Max Payne lässt grüßen
Trotzdem entstehen auch auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sehr hitzige Schusswechsel, weil man in engen Arealen von Gegnerwellen ins Kreuzfeuer genommen wird, die auch teilweise gegen Kopfschüsse immune Helmträger ins Feld führen oder Granaten & Co werfen, denen man schnell ausweichen muss. Zurückwerfen? Geht nicht. Da hilft irgendwann nur die Bullet Time aka Schwarzsicht: Hat Sir Galahad diese Spezialfähigkeit aufgeladen, kann er mehrere Feinde bequem in Zeitlupe per Stick markieren und ausschalten. Die Action hat durchaus ihre unterhaltsamen Momente, aber so richtig Shooterfeuer will nicht lodern, weil man sich kaum kreativ bewegen oder abseits explosiver Fässer clever mit der Umgebung interagieren muss.
Man kann Gegenstände in der Hand genau untersuchen, sogar Briefe umdrehen, aber meist nichts Interessantes entdecken. Wozu soll man sich also alles ansehen?
Das liegt nicht nur daran, dass wie oben beschrieben kaum etwas fulminant zerstört wird, sondern auch an den sehr konventionellen Waffen, die von Pistolen über Gewehre bis hin zu Minenwerfern reichen. Zwar haben manche auch eine Sekundärfunktion, aber meist ballert man mit Projektilen. Warum würzt man die Action nicht mit mehr Steampunk-Flair? Das Einfallsreichste ist noch, dass man einen brennbaren Staub verschießen und dann entzünden kann oder dass man eine Art Elektroarmbrust auflädt.
Schwache Granaten und Nahkämpfe
Vor allem die Granaten sind enttäuschend: Rauch und Splitter – das war’s. Ich will
Die Deckungsaction unterhält solide mit hitzigen Gefechten, es gibt Zeitlupen und Takedowns. Aber fast nur gewöhnliche Waffen und zwei schnöde Granaten - Rauch und Splitter.
gar nicht von magnetischen Effekten, betäubender Munition, von flirrenden Schutzschilden oder summenden Markierungsbolzen oder mechanischen Greifhaken fabulieren, aber als Steampunkfan erwarte ich mehr als ein zig mal benutztes Weltkriegs-Arsenal. Auch der Nahkampf fühlt sich nicht wirklich wuchtig oder so herrlich dynamisch an wie etwa in The Last of Us. Wenn ich in den Gegner renne, muss ich einfach rechtzeitig einen aufblinkenden Knopf für die automatische Attacke drücken. Ich kann aber nicht selbst aktiv mit dem Bajonett oder dem Kolben austeilen. Es blinkt nichts? Dann geht auch nichts, obwohl ich direkt neben einem Gegner stehe.
Auch nicht frei, aber besser werden immerhin die Reaktionstests gegen besondere Feinde inszeniert. Man wird in sehr gut choreografierte Nahkämpfe gegen Bestien verwickelt, in denen man auf Knopfdruck ausweichen und selbst mit schnellen oder schweren Hiebe zustechen muss. Das sieht stellenweise klasse aus und wird von tollen Kameraperspektiven begleitet, aber läuft letztlich immer nach demselben Schema ab. Und das raubt auch dem Finale sehr viel Spannung.
Ich vermisse klassische Bosskämpfe, in denen ich auch mal freier mit Waffensystemen und Umgebung taktieren muss. Lediglich in den Szenen mit den Werwölfen muss man das Ausweichen und den Beschuss mal mehrmals hintereinander kombinieren, bevor ein Todesstich möglich ist. In The Order gibt es ansonsten keine Gefechte gegen riesige Kreaturen. Überhaupt ist die Gegnervielfalt bescheiden.