SOCOM: Confrontation17.03.2009, Michael Krosta
SOCOM: Confrontation

Im Test:

Was Counterstrike für den PC ist, sollte SOCOM für die PlayStation werden - mit dem Unterschied, dass der Militär-Shooter auf der Sony-Konsole nicht in der Ego-Perspektive, sondern lediglich in der Schulteransicht gespielt wurde. Das Konzept ging auf: Kaum ein anderes PS2-Spiel erfreute sich einer so großen Anzahl an Online-Rekruten, die sich regelmäßig über die Internetleitung Gefechte lieferten. Fast ein halbes Jahr nach dem US-Release feiert die Serie auch in Europa ihre PS3-Premiere, für die allerdings nicht länger Zipper Interactive verantwortlich zeichnet, sondern neue Entwickler angeheuert wurden. Kann das Team von Slant Six die hohen Erwartungen erfüllen oder geht es bergab?

Damals und heute

Die Zeiten haben sich geändert: Wo die Serie zu PS2- und PSP-Zeiten neben den Online-Scharmützeln auch eine Kampagne für Solo-Seals bot, darf man auf der PS3 lediglich in zusammenhanglosen Einsätzen über das PSN die Waffen sprechen lassen. Zwar zeichneten sich die damaligen Missionen nicht unbedingt durch Brillanz und die KI-Kameraden sowie Feinde nicht unbedingt durch einen hohen IQ aus, doch waren sie dennoch eine Bereicherung für angehende Soldaten - und sei es nur, um

Teamwork ist bei SOCOM Pflicht. Wer immer nur alleine loszieht, wird schnell zum hilflosen Kanonenfutter.
sich in aller Ruhe mit der Steuerung vertraut zu machen. Im direkten Vergleich dazu wirkt der Umfang von SOCOM: Confrontation (ab 19,98€ bei kaufen) ziemlich dürftig. Selbst gemessen daran, dass das Spiel sowohl im Handel als auch im PlayStation Store nicht zum Vollpreis auf den Markt kommt.

Wenig Auswahl

Gerade mal sieben Karten stehen zur Auswahl, von denen drei lediglich aus dem Vorgänger recycelt wurden. Zumindest stehen für fünf von ihnen zwei verschiedene Größen zur Auswahl, damit man sich mit kleinen Teams nicht tot läuft und umgekehrt bei der maximalen Auslastung von 32 Spielern nicht ständig aufeinander klebt. Und eines steht fest: Auch auf der PS3 erfreut sich SOCOM einer riesigen Popularität und die Kanäle für die einzelnen Länder sind in der Regel gut mit Spiele-Lobbys gefüllt. Daneben darf man selbstverständlich auch eigene Sessions anlegen und genießt beim Anlegen enorme individuelle Freiheiten. So dürfen auf Wunsch u.a. bestimmte Waffen deaktiviert, die Zeit bis zum Respawn sowie Zeit- und Rundenlimits festgelegt oder private Spiele für Freunde angelegt werden. Zudem stehen mit Eliminierung, Zerstörung, Kontrolle und Dominanz vier Spielmodi zur Auswahl. Diese bieten zwar nichts Neues oder

Das Umschalten in eine Nahansicht zum besseren Anvisieren fällt im Gegensatz zur Konkurrenz hier ziemlich fummelig aus.
Besonderes, aber sorgen zumindest für Abwechslung, zumal man sie auch in einem Session-Medley aufsetzen kann, bei dem nicht nur die Karten, sondern auch die Modi wie gewünscht durchgewechselt werden.

