Im Test:
Der Stoff, aus dem Helden gemacht sind
Im Großen und Ganzen hat sich DC Universe Online (DCUO) seit seiner Premiere Anfang 2011 auf PS3 und PC mechanisch bis zur nun veröffentlichten PlayStation-4-Portierung nicht weiterentwickelt. Wieso auch? Das Online-Rollenspiel, das einen an der Seite von Superhelden wie Batman oder Flash bzw. mit Superbösen wie Joker und Lex Luthor in den Kampf gegen eine galaktische Bedrohung durch Brainiac schickt, hat sich drei Jahre lang gehalten und verzeichnet immer noch eine rege Spielerbeteiligung. Trotz aller Defizite, die auch drei Jahre nach Start noch spürbar sind und für deren genaue Aufschlüsselung ich auf den damaligen Test verweisen möchte. Anteil am Erfolg dürfte neben der äußerst gelungenen Helden-Atmosphäre auch die relativ kurz nach Release durchgeführte Umstellung auf ein Free-to-play-System haben, das natürlich auch auf der PlayStation 4 gilt. Sehr schön in diesem Zusammenhang ist übrigens, dass Spieler, die bereits auf dem Vorgängersystem Metropolis und Gotham City gerettet haben, ihre Charaktere übernehmen bzw. weiterführen können. Es verwundert auch nicht, dass das Kontrollschema der PS3-Fassung nahezu 1:1 übernommen wurde; es wurde nur eine minimale Touchpad-Unterstützung für die Aktivierung des Chatsystems hinzugefügt. Immerhin wurde die Verzögerung beim Umschalten der einzelnen Menü-Punkte optimiert.
Aber auch Neueinsteiger werden sich in der Welt der DC-Helden schnell eingewöhnen. Nachdem man im sehr umfangreichen Editor seinen Traumhelden oder Albtraumbösen erstellt hat, sich einem Mentor auf guter oder antagonistischer Seite anschließt und evtl. etwas länger braucht, um einen ordentlichen Namen zu finden (drei Jahre nach Start sind die meisten coolen vergeben), geht es ins Tutorial. Hier lernt man die wesentlichen Finessen der simplen Kampfmechanik kennen, die sich bis zum Ende nur noch durch den Einsatz neuer Fähigkeiten etwas weiterentwickelt.
Grind und Atmosphäre
Grund dafür ist die mitunter fantastische Atmosphäre, die sich nicht nur im Artdesign der beiden gegensätzlichen Großstädte widerspiegelt, in denen man sich bewegt - auch wenn die Hardware der PS4 nicht einmal ansatzweise ausgereizt wird. Zwar sieht alles einen Tick schicker aus als seinerzeit auf dem PC, doch die Entwickler haben das düstere Flair von Gotham City ebenso gut eingefangen wie das futuristisch-bunte von Supermans Heimat Metropolis.
Voller Spaß für wenig Kohle
Denn natürlich spielt dabei eine große Rolle, dass man für das Heldendasein prinzipiell nichts mehr berappen muss - der Download kostet zwar Zeit, aber das war es dann auch schon. Seinerzeit ein Hauptkritikpunkt war, dass der Kernumfang für Solisten noch vor Ablauf der 30-tägigen Probierphase ausgereizt und die Figur am Maximallevel angekommen war - und das nicht einmal mit übertriebenem Zeitaufwand. Warum also sollte man damals ein Abo abschließen? Das Schöne: Der "Gelegenheits-Held" wird mit dem dreistufigen Kostenmodell ebenso glücklich wie derjenige, der mehr Inhalte oder Gildenfunktionen möchte. Bei der spartanischsten Variante hat man zwar z.B. nur zwei Figurenplätze zur Verfügung, besitzt ein verkleinertes Inventar, kann im Spiel keinen Handel treiben, ist im Chat auf sechs Nachrichten pro 30 Sekunden beschränkt und muss auf ein paar andere Komfort-Funktionen verzichten. Doch das Kernspiel bleibt unangetastet und dank der überschaubaren Mechanik sind auch die angesprochenen Einschränkungen verschmerzbar - auch wenn es mittlerweile ein Crafting-System gibt, mit dem man selbst Verstärkungen herstellen kann.
Fazit
Auch gut drei Jahre nach seiner Premiere versteht DC Universe Online immer noch zu unterhalten. Grund dafür ist allerdings weniger die unveränderte Mechanik: Die grindlastigen Kämpfe gegen immergleiche Gegnerwellen sind selbst Hack&Slays wie Diablo 3 unterlegen. Auch die Kulisse hat auf der PS4 nicht den erhofften Sprung gemacht und wird der verbauten Hardware schlichtweg nicht gerecht. Doch die sehr gelungene Atmosphäre sowie die gute Nutzung der Lizenz verfehlen nach wie vor nicht ihre Wirkung: Die Geschichte wird standesgemäß erzählt, lässt sich auch solo problemlos bewältigen und das Artdesign der gegensätzlichen Städte Metropolis und Gotham City zieht einen direkt in die Welt – die allerdings belebter sein dürfte. Schön: Das Free-to-play-Modell deckt die Bedürfnisse nahezu aller Spielertypen ab, so dass sich Umfang und Interaktionen mit der Welt bzw. anderen Spielern unter Einsatz von Geld gut skalieren lassen, ohne dass man für das Meistern der Kampagne bezahlen müsste. DC Universe Online ist ein amüsanter Helden-Spielplatz, zu dem man immer wieder für einen kleinen Ausflug zurückkehren kann.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Saubere Umsetzung des Helden-Rollenspiels mit ordentlichem Free-to-play-System und simpler Kampfmechanik. Visuell wird die PS4 nicht gefordert.
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