Im Test: Deluxe Edition für Genießer
Im Visier der Laserwachen
Auf der PlayStation 4 habt ihr die Wahl, ob ihr mit dem Hauptspiel "The Talos Principle" oder der Erweiterung "Road to Gehanna" starten wollt. Aber Vorsicht: Letztere richtet sich an erfahrene Spieler und schon das erste Rätsel dürfte den Kopf zum Qualmen bringen: Wie soll man bloß gleichzeitig die blauen und roten Laser aktivieren und einen davon über Mauern hinweg ins Ziel bringen, damit sich in gefühlten zwei Kilometer Entfernung endlich der Schalter auflädt und das Gatter öffnet? Die wollen doch nicht etwa, dass ich die Kiste mit den beide Sprungschanzen...oh doch, das wollen sie. Um es kurz machen: Die vier zusätzlichen Episoden haben es in sich und werden euch bis tief in die Nacht beschäftigen, zumal auch die Geschichte um Uriel_Kopie (1) und Elohim fortgeführt wird - über saubere Texte an Terminals oder in stimmungsvoller deutscher Sprachausgabe.
So idyllisch die antike Kulisse in „The Talos Principle“ auch wirkt und so weise die Stimme des mysteriösen Erzählers zu Beginn klingt: Man muss ganz schön aufpassen, wenn man durch die Anlagen spaziert oder spurtet. Aber keine Bange, der Spielrhythmus ist eher entspannend als frustrierend: Falls man mal im Laser stirbt, ist das nicht weiter tragisch, denn es wird an den Anfang des jeweiligen Parcours zurückgespult. Und weil alles angenehm offen angelegt ist, kann man auch mal eine alternative Route probieren.
Auf der Suche nach Antworten
Mit der Zeit sammelt man nicht einfach immer mehr Hinweise, die sich aus E-Mails, Botschaften auf Wänden, Usereinträgen oder mythologischen Fragmenten zusammensetzen – es ergeben sich mit der Stimme und dem Computer in Form des „Milton Library Assistant“ auch zwei erzählerische Ebenen, die scheinbar konkurrieren, was richtig neugierig macht. Auch deshalb, weil sie einen direkt ansprechen oder zum Interagieren auffordern: Die göttliche Stimme etwa warnt davor, den großen Turm zu betreten. Wenn man es dennoch tut, wird über die menschliche Neugier sinniert und wenn man den
Schade ist allerdings, dass es keine direkten Wechselbeziehung zwischen Story und Rätseln gibt, also keine verborgenen Hinweise in Texten, die man dann im Gelände nutzen könnte. Man muss den unheimlich interessanten, von Tom Jubert (Faster Than Light, The Swapper) entworfenen erzählerischen Hintergrund also nicht unbedingt durchschauen oder ergründen.
Die Macht der Steine
Man kann ganz ohne Philosophie einfach aktiv in den labyrinthischen Gärten knobeln. Und da warten im Hauptspiel über 100 Rätsel aller Art, die weit über ein dutzend Stunden beschäftigen. Das Prinzip ist auf den ersten Blick ganz einfach: Man muss die geschützten Steine sammeln, die mit ihren Formen an Tetris erinnern und wie Schlüssel funktionieren. Erst wenn man genug davon hat, kann man sie an Toren einsetzen, um sie in einem kleinen Puzzle so anzuordnen, dass sie es komplett ausfüllen. Dann öffnet sich der Weg dahinter. Schön ist die erwähnte Offenheit, so dass es kaum Sackgassen
Um diese auszuschalten kann man zu Beginn tragbare Lasergeräte einsetzen: Ihr Strahl deaktiviert z.B. die aggressiven Schweber und lässt Hindernisse verschwinden – allerdings sind sie nur einmal einsetzbar. Wie kann man denn dann mit nur zweien dieser Geräte drei blau glimmende Wände auflösen? Und wie soll man an drei dicht nebeneinander schwebenden Wachen vorbei, wo man doch nur ein Gerät hat, das eine einfrieren kann?
Kombination aus Logik & Physik
Die Abwechslung entsteht durch immer mehr Geräte und physikalische Möglichkeiten, die man freischalten kann. Neben den Lasergeräten kommen weitere Hilfsmittel, Energien, Schlüssel und auch blockierende oder manipulierende
Technisch und akustisch sollte man auch auf PlayStation 4 nicht zu viel erwarten: Obwohl die Kulisse ansehnlich ist und mit einigen architektonischen Hinguckern punktet, erreicht sie en detail nur solides Niveau - vor allem, wenn man sich dem Wasser oder Bäumen nähert. Auch die soliden Soundeffekte und die Musik fallen nicht mit besonderer Klasse auf.
Fazit
Ehre wem Ehre gebührt: Ich habe "The Talos Principle" schon letztes Jahr auf dem Rechner verschlungen und das Rätselspiel in rein englischer Lokalisierung mit satten 88% bewertet. Jetzt ist komplette deutsche Sprachausgabe dabei und vor allem die Erweiterung "Road to Gehenna" enthalten, die den Kopf nochmal so richtig zum Qualmen bringt. Zwar macht die Kulisse auf PlayStation 4 keine Sprünge, aber dieses Paket ist Platin wert. Freut euch auf anspruchsvolle Knobelei à la Portal und eine interessante Geschichte, die das Menschsein thematisiert. Das Spiel von Croteam macht nicht nur angesichts der vielfältigen Rätsel neugierig, die einem hinsichtlich Timing und Kombinationsgabe alles abverlangen. Auch aufgrund der Story rund um künstliche Intelligenz, die nicht nur zum Nach-, sondern zum Mitdenken angeregt: Das eigene Handeln wird kommentiert und man muss in philosophischen Fragen auch Stellung beziehen. Schade ist nur, dass die beiden hoch interessanten erzählerische Ebenen nicht noch besser in das Lösen der Aufgaben integriert wurden. Aber auch so wird man mit drei möglichen Enden sowie einem Sammelsurium an cleveren Logik- und Physikaufgaben über mehr als fünfzehn Stunden ausgezeichnet unterhalten.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Ehre wem Ehre gebührt: "The Talos Principle" war schon sehr gut - zusammen mit der Erweiterung "Road to Gehenna" ist das ein ausgezeichnetes Rätselabenteuer!
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