Gran Turismo 5: Prologue30.08.2007, Michael Krosta
Gran Turismo 5: Prologue

Vorschau:

PS3-Besitzer müssen geduldig sein: Fans krachender Action warten gespannt auf Killzone 2 im nächsten Jahr. Auch Snakes vorerst letzter Schleich-Einsatz in Metal Gear Solid 4 steht erst 2008 auf dem Programm. Und Rennspieler? Die fiebern Gran Turismo 5 entgegen! Doch wie schon beim Vorgänger versucht Sony, die Wartezeit mit einem Prolog zu überbrücken. Auf der GC hat uns GT-Schöpfer Kazunori Yamauchi seine neue Racing-Simulation nicht nur vorgestellt, wir durften auch selbst über die Piste preschen…

Startseite als Gamercard?

Startseiten sind eigentlich eine langweilige Angelegenheit. Entweder werdet ihr nur zum Drücken der Starttaste aufgefordert, wühlt euch durch die Optionen oder entscheidet euch zwischen den angebotenen Spielmodi. In der Regel versucht man, so schnell wie möglich von ihr wegzukommen, um endlich loszulegen. Bei GT5 Prologue ist das anders: Hier fungiert die Startseite als eure persönliche Gamercard, die nicht nur euren Lieblingswagen, sondern auch Informationen zu eurem aktuellen Standort, Wetter und der Ortszeit enthält. Dabei habt ihr die Möglichkeit, die Seite selbst zu gestalten, indem ihr z.B. euer Lieblingsauto und eine Kulisse für den Hintergrund wählt. Über Sonys Onlineservice könnt ihr euch die personalisierten Prologue-Startseiten ansehen, um euch ein besseres Bild von Rivalen machen zu können. Auch ein Kalender wird links

Das Starterfeld wird auf 16 Fahrzeuge aufgestockt. So bekommt ihr endlich das Gefühl, Teil eines echten Rennens zu werden, bei dem man sich durch den Fahrerpulk nach vorne arbeiten muss.
untergebracht, in dem Termine für anstehende Rennveranstaltungen festgehalten werden. Dabei werden nicht nur Events im Spiel, sondern auch reale Motorsport-Ereignisse wie "Die 24 Stunden von Le Mans" vermerkt. Der untere Teil des Bildschirms ist dagegen für die Wahl der Spielmodi und Optionen reserviert.

Heißer Asphalt

Habt ihr euch für einen der insgesamt etwa 40 enthaltenen Boliden und eine der zahlreichen Lackierungen entschieden, findet ihr euch in der Box wieder. Hier schrauben Mechaniker fleißig am Wagen herum, während der Fahrer bereits in seiner Rennmontur angespannt dem Renneinsatz entgegen fiebert. Dabei geht err in der Box auf und ab, richtet seinen Helm oder bespricht letzte Details mit der Crew. Mit lebensechten Animationen, tollen Kameraschwenks und dem überall präsenten Surren des Schlagschraubers fängt Polyphony die Atmosphäre vor dem Start super ein, aber der Puls schnellt erst dann richtig in die Höhe, wenn ihr selbst hinter dem Lenkrad sitzt und wartet, bis die Ampel endlich von Rot auf Grün schaltet. War das Fahrerfeld im Vorgänger mit maximal sechs Wagen noch sehr überschaubar, hat man an der PS3 jetzt endlich das Gefühl, an einem echten Rennen teilzunehmen, denn in GT 5 Prologue kämpfen 16 Mann um die Podestplätze. Die KI soll im Vergleich zum Vorgänger deutlich realistischer agieren, doch sieht man davon bisher noch nicht viel: Noch immer fahren die Konkurrenten meist stur hintereinander auf der Ideallinie und erwecken den Eindruck, als würden sie wie eine

Schon vor dem Rennen herrscht eine tolle Motorsportatmosphäre, wenn der Fahrer durch die Box schreitet und Mechaniker den Wagen fit machen oder sich untereinander beraten.
Perlenkette über die Strecke gezogen. Wo bleiben die waghalsigen Überholversuche, Verbremser oder sogar vereinzelte Dreher? Wo sind die Dinge, die die KI menschlicher erscheinen lassen? Hier müssen die Entwickler noch viel Arbeit investieren!

