Teuflische Details
Es bleibt auch dabei, dass man hier deutlich mehr Freiheiten hat, was die Straßenführung (bis hin zu vielspurigen Einbahnstraßen) oder das unkomplizierte Anlegen der Bebauungszonen (bis hin zu einem Pinsel-Werkzeug) betrifft. Doch erst in der zweiten Ebene werden die Unterscheidungsmerkmale zu älteren Städteplanern deutlich. Nicht nur, dass man wie üblich die einzelnen Bebauungs-Bereiche in der Budgetplanung unterschiedlich besteuern kann. Natürlich kann man auch in der Planung bestimmten zivilen Dienstleistungen ein höheres Budget zuweisen, um so z.B. den einzelnen Polizeistationen mehr Streifenwagen zu ermöglichen. Doch wo andere Städteplaner sich spätestens jetzt zurücklehnen, gibt Skylines auch auf Konsole weiter Vollgas. Denn zusätzlich stellt man ein einfach zu bedienendes Tool zur Verfügung, um Stadtviertel zu markieren. Das wiederum kann man nutzen, um über Verordnungen weiter Einfluss auf das Stadtbild zu nehmen. So kann man auf Kosten des eigenen Kontos die Bürger animieren, Strom oder Wasser zu sparen, Nichtraucher-Verordnungen zu erlassen und sogar den Schwerverkehr im Viertel oder den Hochhausbau zu untersagen. Und das alles auf stadtweiter Ebene oder haarklein für jeden definierten Bezirk – klasse! Der Clou liegt hier im vorsichtigen Balancieren zwischen Steigerung des Steuereinkommens und Annehmlichkeiten für die Bürger. Vor allem in der Anfangsphase ist man ständig dabei, sein Konto im Auge zu behalten, während man abwägt, wo man eine Schule, einen Park oder eine Feuerwehrstation errichtet.
Um einen Verkehrskollaps zu vermeiden, ist auch die Planung des Nahverkehrs wichtig, die dank informativer Overlays erleichtert wird.
Und die Erfahrung, die Colossal Order seinerzeit mit dem Nahverkehrs-Aufbau Cities in Motion hatte, fließt in Skylines ein, sobald es an das Anlegen von öffentlichen Nahverkehrslinien geht: Sowohl Busse als auch U-Bahn- oder Zuglinien lassen sich komfortabel anlegen und helfen, um den vor allem mit Industriespezialisierungen wie Fokus auf Öl oder Erze aufkommenden Verkehrsknotenpunkten ein Schnippchen zu schlagen. Und wenn alle Stricke reißen sollten, kann man den Straßen mit entsprechendem Spielraum problemlos Upgrades verpassen. Später kann man auch noch Häfen bauen, um seine Rohstoffe oder Touristen besser transportieren zu können. Wie die Autobahnen führen auch Zuglinien aus der Karte heraus. Allerdings gibt es keinen aktiven Austausch zwischen dem eigenen und fremden Großräumen. Stattdessen werden nur passiv Waren und Touristen transportiert, die sich positiv auf die Einnahmen auswirken.
Es kommt doch auf die Größe an
Zuglinien kommt zudem im späteren Spielverlauf als innerstädtisches Verkehrsmittel eine erhöhte Bedeutung zu. Die Stadt besteht in der Anfangsphase zwar nur aus einem zwei mal zwei Quadratkilometer großen Gebiet. Doch werden entsprechende Meilensteine erreicht, kommen bis zu acht weitere Areale hinzu, so dass die Stadt schließlich weit über 30 Quadratkilometer groß ist und Einwohnerzahlen im Millionenbereich beherbergen kann. Im Vergleich zur Xbox-One-Version, die vermutlich erst auf der X-Konsole problemfrei laufen dürfte, hat die PlayStation 4 zumindest auf der Pro keine derben Schwierigkeiten mit der Bildrate. Das Kantenflimmern in der Entfernung hat aber auch hier weiterhin Bestand. Und es scheint, als ob Tantalus beim Rendern des Cursors übersehen hat, dass dieser scheinbar in einer Art „Interlaced-Version“ über den Bildschirm flimmert. Bewegt man die Auswahlmarkierung langsam, ist es kaum spürbar. Doch bereits bei normaler Scroll-Geschwindigkeit zieht man einen störenden „Geist“ hinter sich her, dessen Abstand zur eigentlichen Position größer wird, je weiter man herauszoomt - ärgerlich. Doch ungeachtet dessen hat man auch hier weiterhin größtmögliche Freiheit, denn die neun Gebiete kann man aus beinahe 30 zur Verfügung stehenden auf jeder der zehn Karten aussuchen. Dank der einfachen Bedienbarkeit sowie der ordentlichen Kulisse, die ihren Reiz nicht nur aus einem mordsmäßigen Zoom, sondern auch einem wunderbar passenden Modellbau-Artdesign zieht, findet man problemlos den Einstieg in den virtuellen Städtebau. Und mit
Die Metropolen sind ansehnlich - auch wenn sich die Gebäudetypen auf Dauer stark ähneln und es keine Editoren gibt.
ständigen Belohnungen oder einzigartigen Gebäuden, die man mitunter mit ganz besonderen Meilensteinen freischaltet (das Observatorium z.B. gibt es für 1000 verlassene Gebäude in der Stadt), hat man stets eine Mohrrübe vor der Nase, die einen zum Weiterspielen animiert.
Als ob es das bräuchte… Hier ist ein Gebiet, das dringend bebaut werden muss. Dort will ich unbedingt Stufe-5-Wolkenkratzer haben. An anderer Stelle ist die Bevölkerung nicht maximal zufrieden gestellt. Und das leichte Defizit in der Budgetplanung muss auch noch weg. Allerdings nicht, bevor ich den Autobahnzubringer fertig gestellt und eine neue Umgehung zum Industriegebiet eingeweiht habe. Solarstrom ist auch noch nicht in allen Bereichen verfügbar. Da zudem zahlreiche Overlays und zuschaltbare Statistiken Informationen darüber liefern, wo ich noch Nachholbedarf habe, findet man immer etwas zu tun. Und bevor man sich versieht, ist nicht nur eine halbe oder ganze Stunde ins Land gezogen, sondern der Abend fast vorbei. Auch, weil im Vergleich zur usprünglichen Xbox-Version hier die Möglichkeit eingebaut wurde, wie am PC die Spielgeschwindigkeit in drei Stufen anzupassen.