Disney Infinity 3.0: Play Without Limits28.08.2015, Mathias Oertel
Disney Infinity 3.0: Play Without Limits

Im Test: Die Macht und die Spielzeugkiste

Es ist eine ebenso logische wie zwangsläufige Entwicklung: Nachdem Disney mit den bisherigen Infinity-Spielen einerseits die hauseigenen Stars und ein Jahr später die Marvel-Superhelden würdigte, nutzt man für Disney Infinity 3.0 die Star-Wars-Lizenz und springt auf den Hype-Zug auf, der natürlich mit Episode 7 zusammen hängt. Was die Kombination aus echtem Spielzeug und virtuellen Welten in die Waagschale wirft, um Titel wie Lego Dimensions oder Skylanders Superchargers in Schach zu halten, klärt der Test.

Zwangsläufige Entwicklung

Einige erinnern sich vielleicht noch an Foto-Montagen, die im Internet kursierten, nachdem Disney Lucasfilm übernommen hat. Ein Todesstern mit Micky-Maus-Ohren gehörte ebenso dazu wie Micky mit Darth-Vader-Maske und ähnliche Spielereien. Alles Zeichen dafür, dass die Star-Wars-Puristen die Sorge hatten, der Megakonzern würde nicht besonders fürsorglich mit dem SciFi-Kult umgehen. Mittlerweile fährt der Hype-Zug auf Volldampf. Mit J.J.Abrams am Ruder steigt die Vorfreude auf Episode 7. Und es wäre auch vollkommen unlogisch, wenn Disney Interactive dieses Jahr das steigende Star-Wars-Fieber nicht genutzt hätte, um Abenteuer mit Luke Skywalker, Boba Fett oder Meister Yoda zum Kern von Disney Infinity 3.0 zu machen - wie wir es im Test letztes Jahr bereits hofften.

Das im Startpaket enthaltene Set dreht sich um die Star-Wars-Episoden 1 bis 3 sowie die Klonkriege.
Dementsprechend bekommt man mit dem Starterset nicht nur die Infinity Base (von der Serien-Fans dann drei haben dürften), sondern auch noch die Figuren von Anakin Skywalker und Ahsoka Tano sowie den Spielwelt-Stein zu "Twilight of the Republic". Dieses Set erzählt eine Geschichte, die sich einerseits bei den Episoden 1 bis 3 bedient, andererseits aber auch viele Parallelen zur Clone-Wars-Serie herstellt. So spielt z.B. auch der Kopfgeldjäger Cad Bane eine wichtige Rolle. Doch Infinity 3.0 hat noch mehr mit Clone Wars gemeinsam: Das Artdesign orientiert sich auch leicht an dieser Vorlage und verbindet diese mit dem Spielzeugfiguren-Design, das Infinity seit der ersten Ausgabe kennzeichnet.

Eine neue Hoffnung – mal etwas anders

In der exklusiven Special Edition der PS4-Fassung ist neben Figuren von Luke Skywalker, Leia Organa und Boba Fett (!) zusätzlich noch das Spielset "Rise Against The Empire" enthalten, das sich um Geschehnisse der Episoden 4 bis 6 dreht. Puristen wird dabei sicherlich stören, dass sich die Autoren sowohl hier als auch bei Twilight of the Republic einige Freiheiten herausnehmen und die Geschichte immer wieder abändern.  Dabei wird die Story aber nicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt – das Ganze passiert respektvoll. So ist bei der Einstiegssequenz von Episode 4 Prinzessin Leia nicht allein, sondern wird bereits von den Robotern sowie Luke, Han Solo und Chewbacca begleitet, die entsprechend kommentieren oder eingreifen. Doch trotz dieser mitunter befremdlichen Dramaturgie wird die Essenz der Filme ebenso erfasst und für die jüngere Zielgruppe aufbereitet wie bestimmte Schlüsselszenen. Auch hier

"Rise Against The Empire" erzählt die Ereignisse aus Episode 4 bis 6 mit leichten Veränderungen.
muss man nicht auf den Ritt durch das Asteroidenfeld mit dem Millenium Falcon, den Angriff auf den Todesstern oder die Verteidigung der Basis auf Hoth samt AT-ATs verzichten. Nur alles ein bisschen anders. Rise Against The Empire wird übrigens im Oktober als separates Set (ohne Boba Fett) veröffentlicht und wird dann auch auf anderen Systemen zur Verfügung stehen.

