The Last Guardian02.10.2009, Michael Krosta
The Last Guardian

Special:

Mit ICO und Shadow of the Colossus hat der Japaner Fumito Ueda zwei faszinierende Titel erschaffen, deren ungewöhnliche Konzepte für ein völlig neues Videospielerlebnis gesorgt haben. Sein neuestes Werk, das PS3-exklusive Last Guardian, soll dabei die besten Elemente seiner bisherigen Spiele kombinieren. Wir haben Ueda-san auf der Tokyo Game Show getroffen und ihn über seine Arbeit, seine Visionen und selbstverständlich auch The Last Guardian (ab 10,00€ bei kaufen) befragt...    

4Players: Zunächst einmal vielen Dank für zwei großartige Spiele Ueda-san. Danke für ICO und

Fumito Ueda mischt mit ungewöhnlichen Konzepten die Videospielwelt auf. Seine beiden Titel ICO und Shadow of the Colossus genießen mittlerweile einen Kult-Status.
Shadow of the Colossus.

Fumito Ueda: (lacht, nickt...)

4Players: Wir lieben diese Spiele aufgrund ihrer unverwechselbaren Atmosphäre. An dieser Art von Fantasie ist etwas Besonderes. Wie erschaffen Sie diese Welten? Was war der erste Schritt bei ICO?

Fumito Ueda: Um zunächst die zweite Frage zu beantworten: ICO ist schon eine ganze Weile her. Ich kann mich deshalb nicht mehr ganz genau an die Anfänge erinnern, aber ich glaube, der Auslöser war das zufällige Ansehen eines japanischen Werbespots im Fernsehen. Darin sah man eine sehr große Frau, die die Hand eines kleinen Jungen halt. Das hat das Ganze ins Rollen gebracht. Bezüglich der Frage, wie ich die Welten kreiere: Das kommt tatsächlich vom Spieldesign. Ich packe alles hinein, was nötig erscheint. Und so entstehen Welten. Der Ursprung dafür liegt also mehr im Spieldesign.

4Players: Wir haben Grafik, Sounds, Spielablauf, Story und noch viel mehr. Welche Aspekte sind für Sie beim Spieldesign am wichtigsten?

Fumito Ueda: Wenn ich mich auf etwas festlegen müsste, würde ich das Visuelle wählen, was auf dem Bildschirm dargestellt wird. Das Bild, das während der Spielerfahrung reproduziert wird. Das ist das Erste,

Das neue Dreamteam? Der Held und das Biest.
was ich mir vorstelle, wenn ich ein Spiel produziere oder entwickle. Als nächsten Schritt überlege ich mir, was getan werden muss, um genau das im Spiel zu realisieren.

4Players: Lange Zeit konnten Videospiele nur einfache Gefühle wie Rache oder Wut erwecken. Was können wir für die Zukunft erwarten? Glauben Sie, Videospiele sollten mehr einen erwachsenen Ansatz verfolgen wie etwa in Heavy Rain oder sich eher an einem emotionalen Ansatz wie bei Flower orientieren?

Fumito Ueda: Tatsächlich habe ich bis zu dieser Frage noch nie wirklich darüber nachgedacht, in welche Richtung sich Videospiele entwickeln sollten. Ich orientiere mich mehr an Filmen, weil ich glaube, dass sie sich in Sachen Unterhaltungsmedium weiter entwickelt haben als Spiele. Ich bin der Meinung, dass alles, was in Filmen ausgedrückt werden kann, auch durch Spiele möglich ist.

4Players: Sie haben Ihr Studium an der Kunstuniversität in Osaka abgeschlossen. Wenn Sie auf diese Zeit zurückblicken: Was waren die wertvollsten Dinge, die Sie gelernt haben?

Fumito Ueda: An der Uni habe ich mich mit abstrakter Kunst und solchen Dingen beschäftigt - also genau das Gegenteil von dem, was ich jetzt mache, denn es ist offensichtlich nicht abstrakt. Was ich während meines Studiums gelernt habe, ist weniger die Technik oder das Handwerk, sondern die Fähigkeit zu planen und in der Planungsphase auf Ideen zu kommen.

