Lair22.09.2006, Jörg Luibl
Lair

Vorschau:

Im Zeichen des Drachen: Das aus Deutschland stammende Team von Factor 5, das bisher vor allem mit GameCube-Spielen wie Star Wars: Rebel Strike auf sich aufmerksam machte, will mit fotorealistischer Flugechsen-Action in den Next-Gen-Himmel fliegen. Wir konnten in Tokio erstmals aufsatteln, abheben und die Krallen ausfahren.

Gnadenlose Drachen

Erinnert ihr euch noch an Drakan ? Im Juli 2002 zelebrierte Rynn mit ihrer stolzen Echse Arokh auf der PS2 rasante 3rd- Person-Action (4P-Wertung: 80%). Seitdem ist viel Fantasyzeit und vor allem Konsolentechnik ins Land gezogen. Aber die Flugechsen wurden seitdem eher stiefmütterlich behandelt. Lediglich

Stolze Echsen, kühne Reiter: In voller Rüstung hebt ihr ab, um zwischen den Wolken zu kämpfen.
in Panzer Dragoon Orta   hoben sie im März 2003 auf der Xbox ab. Aber da ging es nicht um Action-Rollenspiel mit Quests & Co , sondern um einen reinrassigen Shooter im Spielhallenstil.

Lair (ab 33,69€ bei kaufen) ordnet sich irgendwo dazwischen ein: Es ist kein Action-Rollenspiel mit Quests wie Drakan, aber auch keine reine Ballerorgie. Ihr führt als schwer gepanzerter Offizier einen Drachen in die Schlacht und könnt mit euren Aktionen im Sattel die Moral der ganzen Armee beeinflussen. Zur Story wurde nur so viel verraten, dass ihr ein inniges Verhältnis zu eurer Echse aufbaut und im Laufe der Kampagne in eine moralische Krise kommt. Vorerst ruft jedoch die Pflicht: Zerstört ihr mächtige Gegner, Katapulte oder löst andere Nebenaufgaben, wächst der Energiebalken der gesamten Truppe, die am Boden kämpft und so vielleicht den nötigen Schub bekommt.

Fliegen mit Sensoren

Gesteuert wird übrigens bis auf das Bremsen nur über die Bewegungssensoren des Gamepads: Ihr müsst es nach unten drücken für Sturzflüge, nach hinten ziehen für Aufstiege sowie nach links bzw. rechts für Kurven neigen. Das funktioniert in der

Es geht heiß her: Wenn Drachen sich beharken, werden Krallen, Zähne und natürlich der Feueratem eingesetzt.
Praxis des Tutorials, in dem ihr Ringe durchfliegen müsst, bereits sehr gut. Etwas kniffliger wird es, sobald ihr einen feindlichen Drachen in der Luft fixiert und zu ihm fliegt. Bevor es zum Austausch von Bissen und Hieben kommt, müsst ihr ihn nämlich über Rammattacken in diesen Nahkampf verwickeln: Ist er über euch, müsst ihr das Gamepad schnell hochziehen, ist er danach weiter links, müsst ihr es zur Seite krachen lassen - alles in sehr druckvollen Bewegungen, an die man sich erst gewöhnen muss.

Trotzdem ist Lair das einzige Spiel, das die neue Controllertechnik des PS3-Pads sinnvoll ausnutzt. Ob die verpflichtende Nutzung der aktiven Bewegung im Raum sinnvoll ist, ist eine andere Frage.

Habt ihr die feindliche Echse so weit gebracht, wird in den Nahkampf gezoomt - und hier sieht Lair verdammt gut aus, denn der Gegner  faucht euch aus kurzer Distanz seine Wut ins Gesicht. Ab diesem Moment könnt ihr über die Buttons diverse Schlag- und Feuerattacken ausführen. Richtig spannend wird es aber erst, wenn ihr auf dem Rücken eines anderen Drachen landet, um seinen Reiter mit dem Streitkolben oder am Ende sogar in einem Finishing-Move die Echse selbst zu töten. Hier verströmt Lair fast ein wenig des monströsen Flairs von Shadow of the Colossus, obwohl das Ganze hier sehr einfach über Kombos anstatt mit der taktischen Suche nach Schwachstellen abläuft. Trotzdem ist es höchst unterhaltsam, wenn man den feindlichen Reiter in die Tiefe stürzen sieht oder dem Drachen den Todesstoß versetzt

Kampf in der Luft

Auch in Lair geht es also trotz kleiner Feldherrenaspekte um Action. Aber die wird auf der PS3 mittlerweile fotorealistisch inszeniert. Schon der erste Trailer dürfte Drachenfreunden gefallen haben, denn die Echsen begeisterten mit Details bis in den letzten Schuppenwinkel und feinen Bewegungen. Aber war das wirklich Spielgrafik? Ja. Wir haben aufgesattelt und konnten uns in Tokio davon überzeugen. Jeder Fügelschlag lässt die Muskeln unter der Haut fließen.

Aber nicht nur die stolzen Drachen geben einen delikaten Vorgeschmack auf die Power 

Auch am Boden geht es zur Sache.
der Konsole, auch die Landschaften: Freut euch auf tief zerfurchte Schluchten, monumentale Riesenbrücken, herrliche Lichtspiegelungen auf dem Meer und in Abendrot getauchte Vulkanberge. Das Gelände für euren Drachen ist mit 32 x 32 Kilometern riesig - ihr könnt ein Gefecht quasi jederzeit verlassen, um euch anderen Feinden zu widmen.

Kampf am Boden

Der Übergang aus der Luft auf den Boden verläuft überaus komfortabel: Einfach kurz vor der Landung die Dreieckstaste drücken und schon läuft die Echse, während die feindlichen Krieger versuchen, sie mit Pfeilen zu treffen - aber auch zu Fuß ist der Feuerodem zerstörerisch, denn er heizt großflächig ein.

Noch verhielten sich die Truppen der Feinde allerdings zu statisch, wenn der Drache landete: Nur die vorderen Reihen griffen zu den Waffen, flohen oder hielten ihre Schilde hoch - dahinter wirkte alles zu steif.

Außerdem gab es keinerlei individuelle Züge auf Seiten der Krieger wie etwa in Medieval 2.     

Ausblick

Lair war für mich die große Überraschung auf der Tokyo Game Show. Ich habe vorher noch nichts von dem Titel gehört und lediglich den Trailer gesehen. Erstens sieht es tatsächlich so klasse aus. Zweitens ist es kein aufgepimpter PS2-Nachfolger, sondern endlich mal etwas Neues. Drittens nutzt es als erstes PS3-Spiel wirklich sinnvoll die Bewegungssensoren zur Steuerung: Wenn man mit leichten Rechtsneigungen die ersten Kurven fliegt und später mit harten Rammattacken in feindliche Drachen rast, kommen sofort gute alte Drakan-Erinnerungen auf. Okay, dieses Abenteuer geht keine Rollenspielwege mit Höhlen, Quest & Co, sondern wandelt auf fast reinen Actionpfaden. Aber über die Moral der Armee kommt ein strategisches Element hinzu und vor allem die Echsenduelle haben es in sich. Ich freue mich auf die Drachenschlacht!

Ersteindruck: sehr gut

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