Uncharted: The Nathan Drake Collection01.10.2015, Michael Krosta

Im Test: Famose Abenteuer-Trilogie

Seinen vorzeitigen Abschied in Uncharted 4: A Thief's End wird Nathan Drake dank der Verschiebung auf März 2016 noch etwas hinauszögern. Wer die Wartezeit sinnvoll überbrücken und sich auf das Finale einstimmen möchte, kann die ersten drei PS3-Abenteuer des sympathischen Draufgängers jetzt in überarbeiteter Form auf der PlayStation 4 erleben. Wir haben uns angeschaut, ob und wie die Trilogie technisch aufgepeppt wurde...

Neuer Glanz?

Eins gleich vorweg: Zu viel sollte man von der kleinen Schönheitskur nicht erwarten, die von Bluepoint Games verwirklicht wurde – also dem Studio, das bereits für andere gelungene Remaster wie die Metal Gear Solid HD Collection verantwortlich zeichnet. Denn schon auf der PS3 begeisterten die drei Action-Adventures mit einer überragende Technik, welche das Potenzial der Hardware immer weiter an ihr Limit geführt hat, da Naughty Dog sich mit jeder Fortsetzung steigern konnte. Den größten Fortschritt erkennt man ohne Zweifel an Uncharted: Drakes Schicksal, also dem ersten Teil, der ursprünglich 2007 veröffentlicht wurde und als einziges Spiel der Reihe hierzulande mit einem deutschen Untertitel versehen wurde. Sofort fallen die neuen Figurenmodelle angenehm auf, wirken Drake & Co im PS3-Original doch mittlerweile etwas angestaubt und befinden sich nach der Frischzellenkur jetzt etwa auf dem Niveau des dritten Teils. Auch im zweiten Teil merkt man, dass nochmal Hand angelegt wurde, denn u.a. wurde das unnatürliche Schimmern in den Augen eliminiert.

Die Szenen haben nichts von ihrer Dramatik und visuellen Wucht eingebüßt - ganz im Gegenteil!
Darüber hinaus profitiert der Erstling am meisten von der hochgeschraubten Bildrate, den höher aufgelösten Texturen und der verbesserten Beleuchtung. Im Original ging die Darstellung angesichts der üppigen Dschungel-Kulissen schon mal in die Knie oder verzichtete auf die vertikale Synchronisation, um die letzten Performance-Reserven anzapfen zu können. Hier erfreut sich das Auge dagegen überwiegend an flüssigen 60 Bildern pro Sekunde und von Tearing ist keine Spur mehr zu sehen – wohl aber von mitunter sehr krassen Pop-ups, die vornehmlich in abgelegenen Bereichen die Suche nach versteckten Schätzen stören. Generell ist die Weitsicht jedoch höher als in den Originalen, dazu gesellen sich die aufgebohrten Effekte, wenn man seinen Blick z.B. auf die weicheren Schatten, die sanften Lichtstrahlen oder das schickere Wasser richtet. Außerdem verzückt das Bild mit einer hervorragenden Kantenglättung, auch wenn es hier und da mal ein wenig flimmert. Allerdings kommt es nicht nur im ersten, sondern allen drei Teilen hin und wieder zu kleinen Einbrüchen der Bildrate – diese Mikro-Ruckler fallen im Rahmen der ansonsten butterweichen Darstellung zwar auf, sind aber nicht dramatisch, zumal der angekündigte Day-One-Patch in dieser Hinsicht noch die letzten Problemchen beseitigen könnte, zu denen auch vereinzelte Bugs zählen, bei denen sich Drake u.a. weigerte, das gestrandete U-Boot zu betreten und stattdessen in einem fehlerhaften Texturchaos versank – hier half dann nur das manuelle Laden des letzten Kontrollpunkts.

Bewegungsunschärfe nach Maß

Wasser, Schatten, Texturen, Bildrate: Die Technik wurde spürbar modernisiert.
Der Einsatz von Bewegungsunschärfe ist oft Geschmackssache. Das dachte man sich auch bei Bluepoint Games und gibt dem Spieler deshalb nicht nur einen Ein- und Ausschalter, sondern lässt ihn sogar festlegen, in welchem Ausmaß der Effekt angewendet werden soll. Nur bei Objekten? Oder auch zusammen mit einem Motion Blur der Kamera? Ihr habt es selbst in der Hand – sehr vorbildlich! Auch die Audio-Einstellung lassen keine Wünsche offen: Zum einen ist es komfortabel, die gewünschte Sprache samt Untertitel schon aus dem Spiel heraus auswählen zu können. Zum anderen werden diverse Konfigurationen vom TV-Lautsprecher bis zum Heimkino angeboten, wobei man selbst die Winkel-Ausrichtung und Positionen all seiner Lautsprecher ins Spiel übertragen sowie den Dynamikumfang festlegen kann, um ein optimales Klangerlebnis zu gewährleisten. Leider erweist sich die Abmischung immer noch als Dämpfer – zumindest, was die deutsche Tonspur angeht. Im Gegensatz zum Remaster von God of War 3 hat es Sony hier leider versäumt, die Lautstärke der Dialoge zu überarbeiten und so sind die Stimmen in manchen Szenen immer noch deutlich zu leise oder schwanken stark. Nicht nur deshalb würde ich dem englischen Original mit den fantastischen Sprechern rund um Nolan North weiterhin den Vorzug geben.      

