Full Auto 2: Battlelines07.02.2007, Benjamin Schmädig
Full Auto 2: Battlelines

Vorschau:

Während ein Gewitter aus acht Rohren ganze Stadtteile erzittern lässt, donnert ihr an einem Frachtschiff im Trockendock vorbei. Die Stützpfeiler zerbersten nach kurzem Beschuss und der tonnenschwere Kahn vergräbt die Konkurrenz unter seinem Rumpf. Nur ein kurzer Turbo-Sprint rettet eure Karosserie vor dem Totalschaden. Szenen aus Full Auto 2: Battlelines (ab 24,99€ bei kaufen), die der Vorgänger so nicht bot. Was ist sonst noch neu in SEGAs Brachialracer?

Full Auto - 2?

Auf PS3 wird alles besser - jedenfalls in Sachen Full Auto. Das verspricht Entwickler Pseudo Interactive, der auch für den 360-Erstling verantwortlich zeichnet. Unfreiwillige Zeitlupenstudien? Schnee von gestern. Dröge Karriere? Vergeben und vergessen.

Klickt auf den Screenshot: Das dazu gehörige Set zeigt die komplette Chronik der Zerstörung.
Vorgegebene Ausrüstung statt freier Waffenwahl? Nicht mit Battlelines! So will es jedenfalls SEGA. Und tatsächlich wurde der Nachfolger offenbar runderneuert.

Ein echtes Full Auto 2, wie es der Titel verspricht, ist die Fortsetzung allerdings nicht, denn Pseudo zieht lediglich die Schrauben des bekannten Gerüsts an. Z.B. plagt euch keine Geschwindigkeitsbremse mehr, wenn die Umgebung kracht und explodiert. Und wie es scherbelt und splittert! Wenn ich auf mein Gefühl höre, befinden sich mindestens doppelt so viele Eisenträger, Fassaden, Haltestellen, Bauzäune, Schaufenster und, und, und auf den Straßen, seit sie von 360-Rasern zerstört wurden. Während es auf Microsofts Konsole regelmäßig gekracht hat, hagelt bei der Fahrt mit den Sony-Boliden von allen Seiten Schrott auf den Asphalt. Trotzdem, oder gerade wegen der intensivierten Zerstörungsorgie: Ein kaum merkliches Stottern begleitet auch in Battlelines jeden gefahrenen Kilometer.

Am Anfang war ich übrigens baff: Ein bassarmer Techno-Trott ist alles, was SEGA zur musikalischen Begleitung einfällt? Weit gefehlt, denn nachdem der erste Gegner meinem Kugelhagel erlag, rockten die Boxen anerkennend zum Treffer. Und als ich den Turbo zünde, verdichtet sich der Soundtrack auf einmal zum treibenden Beat - so fährt man mit Schmackes! Jetzt lässt sich der Boost übrigens jederzeit aktivieren - ihr müsst nicht mehr auf eine gefüllte Anzeige warten. Dafür saugt der Geschwindigkeitsrausch nicht nur seinen eigenen Sprit, sondern teilt sich die Anzeige mit der "Reparatur"-Leiste. Ihr müsst euch also zwischen dem Zurückdrehen der Zeit (Reparatur) und zusätzlichen Pferdestärken entscheiden.

3Enthusiasmus + -2Karriere = Lethargie?

Je stilvoller ihr um die Kurven oder über Rampen heizt, desto schneller füllt ihr euren Turbo-Tank. Dabei gehört das schöne Schlittern des Vorgängers der Geschichte an, denn wer in Battlelines die Handbremse zieht, dreht sich fast auf der Stelle. Das hat zwar mit einem realistischen Fahrgefühl so viel zu tun wie gegrillte Kuhfedern, erlaubt aber auch bei hohen Geschwindigkeiten schnelles Wenden. In den neuen Arena-Kämpfen, wo ihr statt über die Ziellinie durch Autoleichen rast, ist die Sofort-Drehung sogar unverzichtbar, denn auch mit dem aufgestockten Waffenarsenal schießt ihr vorrangig über die Motorhaube und dafür müsst ihr euren Gegnern in die Scheinwerfer blicken. Wenn ihr den Boss einer Gang besiegen oder soundso viele Widersacher aus dem Weg räumen sollt, kommt euch zudem die labile Umgebung gelegen: Ballert die Pfeiler eines kleines Hauses entzwei oder zerstört die Träger der

Da hatte John Murdoch endlich den Zug nach Shell Beach erwischt und dann das!
Hochbahnschiene - am besten dann, wenn sich ein Gegner darunter in Sicherheit wähnt. Ich bin übrigens erleichtert, dass ich nicht mehr auf vorgeschriebene Waffen-Sets angewiesen bin, sondern selbst basteln darf: vorne Raketenwerfer und hinten Rauchmaschine oder lieber die Schrotflinte in Kombination mit der neuen Ramme am Grill?

Ein ausführlicher Abstecher auf die Straßen des Nachfolgers steht mir zwar noch bevor, aber so wie es aussieht, haben die Entwickler ihre explosive Mischung aus Action und Rennspiel auf PS3 zu dem gemacht, was sie auf Xbox 360 sein sollte: ein atemberaubender Adrenalinkick, der das vereint, was vornehmlich männliche Spielerherzen höher schlagen lässt. Trotzdem halte ich einen Satz Skepsis in der Box parat. Immerhin rumste es auch auf Microsofts Konsole gewaltig - doch der ursprüngliche Enthusiasmus reagierte schon damals mit der langweiligen Karriere zu Lethargie. Ich bezweifele einfach, dass die trocken vorgetragene Handlung vom Polizisten, der es mit den Gangs seiner Stadt aufnehmen muss, ein Motivationsfeuerwerk entzündet. Wie gehabt erledigt ihr nämlich ein Rennen nach dem anderen - in denen euch immerhin verschiedene primäre und sekundäre Ziele erwarten. Und was den Mehrwert abseits der Karriere angeht: Auch auf Xbox konntet ihr bereits Splitscreen-Duelle oder Online-Jagden mit acht Rasern austragen.     

Ausblick

Keine Frage: Full Auto 2 ist immer noch Full Auto - nur rasanter, explosiver, spannender. Diesen Eindruck macht die Fortsetzung schon nach wenigen Minuten. Derbe Geschwindigkeitsverluste sind Geschichte, die Musik passt sich dem Geschehen an, ihr könnt eure Waffen aus einem größeren Arsenal und vor allem ohne Vorgaben zusammenstellen und es gibt mehr zu verschrotten als auf dem 360-Vorgänger. Allein die einstürzenden Gebäude befriedigen pyrotechnische Gelüste. Und wenn euch das nicht reicht, stürzt euch - online oder offline - in die brachialen Arena-Kämpfe! Jetzt bleibt nur die Frage, ob die mit hohen Drehzahlen wirbelnde Adrenalinpumpe den Spannungsbogen länger halten kann als der Vorgänger. Denn auch diesmal lodert das Feuerwerk nur seiner selbst willen, was die schwache Handlung kaum kaschieren kann.

Ersteindruck: gut

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