Nobunaga's Ambition: Sphere of Influence - Ascension27.10.2016, Jens Bischoff

Im Test: Nachschlag für Fernost-Strategen

Mit Sphere of Influence erschien letztes Jahr erstmals ein Teil von Koei Tecmos fernöstlicher Strategiespielreihe Nobunaga's Ambition in Europa. Nun legt man nur ein Jahr später mit der Fortsetzung Ascension nach. Was die zu bieten hat, verrät der Test.

Eine neue Perspektive

Eigentlich ist Nobunaga's Ambition: Sphere of Influence - Ascension (ab 10,99€ bei kaufen) eher eine erweiterte Neuauflage als eine echte Fortsetzung der letztjährigen Europa-Premiere der historischen Aufbaustrategie im alten Japan der Sengoku-Ära. Spielfunktionen und -inhalte sind generell dieselben. Wer mehr über diese erfahren möchte, sollte daher am besten unseren Original-Test zu Nobunaga's Ambition: Sphere of Influence konsultieren, da hier hauptsächlich auf die Neuerungen eingegangen werden soll.

Grundsätzlich verschlägt es einen als Spieler einmal mehr ins zerrüttete Japan des 16. Jahrhunderts, um das Land zur Zeit der streitenden Reiche zu einen. Um das zu erreichen, bedarf es eines einflussreichen Anführers, dessen Clan es über die Jahre wirtschaftlich, politisch und militärisch zu entwickeln gilt.

Dei Präsentation historischer Ereignisse ist eher schlicht, erlaubt aber individuelle Anpassungen.
Doch während man im Original bereits als Clan-Anführer begann, kann man in Ascension erstmals auch als einfacher Offizier einsteigen und sich Schritt für Schritt nach oben arbeiten oder auch bis zum Ende ein einfacher Offizier bleiben.

Feldzüge nach Maß

Dazu steht einem neben den Original- und DLC-Szenarien des Vorgängers mit der Belagerung Osakas auch ein neues Szenario zur Auswahl, was das Angebot an historischen und fiktiven Ausgangssituationen gegenüber dem letztjährigen Startaufgebot verdoppelt. Wer will, kann via Editor sogar historische Ereignisse verändern oder eigene erstellen. Auch bei der Wahl seines Alter Egos darf man selbst Hand anlegen, falls einem keiner der über 2.000 vorgefertigten historischen Persönlichkeiten zusagt.

Doch auch sonst sind die Anpassungsmöglichkeiten gewohnt vielfältig - vom Festlegen des Schwierigkeitsgrads über das Bestimmen von Lebensdauern oder Geschlechterrollen bis hin zur Delegation verschiedener Aufgaben. Die PC-Fassung bietet sogar einen Portrait-Editor für eigene Bildimporte.

Durch regelmäßige Investitionen wird aus einem kleinen Dorf irgendwann eine belebte Stadt.
Das neue Tutorial ist allerdings ähnlich spärlich wie das vorige, während man von den meist mehrseitigen, spielbegleitenden Erklärungstexten vor allem als Neuling fast schon erschlagen wird. Einen vernünftigen Mittelweg scheint man einfach nicht hinzubekommen.

Eine deutsche Lokalisierung sucht man trotz des Vollpreises ebenfalls noch immer vergeblich. Immerhin kann man bei der eher überschaubar implementierten Sprachausgabe auch dieses Mal zwischen englischer Synchronisation und japanischem Originalton wählen. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls wieder topp, während die Effekte eher nach Mottenkiste riechen. Auch sonst wirkt die Inszenierung, vermutlich der individuellen Editiermöglichkeiten geschuldet, eher steif und unspektakulär.

Abwechslungsreichere Schlachten

Der Spielverlauf folgt nach wie vor monatlichen Befehls- und Aktionsphasen wie in den Empires-Ablegern der hauseigenen Warriors-Reihen. In Ersterer werden in aller Ruhe politische, wirtschaftliche oder bauliche Anweisungen erteilt, die in Letzterer automatisch ausgeführt werden ohne nachträgliche Veränderungen vornehmen zu können. Nur militärische Order sind auch dann noch möglich; der Spielfluss jederzeit pausier- und beschleunigbar - auch während etwaiger Kampfhandlungen.