Traumhaft

Keine Sorgen muss man sich um das realistische Fahrgefühl machen, denn schon im Prolog zeigt Polyphony wieder seine ganze Klasse. Mit Logitechs G25-Wheel steuern sich die Boliden vom Front- über Heck bis hin zum Allradantrieb einfach nur traumhaft. Und da Sony mittlerweile den Force Feedback-Ambitionen der Rennspiel-Entwickler keine künstlichen Steine mehr in den Weg legt, könnt ihr euch auch hier auf die volle Unterstützung und Einbindung dieser populären Technologie freuen. Während Anfänger für Fahrhilfen wie ABS und Traktionskontrolle dankbar sind, verzichten Profis auf diesen Schnickschnack oder regeln die Hilfen mit wachsender Erfahrung stufenweise herunter. Für die echten Hardcore-Raser hat sich Yamauchi etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Zwar geht es in GT ohne die Fahrhilfen generell schon sehr realistisch zu, doch wer die Herausforderung einer kompromisslosen Simulation sucht, entscheidet sich für die Profi-Fahrphysik, die dem Fahrer alles abverlangt. Wer hier nicht gefühlvoll mit Gas und Bremse umgehen kann oder die Strecken und Eigenheiten seines Wagens nicht genau kennt, wird die meiste Zeit im Kiesbett verbringen! Schade ist nur, dass es noch immer kein Schadensmodell gibt - dieses soll zusammen mit verschiedenen Wetterbedingungen als Download in GT 5 nachgereicht werden. Ob diese zukünftigen Features kostenlos oder kostenpflichtig angeboten werden, steht noch offen. Als sicher gilt jedoch, dass der Benzinverbrauch komplett gestrichen wird - nicht nur im Prolog, sondern laut Yamauchi auch im "großen" GT 5. Die Reifen werden allerdings weiterhin abbauen, so dass ihr nach einigen Runden die Box ansteuern müsst. Im Tuning-Bereich hat die GT-Serie mit ihren vielen Upgrades und Einstellungsmöglichkeiten eine Vorreiterrolle eingenommen. Im Prolog wird es allerdings noch nicht möglich sein, die eigenen Boliden durch den Zukauf neuer Teile zu "pimpen" - hier wird erst GT 5 in die Vollen gehen. Allerdings kann man im "Schnell-Tuning" zumindest einige Einstellungen bezüglich der Reifen, Federung und des Motors vornehmen. 

  

  

       

Wahnsinn auf vier Rädern

Die aufwändig modellierten Boliden vom sportlichen VW Golf GTI bis hin zu PS-Monstern aus dem Hause Ferrari sorgen für leuchtende Augen unter Autoverrückten. Bestanden die Modelle in GT 4 noch aus 4000 Polygonen, setzen sich die detaillierten Karossen auf der PlayStation 3 mit 200.000 Vielecken zusammen. Die Fahrzeuge sehen phänomenal aus, protzen mit wunderschönen Spiegelungen und stellen zumindest optisch einen der eindrucksvollsten Fuhrparks dar, die man bisher in einem Videospiel bewundern durfte. Auch die neue Cockpitperspektive strotzt nur so vor Details: Jede Instrumententafel wird originalgetreu nachgebildet, jeder Innenraum der Vorlage entsprechend gestaltet.

Bei der KI müssen die Entwickler noch zulegen: In der aktuellen Version vermisst man noch Angriffslust und den Mut, von der Ideallinie abzuweichen.
Hier fährt Sony den ersten wirklichen großen Vorteil gegenüber Microsofts Forza 2 auf, das leider ohne die beliebte Cockpitansicht auskommen muss. Leider können die Kulissen nicht mit der Fahrzeug-Pracht mithalten - vor allem die extrem starke Kantenbildung fällt sofort störend auf. Auf die Frage, ob die Treppchenbildung nicht minimiert werden könne, antwortet Yamauchi mit einem klaren "Nein, das ist leider unmöglich.". Kein Wunder, denn das Polyphony-Team setzt voll auf HDR-Lichteffekte, die bisher auf der PS3 nur dann zum Einsatz kommen können, wenn auf eine Kantenglättung (Anti-Aliasing) verzichtet wird. Doch auch die stark verpixelten Schatten, die in der Cockpitansicht über das Armaturenbrett und die Innenverkleidung wandern sind genau so enttäuschend wie die wenigen Details im Rückspiegel. Zwar sollen Letztere noch verbessert werden, doch wird man laut Yamauchi auch in der finalen Version noch mit verminderten Details leben müssen.

