Schaurige Präsentation
Während Amnesia: A Machine for Pigs technisch eher ernüchtert, nutzt das Team von Red Barell die ganze Power der Unreal-Engine, durch die Outlast den großen AAA-Produktionen in nichts nachsteht. Flüssige Animationen, verunstaltete Charaktermodelle, kullernde Regentropfen an Scheiben, flackernde Lichter und tanzende Schatten – das alles sieht auch auf der PlayStation 4 fantastisch aus und steht angesichts der knackscharfen Texturen und flüssigen Darstellung dem PC-Vorbild auf den ersten Blick in nichts nach! Mit der Zeit bemerkt man allerdings stellenweise deutliche Einbrüche der Bildrate sowie vereinzelt auftretendes Tearing, von dem PC-Spieler dank V-Sync verschont blieben. Das gilt auch für die Ladeunterbrechungen, die den Spielverlauf an der Konsole hin und wieder stören. Hinzu kommt, dass die Ladezeiten hier nicht nur häufiger auftreten, sondern generell länger ausfallen am PC. Das wird besonders im Rahmen einiger Trial&Error-Fluchtszenen deutlich, in denen man normalerweise mehrere Anläufe benötigt.
Angesichts des hohen Ekelfaktors ist mir die Darstellung stellenweise sogar fast schon etwas zu detailliert. Der Blick durch das Kameraobjektiv setzt der Präsentation die Krone auf: Schon im normalen Modus wird mit leichten Unschärfen und einem Grieselfilter das Videobild optisch klasse eingefangen. Doch erst in der phänomenalen Nachtsicht kommt echtes Blair-Witch-Feeling auf – eine herrlich intensive Erfahrung.
Solche ekligen Fratzen sorgen immer wieder für Schockmomente.
Doch das Bild alleine reicht nicht – erst im Zusammenspiel mit dem Ton können sich Terror und Horror endgültig entfalten. Auch bei Outlast trägt die hervorragende Klangkulisse einen entscheidenden Teil zur beklemmenden Atmosphäre bei: Da knarzen die Dielen unter den Füßen, der zitternde Atem von Miles bringt die Panik wunderbar zur Geltung, das Stöhnen und Schreien der Verrückten wirkt unangenehm bedrohlich – so muss sich ein Horrorspiel anhören! Nicht zu vergessen der Soundtrack, der mich mit seiner Kombination aus tiefen Bläsern, disharmonischen Streichern und diesem ständigen Pochen in Kombination mit einer tollen Dynamik oft allein an den Rand des Wahnsinns gebracht hat. Dazu gesellen sich überzeugende englische Sprecher, wobei die Dialoge von den deutschen Untertiteln leider nur lückenhaft abgebildet werden. Klar, im Idealfall genießt man diese Audiofolter mit einem Kopfhörer, doch auch die 5.1-Abmischung ist erschreckend gut, auch wenn manche Dialoge etwas zu leise erscheinen.
Controller als Atmosphäre-Killer
Der Gore- (und Ekel-)Faktor ist auf der PS4 genauso hoch wie am PC. Schnitte sind uns nicht aufgefallen.
Das Team von Red Barrels hat trotz kleiner technischen Einbußen so viel bei der PS4-Umsetzung richtig gemacht. Doch bei einer Sache liegt man voll daneben: Die Einbindung der Controllerleuchte des DualShock 4 als Ambilight-Verschnitt ist eine Katastrophe, die spürbar die Atmosphäre und Immersion stört. Dabei schaltet die Funzel je nach Kameraverwendung zwischen einem grellen weiß und einem hellen grün um, sobald man die Nachtsicht nutzt. Das ist so unglaublich nervig, wenn man in einem dunklen Raum spielt - also genau so, wie man es mit einem solchen Titel machen muss, um die volle Horror-Dröhnung zu bekommen. Doch mit dieser überflüssigen Lichtershow fällt es mir deutlich schwerer, im Spiel zu versinken. Warum gibt es keine Möglichkeit in den Optionen, diesen Quatsch zu deaktivieren? Oder am besten sogar in den Systemeinstellungen, denn als Freund vom Zocken im Dunkeln wird meine Abneigung hinsichtlich dieses Controller-Features kontinuierlich größer.
Stattdessen hätten die Entwickler lieber andere Funktionen nutzen sollen: Da hätte sich sowohl der eingebaute Lautsprecher angeboten (z.B. für das Fieps-Geräusch beim Umstellen auf Nachtsicht oder um Schockmomente noch weiter zu verstärken) oder sogar eine Motion-Steuerung - etwa wenn man panisch Ventile öffnen oder schließen muss. Hier wurde Potenzial verschenkt, mit der man die Umsetzung noch stärker auf die Fähigkeiten der PS4 zuschneiden und den Überlebenskampf noch intensiver hätte gestalten können.