Special: Electronic Arts (Unternehmen)

von Julian Dasgupta



Electronic Arts: John Riccitiello, sechs Jahre EA - eine Bilanz
Electronic Arts
Unternehmen
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
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Vor sechs Jahren und einem Monat zog sich Larry Probst aus dem Tagesgeschäft von Electronic Arts zurück und übergab das Zepter an John Riccitiello. Der kehrte nach einer dreijährigen Pause zu seinem einstigen Brötchengeber zurück, wo er sich zuvor schon als rechte Hand von Probst auf dem Posten des Chief Operating Officers verdingt hatte. Am gestrigen Abend verkündete Riccitiello seinen Rücktritt zum 30. März.



Digitales Wachstum vs. Milliardenverluste

John Riccitiello wird zum Ende des laufenden Geschäftsjahres am 30. März abtreten. Sein Vorgänger, der aktuelle Chef des Aufsichtsrats Larry Probst, wird den Posten zunächst übernehmen.
Ein Bild aus den Anfangstagen als CEO bei EA: John Riccitiello wird zum Ende des laufenden Geschäftsjahres am 30. März abtreten. Sein Vorgänger, der aktuelle Chef des Aufsichtsrats Larry Probst, wird den Posten zunächst übernehmen.
Probst & Co. loben in ihren Abschiedsbotschaften vor allem, dass der bald ausscheidende CEO den Konzern für das digitale Zeitalter und die kommende Konsolengeneration fit gemacht hat. Schon seit Jahren verweist der Publisher in seinen Quartalsberichten gebetsmühlenartig auf den wachsenden Umsatzanteil von DLC, Mikrotransaktionen und online verkauften Spielen.

Blickt man zurück auf die "Ära Riccitiello", bleibt ein mehr als durchwachsener Eindruck - und die Frage, ob die Bilanz des Mannes seinen goldenen Fallschirm in Form des Gehalts und der Aktienoptionen für zwei Jahre rechtfertigt. Jeder Errungenschaft steht mindestens ein heftiger Fehlschlag gegenüber.

Das rein wirtschaftliche Urteil fällt trotz aller Bemühungen und Ergebnisse im Digitalbereich eindeutig aus: In vier der fünf vergangenen Geschäftsjahre unter Riccitiello musste EA rote Zahlen verzeichnen. Addiert man die Resultate, steht insgesamt ein Verlust von satten 2,419 Mrd. zu Buche - und das laufende Geschäftsjahr (1. April 2012 bis 30. März 2013) wird aller Voraussicht nach ebenfalls mit einem Minus abgeschlossen.

Auf seiner Habenseite kann Riccitiello sicherlich den Umstand verbuchen, dass EA in technischer Hinsicht besser aufgestellt ist für die Ankunft der nächsten Konsolen. Mit
Auch die Free-to-play-Umsetzung von Command & Conquer beruht auf Frostbite 2.
Auch die Free-to-play-Umsetzung von Command & Conquer beruht auf Frostbite 2.
Frostbite 2 hat der Publisher endlich eine hauseigene Grafik-Engine, die nicht nur zwei Technikgenerationen überspannt, sondern sich auch relativ flexibel nutzen und das Unternehmen etwas unabhängiger von Drittanbietern wie Epic werden lässt. Damit scheint das zu gelingen, was vor knapp neun Jahren gescheitert war: Mit der Übernahme von Criterion hatte EA eigentlich auch darauf gehofft, Renderware als Haus- und Hof-Engine etablieren zu können. Daran, dass der Hersteller in technischer Hinsicht in die aktuelle Konsolengeneration reinstolperte, hat Riccitiello allerdings sicherlich auch einen kleinen Anteil, war er doch bis 2004 der COO der Firma gewesen.

Ein versuchter Imagewandel

Als Riccitiello 2007 dem Probst‘schen Lockruf folgte, war er sich der Reputation EAs durchaus bewusst. Der damalige Marktführer galt als träge und innovationsarm, als Konzern, der die eigentlich bessere Konkurrenz in einigen Genres u.a. durch massives Marketing, aber auch Exklusivlizenzen wie NFL oder FIFA auf Abstand hielt oder gar ausschaltete. Dank der Nachwehen des Blogs von Erin "EA Spouse" Hoffman galt der Publisher zudem als Paradebeispiel für die schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche.