Sehr gelungen ist die audiovisuelle Umsetzung der Lizenz. Zwar muss man sowohl im englischen Original als auch in der ordentlichen deutschen Lokalisierung auf Originalsprecher verzichten. Doch die Darsteller hinter dem Mikrofon liefern einen sauberen Job ab, was angesichts von Verpflichtungen wie z.B. Martin Keßler (u.a. Nicolas Cage) als Boba Fett nicht überrascht. Und im Englischen klingen viele sogar sehr ähnlich wie die Originale. Schade ist allerdings, dass die deutsche Tonabmischung immer wieder zu Aussetzern neigt. Die bekannten Kompositionen von John Williams sowie die krachenden Soundeffekte, angefangen von den markanten Tie-Fightern bis hin zu Lichtschwert und Laserfeuer, geben sich keine Blöße und sorgen vom Start weg für einen massiven Atmosphäre-Bonus. Doch die deutsche Sprachausgabe wird immer wieder unsauber und mit wechselnden Lautstärke-Pegeln darunter gemischt. Schade, denn in der englischen Version gibt es diese Probleme nicht.

Bekannte Variationen

Doch egal, in welchem Spielset man sich herumtreibt: Mechanisch bleibt sich Disney Infinity treu – im Guten wie im Schlechten. Man findet die bekannten Elemente aus Levelerforschung, Hüpfen und Kampf, die aber immerhin durch Flüge im All oder über die Planetenoberfläche abgerundet werden. Schade, dass es im Weltraum keine freie Routenwahl gibt - hier ist man "beinahe" auf Schienen unterwegs: Das Spiel leitet einen, man kann nur ausweichen, aber die Richtung nicht beeinflussen. Durch zahlreiche geskriptete Events, die man im Übrigen auch bei den Aufgaben "am Boden" zu sehen bekommt, wird die Spannung trotzdem hoch gehalten. Es gibt zahlreiche Missionen, die jedoch meist auf Hol- und Bringdienste sowie Kämpfe gegen die imperialen Truppen bzw. General Grievou'‘ Roboter oder Darth Mauls Handlanger hinauslaufen. Ausnahmen wie die Toy Story 3 entliehenen Aufgaben, in denen man z.B. auf Tatooine Gebäude bauen muss, die wiederum neue Missionen freischalten, finden sich zu selten. Auch die zahlreichen Herausforderungen, die man entweder solo oder mit einem zweiten Spieler in Angriff nehmen kann, sind bekannt: Checkpunkt-Rennen gehören z.B. dazu und auch die obligatorischen Jagden nach Bällen mit unterschiedlichen Punkte-Belohnungen unter Zeitdruck gehören zu dem, was man in Disney Infinity zu lieben und hassen gelernt hat.

Die Kämpfe werden wuchtig inszeniert, sind aber wie in den Vorgängern meist zu leicht.
Gegen das Designrecycling habe ich per se nicht viel einzuwenden, da die Elemente auch in den Vorgängern gut funktionierten. Die Kids, die schon mit Disney- oder Marvel-Helden durch die diversen Spielsets gezogen sind, finden sofort einen schnellen Einstieg, während Neulinge in der Infinity-Welt behutsam mit Tutorials an die wenigen Finessen der überschaubaren Steuerung herangeführt werden. Doch die Festlegung auf einen Schwierigkeitsgrad, der zwar unter dem Strich im Vergleich zu 2.0 etwas angestiegen, aber bis auf wenige Ausnahmen immer noch zu leicht ist, bleibt eine schlechte Entscheidung. Ich habe nichts gegen "kindgerechtes" Spiel – doch das muss nicht zwangsläufig "babyleicht" heißen. Ich spiele die Infinity-Spiele ebenso wie die Lego-Titel oder Skylanders auch mit den Kids zuhause. Und da kann ich immer wieder feststellen, dass auch diese gefordert und nicht ständig an die Hand genommen werden möchten. Durch die sehr stimmungsvolle Kulisse und die Akustik werden die Abenteuer zwar nicht schwerer, doch der daraus resultierende Atmosphäre-Bonus lässt mich ein ums andere Mal über das niedrig angesetzte Herausforderungsniveau hinweg sehen. An allen Ecken und Enden wimmelt es vor Leben. In Mos Eisley patrouillieren Stormtrooper, die Band spielt in der Cantina und überall stolpert man über die liebenswerten, an Lego Duplo erinnernden "Mini-Figuren", die mit einem reden oder Aufträge parat haben.

