Kleiner Teil des großen Ganzen
Was haben
Final Fantasy 13 und Final Fantasy Type-0 (T0) gemeinsam? Sie bauen auf dem gleichen mythologischen Fundament auf und sind ebenso wie
Final Fantasy 15 Teil des Fabula-Novis-Crystallis-Zyklus. Ursprünglich war Type-0 als Final Fantasy Agito 13 sogar als direkte Verbindung zu FF13 geplant, bevor Name und Konzept leicht geändert wurden. Doch was bedeutet das für den Spieler? Muss man unbedingt die Abenteuer mit Lightning gespielt haben, um hier die Erzählung verstehen zu können? Nein, denn zum einen gibt es eine umfangreiche spielinterne Enzyklopädie, die nach und nach mit Nachschlage-Informationen gefüllt wird. Und zum anderen teilen sich die Abenteuer auf Cocoon (FF13-Serie) und jene auf dem hiesigen Schauplatz Orience eher die mythologischen Hintergründe wie z.B. die so genannten L’Cie als mächtige, fast gottgleiche Wesen. Doch darüberhinaus baut Type-0 auch auf weitere serienübergreifende Elemente wie z.B. Chocobos, die Beschwörungen wie Shiva oder Ifrit (hier Ester genannt) oder Mogrys.
Die Klasse Null: Ein Haufen verschworener Kämpfer, die mit mehr zu kämpfen haben als dem vor ihrer Haustür wartenden Krieg.
Und natürlich erzählt man hier auch eine neue Geschichte. Die dreht sich an der Oberfläche um einen erbittert geführten Krieg, der von einer der vier Nationen Oriences initiiert wird, um die Kontrolle über die alles bestimmenden Kristalle zu bekommen. Und inmitten dieser Kriegswirren rückt eine Klasse einer Militärakademie in den Vordergrund. Die so genannte Klasse Null ist eine Ansammlung von anfangs zwölf, später 14 hochtalentierten Kadetten, die bedingt durch ihre synthetische Herkunft und ihre Ausbildung durch die zwielichtige Dr. Arecia Al-Rashia (von den Kadetten liebevoll "Mutter" genannt) nicht nur im Kampf Außergewöhnliches leisten kann, sondern darüber hinaus keine Anfälligkeit auf die vom Feind eingesetzten Magiestörsender zeigt. Und darunter wiederum liegen mitunter schwere Themen wie Vergänglichkeit des Lebens, der Tod mit seinen Auswirkungen auf andere und den Folgen des Krieges für Jugendliche auf der Suche nach ihrer Identität. Dabei geht Square sehr schonungslos an die Sache heran, zeigt auch Blut (für Final Fantasy ungewöhnlich) und sorgt für einige emotionale Momente. So z.B. wenn die Kadetten darüber philospophieren, dass sie sich nicht mehr an die Gestorbenen erinnern (dürfen), um im Krieg klaren Kopf bewahren zu können. Dass viele von ihnen zudem noch mit eigenen kleinen oder großen Problemen kämpfen und auch untereinander kleine Konflikte brodeln, macht die Figuren nochmals interessanter.
Zwischen Hitchcock und Harry Potter
In den leider nicht beeinflussbaren Gesprächen erfährt man viel von den und über die Figuren.
Ebenfalls schön: Ähnlich wie bei Alfred Hitchcocks Werken weiß der Zuschauer bzw. der Spieler stets mehr als die jeweiligen Protagonisten. Dazu gehört auch, dass spezielle Gespräche bzw. Nebenaufgaben nur bestimmten Charakteren vorbehalten sind. Mit diesen subtilen Mitteln baut Square nicht nur Spannung angesichts der Probleme und Verwicklungen auf, in die einzelne Mitglieder der Klasse Null oder die gesamte Gruppe verstrickt werden. Gleichzeitig schafft man auf diesem Wege eine weitere emotionale Bindung zu den Figuren. Da man sieht und in einigen Fällen ahnt, wer abseits des übergeordneten Konfliktes gegen die Klasse arbeitet, möchte man den Kadetten einfach nur helfen. Man leidet mit ihnen, wenn man ihre Hintergrundgeschichte mehr und mehr erfährt. Man ist neugierig, wie die diversen auftauchenden Fragen und Geheimnisse beantwortet und aufgeklärt werden. Kurzum: Erzählerisch schöpft Square aus dem Vollen und liefert eine reife Geschichte mit interessanten Figuren. Eine, die man nach dem ersten Durchspielen und einem Start auf "New Game +" sogar mit neuen Elementen, alternativen Missionen und frischen Zwischensequenzen erleben darf, um neue Gesichtspunkte der Geschichte zu erfahren.
Welche Beweggründe motivieren den feindlichen Befehlshaber Cid Aulstyne?
Dass man dabei mitunter zu stark in die Klischee-Schublade greift, liegt in der fernöstlichen Natur der Dinge, bekommt aber durch die in manchen Momenten unnötig pathetische bis unpassende englische Sprachausgabe einen zusätzlichen Fremdschäm-Touch. Dafür jedoch rufen Artdesign, Schauplätze oder Themen zahlreiche Assoziationen wach. Vom offensichtlichen Faschismus im Zweiten Weltkrieg über den aus Star Wars bekannten Kampf von Imperium und Republik bis hin zu Harry Potter und gar den 80er-Jahre-Kinofilm The Breakfast Club zieht Type-0 seine Elemente aus verschiedenen Strömungen, ohne sich nur als Abziehbild zu präsentieren. Daher kann ich Square verzeihen, dass sie der erzähltechnischen Tradition der Serie folgen und einem keine Entscheidungen anbieten, die man treffen muss.