Suboptimale Vorbereitung

In diesem Zusammenhang fällt auf, wie schlecht man in der Download-Variante auf die Kampfeinsätze vorbereitet wird, da eine Online-Hilfe bzw. ein Handbuch fehlt. So erfährt man im Vorfeld nichts über die Unterschiede der Spielmodi und wird auch bei der relativ komplexen Steuerung sofort ins kalte Wasser geworfen. Wäre es denn so schwer gewesen, einen Trainingsmodus oder zumindest ein Tutorial zu integrieren, mit dessen Hilfe man behutsam an die Padbelegungen und optionalen Sixaxis-Funktionen zum Spähen herangeführt werden könnte? Immerhin wurden einige Funktionen auf dem Controller untergebracht: Neben den Standards Bewegen und Umsehen / Zielen, die wie gewohnt auf den Analogsticks untergebracht wurden, darf man zusätzlich auch zum Sprint ansetzen und springen, wobei gerade in solchen Situationen die durchschnittlichen Animationen ins Auge springen. Eine schnelle Bewegung zum Anvisieren gibt es nicht, stattdessen befindet sich das Fadenkreuz jederzeit auf dem Bildschirm. Wer trotzdem etwas näher an die Figur heran oder das Zielfernrohr seiner Gewehrs benutzen will, macht das standardmäßig in mehreren Stufen über das Digipad, was im Eifer des Gefechts einfach nur unnötig fummelig ist. Komfortabler fällt die Änderung der Standposition aus, bei der man mit einem einfachen Knopfdruck von der aufrechten in eine gebückte Haltung umschaltet. Hält man die Taste länger gedrückt, legt man sich dagegen gleich flach auf den Boden. Nachgeladen wird mit einem Klick auf den Analogstick, während auch ein Nahkampf-Angriff sowie ein schneller Waffenwechsel möglich sind, wobei Letzterer das unnötig umständliche Navigieren durch das Arsenal deutlich erleichtert. Ein Deckungssystem auf Knopfdruck gibt es nicht, obwohl es sich gerade für Shooter aus der Schulterperspektive anbietet. Als Ersatz darf man jedoch mittels Gamepad oder alternativ mit den Bewegungssensoren um die Ecken spähen. Zusätzlich gibt es kontextsensitive Aktionen, mit denen man z.B. an Mauern hochklettern oder hinunter springen kann. Vorbildlich sind die individuellen Anpassungsmöglichkeiten für die Steuerung ausgefallen: Man darf nicht nur die Achsen invertieren und Sixaxis für bestimmte Aktionen aktivieren, sondern auch die Blickgeschwindigkeit, Beschleunigung und sogar die tote Zone der Analogsticks einstellen. Alternativ werden aber auch vorgefertigte Setups angeboten - das Gleiche gilt für die Tastenbelegungen, die sich zwar nicht völlig frei bestimmen lassen, aber zumindest mehrere vorgefertigte Alternativen anbieten.   

Umfangreicher Editor?

Alternativen sind auch das Stichwort, wenn es um die Erstellung der eigenen Figuren geht: Dabei bastelt man sich jeweils für die Parteien "Kommando" und "Söldner" einen Kämpfer zusammen und hat dabei eine riesige Auswahl aus Kopfbedeckungen, Rüstungen, Bärten, Narben und Tarnfarben - nur detaillierte Veränderungen an der Statur und im Gesicht wie Gewicht, Muskelmasse, Nasen-, Ohren- und Mundform sind nicht möglich, sondern es werden lediglich ein Standard-Körper sowie sechs Kopfformen geboten. Viel wichtiger ist aber ohnehin das Waffenarsenal, das kaum Wünsche offen lässt: Hier findet sich eine große Auswahl an nachmodellierten Gewehren, die zusätzlich mit Laser-Visieren, Zielfernrohren oder sogar Granatwerfern ausgestattet werden können. Selbst an die Sekundärwaffen, bei denen es sich um drei Pistolen handelt, dürfen zusätzliche Gadgets montiert werden. Hinzu kommt, dass man auch noch Claymore-Mienen, Granaten, C4 und sogar eine Bazooka in die Ausrüstung packen darf. Allerdings hat das alles seinen Preis: Nein, es muss weder das nicht vorhandene Bankkonto geplündert noch alles umständlich freigeschaltet werden, denn man hat von der ersten Sekunde an den Zugriff auf das komplette Waffenarsenal. Allerdings sind all die schützenden Rüstungen und Ballermänner nicht gerade leicht wie

In einer guten Position und mit der nötigen Ruhe kann ein Scharfschützengewehr sehr effektiv sein.
eine Feder, sondern können in ungünstigen Kombinationen dem Kämpfer im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön schwer zu schaffen machen, was sich in trägen Bewegungen bemerkbar macht. Hier gilt es also, für sich selbst die optimale Balance aus Bewaffnung, Schutz und Agilität zu finden.

