Die Entwicklung einer Beziehung
Diese Beziehung zur Bestie beginnt damit, dass man Wunden heilt. Im Einstieg lernt man, wie man die Speere aus seinem Rücken entfernt und den entkräfteten Trico mit Fässern füttert. Darin befindet sich ein für ihn unwiderstehliches Futter. Damit kann man langsam Vertrauen aufbauen, ihn stärken und irgendwo hin locken. Und es ist schön, wie man schrittweise immer mehr akrobatische Möglichkeiten in der Kooperation mit ihm kennenlernt. Die Regie lässt sich die Zeit, ein Verhältnis aufzubauen. Dass sich etwas verändert, wird auch visualisiert: Die abgeschlagenen Hörner von Trico wachsen sichtbar nach, je länger man mit ihm unterwegs ist und ihn füttert. Und auch seine Flügel heilen.
Das Fabelwesen Trico sieht aus wie eine Kreatur aus einem mittelalterlichen Bestiarium.
Mittlerweile kann ich an ihm hoch klettern, bis auf seinen gehörnten Kopf hinauf, um von dort weiter zu springen. An ihm finde ich sicheren Halt, wenn er in spektakulären Sprüngen weite Abgründe überwindet, mit mir in die Tiefe eines Sees taucht oder sich im Kampf aufbäumt, um unsere Feinde zu töten. Er zwängt sich sogar durch so enge und lange Tunnel, dass man schon vom Zusehen Platzangst bekommt. Ich kann ihn auf Knopfdruck rufen, ich kann ihm auch eine Richtung anzeigen, aber er ist weder Pferd noch Hund. Manchmal hat er eigene Ziele und man muss geduldig sein, ihn beobachten und warten, ob er oder man selbst eine Route findet. So wie jetzt, in diesem Kolosseum ohne Ausgang. Trico putzt sich wie eine Katze, setzt sich gähnend auf alle Viere. Ihm fällt also auch nichts ein. Wie komm ich also aus diesem Kessel raus?
Das geduldige Grübeln
Auch Trico droht manchmal zu stürzen. Dann muss man hinauf klettern und oben für Halt sorgen.
Ich schaue mir die Nischen, aus denen die Wächter kamen, nochmal genauer an und entdecke einen alten Karren aus Holz. Na toll, fehlt ja nur noch ein Pferd, das Mauern sprengt, und ich steige hinten wie Ben Hur auf...oder was? Ich schiebe den Karren einfach mal raus ins Licht. Wenn er da so auf eine Seite gekippt steht, sieht er fast aus wie ein...ähm...Katapult! Aber ich soll doch wohl nicht? So weit hoch? Wie auch? Woher soll die Kraft dafür kommen? Moment mal: Ich rufe Trico. Der schaut kurz, richtet sich langsam auf, stakst heran - und es ist jedesmal aufs Neue erstaunlich, wie natürlich sich dieser tierische Gigant bewegt, wie die Muskeln unter seinen Federn arbeiten, wie die Krallen aufsetzen und sich die Federn aufbauschen.
Aber er weiß nicht so recht, was ich von ihm will und blickt unschlüssig von links nach rechts. Ich rufe ihn erneut und zeige auf den Karren vor mir. Er schnüffelt daran, berührt das Holz misstrauisch und ganz leicht mit seiner Klaue - wie eine Katze, die das neue Spielzeug noch nicht kennt. Es ist verblüffend wie vielfältig seine Bewegungen auf die Umgebung abgestimmt sind, wie behutsam sich dieser Kolosse regen kann. Dann wendet er sich wieder ab. Aber ich weiß, dass ich manchmal Geduld mit ihm haben muss. Also versuche ich es erneut.