The Elder Scrolls 5: Skyrim08.11.2016, Mathias Oertel
The Elder Scrolls 5: Skyrim

Im Test: Special Edition für PS4 und One

Vor fünf Jahren wurde The Elder Scrolls 5: Skyrim (ab 8,01€ bei kaufen) von unseren Lesern als Spiel des Jahres ausgezeichnet. Drei Jahre, nachdem die Legendary Edition alle Inhalte als schmuckes Paket gebündelt hat, dürfen nun die Krieger und Magier auf PlayStation 4 und Xbox One mit der Special Edition durch Himmelsrand ziehen und sich an hunderten Quests versuchen. Ob sich Skyrim seine Faszination auch angesichts von Spielen wie The Witcher 3 und Fallout 4 bewahrt hat und wie sich die Technik präsentiert, klären wir im Test.

Ohne Worte

Eigentlich muss man keine Worte mehr über The Elder Scrolls 5: Skyrim verlieren, den immer noch aktuellsten Teil der Reihe. Zu seiner Veröffentlichung kassierte das Rollenspiel bei uns mit einer Wertung von 90% einen Platin-Award. Bei der Redaktionswahl zum Rollenspiel des Jahres war es ein denkbar knapper Kampf mit From Softwares Dark Souls, das sich letztlich durchsetzen konnte. Doch diese Ehre wurde dem epischen Abenteuer bei der Leserwahl zuteil. Bis dato gut 23 Millionen verkaufte Einheiten und haufenweise Awards von Kritik und Fans sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Und nachdem Jörg seinerzeit mit einem zwölf Seiten langen Test das Epos gewürdigt hat, das am PC ohnehin und jetzt auch auf PS4 und One mit Modifikationen ausgestattet werden kann, möchte ich hier auch gar nicht die gesamten Vorzüge oder die seinerzeit sowie teils immer noch vorhandenen inhaltlichen Schwächen wiederkäuen. Stattdessen möchte ich hier das damalige Fazit zitieren, das hinsichtlich des Inhalts weiterhin Bestand hat:

Die Special Edition wurde visuell überarbeitet und sieht selbstverständlich besser aus als auf PS3 oder 360. Doch es gibt auch immer noch technische Macken.
„Dieses Rollenspiel hat viele kleine Fehler – technisch, inhaltlich, spielerisch. Aber sie verblassen alle angesichts der unheimlichen Sogkraft, die einen immer tiefer in die Wirren und Geheimnisse dieses nordischen Reiches führt. Bethesda hat sich gegenüber Fallout 3 nochmal gesteigert und inszeniert nicht nur ein episches Abenteuer in offener Welt, das mir die freie Wahl der Route, Karriere und Fraktion lässt. Das können viele, auch wenn keines in den letzten Jahren in so einer prächtigen Landschaft, keines mit so stimmungsvollen Dungeons und keines mit so einem unglaublich dichten Netz aus sehr guten Quests inszeniert wurde. Zusätzlich zu dieser horizontalen Vielfalt und Freiheit kommt eine tiefere Ebene, denn dieses Rollenspiel wird erst dadurch so faszinierend, dass es fest verankert ist in seiner eigenen Geschichte und seinen Legenden. Wer hier ein Buch öffnet, wird nicht nur die nächste Ruine oder Höhle, sondern dazu etwas über ein Schicksal und vielleicht sogar mehr über die brisanten politischen Zusammenhänge erfahren. Wer hier unter der Oberfläche kratzt, wird keine schnell konstruierte Fantasyplastik, sondern gewachsene Knochen finden – alte Gebeine, die schon länger eine Welt tragen. Als Drachenblut hat man verdammt viel Zeit und vor allem Spaß, ihre Rätsel zu entschlüsseln.“