4Players: Lange Zeit gab es klare Unterschiede zwischen dem Spieldesign im Westen und Osten, zwischen amerikanischen und japanischen Titeln. In letzter Zeit versuchen Entwickler wie Konami oder Capcom, den amerikanischen Weg beim Spieldesign zu verfolgen. Welche Meinung haben Sie dazu?

Fumito Ueda: Ich persönlich habe als Spieler viele Titel aus Europa und Nordamerika genossen. Deshalb fühlt es sich für mich nicht seltsam an, wenn japanische Spiele versuchen, diesen Stil zu übernehmen.

4Players: Wenn wir den Blick auf den kommenden Titel The Last Guardian richten: Was ist Ihre Vision?

Fumito Ueda: Das

Sieht so aus, als wäre ein neuer Gigant in Shadow of the Colossus aufgetaucht...
Spiel beinhaltet viele Aspekte und Features wie Rätsel, Kampf, oder Schleich-Elemente. Was wir mit dem Titel aber wirklich ausdrücken wollen, ist die Realität und die Wirklichkeit des Monsters bzw. des Biests - auch, dass es süß und bezaubernd ist. So, dass der Spieler glaubt, dass dieses Biest eine lebendige Kreatur ist. Wenn ich das erreichen kann, würde ich diesen Titel als Erfolg bezeichnen.

4Players: ICO ist ein Plattform-Spiel mit einer interessanten Beziehung zwischen einem Helden und einem Mädchen. Shadow of the Colossus ist ein Action-Adventure mit einer neuen Art der stillen Erkundung und spektakulären Kämpfen auf sich bewegenden Giganten. Wie würden Sie The Last Guardian beschreiben?

Fumito Ueda: Es ist sehr schwierig, eine genaue Beschreibung zu geben, was The Last Guardian ist. Am einfachsten lässt es sich wohl so auf den Punkt bringen, wenn ich sage, dass ich versuche, für The Last Guardian die besten Elemente der beiden vorherigen Spiele zu kombinieren.

4Players: Es ist schade, dass The Last Guardian hier auf der Tokyo Game Show nicht spielbar ist. Können Sie den Spielablauf etwas näher bringen, indem Sie eine Szene beschreiben?

Fumito Ueda: Hast du schon den neuen Trailer gesehen?

4Players: Nein... Ich kenne nur den E3-Trailer.

Fumito Ueda: Wir haben einen neuen Trailer für die TGS. Den solltest du dir auf jeden Fall ansehen. Um dir aber ein Beispiel für den Spielablauf zu geben: Das Biest hat z.B. ein Lieblingsessen. So etwas wie eine Frucht. Man muss an einer Stelle höher nach oben - an eine Stelle, die der Hauptcharakter nicht erreichen kann. Doch er kann die Frucht nehmen und nach oben werfen. Das Biest wird daraufhin Interesse zeigen und vielleicht aufstehen. So kann der Hauptcharakter zu der vorher unerreichbaren Stelle gelangen, indem es über den Körper des Monsters hinauf klettert. Diese simple Mechanik ist eines

Was ist wohl unter der Oberfläche?
der Features.

4Players: Wir haben herausgefunden, dass Sie einen Amiga 500 hatten als Sie jung waren. Dieser Computer hat eine ganze Generation von Spielern in Deutschland maßgeblich beeinflusst, aber war sehr selten in Japan. Wie sind Sie mit dem Amiga in Kontakt gekommen und was waren Ihre Lieblingsspiele?

Fumito Ueda: Ich hatte sogar einen Amiga 1200. Meine Lieblingsspiele waren Lemmings, Flashback und noch viele mehr. Ich mag Spiele, die die Action detailliert auf dem Bildschirm zeigen. Es gibt zwar nicht viele, aber zumindest ein paar Läden in Japan, die den Computer angeboten haben. Nachdem ich mein Studium an der Universität abgeschlossen hatte, wollte ich künstlerisch etwas Neues ausprobieren. Ich habe dann angefangen, mich mit Computern zu beschäftigen und einer davon war der Amiga, weil man mit ihm gut Bilder manipulieren konnte.

4Players: Vielen Dank, Ueda-san! 

Lieber im gedolmetschten Original? Hier geht's zur englischen Fassung des Interviews!      

 
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