Ninja Gaiden: Sigma05.07.2007, Mathias Oertel
Ninja Gaiden: Sigma

Im Test:

Ryu Hyabusa. Ninja. Xbox-Held. Ausgerechnet ein drei Jahre altes Spielerelikt aus längst vergessen geglaubten Lastgen-Zeiten soll die Third-Person-Action auf der PlayStation 3 in Schwung bringen. Doch reicht es, ein -zugegeben gutes- Spielprinzip mit angehübschter Kulisse auf den hungrigen Action-Fan der nächsten Generation loszulassen?

Der ewige Kampf

Machen wir uns nix vor: Die Spielewelt ist in Lager gespalten. 360-User stehen PS3-Jüngern gegenüber. Die FIFA-Spieler wettern gegen PES-Kicker. Tekken-Götter lächeln nur müde über Virtua Fighter-Virtuosen und umgekehrt. Und zwischen bedächtig agierenden Onimusha-Samurais und rasant zockenden Ninja Gaiden-Fans besteht ein Graben. Und dennoch gibt es sie, die unvoreingenommen Multizocker. Ich gebe unumwunden zu: Ich spiele von Zeit zu Zeit ein FIFA-Match und habe Spaß daran, auch wenn ich im Herzen ein PES-Zocker bin. Selbst mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Paul mich extrem vermöbeln wird, lasse ich mich auf eine Runde Tekken ein - und habe Spaß daran. Und ich gebe zu: Die Faszination von

Willkommen in der Vergangenheit: Xbox-Veteranen werden diesen Kampf wahrscheinlich kennen...
Ninja Gaiden auf der Xbox hat sich mir auf Grund technischer Mängel wie z.B. einer zu starren Kamera nicht komplett erschlossen - und dennoch hatte ich Spaß. Mit dem später veröffentlichten Ninja Gaiden Black wurden sogar viele meiner damaligen Kritikpunkte ausgeräumt. Jetzt soll auf der PlayStation 3 ein neues Kapitel der Saga aufgeschlagen oder zumindest ein altes in ein neues Licht gerückt werden.

Recycling

Ich kann die Verwendung von Sigma als Nachsatz für den neuesten Ableger der Ninja Gaiden-Reihe nicht nachvollziehen. Denn weder als 18. Buchstabe des griechischen Alphabets noch als Zahlenwert (200) macht das Suffix Sinn. Egal, denn auch der Sinn der Veröffentlichung von NGS erschließt sich mir nicht vollständig.

Denn letztlich bekommen die PlayStation 3-Ninjas eine grafisch nur leidlich verbesserte Version eines Spieleklassikers, der mit einigen kleinen Änderungen versehen wurde, um Ninja Gaiden auch für eine neue Generation interessant zu machen.

So wurden z.B. einige Abschnitte etwas verändert sowie Gegner hier und da neu in die Levels gepflanzt. Die wichtigste Änderungen gegenüber den Ur- und Black-Varianten ist jedoch ein weiterer Charakter: Die Dämonenjägerin Rachel. Mit eigener Story, die interessante neue Aspekte liefert, ohne jetzt großartig überzeugen zu können und einem deutlich

Im Detail hoch aufgelöster als auf der Xbox aber letztlich nicht mehr mit "Wow"-Effekt ausgestattet: Ninja Gaiden auf der PlayStation 3.
unterschiedlichen Kampfverhalten bekommt man jetzt noch mehr Gegner serviert. Allerdings muss man sich ein wenig umgewöhnen: Sorgt Ryu mit seinen Speed-Attacken für Blitze auf der Netzhaut, setzt die behäbige Rachel eher auf Kraft und zerstörerische Angriffe, bei denen Timing und Blocken eine noch größere Rolle spielen als beim Hauptcharakter.

Doch das spielerische Drumherum hat sich nahezu ohne Veränderungen von der letzten auf die aktuelle Generation gerettet.

Das heißt, ihr könnt immer noch mit einer einfachen Knopfbelegung enorm effektive und extrem gut aussehende Kombos vom Stapel lassen, um eure Gegner mit einer stattlichen Anzahl an Waffen ins Jenseits zu befördern - darunter auch einige, die exklusiv auf der PS3 auftauchen.

Und nach wie vor ist der geschickte Einsatz des Powerblocks der Schlüssel zum Erfolg. Nur wenn ihr die Angriffs-Schemata der Gegner studiert, lernt ihr den richtigen Moment kennen, um den Block aufzulösen und einen effektiven Gegenangriff zu starten.

