Im Test: Frauenpower gegen Street Fighter & Co
Nitro-was?
Wenn ihr ein Fan der so genannten "Visual Novels" seid, könnte euch die im Jahr 2000 gegründete Firma Nitro+ ein Begriff sein. Ich allerdings habe bislang einen weiten Bogen um diese Form der interaktiven Unterhaltung gemacht und dementsprechend keine Ahnung, wer die 14 Figuren sind, die hier in klassischer Beat-em-up-Manier aufeinander losgehen. Naja, zumindest zwölf davon kenne ich nicht, denn die beiden Gastkämpfer Homura (aus Senran Kagura) und Aino Heart (aus Arcana Heart) sind mir ein Begriff, müssen hier aber erst freigeschaltet werden. Dass Heart dabei ist, ergibt Sinn, wenn man bedenkt, dass als Entwickler Examu engagiert wurde - die Macher von Arcana Heart. Und nach längerem Überlegen ist mir auch das verbindende Merkmal von Senran Kagura und Nitroplus Blasterz aufgefallen: das als Publisher von beiden Titeln auftretende Marvelous.
Spannende Duelle
Mechanisch ist ihnen dies auf jeden Fall gelungen. Die Kollisionsabfrage funktioniert gut. Die Aktionen der vier Angriffsknöpfe, die sich nach Stärkeunterscheiden und nicht nach verwendetem Körperteil wie z.B. in Street Fighter, werden schnell umgesetzt, auch Block- und Ausweichmanöver werden . Zusammen mit den bekannten Digi-Bewegungen (Halbkreis, Viertelkreis, "Z") können die Attacken modifiziert sowie zu nett anzuschauenden Kombos verbunden werden. Spezialbewegungen und
Obwohl Sonderattacken effektvoll inszeniert werden und im Falle der Lethal Blazes mit Zeichentricksequenzen eingeleitet werden und der gewählte Anime-Stil einen homogenen Eindruck hinterlässt, bleibt die Kulisse oberflächlich - vor allem, wenn man sie mit den ähnlich gelagerten Prüglern von ArcSystem vergleicht. Die Animationen sind hier abseits der mitunter etwas stark wippenden sekundären Geschlechtsmerkmale der Kämpferinnen nicht so filigran wie z.B. bei BlazBlue. Noch schlimmer hat es die Hintergründe getroffen. Zwar wird hier in mehreren Ebenen gescrollt, doch irgendwelche Animationen, die die saubere, aber nurmehr zweckmäßige Kulisse veredeln könnten, sucht man vergebens. Keine Figuren, die im Hintergrund irgendeiner Arbeit nachgehen. Keinerlei Bewegung, die einem den Eindruck vermittelt, als ob man in einer lebendigen Welt kämpft. Selbst bei Arenen, in denen sich mit einer riesigen Turmuhr oder einem Zeppelin nahezu aufdrängen, um animiert zu werden, gibt es nur langweilige Statik zu sehen. Die Akustik mit ihrer japanischen Sprachausgabe, die von ordentlich zusammengestellten J-Rock untermalt wird, hinterlässt dagegen einen guten und äußerst stimmigen Eindruck.
Spartanisch
Der Online-Modus macht ebenfalls Probleme. Bereits zum US-Start im Februar ging fast gar nix. Und jetzt, ein paar Wochen später, ist die Situation nicht besser. Dass nur wenige Spieler online zur Verfügung stehen, ist das eine. Dass man sich aber mit den paar Spielern nicht verbinden kann und ungeachtet der Einstellungen partout nicht den Raum betreten kann, ist ärgerlich. Und da ist es egal, ob ich nur zum Spaß oder in der Rangliste versuche, einen Kontrahenten zu finden. Immerhin: Die Duelle auf dem heimischen Sofa funktionieren gut - alles andere wäre auch ein Todesurteil.
Fazit
Wer von Capcoms Veröffentlichungspolitik zu Street Fighter 5 genervt ist und aus Trotz einen alternativen Prügler sucht, wird früher oder später über Nitroplus Blasterz stolpern. Doch obwohl sowohl Kampfmechanik als auch Modi-Auswahl für Solisten mindestens solide sind, wird man auch hier nicht lange glücklich. Vor allem auch, da ArcSystem mit dem etwas sechs Monate alten BlazBlue Continuum Shift Extend in jedem Bereich die Nase vorn hat: Die Kulisse ist dort filigraner als hier, die Akustik ist trotz des hier eingesetzten J-Rock bei den Blasterz zu uneinheitlich - sogar in der Kernkompetenz von Nitroplus, der Visual Novel, ziehen die Heldinnen den Kürzeren. Denn selbst der Modus "Another Story" reicht hinsichtlich Dramaturgie und Inszenierung nicht an das heran, was BlazBlue oder auch Persona 4 Arena auffahren. Und der Online-Modus ist in dieser Form unbrauchbar. Heroines Infinite Duel ist eines dieser ominösen Spiele, die man durchaus mal einwerfen kann, aber die auch keiner vermissen würde, wenn es sie nicht gäbe - biederer Durchschnitt eben.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Solider Prügler, bei dem geringer Umfang und ein weitgehend unbrauchbarer Online-Modus einem eingängigen Kampfsystem gegenüberstehen.
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