The Eye of Judgment10.10.2007, Jörg Luibl
The Eye of Judgment

Im Test:

Ihr habt ein Herz für Fantasy? Ihr mögt Sammelkartenspiele wie Magic The Gathering? Und ihr lechzt nach technischen Innovationen? Dann könnte The Eye of Judgment (ab 14,66€ bei kaufen) genau das Richtige für euch sein. Sony und die Monsterexperten von Wizards of the Coast präsentieren am 24. Oktober ein ungewöhnliches Trio aus Kamera, Kartendeck und Kampfarena. Für stolze 99 Euro sollen Brett- und Videospiel verschmelzen.

Monster auf der Hand

Brett- & Videospiel verschmelzen: Wenn ihr eine der Monsterkarten auf eure Hand legt, erkennt die Kamera sie und ihr könnt sie unter eine Lupe ziehen, um euch ihre Werte anzeigen zu lassen.
Stellt euch vor, ihr legt eine Karte auf den Tisch und ein Monster kommt raus. Es zischt, es rumpelt und aus dem Nichts schält sich...

...vielleicht ein Skelettkrieger? Stellt euch weiter vor, dass ihr den schwer bewaffneten Untoten auf die Hand nehmen und fast wie ein Hologramm betrachten könnt. Wer er ist? Ihr könnt ihn auf einer riesigen Weltkarte unter eine Lupe ziehen, euch seine Heimat anzeigen lassen, seine Kampfwerte studieren und vielleicht einen Spruch von König Novogus lesen:

"Die besten Soldaten, die ich je hatte. Sie werden nie müde und regen sich nicht auf."

Der Mann hatte ein Faible für schweigsame Untertanen. Dabei können sie richtig wütend werden - nicht nur im Spiel, auch direkt auf eurer Hand: Stellt euch vor, dass ihr dieses Skelett mit dem Finger anstupsen könnt und es daraufhin aggressiv mit dem Schwert herumfuchtelt. Ihr wollt ihm eine Lektion erteilen? Kein Problem: Ein geschickter Stoß und es zerfällt scheppernd zu einem knochigen Haufen, der sich plötzlich wieder aufrappelt. Stellt euch abschließend vor, dass ihr auf diese Art und Weise auch mit Zwergen, Elfen, Priesterinnen, Dämonen, Robotern, Drachen und ganzen Festungen spielen könnt.

Einfache Installation

Hat man das optimale Licht eingestellt, kann man noch festlegen, an welcher der vier Kanten des Stoffplans die Kamera stehen soll. Die Positionen sind zwar vorgedruckt, aber man muss das Stativ noch manuell ausrichten - durch ein bisschen Hin und Her kann man die Felder auf dem Bildschirm mit denen auf dem Tisch fast deckungsgleich ausrichten. Danach wird ein Erkennungstest mit einer Karte gestartet, die in die Mitte des Plans gelegt wird. Zwei kleine Tipps: Der Stoffplan sollte vor dem Spiel faltenfrei gebügelt werden und die Kamera sollte möglichst so stehen, dass sie keine Schatten auf ihn wirft.

Die allsehende Kamera

Legt ihr eine Karte auf eines der neun Felder, registriert die Kamera den Barcode auf der Karte, der von der PS3

Fantasy meets Science-Fiction: Tolkien'sche Wesen  wie dieser Baumhirte treffen auf Metallroboter, Satellitenlaser & Co.
verarbeitet wird. Nach einer kurzen Ladephase erscheint die bisher lediglich als Zeichnung vorhandene Kreatur in voller virtueller Pracht auf dem Fernseher - hier gibt's keine Billigbeschwörung, sondern eine technisch sehenswerte Entstehung auf spiegelnden Böden oder in imposanten Hallen. Schon das Intro gefällt mit seinem kernigen Metal, den schwer verketteten Eisenkanonen und dem Duell zweier Magier, die ihre Karten wie Schachfiguren platzieren. Aber erst, wenn man selbst Hand an sie legt, sie platziert und sich zurücklehnt, kommt Freude auf: Jede Beschwörung wird von markigen Sounds begleitet und verblüffend lebendig inszeniert.

