God of War 312.03.2010, Michael Krosta
God of War 3

Im Test:

Er ist der Spartaner, der zum Gott des Krieges wurde. Jetzt ist er der Gott, der um jeden Preis und getrieben von Rache den Olymp vernichten will! Und ganz nebenbei ist er auch noch ein Anagramm des Namens Krosta - kann das Zufall sein? Kratos hat seit seinem ersten Auftritt im Jahr 2005 schon viel erlebt: Da wurde u.a. die brüchtigte Hydra drei Köpfe kürzer gemacht, die Büchse der Pandora geöffnet, dem Hades entkommen, Ares besiegt und sich mit den mächtigen Titanen verbündet. Doch das alles ist nichts gegen das, was den Spartaner im furiosen Finale der Trilogie erwartet...

Grandioser Einstieg

Der dritte Teil knüpft nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängers an. Wir erinnern uns: Kratos hatte sich mit den Titanen verbündet, um die

Video: Schon von der ersten Minuten an überzeugt God of War III mit genialem Artdesign, abwechslungsreichen Gegnern und brachialer Action.Götter des Olymps - allen voran Zeus - zu stürzen. Auf dem Rücken der mächtigen Gaia fiebert er seinem großen Ziel entgegen, während sich die Verstoßenen Schritt für Schritt nach oben arbeiten. Doch während man auf der PS2 diese beeindruckende Sequenz nur als vorberechneten Film erleben durfte, geht es auf der PS3 in Echtzeit zur Sache - und das in einer wilden Achterbahnfahrt, die einem den Atem raubt: Ich habe selten einen grandioseren Einstieg in ein Spiel erlebt! Da wäre zum einen die schiere Größenordnung, wenn man sich auf dem Körper von Gaia nach vorne kämpft, um sie aus den Fängen von Poseidon zu befreien - hier wirkt selbst ein Shadow of the Colossus vergleichsweise klein. Alles wackelt herrlich auf und ab, die personifizierte Erde bebt, windet sich vor Schmerzen und versetzt den Spieler mit unglaublichen Kamerafahrten ins Staunen. Befindet man sich gerade auf einem der Arme, geht es auch schon mal kopfüber weiter - und das sogar mitten in einem Bosskampf! Apropos: Was die Entwickler der Sony Studios in Santa Monica hier schon in den ersten 15 Minuten an wahnwitzig inszenierten XXL-Gegnern auffahren, schaffen andere Titel auch nach 15 Stunden Spielzeit nicht! God of War III setzt diesbezüglich neue Maßstäbe! Da fragt man sich zu Recht, wie das Finale aussehen soll, wenn sich schon am Anfang die Superlative stapeln. Kann man das überhaupt noch toppen? Ja, aber nicht im Finale...

Unwürdiger Zeus

Ohne zu viel zu spoilern: Verglichen mit dem, was man auf der etwa zehnstündigen Odyssee mit Kratos alles erlebt, ist das letzte Duell gegen den Göttervater ernüchternd. Zwar ist es enorm anspruchsvoll und es braucht seine Zeit, die fiesen Tricks zu durchschauen, doch fehlt einfach dieses gigantische Ausmaß, was man nach Ares (God of War I) und den vielen anderen grandiosen Bosskämpfen einfach erwartet. Die Begegnung mit Kronos zählt diesbezüglich für mich zu den absoluten Höhepunkten - und das nicht nur in God of War III, sondern der gesamten Videospielgeschichte! Das kann man nicht beschreiben, das muss man erleben - Worte könnten dem nicht gerecht werden, was da auf dem Bildschirm passiert... Es sind einfach unvergessliche Momente, die sich im Kopf einbrennen, bei denen man vor Staunen den Atem anhält und sich sagt "Wow, so etwas hab ich noch nie erlebt! Einfach nur Wahnsinn!". Doch auch die Auseinandersetzungen mit den weniger monumentalen Widersachern können begeistern und fordern dem "Geist Spartas" viel ab. Nur wer

Kratos, so wie man ihn kennt: Mürrisch, böse und mit nur einem Ziel: Rache!
irgendwann die Taktiken durchschaut, geschickt den verheerenden Angriffen ausweicht, clever kontert und bei den zufälligen, wie immer packend inszenierten Reaktionsspielchen die Übersicht behält, hat eine Chance. Ein Kniefall vor dem Casual-Mainstream? Nicht bei God of War!

