Fat Princess24.04.2009, Jens Bischoff
Fat Princess

Vorschau:

An und für sich ist das Retten von entführten Prinzessinnen aus mittelalterlichen Gemäuern ja nichts besonderes. In Fat Princess (ab 14,99€ bei kaufen) geht es aber nicht nur darum, die eigene Thronfolgerin aus den Fängen des Feindes zu befreien, sondern auch selbst als Kidnapper in Erscheinung zu treten und gegnerische Befreiungsversuche mit Waffengewalt und Kalorienbomben zu verhindern. Mahlzeit!

Kampf um den Thron

In Fat Princess kämpfen zwei militante Adelsfamilien um die Thronfolge.

Füttert man die Prinzessin mit reichlich Kuchen, nimmt sie zu und ist schwerer zu befreien.
Dazu sind ihnen alle Mittel recht. Und so wird die konkurrierende Kandidatin kurzerhand entführt und eingekerkert. Das Problem ist nur, dass nun beide Thronanwärterinnen im gegnerischen Schlosskeller schmoren und schnellstmöglich befreit werden müssen. Wer das als erster schafft, gewinnt und darf fortan das Regierungszepter schwingen.

Das Ziel ist klar, die Ausführung aber gar nicht so einfach. Schließlich geht es nicht nur darum, ins feindliche Schloss einzudringen und die Prinzessin zu mopsen, sondern auch den Gegner an selbigem zu hindern. Dazu hat man zahlreiche Möglichkeiten. Eine besteht darin, die eigene Gefangene zu mästen, damit diese für ihre Retter schwerer zu transportieren ist. Eine spindeldürre Maid kann man sich noch problemlos über die Schulter schmeißen und in Windeseile zum Rückzug blasen. Bei einem blaublütigen Walross braucht es schon mehr Zeit und Helfer, um überhaupt vorwärts zu kommen.

Bauen und Sammeln

Darüber hinaus lohnt es sich auch die eigene Festung auszubauen, um auf diverse Abwehranlagen und bessere Ausbildungsstätten zurückgreifen zu können.

Damit die Geiselbefreiung Erfolg hat, braucht man natürlich entsprechende Rückendeckung.
Jeder Mitspieler kann sich für eine von fünf Jobklassen entscheiden, die durch das Wechseln entsprechender Kopfbedeckungen aus schlosseigener Produktion oder von Gefallenen auf dem Schlachtfeld jederzeit geändert werden kann: Krieger sind besonders im Nahkampf effektiv und können einiges einstecken, Waldläufer und Zauberer können auch entfernte Ziele aufs Korn nehmen, Priester übernehmen den Job des Heilers und Arbeiter kümmern sich um die Rohstoffversorgung, indem sie Bäume fällen und Erz abbauen.

Die gesammelten Ressourcen kann man für vielerlei Verbesserungen nutzen. Zum einen lässt sich das Schlosstor verstärken, um den Gegner das Eindringen zu erschweren, es können Feuer entfacht werden, an denen die Waldläufer ihre Pfeile entzünden, mit Katapulten können Truppen direkt ins feindliche Schloss geschleudert werden, mit Leitern und Wippen kann man über die Mauern einfallen und wer in seine Ausbildungsstätten investiert, erhält neue Waffen und Fertigkeiten. So kann man den Magier neben Feuerbällen auch lähmende Eisgeschosse lernen lassen, den Waldläufer neben Pfeil und Bogen auch mit einer Schrotflinte ausstatten oder den Arbeiter zum Bombenleger machen.     

Taktik und Teamarbeit

Doch selbst ohne gewählte Klasse ist man nützlich, da man so am schnellsten unterwegs ist, um an Blitzentführungen teilzunehmen oder abgebaute Rohstoffe zügig an die entsprechenden Stellen zu transportieren.