Nutzlose Beförderung

Zwar steigt man mit der Zeit im Onlinerang auf, doch bis auf den eventuellen Respekt seiner Mitstreiter haben die Abzeichen keinerlei Funktion oder Nutzen wie etwa in Killzone 2 . Man erhält weder Zugriff auf besondere Waffen oder Items noch darf man sich über Spezialaktionen wie in Call of Duty 4 freuen. Auch lassen sich im Vorfeld keine bestimmten Rollen für die einzelnen Teammitglieder festlegen - hier kann man sich höchstens vor der nächsten Runde via Headset absprechen, wer sich mit welchen Waffen ausrüstet. Allerdings wird schon nach den ersten paar Metern deutlich, dass SOCOM: Confrontation im Vergleich zur starken Konkurrenz vom Schlag eines Call of Duty, Killzone, Resistance und sogar Rainbow Six: Vegas oder GRAW absolut nichts Besonderes darstellt und in fast allen Bereichen den Mitbewerbern sowohl inhaltlich als auch technisch hinterher hinkt. Immer wieder stören Pop-Ups und ploppende Texturendetails das Auge, während das Bild immer wieder durch den Tearing-Effekt zerrissen wird. Zwar gibt es einige schöne Partikeleffekte wie feinen Sand zu bewundern, doch sind im Gegenzug dazu die mäßig detaillierten und schwach animierten Figuren eine Enttäuschung. Gelungen ist dagegen die neue Schulterkamera, die sich mehr an GRAW orientiert und sich leicht recht oder links neben der Figur positionieren und auch wechseln lässt. Alternativ kann man aber auch auf die gewohnte Einstellung umschalten, in der die Kamera mittig hinter dem Soldaten die Action inszeniert. Leider ist die Online-Performance nicht das Gelbe vom Ei und so traten während des Tests immer wieder störende Lags während der Gefechte auf. Überzeugend zieht aber die Soundabteilung ins Feld, die mit sauber abgemischten, multi-direktionalen Effekten (auch in DTS und mit THX-Zertifikat!) für eine gelungene Schlachtfeld-Atmosphäre sorgt. Die unauffällige Musik spielt dagegen kaum eine Rolle und wird nur sporadisch eingeblendet.   

Fazit

Die SOCOM-Serie zählte mit Sicherheit zu den Pionieren bei Online-Militär-Shootern auf Konsolen und hatte auf der PS2 einige Glanzmomente. Wenn ich mir jetzt aber die gut gefüllten PS3-Server von Confrontation vor Augen führe, kann ich diese ungebrochene Faszinationen und Begeisterung für die Sony-Serie nicht mehr so recht nachvollziehen. Klar, hier bekommt man wahrlich keinen durchweg schlechten Titel und das ansprechende Waffenarsenal kann sich zusammen mit den umfangreichen Session-Optionen und Community-Funktionen durchaus sehen lassen. Aber das bietet die Konkurrenz ebenfalls und schnürt obendrein noch spannende Kampagnen, eine eingängigere Steuerung, motivierende Rangsysteme, deutlich mehr Spielmodi und Karten sowie eine imposantere Technik zu wesentlich attraktiveren Gesamtpaketen zusammen. Confrontation hinkt sowohl technisch als auch spielerisch der hochklassigen Konkurrenz hinterher und bietet selbst für Online-Rekruten viel zu wenig, um längerfristig an den Bildschirm zu fesseln.

Pro

große Auswahl an Waffen & Equipment
relativ umfangreicher Editor
Community-Funktionen (Clan erstellen)
viele Session-Optionen
detaillierte Steuerungsoptionen
Matches mit bis zu 32 Spielern

Kontra

keine (Offline-)Kampagne
nur sieben Karten (+Recycling)
kein Trainingsmodus / Tutorial
vereinzelte Lags
nur sehr oberflächliches Rangsystem
fummelige Zoom-Steuerung
Pop-Ups & Ploppen von Texturen
detailarme Spielermodelle
schwache Animationen
keine KI-Bots

Wertung

PlayStation3

Reiner Online-Shooter, der sowohl technisch als auch inhaltlich der Konkurrenz hinterher läuft.

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