Vor allem der namenlose Sprecher, der bei Zaubern in seinem Kapuzenumhang auftaucht und quasi die Stimme, das Auge und den Richter darstellt, sorgt für das angenehme Gefühl, hier keine anonyme Technik namens PLAYSTATION Eye, sondern einen Rollenspielleiter nach alter Pen&Paper-Schule vor sich zu haben. Das ist er natürlich nicht, denn es gibt weder Quests noch eine Kampagne. Aber seine düstere Stimme fordert zum Nachziehen oder Ablegen auf, sein tiefer Brunnen materialisiert sich plötzlich in tiefem Blau auf der Mattscheibe und schluckt geopferte Karten. 

             

Erstklassige Präsentation

Wer Sammelkartenspiele kennt, freut sich über den "Deck Builder": Hier könnt ihr Karten studieren und eure Kreaturen und Zauber zu diversen Decks editieren. Dem Spiel liegen 30 Karten bei; alle weiteren müsst ihr kaufen.
Freut euch auf erstklassige Animationen: Satelliten schießen gleißende Strahlen auf ihre Feinde, Dämonen spucken Feuersalven, riesige Roboter lassen Blitze gleich auf mehrere Feinde zucken und keiner stirbt so schön wie der Samurai - kurz vor seinem Ableben begeht er mit seinem Katana Selbstmord und statt spritzendes Blut sieht man dutzende Kirschblüten aus der Wunde flattern. Auch der Werwolfbauer kann sich sehen lassen: Er ist so herrlich günstig. Aber erst nach der Ablage auf ein Feld wird entschieden, ob sich der Bauer mit seiner Mistgabel in ein Monstrum mit Reißzähnen verwandelt oder harmlos zuschlägt...

Die Präsentation ist überaus ansehnlich, aber wie ist das Spiel? Oben habe ich mit dem Skelett auf der Hand nur den Kartenbetrachtungsmodus "Card Profiles" beschrieben, aber erst in einer der sechs Kampfarenen geht es richtig zur Sache. Ihr könnt entweder passiv Schaukämpfe der KI beobachten oder aktiv gegen einen Freund bzw. gegen den Computer in fünf Schwierigkeitsgraden antreten. Übrigens: Besiegt ihr ihn auf der dritten oder einer höheren Stufe, wird ein Kartendeck freigeschaltet, das ihr im Editor bearbeiten könnt. Das Problem ist nur, dass die KI schon ab der dritten Stufe richtig klug agiert und ihre Karten optimal platziert; was wiederum die Langzeitmotivation erhöht.

Ganz einfach: Fünf gewinnt!

Die Regeln sind denkbar einfach: Wer auf einer Karte mit 3x3 Feldern als Erster fünf besetzt, hat gewonnen - so entstehen vom ersten Zug an spannende Duelle um jeden freien Platz.
Die Regeln sind denkbar einfach: Es gewinnt derjenige, der zuerst fünf von neun Feldern mit seinen Karten besetzt. Es gibt keine Lebenspunkte der Beschwörer wie in Magic, keine ausliegenden Königreiche wie im guten alten D&D-Kartenspiel Spellforce. Alle Aktionen werden aber handelsüblich mit Mana bezahlt, von dem ihr zwei automatisch jede Runde bekommt und weiteres beim Ableben einer eurer Kreaturen oder durch Zauberei. Man zieht zu Beginn fünf Karten von seinem Stapel, bekommt jede Runde eine weitere hinzu und muss bei einem erreichten Maximum eine Karte ablegen. Wer das verpennt, wird vom Auge höflich dazu aufgefordert...

Mogeln ist übrigens schwierig: Jedes Monster und jeder Zauber besitzt diese einzigartige Kennzeichnung, die oben und unten auf der Karte angebracht ist und zunächst an Hieroglyphen erinnert. Und der anonyme Meister merkt sich eure Aktionen. Er zählt nicht nur mit, wie viele Karten ihr auf der Hand und in der Ablage habt, er verhindert auch unerlaubte Aktionen. Wir

Zauber und Beschwörungen werden erstklassig inszeniert: Freut euch auf atmosphärisch dichte Sound- und imposante Lichteffekte.
haben z.B. versucht, eine effektive Karte einfach mehr als die erlaubten zwei Male zu nutzen - das wurde als illegale Aktion bezeichnet und verhindert. Wir haben auch versucht, einfach mehr als die erlaubte eine Karte für mehr Mana zu opfern; auch das ging schief. Und sobald ihr versucht, eine Karte einfach mal so in eine bessere Position zu drehen, wird auch das bemerkt - sehr schön!