Gleichgültige Aufwertung

Die Gefechte im All werden als Rail-Shooter in Szene gesetzt.
Mit jedem aufgesammelten Goldfunken, die auch von in ihre Plastikteile zerlegten Feinden zurückgelassen werden, steigt die Erfahrungsleiste, die für jede Figur individuell geführt wird. Ist sie voll, steigt der Charakter eine Stufe auf und bekommt Fähigkeitenpunkte, die man investieren kann. Doch wie schon bei den Marvel-Helden ist es beinahe irrelevant, ob und in welche der zahlreichen Fähigkeiten und Charakter-Erweiterungen man investiert. Auf lange Sicht sind zwar Auswirkungen spürbar, wenn man z.B. die Kampfkraft steigert, Bonusfähigkeiten freischaltet oder die Lebensenergie erhöht. Doch es wirkt beliebig und einigermaßen erfahrene Spieler werden auch ohne eine einzige Punktinvestition Erfolge feiern können.

Aber: Selbst dieses Manko kann der Star-Wars-Bonus immer wieder kaschieren. Natürlich ärgere ich mich, wenn der Bosskampf als vermeintlicher Höhepunkt zu schnell und zu einfach beendet ist. Doch dann sehe ich wie auf Geonosis sowohl am Himmel als auch am Boden die Armeen um die Vorherrschaft kämpfen oder wie die Pendel-Raumschiffe am dicht beflogenen Himmel über Coruscant ihre Bahnen ziehen und der Ärger wird massiv eingedämmt. Und man darf dabei auch nicht vergessen, dass die meisten Lego-Spiele der letzten Jahre ebenfalls nicht mit Anforderungsprofil, sondern mit Spielspaß glänzten. Und in diesem Bereich muss sich Infinity 3.0 nicht verstecken.

Aufgewertete Toy Box

Die Spielsets sind allerdings nur die eine Seite der Disney-Infinity-Medaille. Die andere ist die so genannte Toybox. Was seinerzeit in Toy Story 3 als "kleiner" Zusatz-Spielmodus begann, ist in den letzten Jahren zu einem potenten Editor gereift, der in der aktuellen Version noch mehr Möglichkeiten zur Verfügung stellt, um Welten zu bauen. Noch mehr Optionen, um sie mit interaktiven Funktionen zu versehen. Mehr hier, mehr da, mehr von allem. Dabei bleibt allerdings wieder einmal die Übersicht auf der Strecke. Es gibt so viel zu tun, so viel zu verbauen, dass selbst das "Schnellmenü" nicht reicht, um alles adäquat zugänglich zu machen. Und sobald physikalische oder interaktive Abhängigkeiten („Was soll dieser Schalter an welcher Stelle bewirken?“) hinzukommen, sind jüngere Weltenbauer überfordert. Andererseits: Wenn man irgendwann mal herausgefunden hat, wie der Hase läuft und sich schließlich Buzz Lightyear und Boba Fett in einem futuristischen Fußball-Match duellieren, zaubert sich ein Lächeln auf die Lippen.

In der aufgewerteten Toybox kann man viel entdecken, Sidekicks engagieren und sämtliche vorhandenen Disney-Infinity-Figuren einsetzen.
Natürlich ist die Toybox mit allen bisher erschienenen Figuren und Münzen voll kompatibel und schaltet bei entsprechendem Einsatz neue Gegenstände frei, so dass man für frühere Investitionen belohnt wird. Sehr schön: Die Toybox-Kernwelt wurde nicht nur neu gestaltet, sondern bietet auch neue Spieloptionen und Abenteuer, die in Zukunft mit den ebenfalls ab Oktober erhältlichen Zusatzpacks "Toybox Takeover" sowie "Toybox Speedway" aufgerüstet werden können. Und ich meine damit nicht nur die Community-Kreationen, die schon in den Vorgängern für eine nicht zu unterschätzende Langlebigkeit gesorgt haben, für die man allerdings ein kostenloses Disney-Account anlegen muss. Es sind vor allem die bereits mitgelieferten Inhalte, die einen Abstecher in die Spielzeugkiste auch lohnenswert machen, wenn man nicht bauen will. Tutorials für die einzelnen Elemente (Rennen, Kampf, Jump&Run, Toybox-Bau) machen nur den Anfang. Denn hat man die erst einmal hinter sich gebracht, stehen einem Türen offen, hinter denen jeweils eine Hand voll mitunter (endlich!) knackiger Herausforderungen wartet. Diese zeigen zudem, was in der Spielzeugkiste mit etwas Fantasie und Einhaltung gewisser Limitationen möglich ist.  Diese sollen verhindern, dass die Abschnitte technische Grenzen sprengen und die Bildrate nachhaltig negativ beeinflussen, wie es noch letztes Jahr der Fall war. Zudem gibt es im "Toybox Hub" auch viel zu entdecken, man wird dauernd angegriffen und mit den "Heldendaten" warten Langzeit-Herausforderungen auf Bewältigung.

