Der Mut zur Veränderung?Die FIA hat sich für die Saison 2006 einige Veränderungen einfallen lassen, um den Formel 1-Sport in erster Linie für die Zuschauer interessanter zu machen. Vor allem das langweilige Einzelzeitfahren beim Qualifying wurde durch den spannenderen Knockout-Wettbewerb ersetzt und damit deutlich aufgepeppt. Das gilt auch für Formel 1 06, in dem der neue Modus ebenfalls für aufregenderen Fahrspaß auf dem Bildschirm sorgt. Überhaupt macht die Raserei in den Original-Fahrzeugen von Ferrari bis Renault, einschließlich der drei neuen Rennställe Scuderia Torro Rosso, Super Aguri und Midland, einen hervorragenden Eindruck - auch wenn sich gegenüber dem Vorgänger nicht allzu viel verändert hat: Die bis auf
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Schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad üben die anderen Fahrer Druck auf euch aus. |
Monaco sehr tristen Kulissen mit zuschaltbaren Blur- und Vibrationseffekten könnten ebenso aus F1 05 stammen, und auch die knackigen Motorengeräusche mit etwas zu viel Hall klingen sehr vertraut, aber passen zum Geschehen.
Simulation oder Arcade?Das Wichtigste aber ist, dass Sony auch für 2006 mit einer gelungenen Fahrphysik aufwarten kann, die sowohl für Simulations- als auch Arcade-Fans und Gelegenheitsspieler geeignet ist. Ihr könnt nahezu alle erdenklichen Fahrhilfen von ABS über Stabilitätskontrolle bis hin zur Bremshilfe, Traktionskontrolle und Ideallinie nach Belieben ein- und ausschalten. Außerdem lässt sich auch der Schwierigkeitsgrad genau auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen, indem ihr die KI, Rennlänge, Wetter, Schäden, Reifenabnutzung, Benzinverbrauch, technische Defekte sowie Zeitstrafen festlegt. Mit allen Hilfen fahren Anfänger praktisch wie auf Schienen über die 18 lizenzierten Pisten auf der ganzen Welt dem sicheren Sieg entgegen, während Profis deutlich mehr Gefühl beim Herausbeschleunigen aus Kurven oder beim Abbremsen an den Tag legen müssen, wenn sie die Boliden unter Kontrolle halten wollen. Vor allem mit einem Lenkrad steuern sich die Fahrzeuge traumhaft und schütteln eure Hände mit guten Force Feedback-Effekten durch. Von einer echten Hardcore-Simulation, wie man sie noch vom PC kennt, ist aber auch Formel 1 06 weit entfernt, denn dafür reagieren die Flitzer auch ohne Fahrhilfen oft noch zu gutmütig. Das gilt auch für das Schadensmodell, das immer noch viele Fehler verzeiht, aber im Vergleich zum Vorjahr dennoch einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Erinnert ihr euch noch an die Ingame-Videos, in denen ich mit Vollgas von einer Wand in die nächste gekracht bin und nichts ist passiert? Diese Zeiten gehören endgültig der Vergangenheit an! Schon bei leichten Kollisionen können eure Reifen anfangen zu eiern oder Spoiler wackeln, auch wenn sie das Fahrverhalten kaum merklich beeinflussen. Werden die Einschläge heftiger, fliegen euch sogar Flügel, Nasen und Reifen um die Ohren. Selbst die PSP-Version, die inhaltlich nahezu identisch mit dem PS2-Pendant ist, bietet das volle Schadensmodell, aber ist damit vollkommen überfordert. Kommt es auf Sonys Handheld im Fahrerpulk zu einer Kollision, friert das Bild teilweise sekundenlang ein, noch bevor es zum eigentlichen Unfall kommt. Es scheint fast so, als müsse die PSP noch eine kleine Pause einlegen, um den kommenden Schaden zu berechnen. Sony hätte in diesem Fall besser daran getan, komplett auf das PSP-Schadensmodell zu verzichten, denn mal ehrlich: Wie soll man Spaß am Rennen haben, wenn ein flüssiger Spielablauf nicht gewährleistet ist? Folglich solltet ihr bei der PSP den Schaden in den Optionen deaktivieren, um störungsfrei Gas geben zu können.
Geht runter wie ÖlDie PS2-Fassung läuft dagegen jederzeit flüssig: Egal, ob ihr euch gerade im spannenden Zweikampf befindet oder das gesamte Fahrerfeld mit 22 Autos über den Bildschirm dröhnt, zischen die Kulissen selbst im aufwändigen Monaco ohne Ruckler an euch vorbei. Besonders die Innenansichten inklusive Cockpit-Perspektive (und das auch auf PSP) fangen vor allem mit den Filtern das Geschwindigkeitsgefühl hervorragend ein - auch wenn der Blur-Effekt
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In den Replays seht ihr euch zeitlich begrenzte Abschnitte des Rennens erneut an. |
auf dem Handheld kaum zur Geltung kommt. Die beiden Außenansichten liefern dagegen den besseren Überblick, erinnern aber in Sachen Geschwindigkeit an eine lahme Kaffeefahrt.
Das richtige SetupWie in jedem Rennspiel mit Simulationsanspruch, könnt ihr auch in Formel 1 06 an diversen Teilen eures Wagens rumschrauben: Angefangen bei der Wahl der Reifen über Einstellungen am Fahrwerk wie Höhe, Sturz und Federraten bis hin zu den Flügelneigungen, Bremsen und Getriebeabstimmungen solltet ihr nichts unversucht lassen, um ein paar Zehntel auf der Strecke gut zu machen. Eine prima Sache ist zudem das Live Dynamik-System, das bereits aus dem Vorgänger bekannt ist. Bemerkt ihr auch immer in den TV-Übertragungen, wie die Piloten während der Fahrt an Reglern an ihrem Lenkrad rumfummeln? Genau das könnt ihr auch im Spiel: Dank Live-Dynamik schaltet ihr nach Bedarf durch verschiedene, zuvor festgelegte Einstellungen der Traktionskontrolle und Bremsverteilung hindurch, um für jeden Streckenabschnitt das Optimum an Leistung zu nutzen. Wer sich mit den vielen Möglichkeiten des Setups noch nicht so gut auskennt, kann jetzt die Trainings-Sessions vor der Qualifikation viel effektiver nutzen als zuvor: Musstet ihr in den Vorgängern immer selbst verschiedene Einstellungen ausprobieren, greifen euch jetzt die Mechaniker unter die Arme und schicken euch in vorgefertigten Setups auf die Piste, wobei jeder wichtige Teil von den Reifen bis zu den Flügeln einzeln getestet wird, bis ihr das für euch optimale Setup gefunden habt. Nach jeder Testrunde teilt ihr den Jungs mit, ob sich die Veränderung besser oder schlechter angefühlt hat als vorher. Eine tolle Idee, wie ich finde, denn so kommt man der echten Formel 1, in der ebenfalls viel Testarbeit den Alltag bestimmt, wieder ein Stück näher. Ebenfalls ein netter Zusatz ist die Möglichkeit, zumindest auf der PS2 die Einführungsrunde zu fahren: Dort gilt es, die Reifen auf Temperatur zu halten, um beim Start genügend Grip zu haben. Zwar läuft die Runde bis auf eure Lenkbewegungen überwiegend automatisiert ab, doch sorgt es für noch größeres Herzpochen, wenn ihr vor dem Start langsam auf eure Position rollt und wartet, bis die Ampel endlich auf grün schaltet.