Dafür will man an anderer Stelle technisch glänzen: Genau wie die Forza-Macher von Turn 10 streben auch die Jungs von Polyphony Digital eine Framerate von 60 Bildern pro Sekunden an - allerdings nicht "nur" in 720p, sondern in einer FullHD-Auflösung von 1080p! Tatsächlich dreht man bereits jetzt überwiegend flüssig seine Runden und das Geschwindigkeitsgefühl ist hervorragend. Nur im LAN kommt es immer wieder zu bösen Slowdowns, die so heftig sind, dass man nach ein paar Sekunden Standbild vollkommen aus dem Fahrrhythmus gerissen wird. Doch noch bleibt den Entwicklern genügend Zeit, um den Netzwerk-Code zu optimieren, denn GT5 Prologue wird wohl erst zu Weihnachten bei uns erscheinen. Neben Rennen im LAN dürft ihr erstmals auch mit bis zu 16 Spielern online über das PlayStation-Network durchstarten. Auf der Messe war leider

Bis zu 200.000 Polygone werden pro Fahrzeug "verbaut". Entsprechend detailreich präsentieren sich die Boliden, wenn sie über die Strecke heizen.
nur ein Zeitfahren gegen andere Spieler möglich. Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler auch komplette Rennwochenenden bis hin zu individuellen Meisterschaften ermöglichen, damit die Online-Premiere einen gelungenen Vorgeschmack auf das liefert, was euch in GT 5 erwarten wird.

TV-Zapper

Yamauchi ist ein echter Auto- und Motorsportfan. Das wird spätestens dann klar, wenn er von seinem Alltag erzählt: Anstatt sich nach der Arbeit zu entspannen, zappt er zu Hause umgehend so lange durch die Kanäle, bis endlich Autos über die Mattscheibe rasen. Die gleiche Möglichkeit will er auch GT-Spielern geben - allerdings ohne die lästige Suche. Während die Konkurrenten in der Vergangenheit fleißig Features der GT-Serie kopiert haben - man denke nur an den Fotomodus, der sich mittlerweile in fast jedem Rennspiel findet - bedient sich Polyphony jetzt ebenfalls bei den Ideen anderer und präsentiert mit GT TV einen Gotham TV-Klon. Hier schaut ihr euch allerdings nicht nur Live-Übertragungen an, sondern auch Clips von Autoherstellern geboten bekommen. Vielleicht wird man sogar so weit gehen, dass man sich via Livestream echte Rennen anschauen kann. Der bereits erwähnte Fotomodus ist ebenfalls wieder enthalten, so dass ihr eure Lieblingswagen schön für eine Fotosession in Szene setzen könnt. Die Bilder werden dann zusammen mit Wiederholungen in einem Album gespeichert.   

Ausblick

Ehrlich gesagt war ich nie ein großer Freund von Sonys Concept- und Prolog-Auskopplungen der GT-Serie. Ich hatte immer das Gefühl, dass man den Fans hier nur das Geld aus der Tasche ziehen wollte, ohne wirklich viel dafür zu bieten. Bei GT 5 Prologue sehe ich die Sache allerdings anders, denn hier bekommt ihr Features, die es bisher in noch keinem Teil der Serie gab. Erstmals dürft ihr in einer gelungenen Cockpitansicht über den Asphalt donnern und auch der Onlinemodus feiert endlich seine längst überfällige Premiere. Dazu gesellt sich eine optional wählbare Fahrphysik, die auch Profis eine echte Herausforderung bietet. Auch die 40 Wagen verschiedener Leistungsklassen und knapp zehn Kurse sind für einen kleinen Vorgeschmack sicher ausreichend – mehr aber auch nicht. GT 5 Prologue wird zwar mehr bieten als das kostenlose GT-HD, aber mit dem fehlenden Tuning und Karrieremodus kratzt es nur an dem riesigen Umfang, mit dem das "volle" Gran Turismo 5 wahrscheinlich auftrumpfen wird. Deshalb plädiere ich an Sony, den Preis entsprechend zu gestalten, denn für ein halbes Spiel kann man auch nur die Hälfte verlangen! Ich hätte nach jetzigem Stand keine Probleme, für die genannten Features 20 bis 30 Euro auf den Tisch zu legen, um mich bis zum Release von GT 5 schon in spannenden Onlinerennen "einzufahren" und die hervorragende Fahrphysik zu genießen. Falls Sony mehr Geld sehen will, würde sich doch wieder ein gewisser Abzock-Gestank zum Benzingeruch gesellen, wenn GT 5 Prologue im Dezember im Laden oder über das PlayStation Network zum Download bereit steht.  

Ersteindruck: sehr gut

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