Im Test: Achtung, Absturzgefahr!
Sandiges Finale
Die letzte Episode der zusammen mit Atelier Ayesha sowie Atelier Escha & Logy gebildeten Atelier-Dusk-Trilogy entführt den Spieler in eine Welt, in der die Ressource Wasser immer knapper wird. Das einst fruchtbare Land droht in einem sich stetig ausbreitenden Wüstenmeer zu versinken, in dem zu allem Überfluss auch noch ein aggressiver Sanddrache sein Unwesen treibt. Das Städtchen Stellard ist eine der letzten Oasen am Rand des sandigen Ozeans und Ausgangspunkt für eine von zwei alchemistischen Heldinnengeschichten.
Bei der einen begleitet ihr die in Stellard lebende Shallotte bei ihren Bestrebungen, sich als Mitglied der örtlichen Bürgervereinigung einen Namen zu machen. Bei der anderen schlüpft ihr in die Rolle von Shallistera, die in Stellard Hilfe für ihr austrocknendes Heimatdorf zu erhalten hofft. Auch wenn die Schicksale der beiden Alchemistinnen nicht nur namentlich miteinander verbunden sind, wandeln sie anders als Escha und Logy auf anfangs sehr unterschiedlichen Wegen, führen eigene Ateliers, lernen andere Mitstreiter kennen und erleben individuelle Abenteuer.
Nur die Ruhe
Unabhängig davon, für welche Protagonistin man sich kurz nach Spielbeginn entscheidet, fällt sofort der inzwischen wieder gänzlich abgeschaffte Zeitdruck auf. Es gibt keinerlei Uhren und Kalender mehr, die einen zu irgendwelchen terminlich gebundenen Leistungen und Ortsbesuchen zwingen.
Oft kann man sogar mehrere Haupt- und noch mehr Nebenziele verfolgen, die einem neben zusätzlicher Bezahlung und Erfahrung auch besondere Fertigkeiten oder Ereignisse einbringen können. Die Aufgabenstellungen sind die gleichen wie bisher: Man erkundet neue Gebiete, in denen es verwertbare Materialien zu sammeln, Hindernisse zu überwinden und Gegner zu studieren gilt. Mit der Beute geht's dann ins Labor, wo man mittels Alchemie alle möglichen Gegenstände herstellt - von Kraft spendenden Tränken und Speisen über elementare Sprengsätze bis hin zu neuer Ausrüstung.
Duale Entwicklung
Um an Geld zu kommen, kann man Beute und Erzeugnisse auch verkaufen. Weit lukrativer ist es allerdings Auftragsarbeiten vom schwarzen Brett zu erledigen, die ebenfalls keinen Zeitfristen mehr unterliegen und sowohl Kampf- als auch Produktionsanfragen enthalten. Entsprechend zweigeteilt ist nach wie vor auch die Charakterentwicklung: Die Erfahrung als Abenteurer steigt im Feld, die als Alchemist im Labor. Stufenanstiege verbessern die jeweiligen Werte und bringen entsprechende Fertigkeiten mit sich.
Durch den Wegfall sämtlicher Zeitbegrenzungen kann man sich nun auch auf seinen Entdeckungsreisen ins Umland von Shellard alle Zeit der Welt lassen. Die Grenzen des Inventars müssen aber nach wie vor berücksichtigt werden. Ist der Zutatenkorb voll oder der Versorgungsbeutel leer, sollte man schleunigst zurück ins Labor, wo der eine schneller denn je geleert und der andere wie gewohnt kostenfrei wieder aufgefüllt wird. Was man an Tränken, Sprengsätzen und Konsorten mitführt, muss allerdings in Tetrisklotz-ähnlicher Form akkurat in den Beutel passen.
