Lifeless Planet16.09.2016, Michael Krosta

Im Test: Lebloses Spieldesign

Vor mehr als zwei Jahren erschien Lifeless Planet (ab 16,98€ bei kaufen) auf dem PC. Jetzt hat man auch auf der PlayStation 4 die Chance, als gestrandeter Astronaut im Stil von „Der Marsianer“ einen fremden Planeten sowie dessen Geheimnisse zu entdecken und sich wieder auf die Suche nach dem Weg zurück nach Hause zu begeben. Leider will man schon nach kurzer Zeit schneller wieder dorthin, als es die Entwickler der Stage 2 Studios im Sinn gehabt haben dürften...

Verheißungsvoller Anfang

Es hätte so schön werden können: Nach der Bruchlandung im Ödland des fremden Planeten tappt man zunächst noch neugierig durch die staubige Landschaft. Was ist das für ein Ort? Und wo ist der Rest der Crew abgeblieben? Die Suche nach den Überlebenden wird schnell um weitere Fragezeichen bereichert, denn Siedlungen deuten darauf hin, dass hier schon einmal Menschen gelebt haben. Aber wer waren sie und wo kamen sie her? Und viel wichtiger: Warum sind jetzt alle verschwunden? Haben vielleicht sogar Außerirdische ihre Finger im Spiel?

Zu Beginn ist man noch neugierig, was es mit dem vermeintlich verlassenen Planeten auf sich hat.
Lifeless Planet lebt zunächst von der Neugier, dem großen Mysterium rund um diesen merkwürdigen Ort auf den Grund zu gehen. In der Erstfaszination für die fremde Welt sieht man sogar noch über die angestaubte Kulisse mit ihren detailarmen Texturen oder die fehlenden Fußabdrücke im Sand hinweg und hofft auf ein atmosphärisches Erlebnis der Marke Journey oder The Vanishing of Ethan Carter. Die Voraussetzungen hätte das Szenario auf jeden Fall hergegeben...    

Traurige Realität

Aber zu schnell verfliegt die anfängliche Faszinationen und die Erkundung entpuppt sich als hochdosierte Schlaftablette. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen schafft es die Kombination aus Audio-Logs und Dokumenten im Zusammenspiel mit den wenigen amateurhaft inszenierten Zwischensequenzen nicht, mich in die belanglose Geschichte hineinzuziehen – auch deshalb, weil sich mögliche Zusammenhänge schnell offenbaren. Zum anderen wären da die furchtbar langweiligen Plattform-Elemente, wenn man die zahlreichen Abgründe mit dem Jetpack überwindet und dabei höchstens die schwammige Steuerung eine Herausforderung darstellt. Der Doppelsprung via Jetpack lässt sich zeitweise sogar verbessern und man darf mehrfach die Schubdüsen betätigen. Allerdings wird einem das Upgrade zwischendurch immer wieder per Skript mit der Begründung eines leeren Tanks abgenommen – eine Anzeige für Energiereserven gibt es nicht.

Das Hantieren mit Gegenständen wird durch die fummelige Steuerung oft zur Geduldsprobe.
Das gilt auch für den Sauerstoff, denn hier greifen die Entwickler auf die gleiche Methode zurück und lösen einen Sauerstoffmangel einfach dann per Skript aus, wenn es ihnen passt. Wer jetzt auf einen dramatischen Kampf um jeden Atemzug gehofft hat, wird schnell enttäuscht: Selbstverständlich befindet sich die nächste O2-Nachfüllstation immer in unmittelbarer Nähe und macht außerdem noch mit einem aufdringlichen Blinken auf sich aufmerksam. Folglich hätte man sich den ganzen Aufriss komplett sparen können, denn als sinnvolles Spielelement taugt das Sauerstoffthema hier überhaupt nicht – im Gegenteil!

Gefahrlose Bedrohung

Hinsichtlich der Bedrohung zeigt sich ein ähnliches Bild: Wie sich bald herausstellt, ist der Planet doch nicht so leblos wie zunächst gedacht. Ein Teil der einfallslos gestalteten Flora schnappt umgehend zu, wenn man sich ihr zu sehr nähert. Dummerweise sind die aggressiven Pflanzen so groß und deutlich zu erkennen, dass man sie sogar als Blinder einfach umgehen könnte – von Dramatik und Spannung keine Spur! Auch dem Mini-Tornado, der manchmal im Stil des schwarzen Rauchs aus Lost die Verfolgung aufnimmt, lässt sich jedes Mal im Spaziergang und mit einem lauten Gähnen aus dem Weg gehen.