In Sachen Kartentypen gibt es zwei Varianten: Es gibt einerseits Monster, die einen Lebenspunkte- und Stärkewert besitzen, sowie andererseits Zauber vom Erdbeben bis hin zur feindlichen Übernahme. Zu Ersteren zählen übrigens auch bemannte Festungen und Belagerungsgeräte wie Katapulte. Das Prinzip lautet also: Fünf gewinnt - und dabei ist es egal, wo die Karten auf dem Feld liegen. Hört sich einfach an, ist es auch, kann aber in der Praxis dennoch knifflig sein. Trotz des Glücksfaktors beim Nachziehen lässt das taktische Grübeln nämlich nicht lange auf sich warten.

           

Ausrichtung & Gelände

Wenn es zum Kampf kommt, schwenkt die Kamera in die Arena. Insgesamt gibt es sechs dieser Schlachtfelder, die mit Echtzeitspiegelungen & Co poliert wurden.
Denn es ist nicht egal, wie ihr die Karten platziert, da jedes Monster eine oder mehrere Angriffsrichtungen besitzt. Ihr könnt die Ausrichtung zwar später über das Bezahlen von Mana ändern, aber der erste Angriff kann entscheidend sein. Skelette können z.B. nur den frontal nächsten Gegner attackieren, die Aluhja-Priesterinnen können jeden Feind in ihrem angrenzenden Umfeld attackieren, die Laubfroschbanditen peitschen ihre Zungen nur auf Gegner, die zwei Felder entfernt stehen und die Biolithbomber lassen ihre Sprengladungen auf alles fallen, was ein Feld horizontal oder vertikal entfernt steht. Wo stehen die Feinde und wo kann ich am effektivsten angreifen?

Und dabei ist es ebenfalls nicht egal, wo ihr sie platziert. Denn nicht nur jede Kreatur, auch jedes Feld ist einem von fünf Elementen zugeordnet: Feuer, Wasser, Wald, Ebene und Mechanik - leider kann man die Unterschiede auf dem Fernseher nicht immer genau erkennen, denn die Farben ähneln sich später zu sehr. Selbst auf den Karten sind die entsprechenden Symbole etwas unglücklich, weil wenig markant designt. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und kennt die Elemente seiner Figuren.

Hier trifft eine Horde lebensmüder Skelette auf ein riesiges Lavamonster: Wenn man dem Ungetüm vorher gut zugesetzt hat, haben vielleicht auch die Knochenmänner eine Chance...
Neben der Tatsache, dass es wertvolle Lebenspunkteboni gibt, sobald ihr z.B. einen Baumhirten in einem Wald oder einen Feuerdämon in einer Lavagrube beschwört, kann es auch vernichtende Abzüge geben, die sogar tödlich enden. Jedem Element steht ein konträres gegenüber: Wenn ihr also den Wald liebenden Samurai Nagirashu mit seinen mickrigen zwei Lebenspunkten auf ein Feuerfeld legt, wird er sofort in Rauch aufgehen. Schön ist, dass das Gelände nicht statisch ist: Ihr könnt einzelne Bodenplatten mit Zaubern verwandeln oder tauschen. Manchmal reicht ein schwacher Angriff plus Geländewechsel aus, um einem Feind den Rest zu geben. 

Spielerfahrung & Taktik

Auch die Nähe zu Verbündeten kann wertvolle Schutz- und Ausweichboni bringen. Man kann sich so richtig gute Verteidigungsreihen aufbauen. Allerdings hat die Einfachheit auch ihren Preis: Irgendwann hat man gar keine taktische Wahl mehr, da einfach zu viele Felder besetzt sind. Man kann sich seine Gegner dann auch nicht aussuchen, sondern muss nehmen oder attackieren, was kommt. Das Gezeigte ist immer prächtig, das Spielerlebnis kann allerdings wechselhaft wie das Wetter sein. Es kann unheimlich spannende Partien über mehr als zwanzig Runden geben, in denen der Sieg immer auf Messers Schneide steht: Wenn beide Spieler vier Karten liegen haben, muss man unbedingt eine vernichten. Schafft man das? Reicht das Mana dafür?

