Special: Tomb Raider (2013) (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Tomb Raider (2013) (Action-Adventure) von Square Enix
Ziellos ins Abenteuer
Publisher: Square Enix
Release:
05.03.2013
05.03.2013
05.03.2013
31.01.2014
31.01.2014
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ab 14,46€
Spielinfo Bilder Videos
Gruselig, was Jason Graves da komponiert! Im übertragenen Sinne wohl gemerkt, denn seine Musik führte zuletzt durch Horrorgeschichten wie F.E.A.R. 3 oder die Dead-Space-Serie. Daher kommt es wohl, dass auch Crystal Dynamics den düsteren Überlebenskampf der neu entdeckten Lara Croft in die Hände des Routiniers legt. Wie hätten sie auch wissen sollen, dass dem ausgerechnet seine Routine in die Quere kommt?

Der Horror

Nein, das vertraute Thema spielt der gesamte Soundtrack kein einziges Mal – genau wie das Spiel einen neuen Weg geht, sollte Graves auch der Musik einen neuen Anstrich verpassen. Und so verzichtet er über weite Strecken auf prägende Melodien, nutzt stattdessen geheimnisvolles Klirren, bedrohliches Knarzen und gefährliches Stampfen.
Mission erfolgreich: Tomb Raider klingt nach Grusel und Horror.

Zum großen Teil verlässt er sich dabei auf Elemente, die vor allem seine Musik zu Dead Space auszeichnen: zitternde Violinen, brummende Bässe sowie leises Glockenspiel, das wie ein Leuchtturm im fernen Nebel halb verborgen scheint. "Secret of the Island" erinnert z.B. an das packende "The Cassini Towers" aus Dead Space 2. Mit der befremdlichen Klangwelt baut er eine akustische Kulisse auf, die ebenso faszinierend wie ungemütlich ist.

Ziellos und müde?

Genau damit hat Graves allerdings ein Problem. Zum einen gelingt es ihm nämlich kaum, Tomb Raider einen eigenständigen Klang zu verleihen, weil er seine eigenen Spiele viel zu offensichtlich zitiert. Zum anderen wirkt er bei der Weiterführung seines Stils müde, vielleicht sogar einfallslos. Wo er im ruhigen Aufbau des erwähnten "The Cassini Towers" etwa sehr intensive Akzente setzte, reiht er die Spannungsmomente in Tomb Raider einfach aneinander. Ähnliches gilt für straffe Action: Gelang ihm in Dead Space 2 noch das verstörende Dekonstruieren geradliniger Hörgewohnheiten, spannt er sein Orchester
Hörprobe
Wer sich einen Eindruck von der Musik machen will, kann dies auf Soundcloud tun: In einer mehr als achtminütigen Overtüre stellt Jason Graves dort seinen Soundtrack vor.
diesmal hinter ziellosen Percussion-Lärm.

Respekt

Nicht immer greift er daneben! Während "Paying Respects" etwa nicht als Meisterwerk in die Geschichte eingeht, führt es eine Melodie für Streicher ein, die dem Kampf eine Menge Schwung verleiht. Überhaupt ist jener Titel der Höhepunkt, weil er nach lautem Einstieg zu einem warmen Thema leitet, in dem auch Gefühle Platz haben. Wenn sich die Violinen gemächlich aufschwingen, kann man beinahe zusehen, wie aus der jungen Lara eine Abenteurerin wird.
Magere Survival und Collector's Edition
Es ist das übliche Spielchen: Anstatt Käufern teurer Sonderausgaben den kompletten Soundtrack anzubieten, liegt sowohl der Survival als auch der Collector's Edition eine stark gekürzte Ausgabe bei: Zehn Stücke enthält dieser Soundtrack - 20 Titel umfasst das vollständige, separat erhältliche Album.


Und übrigens: Wenn man ganz genau hinhört, blitzt dann doch immer wieder mal die vertraute Titelmelodie der früheren Spiele auf – eine liebevolle Verneigung vor dem großen Erbe.

Obwohl ihn vermutlich die Erfahrung mit Grusel und Horror an das neue Tomb Raider heranführte, ist Jason Graves' Musik am stärksten, wenn er sich auf die Wirkung seiner einfachen Melodien verlässt: In "Entering Himiko's Tomb" wird Lara Croft von einer sanften Harfe in ein geheimnisvolles Grab begleitet, in "A Survivor Is Born" blickt ein einsames Klavier auf die Torturen ihres neuen Abenteuers zurück – das sind Eindrücke, die hängen bleiben. Leider sind es zu wenige, um den neuen Soundtrack in seiner Gesamtheit in Erinnerung zu halten. Zu  vertraut stolpert Graves' Percussion durch die Action, dem Spannungsaufbau fehlen die markanten Akzente seiner Dead-Space-Kompositionen. Unterm Strich stiehlt er sich zu routiniert durch das, was auch für ihn ein Neuanfang hätte sein sollen.

Einschätzung: befriedigend
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Kommentare

4P|Benjamin schrieb am
Pyoro-2 hat geschrieben:Was soll schon anspruchsvolle Musik sein? Mathcore? ^^
Unbedingt! Am besten mal ein ganzes Spiel um Math Rock und vor allem Core stricken! :)
HanFred schrieb am
Pyoro-2 hat geschrieben:Hassu zufällig Ar Tonelico gezockt? Wahrscheinlich ja eher nid ;)
http://www.youtube.com/watch?v=JzFXX9QHMO0
http://www.youtube.com/watch?v=aVUItvmshvE
Sogar mit lyrics ^^
Nein, werde ich wohl auch nicht, wenn ich mir das anhöre. :lol:
Das zweite ist ja nicht allzu schlimm, das erste aber.... naja....
Als Soundtrack kann ich es also mangels Kenntnis des Spiels nicht beurteilen.
Naja, wahrscheinlich hast du ohnehin recht und meine Ansichten beruhen auf veralteten Vorurteilen. Dann ist es eben so, dass der Tomb Raider Soundtrack sich auch an "genormter" Filmmusik orientiert. Das stört mich wie gesagt in diesem Fall nicht, mehr halte ich nach wie vor nicht für nicht erforderlich, weil das Spiel sehr gut unterhält.
Ich sehe aber natürlich auch keinen Grund, mir den Soundtrack mal abseits des Spiels anzuhören, weil er nicht sonderlich inspiriert und "forgettable" klingt. Wobei das IMHO auf einen Grossteil von Soundtracks zutrifft.
HanFred schrieb am
Pyoro-2 hat geschrieben: Was soll schon anspruchsvolle Musik sein? Mathcore? ^^
Zum Beispiel.
Progressive reicht aber schon, egal ob Elektro, Rock oder Metal.
schrieb am