Stars des Olymp

Auf seinem Rachefeldzug gegen den Olymp knöpft sich Kratos die versammelte Prominenz der griechischen Mythologie vor und tritt ihr gehörig in den Hintern: Da wird etwa Hades stückchenweise zerlegt, Herkules in seine Schranken verwiesen, Helios der leuchtende Kopf abgerissen oder werden dem Götterboten Hermes auf eine etwas unkonventionelle, aber für den Spartaner doch irgendwie typische Weise die magischen Stiefel "ausgezogen". Kratos ist so etwas wie der Jack Bauer der Antike: Brutal, kompromisslos und fest entschlossen, sein Ziel zu erreichen - komme, was da wolle. Da quillen die Gedärme aus den aufgeschlitzen Körpern der Zentauren, da werden Gegner in der Mitte zerrissen, das Auge von Zyklopen heraus gerissen und Schädel bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert. Teilweise erlebt man sogar aus der Perspektive der geschlagenen (End-)Gegner, wie es sich für sie anfühlt, wenn Kratos sie nach Strich und Faden verprügelt. Dabei spürt man bei jedem einzelnen der gnadenlosen Schläge den Hass, der im coolen Antihelden wütet. Oberflächlich könnte man den Eindruck gewinnen, als sei God of War III nur eine einzige Gewaltorgie, bei der die Grenzen des guten Geschmacks ohne Zweifel erreicht und für einige Spieler sogar überschritten werden dürfte. Spätestens wenn man irgendwann unaufhörlich auf sein Opfer einprügeln kann, bis sich der komplette Bildschirm blutrot gefärbt hat, werden sich manche sicher angewidert abwenden. Auch ich saß manchmal fassungslos vor dem Bildschirm und dachte mir nur "Das machen die jetzt nicht wirklich, oder?" und gab während des Spiels teilweise ein schmerzvolles "Ahhh" von mir, als ob mir gerade selbst die Beine oder Augen ausgerissen würden. Doch God of War III hat mehr zu bieten als knallharte Gewaltexzesse, bei denen nicht nur der Fußboden, sondern auch die Spielfigur im roten Lebenssaft getränkt wird...     

Die perfekte Balance?

Ich habe selten ein Spiel erlebt, bei dem der Anteil und Wechsel zwischen adrenalinhaltigen Bosskämpfen, Geschicklichkeitseinlagen, Rätseln und Erkundung so gut ausbalanciert ist wie hier. Am besten lässt sich der Spielverlauf mit einem Musikstück vergleichen, dass mit einem pompösen Intro im Stil der Star Wars-Theme beginnt, dann ruhigere Töne anschlägt und sich langsam wieder zum großen und lauten Tamtam steigert. Dabei gehen die Rätsel weit über simples "Hebel-Umlegen, um Tür zu öffnen" hinaus - stattdessen ist eine Kombination aus räumlichem Denken, Geschicklichkeit und einem guten Timing gefragt. So ist man später z.B. in einem Labyrinth aus riesigen Kisten unterwegs, die sich genau wie im Film "Cube" verschieben und drehen können. Ist man erst im Inneren der Kisten, ergeben sich durch die Drehungen vollkommen neue Ausgangspositionen, die für das Lösen von Rätseln in Betracht gezogen werden müssen. In den Gärten des Olymps sind dagegen in erster Linie perspektivische Vorstellungskraft sowie Kombinationsfähigkeiten gefragt,

Das Kampfsystem ist genau so dynamisch und intuitiv, wie man es erwartet hat.
wenn man weiterkommen will. Praktisch: Man muss Objekte nicht länger erst auf Plattformen schieben, um sie drehen zu können, sondern erledigt das jetzt einfach mit dem rechten Analogstick. Man merkt, dass sich die Designer Gedanken gemacht haben und mehr abliefern wollten als das gewohnte Standardprogramm, das man bei manchen Mitbewerbern findet. Und sie haben es geschafft.