Der Super-Sidekick und das Domizil

Als kreatives Werkzeug bietet die Spielzeugkiste unheimlich viele Möglichkeiten.
Wie schon im Vorgänger kann man auch so genannte Sidekicks anheuern. Mini-NPCs, die einen auf den Abenteuern begleiten. Doch sie sind nicht nur Mitläufer. Man kann sie mit Gegenständen ausstatten, wobei sie je nach Ausrüstung andere Aufgaben übernehmen. Mit einer Waffe helfen sie bei Angriffen, mit bestimmten Helmen kann man sie als "Bombe" auf die Gegner werfen. Gibt man ihnen jedoch einen Zauberstab in die Hand, kann man ihnen in der Toybox Baubefehle geben und dann zuschauen, wie sie ein ansehnliches Gebiet aus dem Boden stampfen, das man natürlich auch nachträglich modifizieren kann. Der Baustil ist dabei abhängig vom gewählten Zauberstab, während bestimmte Helme wiederum die Boden- und Himmelstexturen beeinflussen.

Zudem kann man über Aktionen und Geschenke die rudimentären Fähigkeiten bzw. den Freundschaftsgrad der Figur beeinflussen, so dass man zumindest in Ansätzen eine Art Beziehung zu dem virtuellen Freund aufbaut, der mehr ist als nur ein Haustier. Selbstverständlich gibt es auch wieder die Option, eine eigene Immobilie einzurichten, wobei auch hier nur der eigenen Fantasie sowie gewissen technischen Beschränkungen Grenzen gesetzt werden. Sprich: Man kann auch nach Abschluss der jeweiligen Spielsets viel Zeit mit Disney Infinity 3.0 verbringen.

Aktualisierung vom 3. September 2015

Die Xbox-One-Version: "Sind wir bald da?"

Mittlerweile konnten wir nicht nur einen ausgedehnten Blick auf die Version für Xbox One werfen, sondern auch Zeit mit dem ebenfalls zum Start erhältlichen Playset zum Film "Alles steht Kopf" (Inside Out) sowie der im Oktober erscheinenden Erweiterung "Toybox Takeover" verbringen. Einziger nennenswerter Unterschied der Fassung für die Microsoft-Konsole sind die im Vergleich zur PS4 höheren Ladezeiten. Hinsichtlich Bildrate, aber auch in Bezug auf die mitunter unsaubere deutsche Tonabmischung gibt es keinerlei Differenzen. Doch die spürbar längeren Wartepausen könnten bei der angepeilten Zielgruppe durchaus hin und wieder für Ungeduld sorgen - vor allem, wenn sie bei einem Freund/einer Freundin mit PS4 gesehen haben, dass es durchaus schneller gehen kann.  

Playset zu Alles steht Kopf: Erfrischendes Jump&Run

"Alles steht Kopf" lädt zu einem unterhaltsamen Jump&Run-Abenteuer ein.
Nachdem die Star-Wars-Abenteuer sich stark an den Filmen entlang hangeln, geht man bei dem Playset zum Pixar-Film „Alles steht Kopf“ einen anderen Weg. Statt eines Action-Adventures wie die Ausflüge des Skywalker-Clans, wird das vom Film losgelöste Abenteuer als Jump&Run mit statischer Kamera präsentiert. Dabei wechselt die Perspektive aber immer wieder: In einem Abschnitt hüpft man in die dritte Dimension hinein, bei anderen wiederum wird das Geschehen ganz klassisch als seitwärts scrollendes 2D-Springen dargestellt, das von Minispielen wie einer Match-3-Variante ergänzt wird. Neben den Community-Kreationen ist dieses Playset ein sehr gutes Beispiel dafür, wie facettenreich Disney Infinity mit entsprechender Kreativität genutzt werden kann.

