Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots20.02.2008, Michael Krosta
Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots

Vorschau:

In Metal Gear Solid 3: Subsistence hat Kojima Productions erstmals eine Onlinekomponente für packende (Team-)Deathmatch-Partien eingeführt, die auch in Metal Gear: Portable Ops zum Einsatz kam. Mit Metal Gear Online geht man den Weg konsequent weiter und macht die Gefechte über die Internetleitung zum festen Bestandteil von Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots (ab 39,99€ bei kaufen). Wir konnten uns bei Konami schon einen ersten Schlagabtausch mit anderen Teams liefern...

In gewohnter Tradition

Wer bereits Online-Erfahrungen in Subsistence oder Portable Ops gesammelt hat, wird sich auch bei MGS Online schnell zurecht finden: Mit bis zu acht Teilnehmern tretet ihr in Modi wie Deathmatch, Team Deathmatch sowie diversen Rettungs- und Eroberungsmissionen an. Dabei feiern auch wieder die niedlichen Figuren Kerotan (eine Art Frosch) und GO-KA (ein Quietsche-Entchen) ein Comeback und wollen beschützt oder erobert werden. Klingt vielleicht etwas albern und sieht beim Zuschauen

Praktisch: Mit dem SOP-System könnt ihr eure Mitstreiter jederzeit gut erkennen - auch wenn Wände dazwischen sind.
auch seltsam aus, wenn schwer bewaffnete Soldaten mit einem Frosch über ihrem Kopf durch die Kulissen rennen, aber gerade die Runden mit den skurrilen Viechern machen extrem viel Spaß.

Der volle Durchblick

Man kennt das Problem: Vor allem, wenn sich viele Spieler auf dem Bildschirm tummeln, verliert man schnell den Überblick und fragt sich, wer überhaupt Freund und wer Feind ist, während einem die Kugeln um die Ohren zischen. Auch fällt es im Team oft schwer, den vollen Durchblick zu behalten, wenn man sich aufteilt. Aus diesem Grund hat Kojima das so genannte SOP-System entworfen, mit dessen Hilfe sich alle Spieler eines Teams quasi miteinander vernetzen. Dazu stellen sich alle am Beginn einer Runde gegenüber und drücken die Dreieck-Taste, um sich zu synchronisieren. Von diesem Zeitpunkt an, seht ihr immer farbige Silhouetten eurer Mitstreiter - und das auch durch Gebäude hindurch. Weiterer Nebeneffekt: Ihr seid jederzeit darüber informiert, über wie viel Lebensenergie sie

In vielen der Spielmodi rückt der Teamaspekt in den Vordergrund.
noch verfügen und wo sie von wem ausgeschaltet wurden. Außerdem könnt ihr auch bestimmte Fähigkeiten miteinander teilen, mit denen man seinen Charakter ausrüsten kann.

Skill-System

Und hier gibt es die erste große Neuerung im Vergleich zu den vorherigen Online-Matches im MGS-Universum, denn ihr bekommt eine große Auswahl an Skills, von denen ihr euren Charakter mit maximal drei gleichzeitig ausrüsten könnt. Wollt ihr z.B. euren Fokus auf den Umgang mit Waffen legen, entscheidet ihr euch für Upgrades bei "Shotgun" und "Scharfschützengewehr". Wer sich dagegen lieber schneller bewegen will, setzt auf den "Marathon"-Skill, während ihr als Hacker Computersysteme knackt oder verschlossene Türen öffnet. Als besonders nützlich hat sich die Option Narc herausgestellt, die einem die Position der Gegner verrät, sobald man anvisiert oder das Feuer eröffnet wird. Da man sich auf den Karten oft gut verschanzen kann, ist diese Fähigkeit oft eine große Hilfe. Schöner Nebeneffekt: Ihr könnt die Skills teilweise mit euren Kameraden teilen, wenn ihr vernetzt seid. Ist ein Teammitglied z.B. mit der Fähigkeit "Clairvoyance" ausgestattet, erkennen auch alle anderen im Squad heimtückisch aufgestellte Fallen. Dabei stehen die Skills nicht nur als Standardausstattung zur Verfügung, sondern können auch hochgelevelt werden, so dass euch mit wachsender Erfahrung auch neue Möglichkeiten im Umgang mit den Fähigkeiten eröffnet werden. Das Gleiche gilt auch für die Entwicklung eures Charakters generell, den ihr selbstverständlich auch in einem Editor ganz nach eueren Vorlieben vom Aussehen bis hin zu den Klamotten und Uniformen gestalten könnt. Einen besonderen Kick geben dabei die Jagden nach einzigartigen Items. Im Zeitalter von Call of Duty 4 oder R6: Vegas ist dies zwar keine Revolution, doch werden auch in MGO z.B. bestimmte Waffen erst dann für den Spieler zugänglich, wenn er eine bestimmte Erfahrungsstufe erreicht hat. So ist es in erster Linie das Skill-System, mit dem sich Kojima von der Masse an Multiplayer-Titeln im Actiongenre absetzen wird.