Optimierte Steuerung

Bluepoint Games hat nicht nur an der Grafik Hand angelegt, sondern auch die Steuerung optimiert. Auch hier spürt man die Verbesserungen bei der Spiel- und Zielmechanik vor allem im ersten Teil, in dem sämtliche Aktionen fixer und präziser von der Hand gehen. Die Shooter-Steuerung ist zwar immer noch nicht perfekt und mitunter etwas hakelig, fühlt sich aber insgesamt runder an als zuvor.     

Fast schon obligatorisch: Sony stattet auch die Collection mit dem Fotomodus aus, der wie immer die üblichen Objektiv-Einstellungen, diverse Filter und Rahmenoptionen bietet, mit denen sich Fotografen austoben können. Angesichts der attraktiven Schauplätze wie Borneo, das imposante Dorf im Himalaya oder die Rub' al Khali Wüste findet man auch mehr als genug lohnenswerte Motive innerhalb der Trilogie.

Beta statt Mehrspieler-Modus   

Nathan Drake gibt auch auf der PS4 vollen Einsatz!
Wiesen die PS3-Originale ab dem zweiten Teil auch eine Mehrspielerkomponente auf, bekommt man im Rahmen der Collection lediglich Zugriff auf die bevorstehende Beta rund um die Online-Gefechte in Uncharted 4. Kein großer Verlust: Zwar waren die Reibereien über das PSN für zwischendurch ganz spaßig, aber die wahre Faszination von Uncharted ging eben schon immer von der Kampagne mit ihrer cineastischen Inszenierung, der Story und den tollen Charakteren aus. In Form von optionalen Online-Statistiken bringt man jetzt aber auch dort eine asynchrone Mehrspieler-Komponente ein, die zudem von einem neuen Speedrun-Modus umrahmt wird.

Die 3D-Funktion wurde ebenfalls gestrichen, während Uncharted 3: Drake's Deception auf der PS3 als einziger Titel innerhalb der Reihe die stereoskopische 3D-Darstellung unterstützte – zu Lasten der Bildrate. Persönlich hätte ich es schon alleine aufgrund der besseren Performance ganz gerne gesehen, wie sich 3D-Varianten aller drei Spiele auf der PS4 schlagen würden. Aber da der Trend zumindest im Spielebereich abgeflaut ist, kann ich den Verzicht auf eine 3D-Unterstützung durchaus nachvollziehen.

Fazit

Uncharted zählt zu meinen absoluten Lieblingsserien! Für mich fängt kein anderes Action-Adventure das klassische Flair von Indiana Jones so überzeugend ein. Die aufregenden Abenteuer von Nathan Drake überzeugen mit gelungenen Tempowechseln, der kinoreifen Inszenierung, abwechslungsreichen Schauplätzen und sympathischen Charakteren. Ich bin froh, dass Bluepoint Games einmal mehr sehr gute Arbeit beim Remastering geleistet hat, die sich vor allem beim ersten Teil widerspiegelt, der im Rahmen der Nathan Drake Collection in einem ganz neuen Licht erstrahlt. Trotzdem markiert Uncharted 2: Among Thiefs mit seinen vielen denkwürdigen Momenten für mich immer noch den Höhepunkt der Reihe, während der dritten Episode vor allem gegen Ende merklich die Luft ausging. In diesem Zusammenhang ist es schade, dass es nicht auch der großartige Vita-Ableger Uncharted: Golden Abyss in die Sammlung geschafft hat, das ich sehr gerne am großen Bildschirm erleben würde und einige Spieler der Hauptreihe vielleicht noch gar nicht kennen. Denn obwohl die Trilogie technisch ordentlich aufgepeppt wurde, würde ich mir die Anschaffung als Besitzer der PS3-Originale vermutlich zwei Mal überlegen. Wer Uncharted dagegen bisher verpasst hat, bekommt hier eine exzellente Sammlung mit erstklassigen Blockbuster-Qualitäten, die bereits auf der PS3 Maßstäbe gesetzt hat und auch auf der PS4 zum Besten gehört, was man für Sonys aktuelle Konsole bekommen kann.

Einschätzung: sehr gut     

Wertung

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