Nanu, das sieht ja aus wie LittleBigPlanet 2! Steht da wirklich eine PS4 unter der Demo-Station? Das waren meine ersten Gedanken, als ich Sackboys neues Abenteuer auf der E3 ausprobiert habe. Von Details abgesehen ist die Engine offenbar gleich geblieben – die technische Qualität der Bastelkulissen erinnert sofort an den Vorgänger (welcher allerdings seinerzeit einiges aus der PS3 gekitzelt hat). Daher reicht es offenbar auch, wenn ein verhältnismäßig kleines Team bei Sumo Digital statt den Serienerfindern Media Molecule an dem Spiel arbeitet. Ein Vorteil am Technik-Recycling ist, dass das Spiel zu 8,5 Millionen teils richtig tollen User-Levels kompatibel ist, der Nachteil liegt auf der Hand: Die Kulisse erinnert nicht wirklich an ein PS4-Spiel. Wird der Titel also ein bloßer Neuaufguss, um die Marke auszuschlachten? Den E3-Demos nach zu urteilen nicht.
Zusammenarbeit ist alles!
Um den Käufern etwas Neues zu bieten, turnen neuerdings drei neue spielbare Figuren mit frischen Fähigkeiten in der Welt herum. Der vollschlanke Grinsesack Big Toggle drückt durch sein Gewicht Plattformen, Federn und Gegengewichte herunter, sein kleines Gegenstück (Little Toggle) kann z.B: wie ein Insekt übers Wasser laufen. Wenn ich geschickt zwischen den beiden wechsle, drückt der beleibte Neuling eine Feder nach unten und der kleine wird nach oben geschleudert. Der große sackt auf den Grund des Sees - der kleine schnellt so flott aus dem Wasser, dass er den Sprung über den Damm schafft. Auf der anderen Seite wartet eine kleine Röhre, in die der Winzling schlüpft und zum nächsten Checkpoint rutscht. Im Sekundentakt gab es neue Aha-Momente - so cool designt waren Puzzles in LittleBigPlanet nicht mehr seit dem knobellastigen PSP-Ableger. Tempo und Spielgefühl erinnern stark an den mobilen Serienteil von Sonys Cambridge-Studio (mittlerweile Guerilla Cambridge).
Den Bastelkulissen fehlte allerdings der kreative Zauber, der im Vorgänger immer wieder für Überraschungen sorgte, die Hintergründe wirkten noch ein wenig schlichter. Die neuen Figuren versprühten aber schon viel Charme. Besonders angetan hat es mir das Grinsen von Vogel Swoop, der ein wenig schief zusammengenäht wurde, aber genau deswegen so knuffig aussieht und voller Tatendrang durch die Welt tapst und flattert. Ausprobieren konnte ich ihn in einer Mehrspieler-Runde mit drei Mitstreitern. Hier half man sich gegenseitig pausenlos aus: Ich krallte mir eine Stoffbarriere und zog sie in die Luft; unter mir wuselte sich derweil das Bodenpersonal seine Schalterrätsel zurecht.
In puncto Artdesign fehlt Sumo Digital offenbar noch der kreative Funke von Media Molecule, der die Vorgänger so atemberaubend hübsch und ideenreich aussehen ließ.
Auch der hundeähnliche Charakter Oddsock war mit von der Partie. Er konnte auf seinen vier Beinen schneller laufen und Wandsprünge ausführen. Die Aufgaben beschränkten sich hier aber auf belanglose Puzzles – vielleicht wollte man die Grüppchen von E3-Besuchern in der kurzen Zeit nicht überfordern. Auch wenn LittleBigPlanet 3 das Rad nicht neu erfindet und bislang eher wie ein großes, nur bedingt ansehnliches Add-On von Teil 2 für die neuen Konsolen wirkt, kann ich es kaum erwarten, weiterzupuzzlen. Endlich verschiebt sich der Fokus im Einzelspielerpart wieder in Richtung cleverer Rätsel! Dazu kommt natürlich der konkurrenzlos gute Editor, welcher Konkurrenten wie Project Spark in punkto Bedienungskomfort vermutlich klar schlagen wird.
Einschätzung: gut