DC Universe Online05.12.2013, Mathias Oertel
DC Universe Online

Im Test:

An der Seite von Superman, Wonder Woman oder dem Joker gegen den nahenden Weltuntergang kämpfen? Das können PC- und PS3-Helden schon seit fast drei Jahren. Jetzt dürfen auch PlayStation-4-Spieler eingreifen. Wir verraten im Test zu DC Universe Online (ab 9,98€ bei kaufen), ob es Änderungen gibt und wie sich das mittlerweile eingeführte Free-to-play-Modell auswirkt.

Der Stoff, aus dem Helden gemacht sind

Im Großen und Ganzen hat sich DC Universe Online (DCUO) seit seiner Premiere Anfang 2011 auf PS3 und PC mechanisch bis zur nun veröffentlichten PlayStation-4-Portierung nicht weiterentwickelt. Wieso auch? Das Online-Rollenspiel, das einen an der Seite von Superhelden wie Batman oder Flash bzw. mit Superbösen wie Joker und Lex Luthor in den Kampf gegen eine galaktische Bedrohung durch Brainiac schickt, hat sich drei Jahre lang gehalten und verzeichnet immer noch eine rege Spielerbeteiligung. Trotz aller Defizite, die auch drei Jahre nach Start noch spürbar sind und für deren genaue Aufschlüsselung ich auf den damaligen Test verweisen möchte. Anteil am Erfolg dürfte neben der äußerst gelungenen Helden-Atmosphäre auch die relativ kurz nach Release durchgeführte Umstellung auf ein Free-to-play-System haben, das natürlich auch auf der PlayStation 4 gilt. Sehr schön in diesem Zusammenhang ist übrigens, dass Spieler, die bereits auf dem Vorgängersystem Metropolis und Gotham City gerettet haben, ihre Charaktere übernehmen bzw. weiterführen können. Es verwundert auch nicht, dass das Kontrollschema der PS3-Fassung nahezu 1:1 übernommen wurde; es wurde nur eine minimale Touchpad-Unterstützung für die Aktivierung des Chatsystems hinzugefügt. Immerhin wurde die Verzögerung beim Umschalten der einzelnen Menü-Punkte optimiert.

Aber auch Neueinsteiger werden sich in der Welt der DC-Helden schnell eingewöhnen. Nachdem man im sehr umfangreichen Editor seinen Traumhelden oder Albtraumbösen erstellt hat, sich einem Mentor auf guter oder antagonistischer Seite anschließt und evtl. etwas länger braucht, um einen ordentlichen Namen zu finden (drei Jahre nach Start sind die meisten coolen vergeben), geht es ins Tutorial. Hier lernt man die wesentlichen Finessen der simplen Kampfmechanik kennen, die sich bis zum Ende nur noch durch den Einsatz neuer Fähigkeiten etwas weiterentwickelt.

Grind und Atmosphäre

Im Vergleich zur etwa drei Jahre alten Ur-Version wurde an der Kulisse gewerkelt, doch die PS4 wird von DC Universe Online nicht ausgereizt.
Im Vergleich zur etwa drei Jahre alten Ur-Version wurde an der Kulisse gewerkelt, doch die PS4 wird von DC Universe Online nicht gefordert.
Im Lauf der über animierte Porträts sowie am Ende eines Story-Bogens mit einer vertonten Comicsequenz erzählten Kampagne trifft man auf zahlreiche Standard-Gegner, bei denen sich meist nur die Texturen ändern. Hinsichtlich des Verhaltens macht es häufig keinen Unterschied, ob man nun Seelenlosen gegenüber steht, gegen wild gewordene Space-Gorillas oder Roboter kämpft. Alle Gruppierungen haben Nahkämpfer, alle haben Recken, die eher auf Distanz bleiben möchten. Doch selbst wenn die Kämpfe stark zum so genannten Grind tendieren (Ausnahme sind die interessanten, teils mehrstufigen Bosse) und man für das Erledigen von Gegnern verschwindend geringe Erfahrungspunkte ausgeschüttet bekommt, habe ich mich immer wieder dabei ertappt, Stunde um Stunde in DC Universe zu versinken. Und das, obwohl ich es sowohl auf PC als auch auf PS3 seinerzeit jeweils mit einer Figur durchgespielt habe.

Grund dafür ist die mitunter fantastische Atmosphäre, die sich nicht nur im Artdesign der beiden gegensätzlichen Großstädte widerspiegelt, in denen man sich bewegt - auch wenn die Hardware der PS4 nicht einmal ansatzweise ausgereizt wird. Zwar sieht alles einen Tick schicker aus als seinerzeit auf dem PC, doch die Entwickler haben das düstere Flair von Gotham City ebenso gut eingefangen wie das futuristisch-bunte von Supermans Heimat Metropolis.

Die Auseinandersetzungen werden immer wieder zu Grind, doch für ein Spielchen zwischendurch ist das Helden-Rollenspiel gut geeignet.
Die Auseinandersetzungen werden immer wieder zu Grind, doch für ein Spielchen zwischendurch ist das Helden-Rollenspiel gut geeignet.
Allerdings sind die Straßenzüge abseits der Gebiete, in denen man mit Kämpfen gegen die Schergen des Bösen beschäftigt ist, immer noch zu leer. Doch als Hintergrund für die Missionen, die man entweder von den Stars des DC Universums erhält oder die einen mit den Comicbuch-Helden zusammenbringen, sind die beiden Städte ideal. Da die einzelnen Aufgaben darüber hinaus nur selten mehr als 30 bis 60 Minuten in Anspruch nehmen und man für die Erledigung das Gros der für den Figurenaufstieg nötigen Erfahrung bekommt, kann man immer wieder für ein paar kurzweilige Auseinandersetzungen mit Brainiacs Truppen zurückkehren - vollkommen ohne Verpflichtungen.