Gegenüber dem Vorgänger sind neuerdings sogar gesonderte Belagerungs- und Seeschlachten mit von der Partie, bei denen man sich auf unterschiedlichen Wegen durch Tore und Abwehranlagen kämpfen bzw. Gebrauch von speziellen Einheiten und Fertigkeiten machen kann. Zudem können hier und da optionale Kampf-Quest, wie das Ausschalten bestimmter Ziele, angegangen werden, um zusätzliche Belohnungen zu ergattern.

Bei den neuen Belagerungsschlachten kommen diverse Verteidigungsanlagen zum Einsatz.
Und das bringt insgesamt mehr Abwechslung und Herausforderungen in die an sich sehr schematisiert ablaufenden Geplänkel.

Spannender Aufstieg

Als gewöhnlicher Offizier hat man allerdings nicht einmal Einfluss darauf, wo und wen man angreift. Willigt man ein, sich am Schlachtplan des Clanführers zu beteiligen, steigt man direkt ins Kampfgeschehen ein und befehligt lediglich seinen eigenen Trupp, dessen Aktionen es gegebenenfalls mit anderen Beteiligten abzustimmen gilt. Macht man seinen Job gut, erntet man Respekt. Wie auch wenn man andere Aufgaben seines Herren erfüllt und brav Abgaben leistet, Straßen ausbaut oder Gegner schwächt.

Hat man genug Respektpunkte gesammelt, wird man befördert und erhält, sofern man den damit verbundenen Aufstieg akzeptiert, nach und nach neue Befugnisse und Einflussmöglichkeiten, bis man am Ende auf der Stufe steht, auf der man im Vorgänger bereits zu Beginn stand.

Die Offiziersperspektive versetzt einen auch in den neuen Seeschlachten direkt ins Geschehen.
Der Weg dorthin ist allerdings ungemein spannend und verleiht der Aufbaustrategie eine ganz neue Facette, die obendrein auch noch von zusätzlichen Bebauungsoptionen und Terrainmanipulationen wie dem Anlegen von Bewässerungssystemen für ertragreichere Anbauflächen flankiert wird.

Zudem kann es vorkommen, dass andere Clans auf einen aufmerksam werden und Abwerbungsversuche unternehmen - nur leider ohne vorher deren genaue Lage überprüfen zu können. Ab einer gewissen Stufe kann man aber auch seinerseits wieder unzufriedene Offiziere umwerben und zum Stillhalten oder Überlaufen bewegen. Am Ende kann man natürlich auch selbst abtrünnig werden und einen eigenen Clan gründen. Scheitert das Unterfangen, muss man eben wieder ganz unten bei einem neuen Herrn beginnen oder das Zepter an einen Nachkommen weiterreichen.

Fazit

Nobunaga's Ambition: Sphere of Influence - Ascension ist weniger eine Fortsetzung als vielmehr eine erweiterte Neuauflage des letztes Jahr veröffentlichten Vorgängers. Dazu wurden der fernöstlichen Aufbaustrategie nicht nur neue sowie bisher nur als DLC erhältliche Szenarien inklusive Editor spendiert, sondern auch spielerische Ergänzungen vorgenommen. Durch die Einführung gesonderter Belagerungs- und Seeschlachten sowie optionaler Kampf-Quests haben die pausierbaren Echtzeit-Geplänkel zusätzliche Reize und Facetten gewonnen. Auch die Bebauung und Gestaltung der eigenen Domäne präsentiert sich vielseitiger. Am spannendsten ist aber die neu implementierte Möglichkeit, nicht gleich an der Spitze eines Clans einzusteigen, sondern sich über Jahre oder Jahrzehnte hinweg erst einmal vom einfachen Offizier bis zum Regenten hochzuarbeiten und schrittweise immer mehr Aufgabenbereiche zu übernehmen. Dass man dies auch Besitzern des Originals nur zum Vollpreis anbietet, während erneut kein Cent in eine deutsche Lokalisierung geflossen ist, hinterlässt trotz allen Lobs aber auch einen faden Beigeschmack...

Pro

noch facettenreichere Aufbaustrategie
neue, motivierende Offizierslaufbahn
zusätzliche Szenarien inkl. Editor
erweiterte Kampfmechaniken

Kontra

durchwachsener Einstieg
fragwürdige Preispolitik
schlichte Inszenierung
nicht lokalisiert

Wertung

PlayStation4

Sinnvoll ergänzte Neuauflage der fernöstlichen Aufbaustrategie zum Vollpreis.

PC

Sinnvoll ergänzte Neuauflage der fernöstlichen Aufbaustrategie zum Vollpreis.

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