Mit Köpfchen durch die Dunkelheit

Eine schöne Neuerung findet sich außerdem mit dem Kopf des Helios: Hat man diesen erstmal von seinem eigentlichen Besitzer abgetrennt, lässt er sich in dunklen Höhlen und Räumen genau so verwenden wie etwa die Taschenlampe in Silent Hill: Shattered Memories. Außerdem lassen sich Gegner blenden, wenn man zuvor die Kraft auflädt. Zusätzlich hat der Kopf eine weitere nützliche Eigenschaft: Er kann versteckte Objekte wie Türen, Gemälde, Kisten oder Gegenstände sichtbar machen, wenn man direkt auf sie zeigt. Dazu muss man einfach Ausschau nach einem feinen Goldstaub halten, hinter dem sich meist eine Überraschung verbirgt. Dadurch ergibt sogar das relativ häufige Backtracking, als das erneute Aufsuchen von bereits bekannten Schauplätzen, einen Sinn, da man erst später mit Helios' Kopf ausgerüstet ist. Trotzdem hat man es hier teilweise etwas übertrieben - ich hätte lieber weitere Orte besucht anstatt z.B. immer wieder in der Schmiede oder bei den drei Richtern zu landen... Was nicht heißen soll, dass keine Abwechslung geboten wird. Ganz im Gegenteil: Die "Revenge-Tour" des Spartaners führt ihn u.a. zurück in den Hades, in die Stadt Olympia, den Tartarus, auf und sogar in Titanen wie Gaia und Kronos sowie das Labyrinth des Daedalus - und direkt ins Schlafgemach der attraktiven Aphrodite, wo die obligatorische, aber in diesem Fall bewusst optionale Sexszene wartet, die dieses Mal - wie versprochen - in die Geschichte eingebunden wurde. Das Artdesign ist ähnlich genial wie bei Dantes Inferno; nur auf eine andere Weise: Während der Abstieg durch die neun Höllenzirkel vor allem durch verstörende Motive visualisiert wurde, überzeugt God of War III vor allem durch die unglaubliche Größenwirkung und die monumentale Architektur der antiken Götterwelt. Während die Konkurrenz aus dem Hause EA zudem gegen Ende merklich abbaut, hält der Sony-Krieger während seiner ganzen Reise das extrem hohe Niveau der Kulissen und die Abwechslung aufrecht. Ich habe in den gut zehn Stunden keinen Moment erlebt, bei dem ich mich gelangweilt habe oder hoffte, einen Schauplatz schnell hinter mich zu bringen. Stattdessen blieb ich manchmal sogar stehen, um einfach die fantastische Aussicht zu genießen, wenn in der Ferne Tornados toben und die Erdoberfläche von glühenden Lavaflüssen durchzogen wird, die wie pulsierende Adern wirken. Neben der Metzelaction und Rätseln stehen zwischendurch auch immer wieder Trial & Error-Passagen auf dem Programm, bei

Die Kämpfe gegen die Endgegner (im Bild: Hades) zählen zu den spielerischen Höhepunkten und sind eine echte Herausforderung.
denen man z.B. über brüchige Plattformen laufen oder einer nahenden Feuerwand entkommen muss. Diese zehren zwar manchmal an den Nerven, doch verzichtet man wenigstens auf frustrierende Balance- und Hüpfabschnitte, die einen in den beiden Vorgängern noch zur Verzweiflung getrieben haben.

Abgehoben

Besonders gelungen sind die Ikarus-Sequenzen, in denen man in bester Arcade-Manier mit blitzschnellen Reflexen Hindernissen wie herabfallenden Feuerbällen sowie Barrikaden ausweichen muss, während Kratos immer schneller wird. Etwas unfair ist dagegen, dass nach einem Zusammenstoß die Sicht kurzzeitig so stark behindert wird, dass man oft dem nächsten Hindernis nicht mehr ausweichen kann und der Gesundheitsbalken folglich rapide abnimmt. Allerdings sind die festen Speichermöglichkeiten sowie Rücksetzpunkte (via Autosave) fair verteilt, so dass ein neuer Versuch kein langes Abklappern von Abschnitten benötigt, die man zuvor schon erfolgreich gemeistert hat. Ein weiteres schönes Element, das für Abwechslung sorgt, ist der kurze, aber gelungene Koop-Abschnitt mit einem KI-Partner, den man zwischendurch unter Zeitdruck aus Fallen befreien oder über Hindernisse helfen muss. Zudem macht sich Kratos vermehrt die Fauna der Welt zunutze: So kann er z.B. ab und zu einen Feuer speienden "Mini-Cerberus" zähmen oder einen Greif anlocken, mit dessen Hilfe er tiefe Abgründe überquert, für die seine (im zweiten Teil angeschafften) Ikarus-Flügel nicht ausreichen würden.    