Wie in anderen Sammelkartenspielen werden manchmal Karten geopfert oder müssen nach einem Zauber abgelegt werden.
Manchmal wogen Partien angenehm hin und her - im Schnitt braucht man zwischen fünfzehn und zwanzig Minuten.. Aber es kann auch sehr schnelle geben, da man einfach schlecht zieht Was bringt mir der mächtige Drache, wenn ich seine hohen Beschwörungskosten nicht bezahlen kann? Mit dieser Ungewissheit müssen natürlich alle Sammelkartenspiele leben. Daher ist es wichtig, dass die erste gezogene Hand eine gute Mischung aus günstigen Kreaturen verschiedener Elemente bringt. Gerade die mächtigen Karten, die acht oder neun Mana kosten, scheinen zu Beginn ohne Wert. Wer nicht zufrieden ist, darf noch mal ziehen.

Ab und zu müsst ihr auch eine der vier neutralen Befehlskarten nutzen: Wenn eine bereits auf dem Plan liegende Kreatur noch mal angreifen soll, wird z.B. die Aktionskarte auf sie gelegt - die Kamera registriert diese, die Karte wird wieder weggelegt und der Angriff wird ausgeführt. Auf diese Weise kann man auch Züge abbrechen, den aktuellen Status aufrufen oder den Zug beenden. Ist das zu umständlich, reicht auch ein Druck auf die Start-Taste des Gamepads, um die Runde abzuschließen. Das ist auch erforderlich, wenn es darum geht, einen bestimmten oder mehrere Gegner zu treffen: Dann blinken alle theoretisch möglichen Felder und ihr bewegt das Steuerkreuz auf das Ziel.

     

Spielmodi & Deckbuilder

Ein Blick auf das Online-Menü: Ihr könnt Geländeform, Regeln und Zeitlimits festlegen. Bei Spielen im Internet empfiehlt sich eine Minute für jeden Zug.
Ihr habt keine Freunde, die sich an EoJ beteiligen wollen? Ein großer Reiz könnte dann der Weg ins Internet sein, denn auch Onlinespiele werden unterstützt. Noch konnten wir hier keine Praxiserfahrung sammeln, aber die Möglichkeit ist verlockend. Aber wie soll das online ablaufen? Wie will Sony verhindern, dass man da nicht mogelt? Man könnte ja auf den bösen Gedanken kommen, keine Karte regelkonform zu ziehen, sondern sie alle offen auszulegen und sich einfach eine zu nehmen! Das funktioniert ja auch im Spiel gegen den Computer, ohne dass das sonst so aufmerksame Auge es bemerken würde. Aber hier hat man sich etwas Neues einfallen lassen: Bevor man im Internet loslegen kann, muss man das Kartendeck, mit dem man antreten will, offline auf seiner PS3 registrieren und abspeichern. Wenn man sich dann für ein Match online einloggt, wählt man dieses Deck aus und es wird vor dem Start vom Computer gemischt, der euch auch im Spiel anzeigt, welche Karten bei euch am Tisch gezogen werden sollen - eine gute Präventivmaßnahme.

Schade ist, dass es offline keine Varianten des Fünf-gewinnt-Prinzips oder interessante alternative Spielmodi gibt. Hätte man nicht auch eine Art Kampagne einbauen können, die mehr über die Fantasywelt verrät? Das hätte auch den Reiz für Solisten erhöht. Mehr als die bruchstückhaften Informationen der ansehnlichen Karte und einige Zitate bekommt man leider nicht. Dabei lädt sie mit ihren Kontinenten, mit ihren Wäldern und Unterwasserstädten gerade zu Erkundungen ein. Leider kann man nur erfahren, wo welche Kreatur herkommt.