Unangenehmes Stottern
Die eher kompakt angelegten Schauplätze präsentieren sich optisch nochmals einen Tick attraktiver, echte Hingucker sind die aber auch dieses Mal nicht. Das grafische Aushängeschild sind stattdessen einmal mehr die aufwändig gestalteten Figuren im Anime-Stil. Schade nur, dass deren Animationen oft etwas hölzern wirken und die wahlweise englische oder japanische Sprachausgabe weder durchgehend noch lippensynchron ist. Vor allem Filmeinspielungen und englische Tonspur harmonieren kaum miteinander. Viel schlimmer ist allerdings die trotz schlichter Kulissen fast durchgängig holprige Bildrate. Versucht man dann noch im Laufen die Kamera zu drehen, wird man fast seekrank.
Spätestens bei Feindkontakt wechselt die Ruckelorgie jedoch in weit schonendere Rundenkampfgefilde. Auch dieses Mal kann man wieder bis zu sechs Kombattanten aufstellen, von denen sich aber immer nur drei aktiv einsetzen lassen, während der Rest in Wartestellung verharrt. Auswechslungen sind allerdings jederzeit möglich, ebenso wie Beteiligungen an diversen Teammanövern.
Katastrophales Versäumnis
Auch abseits der Kampfhandlungen gibt es einiges zu tun und zu entdecken. So kann man beim Sammeln wieder gezielt Feldkommandos aktivieren, um besonders viele oder seltene Objekte zu erhalten, spezielle Gegner heraufzubeschwören oder versteckte Relikte ausfindig zu machen. Auch mit Angel und Spitzhacke kann man wieder auf Beutejagd gehen. Hin und wieder treten zudem temporäre Umgebungsveränderungen in Kraft, die Einfluss auf Gegner, Erträge oder Warensortimente von Händlern haben können. Hobbyalchemisten freuen sich hingegen über ein umstrukturiertes Crafting-System mit noch spezifischeren Einflussmöglichkeiten, um unzählige Variationen an Ausrüstungs- und Gebrauchsgegenstände ohne zeitliches Korsett zu erschaffen.
Deutsche Menütexte und Untertitel gibt es zwar auch dieses Mal nicht, dafür aber erstmals in der Dusk-Trilogie englische Trophäenbeschreibungen. Bei den letzten beiden Episoden hatte man deren Übersetzung bekanntlich noch verpennt und Japanischunkundige im Regen stehen lassen. Dieses Mal hat die Qualitätssicherung jedoch einen weit, weit größeren Bock geschossen und den Defekt eines kompletten Spielelements übersehen. Der Versuch, die Charakterentwicklung in der zweiten Spielhälfte per Wachstums-Feature manuell zu dirigieren, wird nämlich jedes Mal mit einem Einfrieren der Konsole quittiert und damit unbenutzbar...
Fazit
Eigentlich ist Alchemists of the Dusk Sea ja die bisher beste Atelier-Episode einer insgesamt eher schwachen PS3-Ära. Endlich kein nerviger Zeitdruck mehr, der einen bestimmten Spielstil vorschreibt, sowie zwei auch getrennt voneinander agierende Protagonistinnen. Selbst Grafik und Leveldesign haben nochmals leicht zulegen können, während die Trophäen auch wieder ohne Japanischkenntnisse zu entziffern sind. Ideale Voraussetzungen also auch für Neueinsteiger. Doch die extrem holprige Bildrate sorgt im wahrsten Sinne des Wortes für Kopfschmerzen. Hinzu kommt ein schwerwiegender Freeze-Bug, der nicht nur das Dateisystem der Konsole beschädigen kann, sondern einen nicht unermesslichen Teil der Charakterentwicklung komplett blockiert und somit auch spielerisch einen erheblichen Mangel darstellt, der natürlich eine entsprechende Wertung verlangt. Sollten diese Missstände irgendwann behoben werden, erwartet euch jedoch ein ebenso liebenswertes wie unterhaltsames Alchemistenabenteuer mit gewohnt facettenreichen Bastel- und Sammelreizen. Story-, Quest- und Kampfdesign sind zwar auch dieses Mal im Grund nur solide, bieten aber genug Herausforderungen und Facetten, um insgesamt ordentlich zu unterhalten.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation3
Trotz guter Ansätze im aktuellen Zustand leider mit erheblichen Mängeln behaftetes Alchemistenabenteuer.
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