Vor allem in späteren Abschnitten ist das Zusammenwirken aus Angriff, Block und Konter ein Muss, um sich durch die endlos scheinenden Gegnerhorden zu kämpfen. Dass es dabei zwangsläufig auch zu Frustmomenten kommen kann, da der Schwierigkeitsgrad sich weiterhin an Fortgeschrittene und Profis richtet, ist zwangsläufig und gehört zu Ninja Gaiden wie Öl in den Wok.

 
Die Dämonenjägerin Rachel ist neu und spielt sich deutlich unterschiedlich zu Ninja Ryu.
Hires-Ninja?

 Ninja Gaiden (egal ob Black oder die Urfassung) hat den Grafikchip der in Ehren ergrauten Xbox seinerzeit zum Glühen gebracht: Die Action war fein animiert, mit aufwändigen Effekten versehen und sah einfach nur verteufelt gut aus. Verdammt noch mal, selbst heute kann sich das Teil noch sehen lassen - vor allem, wenn man es in die 360 einlegt und über den Emulator auf HD-Formate hochrechnen lässt.

Dementsprechend gespannt war ich auf die Kulisse der PlayStation 3-Version. Und die Antwort auf die alles entscheidende Frage, ob Sigma die Hütte rockt? Jein! Natürlich sieht Ryu mit hoch aufgelösten Texturen tapeziert deutlich besser aus als vor drei Jahren. Gleiches gilt für die Umgebungen, bei denen zusätzlich zu HiRes-Texturen deutlich mehr Ambient-Bewegung wie fallende Blätter etc. eingebaut wurden, die für eine insgesamt stimmigere Atmosphäre sorgen.

Aber: Schaut man sich beide Versionen (PS3/Xbox auf 360-Emulation) auf identischen HD-Geräten nebeneinander an, wird die Euphorie-Schraube wieder deutlich nach unten gedreht. Natürlich kann man argumentieren, dass Ninja Gaiden Black bis heute zu den optisch herausragenden Vorzeigetiteln der Xbox zählt. Als Kritiker halte ich dem allerdings entgegen, dass Ryu auf der PS3 wahrlich nicht zu einem "Ohhh" oder "Ahhh" hinreißt wie seinerzeit auf der Xbox. Es sieht gut aus - zweifellos. Aber auch ein paar neue Animationen und die aufgewerteten Effekte können nicht dafür sorgen, dass mit Sigma der Eindruck aufkommt, man hat hier mehr vor sich als grauen Durchschnitt der aktuellen Generation - selbst das spielerisch halbgare Genji hat einige Momente, in denen die Kulisse prächtiger wirkt als hier. Und das ist angesichts der viel beschworenen und gelegentlich unter Beweis gestellten PS3-Fähigkeiten unter dem Strich doch zu wenig, um vollends überzeugen zu können.    

Fazit

PS3-Kämpfer können sich sicher sein, mit Ninja Gaiden Sigma die spielerisch ausgereifteste Variante der Serie zu bekommen. Umso schöner wäre es allerdings, wenn drei Jahre nach dem Original auch die optische Seite der Medaille noch stärker aufpoliert worden wäre. Natürlich sieht Sigma im direkten Vergleich deutlich besser aus als die "alte" Xbox-Version. Doch für sich betrachtet können schnelle Action, coole Effekte und das bewährte Spielprinzip nicht darüber hinweg täuschen, dass die Kulisse letztlich nur leidlich auf die neue Hardware gebracht wurde und auch die kleinen Ärgernisse wie die steile Lernkurve und die immer noch auftretenden Kameraprobleme kennt man seit Xbox-Zeiten. Egal: Das Konzept zündet nach wie vor. Doch mehr als die ursprüngliche Wertung ist leider nicht drin. Dazu halten sich die Änderungen doch in sehr engen Grenzen...

Pro

rasend schnelle Nahkampfaction
zahlreiche Waffen und Extras
gute Soundkulisse
sauber inszenierte Bosskämpfe
justierbare Kamera
leicht veränderte Levelstrukturen

Kontra

insgesamt schwache Story
Kamera nicht immer optimal postiert
Kulisse trotz hoch aufgelöster Texturen nicht mehr als durchschnittlich
steile Lernkurve

Wertung

PlayStation3

Ansprechendes Remake eines Xbox-Klassikers, bei dem die Kulisse leider etwas hinter der Erwartung zurückbleibt.

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