Spartanische Waffenauswahl?

Irgendwie hat Kratos einen Hang zu Fettnäpfchen, wenn es um seine Fähigkeiten und Bewaffnung geht: Kaum mutiert der Spartaner zur ultimativen Kriegsmaschine mit einer großen Auswahl an magischen Fähigkeiten und "Stichwerkzeugen", bekommt er sie schon wieder weggenommen. Warum sollte es im dritten Teil also anders sein? Obwohl zunächst alles gut für ihn aussieht, findet sich Kratos schon bald halbtot im Styx wieder, wo er sich gerade noch so ans Ufer schleppen kann. Seine Waffen? Weg. Seine magischen Fähigkeiten? Weg. Sein Durst nach Rache? Ungestillt. Zum Glück trifft er auf eine alte Bekannte, die

Neben der bekannten "Klingenkette" hat Kratos noch weitere Waffen im Gepäck.
ihm mit den Verbannungsklingen zwei neue "Kettenmesser" zur Verfügung stellt, die sich aber gleich vertraut anfühlen. Im weiteren Verlauf wird das Arsenal noch um Apollos Bogen, Hadesklauen, Nemesis-Peitschen sowie Panzerhandschuhe erweitert. Die Sammlung kommt allerdings nicht nur gegen Feinde zum Einsatz, sondern auch oft des Rätsels Lösung. So brennt man z.B. mit dem Bogen Pflanzen nieder, die den Weg versperren oder zerstört mit den Panzerfäusten Hindernisse, die zuvor nicht kleinzukriegen waren. Wie aus den Vorgängern bekannt, lassen sich die Waffen (und auch der Kopf des Helios) durch eine gewisse Anzahl an roten Orbs aufrüsten und neue Kombinationen freischalten. Davon profitieren auch die magischen Spezialangriffe, die an die jeweilige Waffe gekoppelt sind. Hat man sie Verbannungsklingen zur Hand, ruft man z.B. die Geister einer Spartanertruppe herbei, während man mit den Hadesklingen die Auswahl zwischen diversen Kreaturen hat, die man als Hilfe beschwören kann. Der Einsatz von Magie verbraucht wie gehabt Energie, die man in Form von blauen Orbs wieder auffrischen kann. Grüne Orbs kommen dagegen wie gewohnt der Gesundheit zu Gute. Fündig wird man meist in Kisten, doch hinterlassen auch besiegte Feinde oft die begehrten Energie-Kügelchen. Das Finden von Gorgonen-Augen verlängert wie gehabt die Gesundheitsleiste, während Phönixfedern den gleichen Effekt für die magische Energie bewirken. Mittlerweile reichen aber bereits drei Funde für die Verbesserung aus. Die Minotaurenhörner sorgen dagegen dafür, dass der Einsatz des Helios-Kopfes und Apollo-Bogens aufgewertet wird. Hat man sich genügend durch das Fleisch der Gegner geschnetzelt, steht irgendwann auch Spartas Rage als Spezialaktion zur Verfügung. Drückt man auf beide Analogsticks gleichzeitig, schwingt Kratos die Klinge des Olymps und ist für einen gewissen Zeitraum unverwundbar. Cool: In dieser Zeit wird ein stylischer Farbfilter aktiviert, der die Action in ein ganz neues Licht taucht.