Die Rätsel werden ihrem Namen genauso wenig gerecht, denn aufgrund des simplen Designs werden die Lösungen fast schon auf dem Präsentierteller serviert – abgesehen von vereinzelten Schalterrätseln zum Öffnen großer Türen, in denen man nur durch witzloses Ausprobieren weiterkommt. Die größte Herausforderung stellt hier einmal mehr die fummelige Steuerung dar, wenn man Objekte verschieben oder an einen anderen Ort tragen muss. Der Roboter-Arm,

Der Roboterarm kommt in den simpel gestrickten Umgebungsrätseln zum Einsatz.
der später die Ausrüstung ergänzt, ist zwar im Prinzip eine ähnlich nette Idee wie Windeinflüsse bei manchen Sprungeinlagen, scheitert aber aufgrund der umständlichen Bedienung an einer gelungenen Einbindung.

Verschiedene Zonen

Immerhin versucht man dem drögen Spielablauf mit abwechslungsreichen Schauplätzen etwas entgegenzuwirken. So verschlägt einen die Erkundungsreise neben dem Ödland u.a. auch in unterirdische Einrichtungen, einen dicht bewachsenen Wald und Felslandschaften. In einem der Abschnitte muss man sogar mit seiner Taschenlampe durch die Dunkelheit irren. Die Wechsel der Schauplätze und Szenarien ändern sich teilweise allerdings so schlagartig, dass man besser nicht länger darüber nachdenken sollte, warum es plötzlich Nacht ist oder die Landschaft von jetzt auf gleich ganz anders aussieht. In diesem Zusammenhang sei auch angemerkt, dass die Qualität der Darstellung je nach Schauplatz stark variiert und es in manchen Abschnitten zu mitunter starken Einbrüchen der Bildrate kommt, was angesichts der kargen Kulisse umso mehr verwundert. Immerhin kann der Soundtrack meist überzeugen, wenn neben den billigen Effekten hin und wieder Musik aus den Lautsprechern ertönt.

Fazit

Meine Güte, was ist das laaaaaaaaangweilig! Lifeless Planet entpuppt sich auch auf der PS4 als hochdosierte Schlaftablette, wenn man gähnend durch die fremde Welt latscht und weder von den simplen Rätseln noch den anspruchslosen Jetpack-Hüpfeinlagen oder Konfrontationen mit der aggressiven Flora gefordert wird. Der geskriptete Sauerstoffmangel fügt sich nahtlos ins peinliche Spieldesign ein und auch die Story schafft es mit ihren drögen Audio-Logs nicht, die anfängliche Neugier lange aufrecht zu erhalten. Nur in einem Bereich haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet: Selten konnte ich mich derart gut mit dem Protagonisten identifizieren, denn genau wie der gestrandete Bruchtonaut konnte ich es kaum erwarten, diesen stinklangweiligen und hässlichen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen. 

Pro

Einstieg und Szenario machen neugierig
mitunter atmosphärische Soundtrack-Passagen

Kontra

anspruchslose Plattform-Elemente
Sauerstoff-Vorrat und Jetpack-Füllung als simple Skripts
nur eingeschränkte Erkundung möglich
extrem simple Umgebungsrätsel
harmlose Gegner
z.T. fummelige Steuerung (u.a. beim Bewegen von Objekten)
mitunter deutliche Einbrüche der Bildrate
angestaubte Kulisse mit Matsch-Texturen und fehlenden Details wie Fußspuren
penetrantes Blinken von Sauerstoff-Stationen
belanglose Geschichte mit öden Audio-Logs
häufiges Wiederkäuen bekannter (Rätsel-)Mechaniken

Wertung

PlayStation4

Kein Anspruch, keine Spannung, keine zeitgemäße Technik: Lifeless Planet ist auch auf der PS4 ein überflüssiger Langweiler!

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