Um das Cheaten bei Online-Matches zu verhindern, muss man vorher sein komplettes Deck registrieren lassen. Außerdem mischt der Computer und gibt danach vor, wie gezogen wird.
Man kann neben der Arenawelt lediglich den Aufbau des Brettes in fünf Varianten ändern und neben der offiziellen, die immer alle Elemente darstellt, z.B. arenaspezifisches Gelände wählen - so dominieren Feuerfelder in der Lavawelt. Aber das war's auch schon. Hinter dem Menüpunkt "Judgment" verbergen sich zwar Minikämpfe, was sich zunächst interessant anhört. Aber dabei handelt es sich lediglich darum, dass man zwei Karten auf den Plan legt, ein gesprochener Countdown startet und die Kreatur mit den höchsten Beschwörungskosten letztlich gewinnt. Diese Duelle sind sinnlos, denn man kann hier weder etwas freischalten noch neue Kampfanimationen oder Ähnliches sehen.

Echte Sammelkartenfans können sich immerhin noch im Modus "Deck Builder" austoben. Man kann sich hier sein Set anschauen, Karten tauschen, neue Sets anlegen, kopieren und editieren. Hier sieht man zunächst nur das allgemeine Starterdeck, kann aber über Gewinne gegen den Computer neue Themendecks freischalten. So kann man sich dann z.B. ansehen, wie ein Set namens "Feuerkreaturen" aufgebaut ist. Der Vorteil: Man sieht, was es sonst noch für Taktiken und Kreaturen gibt. Der Nachteil: Man kann mit diesen neuen virtuellen Decks nicht spielen und die Kreaturen auch nicht in 3D betrachten. Erst, wenn man sich zusätzliche Karten kauft, kann man sie registrieren, in voller Pracht anschauen und mit ihnen spielen.       

Investition in die Zukunft?

Es ist die Präsentation und die Verschmelzung von Brett & Videospiel, die The Eye of Judgment von anderen Sammelkartenspielen abhebt. Aber auf lange Sicht muss man in neue Karten investieren...
Und hier liegt die Krux des Spiels: Ist man tatsächlich bereit, zusätzlich zu den 100 Euro für Kamera, Spiel und Karten in Zukunft noch mehr Geld auszugeben, um die ganze Fantasywelt zu entdecken? Irgendwann hat man sich an seinen paar Dutzend Kreaturen satt gesehen und will mehr. Vor allem, weil die Herausgeber auch hier auf die Magie der Seltenheit setzen. Es wird nicht nur gewöhnliche Standardkarten geben, sondern auch ungewöhnliche sowie besondere Helden und Monster in begrenzter Stückzahl.

Sammelkartenspiele üben gerade zu Beginn einen enormen Reiz aus, aber ähnlich wie Online-Rollenspiele bieten sie ohne ein erkennbares Finale auf lange Sicht erstens keine Befriedigung und zweitens das ideale Grab für Euros. Natürlich kann das durchaus eine lohnenswerte Investition sein, wenn man Freunde hat, die mitsammeln - und die Qualität der Karten stimmt. Auch hinter EoJ stecken immerhin die erfolgreichen Macher von Magic The Gathering: Wizards of the Coast.

Die Tochtergesellschaft von Hasbro hat von Sony die weltweiten Rechte an der Herstellung der Karten bekommen, so dass Nachschub nicht lange auf sich warten lassen dürfte. Zum Start stehen lediglich 100 Karten bereit, was im Vergleich mit dominanten Welten wie Yugi-Oh oder gar Magic verdammt wenig ist. Hasbro Deutschland wird zusätzliche Karten in Elektromärkten und über das Internet in zwei Varianten anbieten.

...Hasbro Deutschland wird nach dem Verkaufsstart am 24. Oktobere weitere Kartendecks anbieten - dazu gehören kleine Booster und große Themendecks.
Zum einen als so genannte "Booster": Für 3,50 Euro bekommt ihr acht zufällig zusammen gewürfelte Karten. Wenn ihr Pech habt, sind einige schon in eurem Starterdeck, wenn ihr Glück habt, gibt's frischen Monsternachschub. Zum anderen wird es so genannte "Themendecks" geben: Für 12,50 Euro bekommt ihr dann 30 Karten plus vier Aktionskarten, die sofort einsetzbar und fest zusammengesetzt sind. Sprich: Ihr kauft nicht die Katze im Sack, sondern könnt schon vorher einsehen, welche Zauber und Kreaturen ihr bekommt. Hier zum Vergleich die Preise des klassischen Sammelkartenspiels Magic - The Gathering: Booster, 15 Karten, 4,10 Euro; Themendecks, 60 Karten, 12,99 Euro.

