Uncharted: Drakes Schicksal23.06.2007, Benjamin Schmädig
Uncharted: Drakes Schicksal

Vorschau:

Na klar: Ein Schatzsucher findet einen Jahrhunderte alten Hinweis auf den Verbleib des Goldes von El Dorado, schnappt sich sein Flugzeug, fliegt direkt zu der mit einem "X" markierten Stelle und verprasst die Kohle auf Hawaii. Pustekuchen! Eine Bruchlandung und eine verlorene Freundin später weiß Nathan Drake, weshalb sich drei Abend füllende Filme und eine komplette Fernsehserie den Abenteuern von Indiana Jones widmen. Im Falle von Uncharted tummeln sich Schätze und Piraten auf einer einsamen Pazifik-Insel!

Spannung im Dschungel

In der Rolle von Nathan Drake macht ihr es Miss Croft nach und klettert durch den idyllischen Dschungel. Schön, dass er in einem von der Zivilisation abgeschiedenen Gebiet allein gelassen wird - das Szenario ist mir tausend mal lieber als ein Großstadt-Labyrinth. Außerdem soll es den Helden auch an die Küste, in einen alten Tempel, eine ehemalige Spanische Kolonie und sogar in ein U-Boot verschlagen. Der Dschungel in der gezeigten Demo

So hing schon die Croft am Felsen: Gleich springt Drake nach hinten ab.
hat mich mit seinen zerfallenen Ruinen jedenfalls an das großartige Tomb Raider: Anniversary erinnert. Selbst die Art und Weise wie Nathan springt und klettert, könnte er von Lara abgeschaut haben: Vorsprünge, an denen er sich festhalten kann, springen zwar weniger ins Auge als in Anniversary oder Legend, sind aber deutlich zu erkennen.

Die Haltung, mit der er zum Sprung ansetzt, erinnert frappierend an Laras Bewegung. Und er klettert Lianen hoch oder balanciert zwar nicht auf spitzen Pfeilern, aber über Baumstämme. Nur Laras Kunststücke (Handstand beim Hochziehen, Kopfsprung oder Salto) beherrscht der Herr nicht. Muss er auch nicht, schließlich ist Fräulein Croft eine akrobatische Lady - Nathan erinnert eher an den jüngeren Jones. Dafür muss sich der Abenteurer in zeitkritischen Situationen beweisen, wenn er z.B. den Absprung von einer fallenden Plattform schaffen muss oder über einen Pick-Up-Truck springt, um einen Abgrund zu überwinden. Nachdem er selbigen durch das Anschießen eines explosiven Fasses erst dorthin katapultiert hat, versteht sich. Solche Szenen hauchen dem Abenteuer Leben ein, da sie den Helden nicht wie in Tomb Raider zum Überwinden einfacher Fallen zwingen, sondern einzigartige Situationen schaffen.

Clevere Ganoven

Explosiv ist übrigens das Stichwort, denn Nathan ist trotz des abgelegenen Szenarios selten allein. Etwa die Hälfte der Zeit müsst ihr euch den Piraten erwehren, die sich auf der Insel niedergelassen haben. Warum sie dort sind und was das Geheimnis der Insel ist, erfahrt ihr dabei erst, während die Geschichte voran schreitet.

Der erste Trailer: Falls ihr es nicht schon getan habt, dann lasst euch per Video in den Dschungel entführen.
Ihr werdet aber dankbar sein, dass überall die verwitterten Reste uralter Bauwerke stehen, denn wo sich die Croft unmittelbar in den Kugelaustausch mit ihren Feinden stürzt, wartet für den Schatzsucher der schnelle Tod. Die Lösung: In Deckung gehen! Ohne umständliches Ducken und Anschleichen sucht er dabei mit einem schnellen Tastendruck hinter dem nächsten Pfeiler Deckung. Oder hinter einer Wand. Oder an einem Felsen. Oder wo immer etwas Massives in der Nähe ist. Denn die Entwickler verzichten auf vorgefertigte Deckungen und lassen ihren Helden jede Möglichkeit nutzen, die ihre Leveldesigner zeichnen.

