Vergleich heran, liegen technisch sogar Welten dazwischen – genau wie bei der Steuerung und Fahrphysik. Hinzu kommt eine stellenweise extrem fragwürdige Kollisionsabfrage, wenn man Fahrzeug z.B. aufgrund eines unsichbaren Hindernisses plötzlich abhebt. Oder nach einem Sprung zwischen Leitplanke und Straße eingeklemmt wird. Oder gar mit Teilen der Umgebung verschmilzt.

Fazit

Nein, mit Need for Speed: Rivals werde ich einfach nicht warm, obwohl vor allem in der Rolle des Rasers das Spaßpotenzial aufblitzt. Auf der Seite des Gesetzes ist der Dienstplan deutlich weniger aufregend, wobei es trotzdem schön ist, dass man jederzeit die Seiten wechseln und wirkungsvolle Verfolgungstechnologie einsetzen darf. Doch was mich abseits der völlig verkorksen Online-Anbindung und regelmäßigen Ruckel-Einlagen am meisten stört, ist das unsägliche Chaos, in dem die meisten Verfolgungsjagden enden – sei es durch das hohe Gegneraufkommen, die miesen Kamera-Ansichten, die ätzende Gummiband-KI oder die träge Steuerung, die viele ungewollte Unfälle verursacht. Dass man Autolog zugunsten des fragwürdigen AllDrive-Systems so stark kastriert hat und trotz des auffälligen Recyclings auf viele spaßige Features der beiden Vorgänger Hot Pursuit und Most Wanted verzichtet, stößt mir ebenfalls sauer auf. Irgendwie fühlt es sich so an, als würde mir Electronic Arts jetzt zum dritten Mal in Folge Hot Pursuit servieren – nur als schlechteres Gesamtpaket. Deshalb ist man mit den Vorgängern besser bedient, die auf PS3 und 360 zudem technisch runder wirken. Immerhin zeigt Rivals den grafischen Unterschied zwischen alter und neuer Konsolengeneration sehr deutlich, was aber vor allem daran liegen dürfte, weil die neue Frostbite-Engine auf PS3 und 360 noch nie eine überragende Figur gemacht hat. Forza Horizon hat zuletzt gezeigt, was man aus der betagten Hardware herausholen kann, doch von einer solchen Qualität ist dieses Need for Speed ohnehin meilenweit entfernt. Dass es trotzdem noch knapp im befriedigenden Bereich landet, verdankt es vor allem der toll designten Spielwelt und dem Kick, den man als Raser verspürt. Trotzdem sollte man bei EA darüber nachdenken, der Reihe eine kleine Verschnaufpause zu gönnen oder ein alternatives Konzept auf die Beine zu stellen. Die derzeitige Ideenlosigkeit im jährlichen Turnus zu demonstrieren, ist jedenfalls keine gute Idee.

Pro

Karriere als Cop oder / und Raser
kleiner aber feiner Fuhrpark
offene Spielwelt bietet viel Abwechslung
mitunter sehr ansehnliche Kulisse (PC, PS4, Xbox One)
spaßige Waffensysteme
"Pokern" als Raser
gute Auswahl an Spielmodi
optische Anpassungen an Fahrzeugen möglich
Sprachbefehle via Kinect...
Versteck lässt sich während Verfolgung betreten
cooler Soundtrack

Kontra

nervige Ruckler (vor allem auf Konsolen)
träge Steuerung
mitunter heftige Lags
oft furchtbar chaotischer Spielablauf
Gummiband-KI (vor allem bei Cops)
mitunter sehr lange Wartezeiten bei Serversuche
kein Lobbysystem / umständliche Spielersuche
Speed Lists können nur 1x gespielt werden
...die im Zusammenspiel mit Voice-Chat Probleme bereiten
halbherzige Autolog-Einbindung
magere Tuning-Optionen
grobe Texturen, Tearing, Pop-ups (360, PS3)
Fahrzeuge fühlen sich sehr ähnlich an
nerviger Host-Wechsel
mitunter fragwürdige Kollisionsabfrage
viel Recycling aus Vorgängern
keine Cockpit-/ oder Motorhaubenansicht
peinliche Inszenierung
keine "žNew-Game-Option"
kein echter Rückspiegel
keine Pause-Option
keine Splitscreen-Rennen

Wertung

360

Chaotische Verfolgungsjagden, viel Recycling, Server-Probleme und technische Schwächen sorgen zum Jubiläum von Need for Speed nicht für Feierlaune.

PlayStation4

Zwar läuft auch die PS4-Version ebenfalls nicht durchgehend flüssig, doch bekommt man hier die technisch beste Fassung für Konsolen.

XboxOne

Auf der Xbox One sieht das Spiel zwar deutlich besser aus, doch die Bildrate ist auch nach Patch-Behandlung noch nicht auf dem Niveau der PlayStation 4

PlayStation3

Chaotische Verfolgungsjagden, viel Recycling, Server-Probleme und technische Schwächen sorgen zum Jubiläum von Need for Speed nicht für Feierlaune.

PC

Am PC sieht Rivals am besten aus und läuft auch meist problemlos – die künstliche Limitierung auf 30 Bilder pro Sekunde ist allerdings ein schlechter Scherz.

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