Gauntlet 17.08.2015, Mathias Oertel

Im Test: Neu + überarbeitet = besser?

Vor nicht mal einem Jahr hat die ehrwürdige Gauntlet-Serie ein ordentliches Comeback gefeiert, das vor allem mit mehreren Spielern für Kurzweil sorgen konnte. Mit der so genannten "Slayer Edition", die einige gravierende Änderungen enthält, dürfen nun auch auf der PS4 bis zu vier Spieler die Gewölbe auf der Suche nach Gold und Monstern durchforsten - mehr dazu im Test.

So wie immer, nur besser?

Bevor das Magicka-Team von Arrowhead sich mit Gauntlet (ab 4,19€ bei GP_logo_black_rgb kaufen)beschäftigte, war die Serie eigentlich am Ende. Doch mit einer behutsamen Mischung alter und neuer Elemente sowie einer sauberen Kulisse konnte dem Urvater des actionlastigen Dungeon Crawlers neues Leben eingehaucht werden. Für Solisten zwar nur eingeschränkt unterhaltsam, ging es vor allem im kooperativen Spiel mächtig zur Sache. Allerdings war auch hier die Langlebigkeit durch die überschaubare Anzahl an Abschnitten und nur wenig Personalisierung eingeschränkt. Mehr Infos dazu findet ihr im Test (Wertung: 70%) aus dem letzten Jahr. Mit der jetzt erschienenen so genannten „Slayer Edition“ auf der PS4, deren Inhalte zeitgleich auch als kostenloses Update für PC-User erscheinen, sollen einige der Probleme behoben werden.

Mit vier Spielern und entsprechendem Effekteinsatz kommt es irgendwann zu (un)kontrolliertem Chaos.
Beibehalten wurden natürlich die vier Helden Krieger, Elf, Walküre und Zauberer, die allesamt dem Ur-Gauntlet aus der Spielhalle entstammen. Dass man auch für die Slayer Edition daran festgehalten hat, ihre Mechaniken deutlich voneinander abzugrenzen, sorgt dafür, dass jede Figur eine andere Herangehensweise erfordert und im Gruppenkampf eine andere Rolle einnimmt. Zudem spielen sie sich angenehm unterschiedlich. Schade ist allerdings, dass die Ende letzten Jahres auf PC als DLC erschienene fünfte Heldin Lilith, eine Nekromantin, für die PS4-Version nicht gleich zum festen Bestandteil der Slayer Edition geworden ist, sondern nur für zusätzliche Kosten (4,99 Euro) zu haben ist. Ebenfalls beibehalten wurden die akkurate Steuerung, deren Pad-Version bereits am PC überzeugte sowie die Möglichkeit, sämtliche Modi mit bis zu vier Spielern in jeglicher On-/Offline-Kombination kooperativ angehen zu können.

Beste Freunde, beste Feinde

Solisten können sich nach der Kampagne auf das Endlosspiel sowie täglich neue Herausforderungen stürzen.
Wobei kooperativ ein zweischneidiges Schwert ist. Einerseits kommt  man nur weiter, wenn man seine Angriffe aufeinander abstimmt. Andererseits geht es um die eigene Goldbörse. Denn nur mit Gold kann man seine Ausrüstung aufstocken oder verbessern. Und dieser Spagat zwischen Raffgier und Hilfsbereitschaft macht einen großen Reiz der mitunter herrlich chaotischen und mitunter etwas unübersichtlichen Koop-Ausflüge aus. Solo hingegen hält sich der Unterhaltungswert nach wie vor in Grenzen. Zwar hat man als Alleinspieler den Vorteil, dass man sich im Wesentlichen nicht darum kümmern muss, ob man überschüssiges Essen als Lebenspunktspender jetzt abschießt. Doch auf die bissigen Kommentare der Freunde, die neben einem auf dem Sofa sitzend unheimlich schnell zu Feinden werden können, muss man dann natürlich verzichten.

Mit der neuen Version gibt es aber einige mechanische Änderungen, die teilweise mit den numerisch aufgestockten Gegenständen zu tun haben. Die mehrstufigen Relikte, die man ausrüsten kann, werden z.B. nicht mehr mit den raren Tränken ausgelöst, sondern sind mit einer Abkühlzeit versehen, die ihren Einsatz berechenbarer und im Rahmen des Gruppenspiels deutlich planbarer und damit taktischer macht. Allerdings gilt nach wie vor, dass die Relikte für alle Helden identisch sind. So bleibt die Chance für eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit weiterhin ungenutzt. Dafür jedoch wurden neue spezielle Trank-Fähigkeiten ergänzt. Die Waffen hingegen sind mit unterschiedlichen Sonderangriffen versehen, so dass der Elf z.B. die Wahl zwischen der bekannten Bombe, einem Starrefeld oder einem Sprungschuss hat, der ihn aus dem Weg der heranrückenden Monster katapultiert und dabei ordentlich Schaden verursacht. Schade ist allerdings, dass das Erreichen bestimmter Meilensteine wie gegessene oder abgeschossene Nahrung, zerstörte Objekte etc. nicht mehr mit Boni, sondern nur noch mit Gold belohnt wird. Im Rahmen dessen wurden für PC-Spieler übrigens die bislang erreichten „Meisterschaften“ in bare Münze umgewandelt.