Das Komplettpaket

Bei der Reise durch Himmelsrand kann immer wieder Panoramen wie diese genießen.
Natürlich hat sich seit der ersten Veröffentlichung einiges getan. Es gab mit Dawnguard, Hearthstone und Dragonborn drei umfangreiche Add-Ons, die zuerst in der 2013 erschienenen Legendary Edition zu einem Gesamtpaket geschnürt wurden und natürlich auch Bestandteil dieser Special Edition sind. Während sich Ersteres um den Kampf der Dämmerwacht (eine Gruppe von Vampirjägern) gegen den Volkihar-Clan drehte und dem Spieler sogar die Möglichkeit gab, zu einem Werwolf oder Vampir zu werden, wenn man sich auf die richtige Seite schlägt, wurde es mit Hearthstone heimisch. Hier durfte man nicht nur Kinder adoptieren, sondern auf bestimmten Gebieten ein Haus errichten und nach eigenem Gutdünken ausbauen sowie einrichten. Das führte bei mir z.B. dazu, dass ich in einem Flügel beinahe ausschließlich Regale aufgestellt habe, die ich dann mit meinen gesammelten bzw. gestohlenen Büchern gefüllt habe. Nein, ich habe sie nicht alphabetisch nach Titel oder Autor sortiert - aber das ist eine gute Idee, die ich mit dieser Special Edition umsetzen kann. Das abschließende Add-On ist Dragonborn. Hier kämpft man gegen Miraak, das erste Drachenblut, das korrumpiert wurde und. Hier wurden die Himmelsrand mit der Insel Solstheim um ein umfangreiches Gebiet ergänzt, während man als Spieler u.a. die Möglichkeit bekam, einen ganzen Batzen neuer „Rufe“ zu lernen und sogar auf dem Rücken von Drachen Platz nehmen durfte.

Während die Legendary Edition für die letzte Konsolen-Generation seinerzeit die technisch sauberste und inhaltlich kompletteste Version darstellte, ist die auf PS4 und One erhältliche Special Edition vor allem hinsichtlich der Mod-Unterstützung bemerkenswert. Denn nachdem Bethesda bereits mit Fallout 4 auf den aktuellen Konsolen-Systemen Modifikationen anbieten konnte, dürfen Sofaspieler nach einer kurzen Registrierung auf der entsprechenden Seite auch auf Xbox One bzw. PlayStation 4 aus einem stattlichen Fundus an Mods auswählen - natürlich nicht ohne die Warnung, dass diese Ergänzungen das eigentlich vorgesehene Spielerlebnis nicht nur verändern, sondern nachhaltig beeinflussen können. Es gibt allerdings leichte Unterschiede auf den Konsolen. Zum einen wird auf der One mit fünf Gigabyte die fünffache Menge an Speicherplatz für Modifikationen reserviert als auf der PS4. Das wiederum ergibt erst dann Sinn, wenn man weiß, dass vermutlich als Kompromiss für die offensichtlich schwierigen Verhandlungen von Sony und Bethesda zum Thema Mods auf PS4 nicht erlaubt wird, externe Assets zu verwenden. Sprich: Wer eine Mod für die PS4-Version anbieten möchte, kann nur die mitgelieferten Texturen etc. verwenden, während man für One auch neue Assets erlaubt. Daher überrascht es nicht, das derzeit auf dem Sony-System etwas über 700 Mods erhältlich sind, während bei der Microsoft-Konsole mittlerweile über 1100, teils sehr interessante zur Verfügung stehen. Je nach System gehört u.a. ein "Unofficial Patch" oder die auf PC ebenfalls beliebte "Open Cities"-Mod dazu, die die Ladezeiten beim Betreten einer Stadt entfernt. Auch der das KI-Verhalten der NPCs überarbeitende "Immersive Citizens" steht zur Verfügung. Selbst der "Graphical Overhaul", der in vielen kleinen Bereichen die Texturen verändert und knapp 400 MB auf der Platte einnimmt, lässt sich auf der One installieren.