Ebenfalls gut: Alles steht Kopf ist für ein Infinity-Set erstaunlich anspruchsvoll. Die Abschnitte sind mitunter stark verschachtelt, das Zeitlimit für eine Bestwertung ist angenehm knapp, so dass man sich gewaltig anstrengen muss, wenn man alle Ziele, alle Schalterrätsel und alle Geheimnisse im ersten Durchlauf lösen möchte. Sehr schön: Man spielt mit den fünf bekannten Figuren, muss aber nicht zwangsläufig alle besitzen. Freude und Wut werden mit dem Spielstein im Set geliefert, die anderen drei kann man bei bestimmten Figuren als "Kostüm" auswählen und temporär deren Spezialfähigkeiten nutzen, auf die die Abschnitte oder bestimmte Geheimnisse abgestimmt wurden.

Trotz des Star-Wars-Hypes und der zweifellos gelungenen Atmosphäre, die bei "Alles im Kopf" nicht derart hoch ist, bevorzuge ich das auch hinsichtlich des Leveldesigns ab und zu an LittleBig Planet erinnernde Hüpf-Abenteuer gegenüber den Ausflügen auf Tattoine, Hoth, Coruscant & Co.

Die übernommene Spielzeugkiste

Im Toybox Takeover werden alle Figuren und Playsets zu einem unterhaltsamen Action-Adventure gemischt.
Mit dem so genannten "Toybox Takeover" bewegt sich Disney Infinity abermals in eine interessante Richtung und wird im Oktober erstmals eine Art Add-On ohne jegliche Lizenzvorgaben oder -Beschränkungen nachreichen. In der Packung  findet sich nur ein flacher Spielstein, der ähnlich der anderen Abenteuer-Sets auf der Infinity Base platziert wird. Startet man das Abenteuer, wird man von einer leider niedrig aufgelösten Filmsequenz begrüßt, die einen kurzen Abriss über die Aufgabe gibt: Die Disney-Helden haben sich alle zu einer gemeinsamen Party getroffen, als Syndrome (der Antagonist aus The Incredibles) per Zufall an einen Zauberstab zur Manipulation der Spielzugkiste gerät. Er stellt natürlich die gesamte Welt auf den Kopf und der Spieler kann mit jeder ihm zur Verfügung stehenden Figur versuchen, die Ordnung in der Toybox wieder herzustellen. Dazu reist man mit seinen Figuren aus isometrischer Sicht durch die verschiedenen bekannten Spielwelten. Die Kamera lässt sich zwar drehen, aber weder zoomen noch anderweitig verschieben. Damit erinnert der Takeover leicht an einschlägige Action-Rollenspiele.

Der Toybox Speedway mit seinem an Mario Kart angelehnten Ansatz dürfte Disney Infinity ebenfalls gut zu Gesicht stehen.
"Action" ist hier ohnehin der Fokus: Das Gegneraufkommen ist deutlich höher als bei den Lizenz-Sets und bereits auf dem zweiten von vier Schwierigkeitsgraden wird man von der unbarmherzig auf einen zustürmenden KI ordentlich unter Druck gesetzt. Und selbstverständlich muss man sich bei den Bossen auch anstrengen. Abgefedert wird dies durch die mit Abkühlzeit versehene Heilfähigkeit des Sidekicks. Und natürlich durch die Möglichkeit, sich auch hier einen zweiten Spieler zu schnappen, alle Figuren aus dem Schrank zu holen und Syndrome und seinen Schergen den Kampf anzusagen. Iron Man kämpft zusammen mit Boba Fett? Micky Maus verbündet sich mit Leia Organa? Yoda unterstützt Mike Wachowsky (Monsters University)? Alles ist möglich und wird auch von den Level- bzw. Gegner-Zusammenstellungen auf eine neue gleichermaßen absurde wie unterhaltsame Ebene geführt. In der ersten Welt (Fluch der Karibik) ist alles noch weitgehend normal: Man kämpft gegen Davy Jones' Piraten, bevor man ihm schließlich selbst gegenübersteht. Doch ab dann regiert der Wahnsinn. Man ist in Jack Skellingtons Welt von "Nightmare before Christmas" unterwegs und lässt seine Angriffe auf Star-Wars’sche Kampfroiden niederprasseln, während im Hintergrund die Melodie von "This is Helloween" ertönt - absurd und herrlich anders. Wie auch die Frozen-Trolle, die sich mit der Riesenkrake einen Abschnitt teilen. Level und Figuren werden scheinbar wahllos zusammengeschmissen und sorgen so für ein ebenfalls unterhaltsames Erlebnis. Ich bin gespannt, was Disney für das ebenfalls noch für dieses Jahr geplante „Toybox Speedway“ für Überraschungen in petto hat.