Wer das feindliche Haupttor zerstört, kann auch ohne Leitern in die Burg eindringen.
Taktik und Teamwork sind jedenfalls das A und O, wenn man die künftige Thronerbin stellen will. Doch auch das Kämpfen macht durchaus Laune, auch wenn es bei bis zu 32 Teilnehmern manchmal ganz schön chaotisch zugeht. Immerhin kann man eine praktische Zielaufschaltung nutzen und seine Attacken durch längeres Drücken der Aktionstaste zu besonders schmerzhaften Spezialangriffen aufladen.

Die Handhabung ist trotz Ressourcenbeschaffung, Basisausbau, Klassen- und Waffenwechsel sowie individueller Fertigkeiten und Spezialangriffe allerdings denkbar einfach. Es gibt je eine Taste zum Hüpfen, Anvisieren, Angreifen, Objekte aufnehmen bzw. ablegen sowie zum Wechseln von Waffen oder Zaubern. Darüber hinaus kann man auch noch die Spielansicht zoomen, eine Übersichtkarte einblenden sowie diverse Sprüche vom Stapel lassen, um den Gegner zu verhöhnen oder Hilfe anzufordern, was vor allem dann Sinn macht, wenn man mit KI-Gefährten unterwegs ist. Online kann man natürlich auch auf Voice-Chat zurückgreifen, um sich miteinander abzusprechen.

Jeder wie er mag

Wer will, kann seiner Spielfigur mit teils freispielbaren Extras ein individuelles Erscheinungsbild verpassen, eine zehn Kapitel umspannende Einzelspielerkampagne bestreiten, sich in Online-Ranglisten verewigen oder auf alternative Spielmodi zurückgreifen.

Trotz niedlichen Comic-Looks fließt bei den erbitterten Kämpfen reichlich Blut.
Neben dem Retten der eigenen und Gefangenhalten der feindlichen Prinzessin, gibt es auch einen Modus, in dem man die gegnerische Regentin mehrfach erfolgreich aus deren Thronsaal entführen muss - beides quasi eine Art Capture the Flag, nur eben mit Prinzessinnen statt Fahnen. Zudem gibt es auch klassisches Team Deathmatch und Domination, wo man entweder möglichst viele Gegner plätten bzw. Stützpunkte erobern und halten muss.

Beim Probespiel konnten wir zwar nur die Hälfte der Modi auf gerade mal einer der insgesamt acht Karten testen, aber dies machte bereits eine Menge Spaß, auch wenn es beim Retten der Prinzessin oft sehr lange Pattphasen gab, die mit dem ansonsten sehr rasanten Spielverlauf nicht so richtig harmonieren wollten. Das Spielprinzip ist jedenfalls simpel, aber ungemein motivierend und die Präsentation im blutigen Comicstil bereits sehr gelungen. Ob das hektische Treiben auf Dauer genug Abwechslung bietet, muss sich aber erst noch zeigen.   

Ausblick

Fat Prinzess kommt einem vor wie eine Mischung aus Die Siedler und Age of Booty auf Speed. Man beschafft Rohstoffe, um Schloss und Charaktere aufzuwerten, wechselt munter die Jobs, verteidigt Festung und Stützpunkte und versucht dem Gegner die Prinzessin zu mopsen. Handhabung und Zielsetzung sind denkbar einfach, der Spielablauf hektisch und rasant. Ohne Taktik und Teamwork geht jedoch gar nichts. Es sei denn, man vergnügt sich mit simplem, aber durchaus spaßigen Team Deathmatch-Partien. Wirklich spannend wird's aber erst, wenn man auch als Entführer und Befreier gemästeter Prinzessinnen auf den Plan tritt. Für meinen Geschmack gibt es hier zwar noch zu lange Pattsituationen, aber die Idee an sich ist schon mal herrlich bescheuert. Auch die Präsentation weiß zu gefallen. Vielleicht sollte man noch ein paar zufällige Ereignisse wie Naturkatastrophen oder umherstreunende Monster einbauen, um Stillstände aufzuweichen und auch auf Dauer genug Abwechslung und Überraschungsmomente zu bieten, damit das militante Wettfüttern nicht zu sehr in Routineabläufe verfällt. Das bisher Gesehene macht aber auf jeden Fall Appetit auf mehr!

Ersteindruck: gut

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