Vanille ohne Streusel

Die Kämpfe werden wuchtig inszeniert, bleiben hinsichtlich der Mechanik aber so oberflächlich wie eh und je.
Doch natürlich bezieht sich dieser Test nicht auf die optionalen Erweiterungen, mit denen man sein Spiel verschönern, verbessern oder optimieren kann, bis die Konsole qualmt, sondern auf die Inhalte und vor allem die Technik der Standard-Fassung, die auf Neudeutsch ja gern als "Vanilla" bezeichnet wird. Und vor allem was die Inhalte betrifft, hat der Ausflug nach Himmelsrand vom Start weg wieder seine Sogwirkung entfacht, obwohl ich schon seinerzeit dutzende Stunden versenkt habe, zu denen sich mit der Legendary Edition noch einige weitere Dutzend gesellten. Die ersten der insgesamt gut 350 Aufgaben, die man für einzelne Figuren oder Fraktionen erledigen darf, entführen einen nahezu unbemerkt in die Spielwelt. Das Wandern durch die mal idyllischen, mal bedrohlichen Landschaften mit seinen Höhlen, Dungeons, Ruinen, Sehenswürdigkeiten überrascht immer noch mit seinen vielen Geheimnissen, die man lüften möchte - nicht nur, weil sich hier oder dort vielleicht noch besondere Ausrüstungsgegenstände verbergen. Das umfangreiche Crafting-System gibt einem haufenweise Möglichkeiten an die Hand, als Schmied, Schneider und Veredler in Personalunion seine eigene Ausrüstung anzufertigen. Die offene Figurenentwicklung lockt nach wie vor mit ihrer Freiheit und dem vorbildlichen „Learning-by-Doing“-System, das einen belohnt, wenn man sich auf bestimmte Aktionen konzentriert. Bei der schieren Größe der Welt ist man immer wieder geneigt, die immer noch vorhandenen und mit den Bethesda-Rollenspielen assoziierten Fehler bzw. Probleme wegzulächeln. Das Figurenverhalten z.B. ist immer noch nicht von allen Mankos befreit  und zeigt vor allem beim Entdecken der schleichenden Spielfigur sowie dem simplen, nur wenige taktische Finessen nutzenden Kampf in engen Räumen oder Gängen Probleme, die man als Zauberer mit einem Fokus auf duale Zerstörungszauber sehr schnell ausnutzen kann. Auch dass einige der frühen Drachen, denen man begegnet, immer noch vergleichsweise leicht besiegt werden können, hätte in dieser Fassung gerne behoben werden dürfen.

Auch ohne Mod-Zuschaltung sieht Skyrim richtig gut aus. Und mit den richtigen Modifikationen kann man sogar noch mehr herausholen oder u.a. die NPC-KI verbessern.
Und die Kulisse? Dass diese sich natürlich besser präsentiert als auf den Konsolen der letzten Generation, ist keine Überraschung. Doch unter dem Strich hatte ich hier trotz aller stimmungsvoller Panoramen, dichterer Botanik und dichtem Schneegestöber mehr erwartet. Nicht nur, weil CD Projekt Red mit The Witcher 3 oder Bethesda selbst mit Fallout 4 visuell die Messlatte für Rollenspiele in einer offenen Welt hochgelegt hat. Sondern auch, weil andere "Remaster" bzw. Versionen für Xbox One oder PlayStation 4 einen visuell überzeugenderen Eindruck hinterlassen. GTA 5, die Nathan Drake Collection, mit Einschränkung Batman: Return to Arkham und vor allem die BioShock Collection zeigen, wie ein Remaster aussehen kann. Mit all seinen technischen Verbesserungen und Optimierungen, die sich auch auf die Weitsicht auswirken und in den Lichteffekten bemerken lassen, ist Skyrim ganz weit davon entfernt, hässlich zu sein. Aber das grundsätzliche Alter von gut fünf Jahren lässt sich trotz aller Anstrengungen in vielen Details nicht verheimlichen. Vor allem ist es aber schade, dass der durchweg gute Eindruck, der allerdings immer noch ein ordentliches Stück unter dem liegt, was auf grafische Verbesserungen ausgerichtete Mods auf einem potenten PC aus Himmelsrand herausholen, durch visuelle Ungereimtheiten zunichte gemacht wird. Es gibt immer noch Pop-ups, der Rollrasen feiert in weiten Ebenen ein Comeback (wenngleich deutlich weiter entfernt) und mitunter schwebt Fauna in etwa 200 Meter Entfernung ein paar Meter in der Luft, bevor sie beim Näherkommen schließlich mit der Schwerkraft konfrontiert wird. In diesen Momenten verliert Skyrim seinen Charme, den es aber kurz darauf mit der nächsten gut inszenierten Quest oder dem nächsten gelüfteten Geheimnis zurück gewinnt. Dass auf der One offensichtlich komprimierte Sounddateien verwendet werden (wir berichteten), ist im Test an einem normalen Fernseher nicht großartig aufgefallen. Auch andere berichtete, teils von Bethesda bestätigte und mitunter mit Mod-Verwendung zusammenhängende Fehler wie unsichtbare Waffen, verschwundene NPCs, Abstürze oder einfrierende Bildschirme sind uns in unserer Testphase nicht begegnet. Dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die technische Optimierung der Special Edition noch nicht abgeschlossen ist. Dass dies der Sogkraft nur rudimentär schadet, ist Zeugnis für die Qualität, die Skyrim seit seiner Erstveröffentlichung bis hin zu dieser Special Edition auszeichnet.