Alles neu macht der August?

Je mehr Spieler die Jagd auf Monster und Gold aufnehmen, desto unterhaltsamer werden die Dungeon-Ausflüge.
Viele der mechanischen Ergänzungen ergeben Sinn, da sie das Spielgefühl abrunden und für einen angenehmen Fluss sorgen, der ausgewogener, aber auch variantenreicher scheint als bei der damaligen PC-Version. Doch es sind vor allem die inhaltlichen und visuellen Änderungen, die dafür sorgen, dass Gauntlet in der Slayer Edition einen deutlichen Schritt nach vorn macht. Das Auffälligste daran ist der frische Endlos-Modus, der nicht nur Gruppen weitere Höhlenkampf-Unterhaltung verspricht, sondern auch Solisten länger bei der Stange hält, als es noch letztes Jahr am Rechner der Fall war. Die Kampagne wird nicht nur jetzt statt mit einer Art Verteilerwelt in Form einer Karte präsentiert, auf der man sein nächstes Ziel aussucht. Sie wurde zusätzlich mit neuen Monstern versehen, während alte Gegner mitunter frische Angriffsoptionen spendiert bekamen, so dass selbst PC-Veteranen hier die eine oder andere Überraschung erleben können.

Das Kolosseum wurde ebenfalls modifiziert: Hier warten jetzt täglich neue Herausforderungen, die ihren Namen wirklich verdienen, daher vorrangig für Gruppen konzipiert scheinen, aber auch mit entsprechend Gold sowie weiteren Belohnungen vergütet werden. Dass das Offline-Spiel nach wie vor auf nur einen gemeinsamen Bildausschnitt konzentriert ist und auch kooperativ keine Splitscreen-Option anbietet (von Splitscreen-Dynamik à la Lego möchte ich nicht mal ansatzweise träumen), ist schade, aber noch einigermaßen verschmerzbar. Und obwohl dies natürlich das klassische Spielgefühl repliziert, das man mit dem Ur-Gauntlet verbindet, ist es online noch weniger zu verstehen. Wieso wird man mit vier Spielern an vier Geräten immer noch gegängelt und eingeschränkt, wenn es doch auch möglich wäre, jedem Helden einen eigenen Bildausschnitt zu gewähren?

Fazit

Ein wundersames Umstülpen des Konzeptes konnte man auf der PS4 mit der Slayer Edition von Gauntlet nicht erwarten. Dementsprechend bleiben einige Probleme des auf seine Grundbestandteile reduzierten Hack&Slays bestehen, die auch vor knapp einem Jahr den PC plagten, darunter eine gewisse mechanische Redundanz vor allem für Solisten. Auch die unglückliche Entscheidung, bei Koop-Ausflügen mit mehreren Systemen das Geschehen für alle Spieler auf einen gemeinsamen Bildschirm-Ausschnitt zu begrenzen, hat immer noch Bestand. Und doch hat mir die überarbeitete Fassung mehr Spaß bereitet als das Original im letzten Herbst. Mit zahlreichen kleinen Änderungen wie verbesserter Benutzerführung, Modifikationen der bestehenden Abschnitte, indem man z.B. neue Gegner hinzufügt oder bekannten Gegnern neue Attribute verleiht, wird die Jagd nach Gold und Ruhm aufgewertet. Zusätzlich warten mit dem Endlosmodus und den täglichen Herausforderungen im Kolosseum neue Inhalte, die auch Alleinspielern mittelfristig wieder Freude bereiten. Die Änderungen im Inventar- bzw. Fähigkeitensystem wirken sich ebenfalls größtenteils positiv aus – mit Ausnahme der durch die Meisterschaften freigeschalteten Boni, die mittlerweile nur noch Gold in die Kasse spülen. Mit vier Spielern vermisst man zwar einen Splitscreen in jeglicher Form, doch spaßiges Chaos und Schadenfreude bewegen sich bei den vermeintlich kooperativen Ausflügen in die mit Monstern und Bossen prall gefüllten Untiefen in ähnlichen Bereichen wie bei den Konsolenfassungen von Diablo 3 Reaper of Souls. 

Pro

die vier Helden des Ur-Gauntlet
herrlich chaotische Kämpfe (vor allem Multiplayer samt Streit um Kills und Gold)...
die Figuren spielen sich sehr unterschiedlich
gelungene Modernisierung des klassischen Spielprinzips
ordentliche Bosskämpfe
Endlosmodus lockt auch nach der Kampagne ans Pad
Kolosseum wartet mit täglich neuen Herausforderungen
technisch sauberer Port auf PS4

Kontra

redundantes Spieldesign
... bei denen das Chaos häufig in Hektik und Frust enden kann
Relikte für alle Helden gleich
auch bei Online-Spiel auf einen Bildschirm konzentriert
fünfte Spielfigur nur als DLC, nicht als Teil der Slayer Edition

Wertung

PlayStation4

Mit den neuen bzw. veränderten Inhalten der Slayer Edition bekommen nicht nur Koop-Spieler, sondern auch Solisten die bislang beste Version der Jagd auf Monster und Gold.

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