Schnelle Reaktionen

Aber was nützen die besten Waffen, wenn man nicht mit ihnen umgehen kann? Zum Glück lässt sich Kratos noch genau so intuitiv und dynamisch mit dem Controller steuern, wie man es aus den Vorgängern kennt - auch wenn man es manchmal vielleicht mit dem Copy & Paste etwas übertrieben hat, denn er schleudert die Ketten oder zerreißt seine Gegner noch auf die gleiche Art und Weise, wie er es schon bei seinem ersten Auftritt anno 2005 getan hat. Auch bei einigen Animationen scheint man einfach nur den HD-Konverter angeschmissen zu haben, anstatt sich ein paar neue Bewegungen auszudenken. Nicht falsch verstehen: Die Bewegungen sehen hervorragend aus, der Umgang mit den Waffen fühlt sich super an und Aktionen wie das Ausweichen funktionieren immer noch tadellos; aber der Déjà-vu-Effekt ist trotz einiger Neuerungen im Spieldesign

Das Art- und Figurendesign ist fantastisch.
oft sehr groß. Aber so gefällt es mir immer noch besser als auf Biegen und Brechen neue Ideen einzubringen, die nicht ins Hack'n Slay-Konzept passen, das bei der God of War-Serie noch immer zu den besten gehört.

Atemberaubende Technik?

Technisch ist God of War III eine kleine Offenbarung - mit leichten Abstrichen. Wie die Grafikengine mit den Polygonen jongliert und welche Masse an Gegnern sie dem Spartaner entgegenschleudert, ist zusammen mit den atemberaubenden Kulissen und Bildschirm füllenden Endgegnern eine Meisterleistung. Doch diese Masse an Details und sehenswerten Partikel- sowie Lichteffekten fordern ihren Tribut: Während Dante's Inferno durchgängig mit 60 Bildern pro Sekunde für eine butterweiche Darstellung sorgt, kommt die Bildrate bei God of War III mit leichten Rucklern immer wieder ins Stocken. Das ist nicht sonderlich dramatisch, aber wer zuvor den Höllentrip mit Dante absolviert hat, merkt den Unterschied. Zudem hat Visceral bei den Partikeleffekten bessere Arbeit geleistet - die flackernden Fackeln im Sturm sehen mit ihren sprühenden Funken z.B. einen Tick besser aus als auf dem Weg zum Olymp. Trotzdem hinterlässt auch der Gott des Krieges einen fantastischen Eindruck und kann die freche Kopie als Gesamtpaket sogar übertreffen. Das Gegnerdesign ist hier abwechslungsreicher und sorgt immer wieder für Überraschungen, während Dante schon zu Beginn fast alles auffährt, was sich ihm während seinem Abstieg in die Hölle in den Weg stellt. Bei der festen Kameraführung, die maßgeblich zur cineastischen Präsentation beiträgt, haben beiden Kandidaten mit leichten Problemen zu kämpfen, so dass man die Hauptfigur schon mal aus den Augen verlieren kann.   

Donnernde Klangkulisse

Beim Sound stehen sich die beiden Kontrahenten quasi in nichts nach: Sowohl bei Dante's Inferno als auch hier dröhnen pompösen Orchester- und Chorklänge aus den Boxen - mal mächtig impulsiv, mal leise und atmosphärisch. Allerdings hat man es sich teilweise etwas einfach gemacht und manche Stücke nahezu unverändert aus den beiden Vorgängern übernommen. Doch es gibt auch genügend Neues zu hören - das melancholische Hades-Thema mit dem leichten Summen ist einfach nur wunderschön. Passend zur brachialen Action kracht und rummst es außerdem aus den Boxen, dass es eine wahre Freude ist. Spieler mit dem entsprechenden Equipment dürfen sich sogar auf eine wuchtige 7.1-Abmischung freuen - HDMI vorausgesetzt. Bei der Auswahl der Sprecher hat Sony wieder ein glückliches Händchen bewiesen: Bis auf wenige Ausnahmen gab es keine Stimme, die mich sonderlich gestört hätte oder überhaupt nicht zur jeweiligen Figur passen will. Obwohl die deutsche Tonspur überdurchschnittlich gut gelungen ist, setzt die englische Fassung noch einen drauf. Schade ist nur, dass man die Sprache nicht mitten im Spiel umstellen kann, sondern den Umweg über das Hauptmenü gehen muss. Im Gegensatz zu Dantes Inferno sind die Spielstände aber hier zum Glück nicht an die Spracheinstellung gekoppelt.

Fortsetzung folgt?!

