One Piece: Pirate Warriors 317.09.2015, Jens Bischoff

Im Test: Anime-Piraten entern die PS4

Mit One Piece: Pirate Warriors 3 (ab 11,00€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) entern Ruffy und seine Strohhutbande erstmals die PlayStation 4. Wir haben bei den Anime-Piraten von Koei Tecmo und Bandai Namco angeheuert und ihre Schlagkraft im Test auf die Probe gestellt.

Alles unter einem Hut

Zur PS4-Premiere bekommen One-Piece-Fans eine umfassende Kampagne, welche Ruffys Abenteuer von den Anfängen im Windmühlendorf bis nach Dress Rosa in der Neuen Welt behandelt, was vor allem Neueinsteiger freuen dürfte. In 22 spielbaren Episoden nimmt man so von der Befreiung Zorros bis hin zum Kampf gegen Don Quichotte de Flamingo an zahlreichen Schlüsselereignissen der Serie teil. Die sowohl in Text-, Manga- als auch Anime-Sequenzen geschilderte Reise wird zwar stilistisch vorbildlich inszeniert, kommt aber inhaltlich nicht ohne erhebliche Sprünge und Straffungen aus.

Unterm Strich geht die Rechnung, einen möglichst breit gefassten Gesamtüberblick zu vermitteln, aber durchaus auf. Auch das Charakteraufgebot kann sich mit knapp 40 spielbaren Figuren und knapp 30 auswählbaren Hilfscharakteren sehen lassen. Neben Urgesteinen wie Ruffy, Zorro, Nami und dem Rest der Strohhutbande warten auch Neuzugänge wie Doflamingo, Sabo oder Fujitora auf ihren Einsatz. Neben den später auch mit freier Charakterwahl spielbaren Story-Episoden, ist zudem ein Traummodus an Bord, wo man über zahlreiche Inseln verteilt zusätzliche Missionen bestreiten, Kopfgelder kassieren und weitere Charaktere freischalten kann.

Sammel- und Upgrade-Reize sind aber auch sonst gut vertreten. Neben dem Anhäufen von Gold und Erfahrung gibt es auch spezielle Münzen und individuelle Herausforderungen, mit denen man Charakterwerte und -fähigkeiten noch weiter ausbauen kann. Dafür gilt es während der Kampfeinsätze bestimmte Auflagen zu erfüllen und Ereignisse auszulösen, womit man sich auch noch weit über das Storyfinale hinaus beschäftigen kann.

Geballte Heldenkraft: Man metzelt sich in gewohnter Warriors-Manier durch Massen an Gegnern, um Energie für fulminante Team- und Spezialangriffe zu sammeln.
Zudem lassen sich die Verbindungen häufig zusammen eingesetzter Teamkameraden steigern, um noch mehr Extras zu erlangen. Angehäuftes Gold kann man übrigens nicht nur im spielinternen Shop ausgeben, sondern auch in Stufenaufstiege hinterherhinkender Charaktere investieren. Praktisch!

Schnörkellose Daueraction

Auf den Schlachtfeldern geht es in gewohnter Warriors-Manier zur Sache: Auf dem Weg zu Einsatzzielen wie bestimmten Orten, Gegnern oder Ereignissen pflügt man durch Horden geklonter Feinde, die sich kaum zur Wehr setzen und Spezialenergie sowie KO-Zähler in die Höhe schnellen lassen. Lediglich im Kampf gegen feindliche Anführer muss man je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad etwas mehr Sorgfalt walten lassen und hin und wieder einen Konter, ein Ausweichmanöver oder einen Spezialangriff ins Tastengehämmer einbauen, um Lebensenergie und Zeit für ein besseres Ranking zu schonen.

Zwar gibt es eine Reihe unterschiedlicher Kombos und Spezialmanöver für jeden Charakter, man braucht aber nur sehr wenige davon, was Fans unkomplizierter Hau-drauf-Action natürlich freuen, Kampfvirtuosen jedoch abschrecken wird. So lange man die sich hin und wieder auch mal spontan ändernden Missionsziele nicht aus den Augen verliert, gerät man eigentlich nie ins Hintertreffen. Vor allem das rechtzeitige Heilen angeschlagener KI-Mitstreiter sollte man nicht unterschätzen, auch wenn man sich dazu nur kurz in ihre Nähe begeben muss. Gelegentlich müssen aber auch andere Zeitlimits eingehalten, Fluchten verhindert, Stellungen verteidigt oder Verbündete sicher ans Ziel geleitet werden. Meistens geht es jedoch nur um das Erobern bestimmter Areale sowie Ausschalten gegnerischer Truppenführer.