Voller Spaß für wenig Kohle

Denn natürlich spielt dabei eine große Rolle, dass man für das Heldendasein prinzipiell nichts mehr berappen muss - der Download kostet zwar Zeit, aber das war es dann auch schon. Seinerzeit ein Hauptkritikpunkt war, dass der Kernumfang für Solisten noch vor Ablauf der 30-tägigen Probierphase ausgereizt und die Figur am Maximallevel angekommen war - und das nicht einmal mit übertriebenem Zeitaufwand. Warum also sollte man damals ein Abo abschließen? Das Schöne: Der "Gelegenheits-Held" wird mit dem dreistufigen Kostenmodell ebenso glücklich wie derjenige, der mehr Inhalte oder Gildenfunktionen möchte. Bei der spartanischsten Variante hat man zwar z.B. nur zwei Figurenplätze zur Verfügung, besitzt ein verkleinertes Inventar, kann im Spiel keinen Handel treiben,  ist im Chat auf sechs Nachrichten pro 30 Sekunden beschränkt und muss auf ein paar andere Komfort-Funktionen verzichten. Doch das Kernspiel bleibt unangetastet und dank der überschaubaren Mechanik sind auch die angesprochenen Einschränkungen verschmerzbar - auch wenn es mittlerweile ein Crafting-System gibt, mit dem man selbst Verstärkungen herstellen kann.

Man kann das Abenteuer auch problemlos solo erleben.
Man kann das Abenteuer auch problemlos solo erleben.
Wenn man knapp fünf Euro im Spiel ausgibt (für was auch immer), man kann sich z.B. den so genannten "Marketplace Cash" besorgen, der wiederum für XP-Boost usw. eingesetzt werden kann, wird man auf "Premium" aufgestuft. Das wiederum bedeutet mehr Charakterslots, erweiterte Komfortfunktionen usw. Wer DC Universe "klassisch" mit einem Abo (30, 90, 180 Tage) unterstützt, bekommt das volle Programm, darunter z.B. Zugriff auf alle Download-Inhalte, die ansonsten für die "Free-to-player" mit etwa zehn Euro pro Kampagne zu Buche schlagen. Diese Skalierung ist gelungen und bietet Gelegenheitsspielern ebenso die Möglichkeit, DCUO zu erleben wie Hardcore-Helden, die auf hochstufige Inhalte oder klassische Online-Rollenspiel-Tugenden wie Gilden und uneingeschränkten  Handel nicht verzichten können oder wollen.

Fazit

Auch gut drei Jahre nach seiner Premiere versteht DC Universe Online immer noch zu unterhalten. Grund dafür ist allerdings weniger die unveränderte Mechanik: Die grindlastigen Kämpfe gegen immergleiche Gegnerwellen sind selbst Hack&Slays wie Diablo 3 unterlegen. Auch die Kulisse hat auf der PS4 nicht den erhofften Sprung gemacht und wird der verbauten Hardware schlichtweg nicht gerecht. Doch die sehr gelungene Atmosphäre sowie die gute Nutzung der Lizenz verfehlen nach wie vor nicht ihre Wirkung: Die Geschichte wird standesgemäß erzählt, lässt sich auch solo problemlos bewältigen und das Artdesign der gegensätzlichen Städte Metropolis und Gotham City zieht einen direkt in die Welt – die allerdings belebter sein dürfte. Schön: Das Free-to-play-Modell deckt die Bedürfnisse nahezu aller Spielertypen ab, so dass sich Umfang und Interaktionen mit der Welt bzw. anderen Spielern unter Einsatz von Geld gut skalieren lassen, ohne dass man für das Meistern der Kampagne bezahlen müsste. DC Universe Online ist ein amüsanter Helden-Spielplatz, zu dem man immer wieder für einen kleinen Ausflug zurückkehren kann.

Pro

PS3-Charaktere können übernommen bzw. weitergeführt werden
aufgewertete Kulisse...
neue Inhalte (z.B. Crafting)
ordentliches Free-to-play-Modell
umfangreiche Personalisierung
gelungenes Art-Design
umfangreiche Sprachausgabe
interessante Story-Missionen
gute Nutzung der Lizenz
Gast-Auftritte vieler Helden und Bösewichter
gute deutsche Lokalisierung
viel zu entdecken
auch solo zu bewältigen

Kontra

viel Kampf-Grind
... die aber nicht repräsentativ für die PS4-Leistung ist
mitunter hakelige Animationen
überschaubare Charakterentwicklung
geringer Basis-Umfang
wenig Variation im Missionsdesign
abseits der Missionsgebiete unbelebte Metropolen
Gruppenspiel nicht einmal ansatzweise erforderlich

Wertung

PlayStation4

Saubere Umsetzung des Helden-Rollenspiels mit ordentlichem Free-to-play-System und simpler Kampfmechanik. Visuell wird die PS4 nicht gefordert.

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