Ist der letzte Gegner besiegt und die finale Sequenz im Abspann ausgeblendet, ist damit noch lange nicht Schluss: Zwar darf man keinen zweiten Anlauf mit voller Ausrüstung wagen, weil dies nicht ins Spielkonzept passen würde, doch werden nach dem ersten Durchspielen ein neuer von vier Schwierigkeitsgraden sowie die Prüfungen des Olymps freigeschaltet. Dabei handelt es sich um eine nette Auswahl an missionsbasierten Minispielen, die sehr viel abwechslungsreicher ausgefallen sind als das lahme Gegenstück von Dante, der "Tore der Hölle"-Modus. Während das Making-of bereits von Anfang an verfügbar ist, werden außerdem weitere Videos und Filmschnipsel zur Verfügung gestellt, die einen detaillierten Einblick in die Entwicklung erlauben. Ob auch das Hauptspiel noch erweitert wird, steht noch in den Sternen - ich wäre mit dem Ende vor dem Abspann allerdings rundum glücklich gewesen. Mit Details zur Story habe ich mich übrigens bewusst zurückgehalten, um nichts zu verderben. Die Geschichte dreht sich grob darum, dass Kratos das Feuer des Olymps finden und vernichten muss - mehr will ich nicht verraten.   

Fazit

Es passiert selten, dass ich bei einem Spiel wie gebannt vor dem Fernseher sitze und mich selbst dabei erwische, kurz vor lauter Staunen den Atem angehalten zu haben. Metal Gear Solid war einer dieser Vertreter. Resident Evil: Code Veronica ebenfalls. Und selbst als ich Turrican II vor langer Zeit zum ersten Mal auf einem Amiga 500 in Aktion gesehen hab, blieb mir die Spucke weg. God of War III ist ebenfalls einer dieser Ausnahmetitel für mich. Die beiden Vorgänger waren schon exzellent, aber mit diesem furiosen Finale macht sich der coole Spartaner endgültig zur Legende und lässt dabei selbst hochwertige Konkurrenten wie Dante's Inferno - ohne ihm dessen Qualitäten absprechen zu wollen - ziemlich alt aussehen. God of War III ist einfach eine ganze Klasse besser als alles, was man sonst in diesem Bereich kennt - das etwas "andere" Bayonetta sei bei diesem Vergleich mal ausgenommen. Diese gigantischen Endbosse, diese rasanten Kamerafahrten und diese unglaublich geniale Präsentation ergeben mit der nahezu perfekten Mischung aus Rätseln, Action und Geschicklichkeit ein Gesamtpaket, was in der nächsten Zeit nur noch schwer zu toppen sein dürfte. Da sieht man über das mehrmalige Aufsuchen diverser Schauplätze sowie vereinzelte Kameraprobleme genau so hinweg wie über den vergleichsweise enttäuschenden Endkampf. Trotz dieser kleinen Mängel ist God of War III das mit Abstand beste Hack'n Slay der Videospielgeschichte. Es wirkt fast wie eine Ironie des Schicksals: Kratos will genau das zerstören, wo er hingehört: In den Olymp!

Zum Video-Fazit

Pro

fulminanter Einstieg
einige frische Ideen...
gigantische Bosse
hervorragendes Artdesign
monumentaler Soundtrack
abwechslungsreiches Kampfsystem
gelungene Rätsel
prima Balance zwischen Rätseln & Action
Auswahl an Waffen & Spezialattacken
sehr gute Steuerung
grandiose Hack'n Slay-Action
gute Sprecher (dt/engl.)
packende Ikarus-Flugsequenzen
geniale Inszenierung
extrem coole Hauptfigur
faire Speicher- & Rücksetzpunkte
aufrüstbare Fähigkeiten
ordentlicher Umfang (ca. 10 Stunden)
gute Auswahl an (z.T. neuen) Gegnertypen
überragende Soundabmischung (bis hin zu 7.1 über HDMI)
interessante Hintergrundgeschichte
fabelhaftes Ende (vor dem Abspann!)
keine nervigen Balance-Abschnitte mehr
anspruchsvolle Bosskämpfe
Quick Time-Events
massig Gegner gleichzeitig auf dem Bildschirm

Kontra

ernüchternder End-Boss
...aber auch viel Altbekanntes
Kamera nicht immer optimal
Schauplätze wiederholen sich (Backtracking)

Wertung

PlayStation3

Im Finale erklimmt Kratos endgültig den Videospiel-Olymp und krönt sich selbst mit diesem fantastischen Meisterwerk!

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