Fazit

Muss man unbedingt Fan von Star Wars sein, um Spaß mit Disney Infinity 3.0 zu haben? Nicht zwangsläufig, aber es hilft ungemein. Denn mit der wuchtigen Atmosphäre, die durch den Einsatz von Original-Musik sowie -Soundeffekten und guten Sprechern im Zusammenspiel mit der comichaften, aber detailreichen Kulisse aufgebaut wird, lassen sich einige Mankos leichter verschmerzen. Dass die Geschichten zugunsten einer homogeneren Koop-Erfahrung umgeschrieben wurde, wird Star-Wars-Puristen zwar auf die Palme bringen, hat mich aber nicht so sehr gestört wie die schlechte Tonabmischung der deutschen Sprecher oder der über weiter Strecken immer noch zu niedrige Schwierigkeitsgrad. Der liegt zwar etwas höher als bei den Marvel-Helden des letzten Jahres, doch bedingt durch das weiterhin redundante Missionsdesign, das zu sehr auf Hol-und-Bringdienste in verschiedenen Variationen sowie Kampf setzt, werden auch jüngere Spieler selten gefordert. Immerhin: Die Auseinandersetzungen werden sowohl am Boden als auch in der Luft und im All gekonnt inszeniert. Der geheime Star von Infinity 3.0 ist ohnehin wieder die Spielzeugkiste, die auch nach Abschluss der Playset-Kampagne(n) immer wieder ans Pad lockt. Der Editor ist mächtiger als je zuvor, wobei jüngere Weltenbauer angesichts der zur Verfügung stehenden Optionen und möglichen Interaktionen überfordert werden. Doch auf die warten in der Toybox auch noch weitere Herausforderungen, zahlreiche Geheimnisse, ein eigenes kleines Domizil sowie ein liebenswerter Sidekick, der einen im Kampf und beim Bau unterstützt. Disney Infinity 3.0 ist in nahezu jeder Hinsicht ein ordentlicher Fortschritt im Vergleich zum letzten Jahr und trotz der Probleme mit dem Schwierigkeitsgrad gelungene Unterhaltung für die ganze Familie.


[Anm. d. Red.: Zum Test stand die Special Edition für PS4 mit den beiden Star-Wars-Playsets zur Verfügung. Die Wertung bezieht sich nur auf das Starter-Set mit zwei Figuren sowie der Spielwelt „Twilight Of The Republic“. Die Wertung für die Xbox-One-Version sowie Eindrücke des Playsets „Alles im Kopf (Inside Out) werden zeitnah nachgereicht.]

Pro

Figuren sind cool designt und hochwertig verarbeitet
haufenweise Missionen...
Weltraumkämpfe werden klasse inszeniert...
jede Figur mit eigenem Fähigkeitenbaum...
sehr gute Star-Wars-Atmosphäre
Original-Musik und -Soundeffekte
Gefechte werden ansehnlich inszeniert
stimmungsvolle Kulisse mit Anleihen bei der Clone-Wars-Serie
ordentliche Lokalisierung
mächtiger Editor (Toybox)
viel zu entdecken (Toybox)
sehr gute Tutorials (Toybox)
Herausforderungen, die den Namen verdienen (Toybox)
"alte" Figuren und Bonusmünzen können verwendet werden (Toybox)
Sidekick als Kampf- und Bauhilfe sowie als virtueller Freund (Toybox)

Kontra

niedrig angesetzter Schwierigkeitsgrad
... die allerdings zu häufig nur "Hol-und-Bring" bzw. Kämpfe bieten
... laufen allerdings auf Schienen ab
... die jedoch kaum Einfluss auf das Spielgefühl haben
Story der Filme und Clone Wars wurde modifiziert (betrifft auch Playset "Rise Against The Empire")
deutsche Sprachausgabe unsauber abgemischt
Editor nicht immer einfach zu bedienen (Toybox)
höhere Ladezeiten (One)

Wertung

PlayStation4

Die Star-Wars-Spielsets bieten solide Unterhaltung mit klasse Atmosphäre. Der Star ist aber die Spielzugkiste mit ihrem mächtigen Editor.

XboxOne

Die Star-Wars-Spielsets bieten solide Unterhaltung mit klasse Atmosphäre. Der Star ist aber die Spielzugkiste mit ihrem mächtigen Editor. Im Vergleich muss man auf der One mit höheren Ladezeiten vorlieb nehmen.

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