Riccitiello gelobte mehr Risiko, neue Marken sowie eine Qualitätsoffensive. Auch gab er sich selbstkritisch und sinnierte öffentlich darüber, EA sei zu fett geworden und habe außerdem Studios wie Bullfrog und Origin in Grund und Boden gewirtschaftet.

Kommentare

billy coen 80 schrieb am
Bierfreund hat geschrieben:Ich schätze auch mal, dass du diese Art eher vor Augen hattest.
Yip, yip, in etwa die. Ich dachte da eben eher an so eine Diskussion über 20 Seiten, die zu 95 % aus ein- bis zweizeiligen Hate-Comments besteht, die sich zudem noch irgendwie alle gleich lesen. Müsste lügen, um zu sagen, dass ich bei so was über den einen oder anderen nicht auch schon lachen musste (manche Sprüche sind ja echt nicht schlecht), aber auf Dauer fühlt man sich von zuviel Kommentaren dieser Art etwas erschlagen... :steinigen:
Die Diskussion hier hatte sich ja, entgegen meiner sich letztlich not- selfforfilling-prophecy, recht gut entwickelt. Viele Kommentare, in denen die Verfasser gut ihre Meinung klar gemacht haben.
Bierfreund schrieb am
@ billy
Ok akzeptiert. Das kam bei mir so an, da ich auch zur der Fraktion gehöre, bei der sich der Puls schlagartigartig erhöht wenn EA ins Spiel kommt. Die Gründe dafür hab ich denke ich schon dargelegt und zumindest aus dem was ich bei armin rausgelesen habe, liegen wir da auf einer ähnlichen Wellenlänge. Schon dein erster Post wirkte da ziemlich provokativ auf mich. Damit solls aber auch gut sein.
Zum "EA bashing" allgemein: EA ist aufgrund seiner Größe und seiner Verfahrensweise auch eine Projektionsfläche für viele Spieler. Ähnliches kennt man auch von Ubisoft, mittlerweile Blizzard und anderen Global Playern, auch weit über die Games Industrie hinaus (Musik, Film, E-Books etc.). Zu bestimmten Zeiten springt dann einer von diesen Giganten mit beiden Beinen ins Fettnäpfchen, oder versucht sich gleich wie EA an einem Vollbad, dann entlädt sich der Frust an diesem Exempel (aka Shitstorm).
Sicher spielen da auch andere Komponenten eine Rolle. Je größer eine Menge an Individuen umso größer auch die warscheinlichkeit auf Vollpfosten zu treffen. Damit meine ich Menschen die nichts besseres zu tun haben, als jedweden Frust bei der nächstmöglichen Gelegenheit loszuwerden(Thanks Obama !). Ich schätze auch mal, dass du diese Art eher vor Augen hattest.
Zur Innovationslosigkeit: Ein Großkonzern ist auch eine gewaltige Organisationsstruktur. Ich werde das Gefühl nicht los, dass tatsächlich überall das "Peter-Prinzip" greift. Es mag vielleicht nicht hundertprozentig wissenschaftlich abgesichert sein, die Tendenz sehe ich aber überall (zuletzt bei meinem letzten Arbeitgeber ("EA in klein ^^"). Kommt der Faktor Börsennotiert dazu, hörts meist gleich ganz auf. Da ist man nicht nicht nur auf Gewinn aus, sondern auch gleich auf exponentielle Gewinnsteigerung und wo es den maximalen Gewinn gibt, glauben die CEOs am besten zu wissen.
Nämlich hier:
Bild
Leider gibt es genügend Feldexperimente, die das bestätigen (BILD?)
Weil lästern und schimpfen aber durchaus positve Effekte haben...
billy coen 80 schrieb am
@ Bierfreund
Wie soll ich von einem Ross runterkommen, auf dem ich gar nicht sitze. Wo hab ich denn moralisiert? Weil ich in einem Post mal das Wort "moralisch" verwendet habe und da auch noch in einem ironischen Zusammenhang?
Ich habe lediglich meinen Standpunkt vertreten in einer kurzfristig etwas aufgeheizten Diskussion mit "armin", in der sich nach meinem Empfinden die Wellen wieder geglättet haben. Manch einer empfindet Hass auf EA, mir gehen sie schlicht sonstwo vorbei. Liegt auch dran, dass für mich Hass eine etwas zu große Emotion ist, um sie gegen so etwas abstraktes und gesichtsloses wie einen Großkonzern zu richten. Verachtung trifft's da vielleicht für mich eher. Aber dass ich mich da irgendwie moralisch überlegen fühle, entspricht schlicht nicht den Tatsachen.
