Vorschau:
Die Invasion beginnt
Kollege Ben konnte in unserer letzten Vorschau bereits in eine Mission des Xcom-Ablegers hineinschnuppern und war durchaus angetan von der neuen Ausrichtung. Ich durfte jetzt den Einstieg und damit den Beginn der Invasion erleben – und empfand ihn als äußerst ernüchternd: Das geht schon bei der erschreckend altbackenen Technik los, die aktuellen Spielen um Jahre hinterher hinkt. Das Artdesign ist mit der Nachbildung von US-Städten aus dem Jahr 1962 in Kombination mit Alien-Architekturen zwar durchaus sehenswert, doch grobe Texturen mit hohem Wiederholungsfaktor, der langsame Aufbau der Schattendarstellung und die sterilen Kulissen nehmen der Spielwelt viel von der Faszination. Hinzu kommt die amateurhafte Inszenierung: Schon die Einführung, in der Protagonist William Carter mit einem als Mensch getarnten Alien konfrontiert wird, lässt jegliche Dramatik vermissen. Generell schaffen es die Zwischensequenzen und öden Schauplätze zunächst nicht, mich in die Handlung hinein zu ziehen, was zum einen an den teils flachen Dialogen und zum anderen an den langweiligen Kameraeinstellungen sowie schwach modellierten Figuren liegt, deren Mimik ebenfalls zu wünschen übrig lässt.
Wertvolle Unterstützung?
Nachdem man sich zunächst alleine durchschlagen muss und dabei glaubt, doch wieder nur in einem weiteren Deckungs-Shooter gelandet zu sein, kommt mit dem ersten Begleiter endlich Bewegung in die Sache und man erhält Zugriff auf die Taktik-Optionen. Im Zentrum steht dabei eine Funktion namens Kampf-Fokus: Mit ihr lässt sich das Geschehen auf Tastendruck in eine Zeitlupe schalten, für die genau das richtige Tempo gewählt wurde, um einerseits die Dramatik in den Kämpfen aufrecht zu erhalten, andererseits aber auch genug Raum zu lassen, um den im späteren Verlauf zwei Mitstreitern Befehle zu erteilen. So lassen sich u.a. Anweisungen für Positionswechsel erteilen oder man setzt sie gezielt auf markierte Gegner an. Auch das Wiederbeleben gefallener Kameraden kann man der KI aufdrücken, obwohl dies eigentlich zu den Aufgaben des Spielers gehört. Er verfügt über die Fähigkeit, das gesamte Team auch aus größerer Distanz zu heilen, doch muss sich diese nach dem Einsatz erst regenerieren. Das gilt auch für die Spezialaktionen, die abhängig vom Rang und der Klasse Verfügung stehen. Ein Unterstützer installiert später z.B. auf Befehl Laser-Geschütze oder Schutzschilde, während ein Ingenieur die Feinde kurzzeitig in Panik versetzen kann. Auch Carter lernt mit der Zeit einige Tricks dazu und kann u.a. Gegner für einen kurzen Zeitraum aus der Deckung heraus heben. Selbst die Kombination von Fähigkeiten ist möglich: So lässt man sich z.B. erst ein Geschütz von seinem Kollegen aufbauen, um es anschließend mit der „Lift-Kraft“ über eine Deckung zu heben und alle dahinter verschanzten Aliens zu eliminieren. Um sich eine bessere Übersicht zu verschaffen, lassen sich Gegner und Umgebung außerdem scannen.
Bureau Effect
Das gilt auch für das Rangsystem, mit dem stärkere Fähigkeiten der Xcom-Agenten freigeschaltet werden. So schmerzt es umso mehr, wenn einer von ihnen endgültig in einer Schlacht stirbt und man einen Nachfolger ausbilden muss, der wieder als Grünschnabel beginnt. Typisch Xcom: Die Mitstreiter lassen sich wie gewohnt personalisieren und u.a. mit eigenen Namen versehen.
Je weiter, desto besser
Ausblick
Puh, was für ein zäher Einstieg! In den ersten 30-60 Minuten hat mich The Bureau: Xcom aufgrund der antiquierten Technik, der fummeligen Steuerung und beschränkten Aktionsmöglichkeiten völlig kalt gelassen. Und dann noch diese amateurhafte Inszenierung mit teils schlimmen Dialogen, die bei mir keine Spannung für die Geschehnisse erzeugen konnte. Wäre es so weitergegangen, hätte ich den Taktik-Shooter wohl mit einem enttäuschenden „ausreichend“ abgestraft. Dass ich mich mittlerweile trotzdem für die angenehme „Büroarbeit“ begeistern kann, liegt in erster Linie an zwei Dingen: Zum einen ist die Steuerung mit dem Controller deutlich komfortabler als mit der Kombination aus Tastatur und Maus – auch wenn mich manche Mechaniken im Rahmen des Kampf-Fokus immer noch stören, doch ist immerhin die gewählte Geschwindigkeit der Zeitlupe optimal. Zum anderen werden die Kämpfe mit steigenden Rängen und Möglichkeiten immer komplexer und damit sowohl intensiver als auch interessanter. Es macht unheimlich viel Spaß, mit den Fähigkeiten und ihren Kombinationen zu experimentieren, auch wenn die Kameraden-KI sich nicht immer so clever und treffsicher anstellt, wie ich es mir manchmal wünschen würde. Trotzdem scheint 2K mit diesem Xcom-Ableger auf einem guten Weg zu sein, die richtige Mischung aus Taktik und Action zu finden.
Einschätzung: gut
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.