Erkennungsfehler & Röhrenblicke

Trotz aller Vorbereitungen kann es hin und wieder zu Erkennungsfehlern kommen. Sprich: Die Kamera nimmt die auf den Tisch platzierte Karte nicht auf Anhieb an. Man sieht einen Ladebalken, aber der bricht plötzlich ab. In diesen Situationen sollte man nicht den ganzen Plan verschieben, sondern die eine Karte weiter in eine Richtung legen, bis die Erkennung klappt - auch wenn das auf dem Tisch dann vielleicht nicht mehr ganz symmetrisch aussieht.

Diese Prozedur ist zwar nervig, aber es gab keinen Fall, bei dem eine Karte gar nicht registriert wurde. Schön ist, dass man die Phase für einen neuen Erkennungsversuch manuell verlängern kann: Statt der voreingestellten einen Sekunde sollte man bei Problemen ein längeres Intervall wählen. Auch an Röhrenfernsehern kann man Eye of Judgment spielen, es gibt 50- & 60Hz-Unterstützung, und es sieht sogar richtig gut aus - allerdings ist die Schrift nur schwer lesbar. Wenn der Text zu schwammig ist, hilft nur ein Blick auf die Karten selbst.

      

Fazit

Das ist innovativ, das ist technisch beeindruckend und ganz nah dran an einem Kindheitstraum: Wer wollte nicht schon mal einen feuerroten Drachen auf seiner Hand sehen, der auch noch wütend faucht, wenn man ihm zu nahe kommt? Bisher gab es entweder klassische Sammelkartenspiele oder ihre modernen Videospielableger - jetzt gibt es erstmals eine Symbiose. All die Monster, die zunächst bloß als Zeichnung auf Karten locken, lassen sich in null Komma nichts visualisieren und in Arenen beim Kampf beobachten. Und da diese Welt einen ungewöhnlichen Mix aus Tolkien'schen Kreaturen und Roboterwesen, aus dreiköpfigen Biestern und Flugkonstrukten anbietet, stöbert man nur zu gerne in ihr herum. Das Spiel selbst lockt mit einfachen Regeln und trotz des Glücksfaktors beim Kartenziehen gibt es dank der Geländetypen und Elemente genug taktischen Anspruch inklusive der Aussicht auf cheatfreie Online-Gefechte. Leider, leider verfliegt der Reiz irgendwann, denn es gibt mit "Fünf gewinnt" quasi nur einen Spielmodus, man erfährt wenig bis gar nichts über die Hintergründe dieser Welt und wenn man nicht auf lange Sicht in weitere Karten investiert, hat man sich auch an seinen 30 Startkreaturen schnell satt gesehen. Aber wir Kritiker lechzen immer nach Neuheiten. Und diese Verschmelzung von Brettspielflair und hoch aufgelöster 3D-Grafik ist ebenso einmalig wie faszinierend, denn sie erzeugt fast die Illusion, sich hier mit frei laufenden Hologrammen zu vergnügen. Ganz so weit geht es natürlich nicht. Aber hier haben Wizards of the Coast und Sony vielleicht den ersten Schritt gemacht. Und genau das muss belohnt werden!

[Dieser Test beruht auf der englischsprachigen Version. Sobald eine lokalisierte Fassung da ist, aktualisieren wir den Bericht. Anm. d. Red.]

Pro

einzigartige Symbiose aus Brett- & Videospiel
genialer Kartenbetrachtungsmodus
klasse Kreaturendesign
überaus ansehnliche Arenen
stimmungsvolle Sprachausgabe
einfaches Spielprinzip
Taktik über Elemente/Gelände
komfortable Installation
kreatives Weltdesign: Fantasy trifft Science-Fiction
Programm verhindert Mogelei
umfangreicher Deck-Editor
auch online spielbar
intelligentes Online-Anti-Cheatsystem
Eye-PS3-Kamera, Stativ, Stoffkarte & 34 Karten

Kontra

zu wenig alternative Spielmodi
Kartenerkennung kann stocken
zu wenig Hintergrundinfos über die Spielwelt
sinnloser "Judgment-Modus"
für Langzeitmotivation weitere Karten kaufen
knapp 100 Euro für den Einstieg

Wertung

PlayStation3

Eine technisch beeindruckende Symbiose aus Sammelkarten- & Videospiel!

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