Kajetan schrieb am
WeAllLoVeChaos hat geschrieben:Klingt nach einer guten Idee.
Das ist eine Idee, die schon seit etlichen Jahren immer wieder vorgetragen wird. Hauptsächlich auf der Basis der guten Erfahrungen, die man in Hollywood damit gemacht hat, wo große Studios, die normalerweise nur teure Blockbuster im Programm haben, sich kleine schmierige Indie-Labels leisten, wo ohne Rücksicht auf Verluste junge kreative Talente ihre Stoffe in Filmform bringen können. Wenns klappt, dürfen die Jungs sich an einem größeren Budget versuchen und irgendwann BigBudget-Filme machen. Aber haben weiterhin das letzte Wort. Christopher Nolan (Batman) gilt als Vorzeigebeispiel für diese Art Heranziehen junger Talente, ohne sie aber dann komplett umzubiegen oder auszubeuten. Weil sie nämlich gezeigt haben, dass sie kreativ UND kommerziell erfolgreich sein können.
Die Spieleindustrie ist aber diesbezüglich (und auch in anderen Themen) so derart hinterm Mond, dass da einfach nix passiert.
Fragt man sich, warum die millionenschweren Verantwortlichen nicht drauf kommen. Oder aber es wird von den Aktionären kategorisch abgeblockt. Ich weiß nicht, wie die Abhängigkeiten solcher Aktiengesellschaften sind. Aber so wie es bisher aussieht, orientiert man sich eher an den Aktionären als an den eigentlich wichtigeren Kunden, so die starke Ausrichtung auf Actiontitel. Nun gut.
Das liegt nicht an den Aktionären. Ausnahmsweise nicht :)
Diese ganz spezielle Ideenlosigkeit kommt von der Einfallslosigkeit der CEOs. Heissen sie nun Riccitiello, Kotick oder Guillemot. Schema F, wie man es schon immer getan hat. Vielleicht da mal ein neues Geschäftsfeld mit Social Dingenskirchen oder F2P oder Mobile Gaming, aber dann ist auch Schluß mit Experimenten. Kotick hat lediglich das Glück, dass CoD so extrem gut läuft (der Idiot hat zusammen mit Riccitiello das Musikspiel-Genre dauerhaft zu Grunde gerichtet), ansonsten würde Activision auch hart am Rande rumkrebsen, denn ausser CoD und Blizzard hat man SONST NIX! Und Guillemot ist...
Bierfreund schrieb am
Nur mal kurz zu billy: Komm mal runter von deinem moralischen Ross. Ein gutes Spiel schafft Identifikationspotential, emotionale Bindungen, sie involvieren Spieler in die fiktionale Welt. Die einen mehr, die anderen weniger.
EA hat vorsätzlich eben genau diese Bindung gepfiffen und gleich auf eine ellenlange Liste davon. Würde ein Verleger jede Buchreihe aufkaufen die gut ankommt um dann drin rumzupfuschen oder sie einfach dann liegen lassen , der shitstorm würde nicht kleiner ausfallen.
Oder etwas abstrakter: EA kauft Herr Der Ringe nach dem Erfolg von " Die zwei Türme". Frodo wächst um anderthalb Meter und betreibt Muskelaufbau ( Zielgruppengerecht), das Ende Fehlt ist aber ebenso wie Saruman gegen 10? Aufpreis erhältlich.
Gut, liest man halt nicht zuende.
Fängt mit Harry Potter an und dann wird dieses aufgekauft. Ab Teil 3 bekommt Harry ein Facelifting, Narbe wird entfernt ( Zielgruppengerecht ). Der Teil bleibt hinter den Gewinnerwartungen zurück und die Marke wird eingemottet.
Das ganze Spielchen noch ein paar mal mehr und jemand der Fantasy Romane zum erklärten Hobby hat explodiert - zu Recht.
Das würde mich zwar nicht so sehr tangieren, aber ich hätte zumindest ein Grundverständnis für den wütenden Lesermop.
Da es aber nun so ist, dass EA der Publisher ist der seit mehr als einer Dekade die fiktionalen Welten beerdigt, die mir ans Herz gewachsen sind, nehme ich mir gern Fackel und Mistgabel und sage:
Hängt sie höher! :evil:
schrieb am