Hin und wieder muss man wie in Dynasty Warriors und Co. auch gegen Handicaps wie Nebel oder Artilleriebeschuss ankämpfen, simple Toröffnungsmechanismen in Gang setzen oder charakterspezifische Talente nutzen. Aber mehr als hier und da mal ein Netz zu zerschneiden, ein Feuer zu löschen oder eine andere Barriere zu überwinden, ist das auch nicht. Sich spielerisch abhebende Bosskämpfe wie gegen Oz und de Flamingo hätte man übrigens ruhig öfter einbauen können. Im Vergleich zu anderen Warriors-Titeln gibt es aber ein angenehm breites Spektrum an Bossgegnern.

Schrei nach Hilfe

Optisch können sich selbst die Standardgegner sehen lassen. Gegnerdesign und Animationen sind überhaupt gut gelungen. Auch bei den Kampfeffekten hat man ein paar coole Sichtbehinderungen am Start. Level- und Kulissendesign wirken dagegen eher blass und unspektakulär. Bei wenig Platz hat auch die zu nah platzierte Schulterkamera trotz praktischer Zielfixierung immer wieder Schwierigkeiten die Übersicht aufrechtzuerhalten. Sichtweite und Bildrate geben hingegen nur selten Grund zur Kritik.

Auch die weitestgehend frei konfigurierbare Steuerung geht gut von der Hand und bietet trotzdem individuelle Besonderheiten. Wer will, kann sich auch in allen Spielmodi zu zweit kooperativ ans Werk machen - sowohl online als auch lokal via Splitscreen.

Charaktermodelle, Animationen und Kampfeffekte können sich sehen lassen. Level- und Kulissendesign bleiben hingegen blass und unspektakulär.
Um bei bestimmten Missionen rasch Schützenhilfe aus dem Internet zu erhalten, gibt es eine praktische Hilferufsfunktion, die an alle gerade nicht im Einsatz befindlichen Spieler ausgesendet wird, die dies im Optionsmenü bewilligt haben. So kann man einander jedenfalls schnell und unkompliziert helfen ohne extra in den Online-Modus wechseln zu müssen.

Online-Ranglisten sind ebenfalls mit von der Partie und auf den Sony-Systemen wird neben Remote-Play auch Cross-Play und Cross-Save unterstützt. Anime-Fans werden sich auch über die japanische Originaltonspur freuen. Eine englische oder gar deutsche Snychro ist zum Leidwesen jüngerer Spieler allerdings nicht an Bord. Auf deutsche Untertitel muss hingegen nicht verzichtet werden, auch wenn man für die zumindest während des Kampfgeschehens nicht immer Zeit hat.

Fazit

Die PS4-Premiere der Anime-Piraten um Monkey D. Ruffy bietet klassische Warriors-Action, wie man sie von Koei Tecmo kennt: Man metzelt sich durch Horden von Gegnern und bezwingt deren Anführer, um immer neue Charaktere freizuschalten und zu stärken. Zwischendurch ein durchaus kurzweiliges Vergnügen - vor allem zu zweit. Auf Dauer wird's allerdings auch im schrillen One-Piece-Kosmos, der eigentlich ganz gut mit der überzogenen Hau-drauf-Action harmoniert, etwas eintönig und mitunter unübersichtlich. Zudem wirken Level- und Kulissendesign im Vergleich zum Figurendesign recht blass und unspektakulär. An der aufgebotenen Charakterriege sowie den eingeflochtenen Sammel- und Upgrade-Reizen gibt's hingegen nicht viel auszusetzen. Auch die mit ihren Hilferufen für spontane Teambildungen sorgende Online-Anbindung weiß zu gefallen. Neulinge freuen sich zudem über ein Story-Kampagne von den Anfängen bis in die Episoden der Neuen Welt, deren Inszenierung trotz einiger Raffungen gelungenes Manga-Flair versprüht. Dazu trägt auch der japanische Originalton bei, wobei man gerade während des Kampfgeschehens gern auch eine Option auf englische oder gar deutsche Synchronstimmen gehabt hätte, um nicht immer auf die Untertitel schielen zu müssen.

Pro

üppige Charakterriege
gelungenes Manga-Flair
kurzweilige Hau-drauf-Action
gelungene Koop-Einsätze inkl. Hilferufe
motivierende Sammel- & Upgrade-Reize

Kontra

dröges Level
& Kulissendesign
auf Dauer eintöniger Spielverlauf
gelegentliche Übersichtsprobleme
ausschließlich japanische Vertonung

Wertung

PlayStation4

Kurzweilige Hau-drauf-Action in bewährter Warriors-Manier, die trotz spielerischer Abnutzungserscheinungen gut mit der Anime-Vorlage harmoniert.

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