 

          

Shotgun ohne Power

Die Spielmechanik wird direkt von Snakes Solo-Einsatz in MGS 4 übernommen und bietet folglich die gleichen Stärken und Schwächen. Größter Kritikpunkt ist auch in den Multiplayerpartien das noch zu träge Deckungssystem, mit dem die Figuren einfach zu langsam mit der Waffe hervorschnellen. Hinzu kommt, dass manche Spieler mit den insgesamt drei Perspektiven vielleicht etwas überfordert sind - immerhin könnt ihr zwischen einer Schulterperspektive zum Laufen, einer weiteren zum Anvisieren und schließlich einer Ego-Ansicht umschalten, in der ihr euch allerdings nur langsam bewegen könnt. Da die Spielgeschwindigkeit in den Online-Matches relativ hoch ist, verhaspelt man sich hier doch manchmal bei all der Hektik. Ein klarer Kritikpunkt ist die Shotgun - normalerweise ein extrem tödliches Nahkampfinstrument. Hier ist es dagegen schier unglaublich, wie viel Schrot man in seine Gegner pumpen muss, bis diese endlich das Zeitliche segnen. Insgesamt ist die Durchschlagskraft

Verglichen mit Subsistence wurde die Spielmechanik leicht überarbeitet. So ist es jetzt z.B. möglich, auf dem Rücken liegend Kugeln abzufeuern.
der Shotgun in Metal Gear Online viel zu schwach, so dass sie selbst auf kurze Distanz nicht die erste Wahl darstellt. Das gilt auch für den Nahkampf mit Messer und CQC-Techniken. Zu fummelig erweist sich das Handling und zu klein der Radius, um entsprechenden Attacken wirkungsvoll auszuführen.

Dafür punktet Konami mit erfrischenden Ideen, die man in keinem anderen Spiel findet. Oder wo könnt ihr euch sonst noch unter einem Papp-Karton verstecken, um zwischen all den anderen Kisten unterzutauchen? Wo könnt ihr ein Titten-Magazin auslegen, um gegnerische Spieler abzulenken? Und wo sonst schleudert ihr euch mit der Hilfe von Katapulten unter lautem Geschrei durch die Luft, um schnell von Punkt A nach Punkt B zu gelangen? Genau solche Momente sind es, die Metal Gear im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern so herrlich anders machen. Grafisch wirken die Kulissen aber teilweise so, als hätten man die PS2-Vorgänger lediglich auf HD gepusht. So sieht Snakes Solo-Einsatz deutlich beeindruckender aus als das, was hier geboten wird. Dem Spielspaß tut dieser Umstand allerdings keinen Abbruch.     

Ausblick

Eigentlich hat man die Metal Gear-Serie immer noch vornehmlich als erstklassige Popcorn-Unterhaltung für Einzelspieler im Kopf. Doch Hideo Kojima hat bereits mit Metal Gear Solid 3: Subsistence bewiesen, dass man auch online die Spielspaßgranate zünden kann. Das damals eingeführte Konzept wird nahtlos auf die PS3 übertragen und überzeugt auch hier mit z.T. abgedrehten Ideen und Spielmodi sowie nützlichen Features wie dem SOP-System zur Vernetzung der Teammitglieder. Richtig interessant könnte das Skill-System werden, mit dem wir schon während der Anspiel-Session viel Spaß beim Herumexperimentieren hatten. Ich bin gespannt, welche Überraschungen Kojima hier noch in petto hat. Genau wie in Snakes Kampagne ist das zu träge Deckungssystem aber auch bei Metal Gear Online der größte Kritikpunkt! Hier sollten sich die Entwickler vielleicht etwas mehr an Titeln wie R6: Vegas orientieren, denn das lahme Anvisieren aus der Deckung heraus will nicht zum ansonsten recht flotten Spielablauf passen. Grafisch könnte ebenfalls etwas mehr drin sein – auch wenn MGO deshalb nicht schlecht aussieht. Davon abgesehen hat MGO aber auch für sich allein betrachtet das Zeug zum Hit und wird eine hervorragende Bereicherung für Snakes vermutlich letzten Schleicheinsatz unter der Regie von Hideo Kojima.

Ersteindruck: sehr gut

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