Unglück im Glück: Die Piraten sind ähnlich clever. Sie geben sich nicht in freier Wildbahn zum Abschuss frei, sondern verschwinden ebenfalls in geschützten Ecken. Falls sie trotzdem getroffen werden, wechseln sie sogar ihre Position oder kreisen Drake von zwei Seiten ein. Das Einkreisen könnte zwar Zufall sein, da die Freibeuter trotz allem keine Intelligenzwunder sind, nicht zur Seite springen, stets in Überzahl angreifen und ohnehin aggressiv auf Nathans Stellung vorrücken - es macht den Bleiaustausch aber spannend und abwechslungsreich. Denn so muss der leicht verwundbare Protagonist oft die 

Selbst wenn der Kampf aus der Deckung aussichtsreicher ist: Wenn's hart auf hart kommt, lässt Nathan auch die Fäuste sprechen
Deckung wechseln oder mal den Schuss aus offenem Stand riskieren. Steht ein Gauner direkt vor ihm, lässt er die Fäuste sprechen und wechselt automatisch in den Nahkampf - oder springt ihm von hinten auf den Rücken und an die Gurgel. Auch Granaten sind ein probates Mittel gegen die Feinde - besonders dann, wenn eine Gruppe geschlossen am Fleck steht und den heran schleichenden Einzelgänger noch nicht entdeckt hat. Hier kommt die Sixaxis-Funktion zum Einsatz, denn durch Vor- und Zurückkippen des Controllers wird die Entfernung des Schusses festgelegt.

Viel versprechend

Ich hoffe, dass mir Naughty Dog die Möglichkeit gibt, auch die Richtung der Würfe durch Kippen des Gamepads einzustellen, denn das Zusammenspiel aus Analogstick und Sixaxis in der frühen Fassung wirkte unvollständig. Eine ausgesprochen sinnvolle Variante der Bewegungsfreiheit kommt beim Balancieren über Baumstämme zum Einsatz, wenn der Controller wie der Stab eines Seiltänzers genutzt wird. Für mich war es das erste Mal, dass ich Sinn und Zweck von Sixaxis vollständig nachvollziehen konnte!

Wovon ich mir noch keinen Eindruck verschaffen konnte, waren verzweigte Lösungswege sowie Drakes Partner. Letztere stehen ihm sowohl in den Kämpfen als auch beim Erforschen der Insel zur Seite - so verspricht es jedenfalls Sonys offizielle Ankündigung. Da heißt es auch, dass ihr Gegner während schneller Verfolgungsjagden aus ihren Fahrzeugen schießen könnt, dass das "Wrinkle Mapping Facial Animation System" den Figuren lebensechte Emotionen ins Gesicht zeichnet und dass die Entwickler den Helden so zum Leben erwecken, dass er zu jedem Zeitpunkt jede mögliche Aktion ausführen kann. Zitat: "Nathan kann seine Waffe laden, während er Kugeln ausweicht und hinter einer Wand Deckung sucht - alles in einer natürlich aussehenden Bewegung." Auch dafür gilt allerdings: In der frühen Version war dieses System nicht vollständig vorhanden. Besonders im Sprung wirkte Drake noch ungelenk und glitt mit vorberechneten Animationen über Kanten, anstatt sich präzise an Vorsprüngen hochzuziehen. Er ging aber bereits behände in Deckung - egal ob im Stehen hinter einer Mauer oder kniend hinter einem umgestürzten Pfeiler.   

Ausblick

Es geht doch nichts über einen Schauplatz am Ende der Welt, an dem ich mir einen Weg durch unwegsame Umgebung und uralte Bauwerke bahnen muss! Und Drakes Schicksal hat genau diese Sehnsucht in mir geweckt. Zugegeben: Ich komme lieber ohne Piraten aus, aber so wie Naughty Dog die Bleiwechsel inszeniert, fordern sie den Taktiker in mir und halten den Ausflug spannend. Zumal die Bösewichte nicht einfach nur da sind, sondern Nathan erst dahinter kommen muss, was seine Gegenspieler eigentlich treiben und was es mit dem Schatz auf sich hat. Auch wenn sich der Schatzsucher sehr offensichtlich an Eidos' wagemutiger Heldin orientiert: Hilfsbereite Kameraden und spannend inszenierte Momente, die das Reaktionsvermögen testen, könnten aus dem Urlaubstrip ein großes Abenteuer in wunderschöner Kulisse machen!

Ersteindruck: sehr gut

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