Resistance 315.08.2011, Mathias Oertel
Resistance 3

Vorschau:

Vieläugige schwer bewaffnete Aliens und ein verheerender Virus in einer alternativen Vergangenheit der USA: Dies sind die Zutaten, mit denen Resistance seit dem Start der PS3 die Action-Fans zu den Waffen ruft. Nachdem sich Nathan Hale ruhmreich verabschiedet hat, muss ein neuer Held den Kampf aufnehmen. Kann er frischen Wind in die Schusswechsel bringen?

Der ewige Zweite

Resistance ist vor allem in Europa eng mit der Geschichte der PlayStation 3 verknüpft: In PAL-Regionen ein Starttitel, sollte die Balleraction aus dem Hause Insomniac Games (Ratchet & Clank-Serie) der seinerzeit bereits etablierten Xbox 360 mit ihrem Vorzeigeshooter Gears of War zeigen, wo der Hammer hängt.

Das Ergebnis war zwar sehens- und auch spielenswert, doch letztlich konnten auch die Waffensysteme mit ihren häufig ungewöhnlichen Sekundär-Feuermechaniken die Kohlen nicht aus dem Feuer holen. Epics Locust-Jagd wirkte einfach intensiver und technisch beeindruckender.

Mit der Fortsetzung konnte man zwar Boden gut machen und vor allem mit ansehnlichen Kriegspanoramen punkten, doch mittlerweile warteten die Action-Fans auf Killzone 2. Die interne Konkurrenz erschien hierzulande nur etwa drei Monate nach dem zweiten Abenteuer von Nathan Hale und zeigte Resistance 2 in vielerlei Hinsicht die Grenzen auf. Das soll die Qualität der Resistance-Spiele nicht schmälern, macht aber deutlich, dass das Potenzial der Serie vor allem in visueller Hinsicht nie ausgeschöpft wurde.

Neuer Held, neues Glück?

Mit Resistance 3 (ab 22,21€ bei kaufen) (R3) versucht sich Insomniac Games abermals an der alternativen Geschichte eines von Außerirdischen überrannten Amerikas, setzt dabei jedoch auf einen neuen Helden, einen frischen erzählerischen Fokus etwa vier Jahre nach Teil 2 sowie eine überarbeitete Engine.

Vor allem Letztere wird im Blickpunkt stehen - nicht nur angesichts der deutschen Gears of War 3-Premiere, die nicht einmal zwei Wochen nach dem Start von R3 stattfinden wird. Denn so stimmungsvoll die häufig in Sepia-Tönen gehaltenen Kulissen mit ihren schmucken Panoramen bislang auch waren, konnte man im Detail nie wirklich mit den jeweils konkurrierenden Schwergewichten mithalten.

Nach den ersten Stunden in der Kampagne lässt sich festhalten: Auch diese Alienjagd wird im Detail nicht in Bereiche vorstoßen, wie sie von den Killzones, Crysis' oder Uncharteds dieser Welt definiert werden. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass sich von Teil 2 zu Teil 3 nichts hinsichtlich der Kulisse getan hat. Ganz im Gegenteil: Die Gesichter sind deutlich besser definiert und die Stimmung einer ehemaligen Weltmacht am Abgrund wird hervorragend eingefangen. Städte liegen in Schutt und Asche, Windböen fegen durch die Straßen und sorgen mit Staubwolken oder fliegenden Trümmerteilen für eine trostlose Atmosphäre, die in ihren besten Momenten an eine postnukleare Welt à la Fallout

Mit Joseph Capelli stellt sich ein neuer Held vor.
Mit Joseph Capelli stellt sich ein neuer Held vor.
erinnert. Doch im Detail stolpert der Grafikmotor immer wieder über Matschtexturen, die einen vollkommen unnötig aus dieser Welt reißen, die einen gekonnten Spagat zwischen Comic-Ansätzen und Realismus zeigt.

Ungewöhnliches Road Movie

Die Bedrohung ist hier zwar von einer anderen Art, doch das Ergebnis könnte einer Atomkatastrophe in Nichts nachstehen: Die Aliens haben mittlerweile große Teile der Erde übernommen und mit alles vernichtenden Terraformern die Rohstoffe für sich beansprucht. In New York, so die Aussage eines Wissenschaftlers, liege jedoch der Schlüssel zum Sieg. Und so macht man sich auf den Weg durch die USA, um die Menschheit vor dem sicheren Untergang zu retten.

Wir konnten uns zwar nur die ersten vier bis fünf Stunden der Weltrettung zu Gemüte führen, doch Insomniac zieht hier bereits viele stimmungsvolle Register. Vor allem erzählerisch geht man neue Wege, bei denen Emotionen und Charakterzeichnung im Vordergrund stehen.