Fazit

Angesichts von weltweit über 23 Millionen verkaufter Einheiten ist es kaum zu glauben, dass es noch Rollenspieler gibt, die noch keinen Fuß nach Himmelsrand gesetzt haben. Wer nach den Zeitfressern wie Fallout 4 oder Witcher 3 jedoch immer noch nicht genug von Charakterentwicklung, Kampf und Quests in offenen Welten hat, ist mit der Special Edition von Skyrim in  jedem Fall gut, mitunter sogar sehr gut aufgehoben. Diese Gebiete Tamriels sahen auf Konsolen noch nie so gut aus, man hat wie vor drei Jahren bei der Legendary Edition alle Add-Ons dabei und kann zudem auch auf Konsolen auf Modifikationen zugreifen, so dass man weit über 150 Stunden investieren kann. Allerdings gibt es hier bedingt durch Vorgaben von Sony eine Zweiklassen-Gesellschaft: Auf der PS4 werden keine Mods zugelassen, die externe Assets verwenden, während es auf der One eigentlich keine Beschränkungen gibt. Doch natürlich bekommt man auch vollkommen ohne Community-Kreationen wie bei der Premiere vor etwa fünf Jahren ein episches sowie seinerzeit Weg weisendes Abenteuer. Das schafft es zwar trotz vielerlei Verbesserungen oder Optimierungen nicht immer uneingeschränkt, ein visuell zeitgemäßes Bild zu hinterlassen, fällt manchmal mit Pop-ups auf und ist auch immer noch nicht komplett von Bugs befreit. Doch ich genieße nach dem Original und der Legendary Edition auch mit der Special Edition meinen mittlerweile dritten Ausflug nach Skyrim mit jedem Schritt – auch wenn der Reiz der Erstfaszination fehlt und man der Kulisse letztlich das Alter anmerkt.

Pro

interessante Story & episches Flair
absolut freie Charakterentwicklung
enorme Spielzeit (150 Stunden plus x)
sehr gut verzahnte, ständig aktualisierte Quests
prächtige Landschaft mit vielen Geheimnissen
Bestrafung für Verbrechen, aber...
einen Gefährten mitnehmen & befehlen...
Pferd reiten und kämpfen
alle drei Add-Ons inklusive
glaubwürdige Reaktionen auf Völker
Tag&Nacht- sowie Klimawechsel
stimmungsvolle Dungeons mit Fallen & Rätseln
zig nützliche (!) Lexika, Bücher, Notizen
Kochen, Alchemie, Schmieden, Verzauberung
unendlich viele Waffen und Zauber
Schreie als übersinnliches Element
eigenes Haus, Heirat & Geschäft möglich
hervorragende Musikuntermalung
sehr gute deutsche Lokalisierung
fünf Schwierigkeitsgrade, jederzeit speicherbar
alle Hilfanzeigen abschaltbar (HUD-Transparenz)
unterstützt auf beiden Systemen Modifikationen

Kontra

simples & hektisches Kampfsystem
erste Drachen zu leicht zu besiegen
einige spröde & unlogische Gesprächssituationen
Gefährten-Trainer lassen sich ausnutzen
Hinweise auf Radarleiste nicht optional
... inkonsequente Eigentumsverhältnisse
... aber nur oberflächliche Dialoge möglich
Mods auf PS4 erlauben keine externen Assets
technische Probleme (Pop-ups, Rollrasen)
Soundkomprimierung (One)
Bugs (verschwindende Waffen oder NPCs, Abstürze bei Mod-Verwendung)

Wertung

XboxOne

Das Skyrim-Komplettpaket ist nach wie vor ein episches Abenteuer, dessen inhaltliche Qualitäten, Mod-Unterstützung und visuelle Verbesserungen von gewissen technischen Mankos überschattet werden.

PlayStation4

Das Skyrim-Komplettpaket ist nach wie vor ein episches Abenteuer, dessen inhaltliche Qualitäten und visuelle Verbesserungen von gewissen technischen Mankos überschattet werden. Zudem sind auf der PS4 nicht alle Mods zugelassen.

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