Und niemand wehrt sich?
Gleich zu Beginn latscht ein turmhohes stählernes Ungetüm über den Strand, an dem William Blazkowicz zu sich kommt. Es schnauft und stampft über die Schützengräben, in
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Boom, Boom, Boom - In diesem 1960 hat sich die Weltgeschichte nicht nur politisch anders entwickelt.
denen sich die deutsche Armee verschanzt. Und durch deren Irrgärten Blazkowicz einen Weg sucht. Interessant: Nach frühem Feedback haben die Entwickler viele Abschnitte erweitert. Die Levels sind jetzt weitläufiger und verbergen Schätze, mit denen Sammler ihr Ego pimpen. Mir tut der kleine Auslauf zumindest insofern gut, weil der Kopf ein kleines bisschen mehr bei der Sache ist als in üblichen Einbahnstraßen.
Blazkowicz, Serienkenner wissen das, ist der Name meines Alter Ego. Ein Veteran, schon mehrfach die Wunderwaffe der Alliierten. Diesmal ergeht es ihm allerdings ganz übel. Denn nachdem er beim Sprung aus einem Fenster das Bewusstsein verliert, lebt er 14 Jahre lang in geistiger Umnachtung. Längst hat das Regime die Weltherrschaft an sich gerissen. Vom Widerstand spricht man nicht. Dann kommt B.J. Blazkowicz wieder zu sich...
"Und ich geh' nach Berlin"
Was ich nicht erwartet hatte: Der Einstieg gelingt MachineGames, einem Studio ehemaliger Starbreeze-Entwickler, richtig gut. Da muss B.J. nicht nur zusehen, wie deutsche Soldaten aus nächster Nähe Zivilisten ermorden. Zuvor musste ich auch selbst
Grundlage unserer Vorschau ist die PS4-Version, die mit 60 Bildern pro Sekunde und einer FullHD-Auflösung von 1080p lief. Über die Xbox-One-Fassung können wir keine Angaben machen.
Einen detaillierten Vergleich, auch mit PC, PS3 und Xbox 360, heben wir uns selbstverständlich für den Test auf.
entscheiden, welchem seiner Kameraden ein widerlicher Mengele-Verschnitt die Augen ausschneiden soll. Was vermutlich nur makaber klingt, sind emotionale Momente, die ich einem Wolfenstein nicht zugetraut hatte.
Großes Kino gelingt dem schwedischen Team dabei nicht. Filmszenen, in denen ich mein Alter Ego sehe, unterbrechen den Spielfluss und mitunter holpert sich die Erzählung über zu knappe Stichpunkte von einer Szene zur nächsten. Frau Engel, deren Freundlichkeit allzu offensichtlich an Christoph Waltz' Darstellung des Hans Landa erinnert, erreicht nie den feinsinnigen Zynismus ihres Vorbilds.
Von der drückenden Atmosphäre bin ich allerdings nach wie vor begeistert. Eine leise Gitarre im Menü, die knarzende Elektronik und das volle Orchester erzeugen ein düsteres, beinahe mystisches Gefühl. Getragen wird es von den leisen Kommentaren des Protagonisten: "Tja, jetzt seid ihr alle tot und ich geh' nach Berlin", flüstert er in sich hinein und pointiert das brutale Geschehen wie in einem surrealen Traum. Ich rede übrigens von der deutschen Stimme, die dem Original wie ein Ei dem anderen gleicht. Scheinbar gelingt Bethesda eine ausgesprochen gute Lokalisierung.