Doch auch die Action enttäuscht nicht - zumal man weiter an einer der Stärken der Resistance-Serie festhält: Dem geschickten Wechsel des Tempos. Ruhephasen wechseln sich ab mit Stakkato-Action und gipfeln in Bosskämpfen, in denen man kaum zum Luftholen und noch weniger zum Einsammeln der meist spärlich zur Verfügung stehenden Gesundheitspacks kommt. Dazu gesellen sich erforschende Elemente aus dem Survival-Horror: So etwa, wenn man nur mit einer Taschenlampe als Lichtquelle durch ein Lagerhaus wandert und dort plötzlich aus der Dunkelheit von Aliens angegriffen wird, nachdem minutenlang die Spannung nur durch die dichte bedrohliche Akustik aufgebaut wurde.

Allerdings fällt auch hier schon auf, dass die Gegner nicht mit Intelligenz gesegnet sind. Gefahr droht normalerweise eher durch Masse als durch gezielte taktische Aktionen der Feinde.

Alte Bekannte, neue Freunde

Neben dem gut eingesetzten Tempowechsel hat sich die Reihe auch durch ihre Waffen hervorgetan, bei denen sich vor allem die Sekundärfunktionen angenehm von der üblichen Ballerei abhoben - und das ist hier nicht anders.

Dieser "Gorilla" ist einer der Bosse, die es zu besiegen gilt.
Dieser "Gorilla" ist einer der Bosse, die es zu besiegen gilt.
Hinsichtlich des Balancing hinterlässt der "Atomizer", einer der frischen Schießprügel, zwar ein leichtes Stirnrunzeln. Doch es erfüllt mit enormer Genugtuung, wenn man statt der Standard-Stromstoß-Attacke eine Art "Schwarzes Loch"-Mine auf dem Boden platziert und diese wie ein Blitzstrudel alle Gegner der näheren bis mittleren Umgebung in ihre gleißende Mitte zieht, wo sie entweder verschwinden oder noch schöner: implodieren!

Bei den konservativen Waffen wie Scharfschützengewehr, Schrotflinte oder MG etc. beruhen, die wie bislang durch ihre Sonderfähigkeiten wie z.B. die bekannte Zielmarkierung des Bullseye-Gewehrs positiv auffallen, wird das Balancing weniger in Frage gestellt und zudem durch die gelegentlich knappe Munition geregelt.

Insomniac bietet viel Abwechslung: Es gibt Gefechte in engen Gebieten, Bosskämpfe, bei denen teilweise die Umgebung um einen zusammenfällt und sich die sicher geglaubte Deckung verabschiedet. Man kann Scharmützel erleben, in denen man als Sniper eine Chimäre nach der anderen aus der sicheren Entfernung ausschaltet. Dann wiederum gibt es Momente, in denen man vor dem Bombenbeschuss der Gegner fliehen oder sich nur auf einem Boot mit entsprechend geringem Bewegungsspielraum der Feinde erwehren muss. Sprich: Es scheint, als ob man in dieser Hinsicht durchaus Akzente setzen kann, die vom Shooter-Einerlei abheben. Und das alles wird dieses  Mal von einem sympathischen, nur allzu menschlichen Helden zusammen gehalten, dessen Motivation mehr als verständlich ist: Seiner Familie eine sichere Zukunft zu gewähren.

Mehrspieler-Scharmützel

Die Kampagne der Vorschau-Version war nicht nur vergleichsweise kurz, sie war zudem nur solo spielbar. In der finalen Version soll man auch komplett kooperativ (sowohl on- als auch offline) den Chimären den Kampf ansagen können.

Zusätzlich wird es einen überarbeiteten Mehrspieler-Modus geben, dessen erste Eindrücke wir in dieser Vorschau  festgehalten haben.

Ausblick

Es wird vermutlich auch in diesem Jahr beim Kampf der  Shooter-Fortsetzungen nicht für eine Top-Platzierung reichen - die dritten Teile  von Gears of War, Modern Warfare, Battlefield sowie dem bereits veröffentlichten Killzone scheinen in vielerlei Hinsicht zu mächtig. Dabei hat Insomniac Games sowohl erzählerisch als auch bei der Kulisse große Fortschritte gemacht. Die Geschichte um Joseph Capelli wird mit interessanten Tempowechseln und einer überraschend sensiblen Regie erzählt. Und die Umgebungen zeichnen ein düsteres Bild einer kurz vor der kompletten Zerstörung stehenden amerikanischen Nation, die an ein melancholisches Fallout erinnert. Die Action ist abwechslungsreich, variiert geschickt die Missionstypen und bietet ein nach wie vor gelungenes Waffenarsenal mit coolen Sekundärfähigkeiten. Probleme hat allerdings die KI, die eher durch Masse als durch kluges Vorgehen auffiel. Und so sehr sich auch Fortschritte bei der Kulisse feststellen lassen, gibt es immer noch Schwächen im Texturdetail. Wie bislang, scheint man dies durch Atmosphäre und Erzählstruktur kompensieren zu können. Inwieweit der Koop-Modus sowie der überarbeite Mehrspielermodus sich auf die Wertung auswirken, lässt sich noch nicht abschätzen. Eines scheint jedoch festzustehen: Mit Resistance 3 hat Insomniac Games den bislang besten "ewigen Zweiten" in der Pipeline.

Einschätzung: sehr gut

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